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5.1

Tiere und Haltung 5.1.1

Während der Versuchsphase wurde zur besseren Durchführung eines Wurfausgleiches und somit zur Senkung der perinatalen Saugferkelverluste eine Geburtseinleitung der Sauen am 115. Trächtigkeitstag durchgeführt. Wenn nicht schon bereits im Rahmen der Geburtseinleitung geschehen, wurden den Sauen nach der Geburt des ersten Ferkels zudem 70 μg Carbetocin (Depotocin®, Veyx-Pharma GmbH, Schwarzenborn) intramuskulär zur Unterstützung der Wehentätigkeit appliziert. Dies betraf in der Kontroll- und Rohfasergruppe 1 insgesamt 77,8 % bzw. 91,7 % und in der Kontroll- und Rohfasergruppe 2 61,5 % bzw. 66,7 % der Tiere.

Da das synthetische Oxytocinanalogon Carbetocin zu einer Förderung der Uteruskontraktionen führt (CORT et al. 1979), kann nicht ausgeschlossen werden, dass durch den Einsatz diese Präparates die Geburtslänge und das Geburtsintervall in dieser Studie beeinflusst worden sein könnte. Andererseits wurde in den letzten Jahren von

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unterschiedlichen Effekten des Carbetocins in der genannten Dosierung im Hinblick auf eine Beeinflussung des Geburtsvorganges berichtet: So war in einer Studie von ZAREMBA et al. (2015) lediglich die gesamte Geburtsdauer verkürzt, das Geburtsintervall zwischen den einzelnen Ferkel jedoch unbeeinflusst. HÜHN et al. (2004) wiederrum konnten keinen Unterschied in der gesamten Geburtsdauer, wohl aber im zeitlichen Abstand zwischen der Geburt der Ferkeln feststellen. STRAMPRAAD (2015) hingegen beobachtete weder einen Effekt des Carbetocins auf die gesamte Geburtsdauer, noch auf das Geburtsintervall zwischen 2 Ferkeln.

Trotz der Geburtseinleitung am 115. Trächtigkeitstag variierten der Geburtstermin und somit auch die anschließende Laktationsperiode zwischen den einzelnen Sauen um wenige Tage (zwischen 33 und 37 Tage Säugezeit). Eine Sau der Kontrollgruppe ferkelte bereits 4 Tage vor dem errechneten Geburtstermin, sodass der geplante Probeentnahmezeitpunkt am Tag -2 entfallen musste.

Wöchentlich durchgeführte Untersuchungen fanden jeweils an festen Wochentagen statt.

Aus diesem Grund bestand in der Woche nach der Geburt ein unterschiedlich langer zeitlicher Abstand zwischen der Geburt und den Messungen (insbesondere der zweiten Wiegung der Ferkel). Durch Division der ermittelten Körpergewichte der Ferkel mit der Anzahl der Tage der jeweiligen Laktationswoche wurde den unterschiedlich langen Zeiträumen der ersten Laktationswoche bei der Ermittlung der Ferkelzunahmen pro Tag Rechnung getragen.

Aufgrund der hohen Anzahl lebend geborener Ferkel konnte auf einen Wurfausgleich und einer Bildung von Ammen aus Gründen des Tierschutzes nicht verzichtet werden. Da die Sauen in einem 2-wöchigen Rhythmus abferkelten und eine Säugezeit von 5 Wochen eingehalten wurde, konnten die in den Versuchen einbezogenen Sauen nicht von der Ammenbildung ausgeschlossen werden. Hierzu wurden die schwersten Ferkel eines jeweiligen Wurfes von der Muttersau an eine andere Sau versetzt, deren Ferkel bereits früher als nach der 5-wöchigen Säugezeit abgesetzt worden waren. Dadurch, dass ein Großteil der Ferkel bei der eigenen Mutter verblieb und nicht alle Ferkel dem Gewicht nach aufgeteilt wurden, wurde nach dem Wurfausgleich kein einheitliches Durchschnittsgewicht der verbliebenen Ferkel eines Wurfes erreicht, was – aufgrund der höheren Anzahl

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geborener Ferkel in der ad-libitum-Gruppe – zu einem signifikant geringeren mittleren Körpergewicht der Ferkel in dieser Gruppe nach Wurfausgleich führte (vgl. Kapitel 4.3.9).

Vor dem Hintergrund, dass das Geburtsgewicht den größten Einfluss auf die Überlebensrate der Ferkel ausübt (MILLIGAN et al. 2002; MUNS et al. 2016) und zudem leichte Ferkel niedrigere Tageszunahmen und deswegen geringere Gewichte zum Zeitpunkt des Absetzens aufweisen (GONDRET et al. 2005; ANDERSEN et al. 2011), könnte dieser Umstand zu einem Nachteil im Hinblick auf die Ferkelentwicklung für die ad libitum gefütterte Gruppe geführt haben.

Die Durchführung der Versuche fand in zwei baugleichen Abferkelabteilen im Schweinestall des Lehr- und Forschungsguts Ruthe der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover über einen Zeitraum von 7 Monaten statt. Obwohl eine alternierende Reihenfolge in der Aufstallung der Sauen der jeweiligen Versuchsgruppen gewählt wurde, waren die Tiere der Kontroll- und Rohfasergruppe 1 mehr Hitzetagen ausgesetzt als die Tiere der Kontroll- und Versuchsgruppe 2 (vgl. Kapitel 4.2.2). Insbesondere vor dem Hintergrund, dass sowohl die Futteraufnahme der Sauen sowie die Milchleistung und die Zunahmen der Ferkel ab einer Temperatur oberhalb von 25 °C deutlich reduziert werden (QUINIOU u.

NOBLET 1999; RENAUDEAU u. NOBLET 2001), ist davon auszugehen, dass die Versuchsbedingungen in den Durchgängen der Kontroll- und Rohfasergruppe 1 als ungünstiger im Hinblick auf die Sauen- und Ferkelentwicklung zu bewerten sind.

Futtermittel und Fütterung 5.1.2

Beurteilung der botanischen Zusammensetzung der Rohfaserpellets

Für die Durchführung dieser Versuche sollte ein einfach zusammengesetztes und praxistaugliches Rohfaserpellet mit wenigen Komponenten hergestellt werden. Als Hauptkomponenten wurden Gerste als rohfaserreiches Getreidekorn und druckhydrothermisch aufgeschlossene Sojabohnenschalen, welche sich nicht nur durch einen hohen Rohfasergehalt, sondern auch durch eine hohe Fermentierbarkeit sowie Quell-und Wasserbindevermögen auszeichnen (DE LEEUW et al. 2008), gewählt. Zudem wurde für eine bessere Akzeptanz des Rohfaserpellets kleine Mengen an Melasse und Viehsalz zugesetzt. Da bereits aus anderen Studien bekannt war, dass hoch fermentierbare Rohfaserträger zu einem weichen und mitunter auch klebrigen Kot führen können

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(STEFFENS 2005; WARZECHA 2006), wurden dem Rohfaserpellet 2 20 % Haferschälkleie zugesetzt. Um einen vergleichbaren Proteingehalt im Vergleich zum Rohfaserpellet 1 zu erhalten, wurden zudem 4 % Sojaextraktionsschrot zugefügt.

Beurteilung der chemischen Zusammensetzung der Futtermittel anhand der Futtermittelanalyse

Über die gesamte Versuchsphase wurde dasselbe kommerziell erhältliche Laktationsfutter von einem einzigen Futtermittellieferanten verwendet. Zu jeder Anlieferung einer neuen Charge wurde eine Probe als Rückstellmuster für Futtermittelanalysen entnommen. Bis auf einen leicht höheren Calciumgehalt im Laktationsfutter entsprach der Energie- und die Nährstoffgehalte den Empfehlungen aus KAMPHUES et al. (2014) (Tabelle 94).

Tabelle 94: Vergleich der Energie- und Nährstoffgehalte des eingesetzten Laktationsfutters mit den Richtwerten im AF für Sauen (Angaben in kg uS) nach KAMPHUES et al. (2014)

Laktationsfutter Richtwerte

ME MJ 13,1 > 13

Rp g 169 150 – 190

Lysin g 10,1 9 – 10

Rfa g 43,1 max. 60

Ca g 9,77 7 – 8

P g 5,90 6

Sojabohnenschalen weisen im Vergleich zur Haferschälkleie einen höheren Rohfasergehalt auf (DLG 2014). Aus diesem Grund führte der Austausch von knapp 25 % Sojabohnenschalen durch 20 % Haferschälkleie zu einem etwas niedrigeren Rohfasergehalt im Rohfaserpellet 2. Laut den aktuellen DLG-Futterwerttabellen sollten sich die ADF-Gehalte von Haferschälkleie und Sojabohnenschalen nur marginal unterscheiden. Dennoch konnte in dem Rohfaserpellet 1 ein leicht höherer ADF-Gehalt festgestellt werden (253 g ADF/kg TS vs. 230 g ADF/kg TS). Bei Vergleich der deklarierten Inhaltstoffe der fermentierten Sojabohnenschalen mit „normalen“ Sojabohnenschalen, fielen neben nahezu identischen Werten der Inhaltsstoffe, ein deutlich höherer ADF-Gehalt in diesem Produkt auf (450 g ADF/kg TS im Vergleich zu den herkömmlichen Sojabohnenschalen mit 400 g ADF/kg TS) (DLG 2014). Dies könnte eine mögliche Erklärung für den geringgradig höheren ADF-Gehalt im Rohfaserpellet 1 darstellen. Da Sojabohnenschalen jedoch im Vergleich zu Haferschälkleie einen höheren Energiegehalt aufweisen (DLG 2014), war der

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Energiegehalt beider Rohfaserpellets – trotz des geringeren Rfa und ADF-Gehaltes im Rohfaserpellet 2 – wiederrum in beiden Rohfaserpellets nahezu identisch.

Der analysierte Rohfettgehalt des Ferkeljoghurts betrug 210 g/kg TS und überstieg somit 3,5-fach den oberen angegebenen Grenzwert zur Anwendung der üblich verwendeten Schätzformel zum Energiegehalt von Mischfuttermitteln (≤60 g/kg TS) (GFE 2008). Aus diesem Grund erfolgte die Berechnung des Energiegehaltes des eingesetzten Ferkeljoghurts auf Grundlage einer Formel, welche üblicherweise zur Energiekalkulationen von Kälbermilchaustauscher herangezogen wird (TRAUSCHKE 2008; TROOST 2014). Die angenommenen Verdaulichkeiten bei Saugferkeln von >0,96 für Rohprotein, Rohfett und Stickstoff-freie Extraktstoffe entsprechen zudem in etwa den bei Kälber ermittelten Verdaulichkeiten dieser Rohnährstoffe (LÖHNERT u. OCHRIMENKO 1998). Bei Berechnung des Energiegehaltes des Ferkeljoghurts mit der üblicherweise verwendeten Schätzformel (GFE 2008), hätte sich ein um 1,2 MJ ME höherer Energiegehalt des Joghurts ergeben (17,9 vs. 19,1 MJ ME/ kg TS). Da die Energieaufnahme der Ferkel durch das Beifutter essentiell für die Berechnung der Milchmenge der Sauen ist, ist nicht vollständig auszuschließen, dass die ermittelte Milchleistung in den ersten beiden Laktationswochen geringfügig überschätzt worden sein könnte. Dennoch kann diese potentielle Überschätzung als minimal bewertet werden. Selbst bei einer sehr großen täglichen TS-Aufnahme pro Wurf von 500 g TS Joghurt und einem angenommenen Wurfzuwachs in den ersten beiden Laktationswochen von 3 kg/Tag, wäre die tägliche Milchleistung der Sauen um lediglich 126 ml/Tag in den ersten 14 Tagen überschätzt worden. Da diese Formel jedoch bei allen Sauen gleichermaßen zum Einsatz kam, hat diese potentielle Ungenauigkeit keinerlei Einfluss auf mögliche Unterschiede in der Michleistung beider Fütterungsgruppen.

Aus betriebswirtschaftlichen Gründen wurde während der Versuchsphase der Prestarter für die Saugferkel gewechselt. Beide eingesetzten Prestarter wiesen im Vergleich zu den Richtwerten (KAMPHUES et al. 2014) ein tendenziell zu niedrigen Gehalt an Rohprotein, Lysin sowie Calcium und Phosphor auf (Tabelle 95). Der Rohfasergehalt des neuen Prestarters Biowean® war geringfügig oberhalb der Empfehlung von maximal 50 g/kg uS.

Da beide Prestarter energetisch gleichwertig waren und für die Berechnung der

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Milchmenge lediglich die aus Beifutter aufgenommene Energie von großer Bedeutung ist, stellte der Wechsel der Prestarter während der Versuchsphase für die Kalkulation der Milchmenge der Sau kein Problem dar.

Tabelle 95: Vergleich der Energie- und Nährstoffgehalte der eingesetzten Prestarter mit den Richtwerten in Ergänzungsfutter für Saugferkel (Angaben in kg uS) nach KAMPHUES et al. (2014)

Fütterung der Sauen im Abferkelstall

Während der Laktation wurden den ad libitum gefütterten Sauen lediglich kleine Portionen Futter (max. 3,3 kg uS /Mahlzeit) über die Volumendosierer zugeteilt. Dies geschah, um das Auftreten von potentiellen Mahlzeiten-Effekten und eine zu starke Füllung der Futtertröge zu den Fütterungszeiten durch zusätzliches Futter aus den ad-libitum-Fütterungsautomaten zu verhindern. Zudem erfolgte die Wasserversorgung der Sauen über Zapfentränken, welche am Boden des Futtertroges angebracht und durch große Futtermengen im Trog nur schwer für die Tiere erreichbar waren. Die weitere Futteraufnahme der ad libitum gefütterten Sauen erfolgte selbstständig über den ad-libitum-Fütterungsautomaten. Somit war die Zuteilung der Futtermengen zwar in beiden Fütterungsgruppen nicht völlig identisch; dies dürfte jedoch für die Datenerhebung nicht von Relevanz gewesen sein.

Wasserversorgung 5.1.3

Da aus bautechnischen Gründen nicht an jeder Stichleitung zur im Trog angebrachten Zapfentränke ein Wasserzähler angebracht werden konnte, musste die täglich verbrauchte Wassermenge durch Division des Gesamtverbrauches durch die Anzahl der Sauen auf einer Abteilhälfte dividiert werden. Aus diesem Grund konnte lediglich ein mittlerer Wasserverbrauch/Tier/Tag ermittelt werden. Auch kann nicht zwischen Wasserverbrauch und tatsächlicher Wasseraufnahme durch die Sauen klar unterschieden werden.

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Insbesondere vor dem Hintergrund, dass mit steigender TS-Aufnahme auch eine steigende Wasseraufnahme der Tiere zu beobachten ist (KAMPHUES et al. 2014) und auf Einzeltierbasis in beiden Fütterungsgruppen Unterschiede in der TS-Aufnahme festgestellt werden konnten, wären an dieser Stelle individuelle Daten von großem Interesse gewesen.

Ein weiterer Punkt, den es zu berücksichtigen gilt, ist die Tatsache, dass auch die Wasserversorgung der Ferkeltränken über die beiden Stichleitungen eines Abferkelabteils erfolgte und somit auch die von den Ferkeln verbrauchte Wassermenge von den Wasserzählern erfasst wurde. Aufgrund des gleichmäßig durchgeführten Wurfausgleiches, war die Anzahl der Ferkel in den Fütterungsgruppen jedoch nahezu identisch. So wurden den restriktiv gefütterten Sauen durchschnittlich 13,4 ±1,11 Ferkel/Sau und den ad libitum gefütterten Sauen 13,0 ±1,60 Ferkel/Sau zugeteilt. Aus diesem Grund dürfte diese Ungenauigkeit minimal sein. Insgesamt ist der ermittelte Wasserverbrauch somit als Summe aus dem von Sau und Ferkeln verbrauchten Wassermengen aufzufassen.

Untersuchungsmethoden 5.1.4

Geburtsparameter

Da aus organisatorischen Gründen eine Geburtsüberwachung nur bis 24:00 durchgeführt werden konnte, war eine Erfassung der Geburtslänge nicht bei allen Tieren möglich. Zwar ist nicht vollständig auszuschließen, dass der Geburtsvorgang durch die ständige Anwesenheit einer Person gestört worden sein könnte, dennoch ist dies in diesem Falle sehr unwahrscheinlich. So waren die zur Geburt ermittelten Cortisolkonzentrationen im Speichel der Sauen im Vergleich zu anderen Studien sehr niedrig (vgl. Kapitel 5.2.6). Auch die Kolostrumversorgung und somit die Aufnahme von Immunglobulinen konnte sowohl bei leichten als auch schweren Ferkeln als optimal bewertet werden (vgl. Kapitel 5.2.8), sodass eine Unruhe der Sauen während der Geburt ein vergleichsweise unterdurchschnittliches Ausmaß aufwies.

Körpermasse der Sauen

Zu verschiedenen Zeitpunkten des Versuches wurden die Sauen der restriktiv und ad libitum gefütterten Gruppen gewogen. Zwar wurde darauf geachtet, dies nach Aufnahme einer Mahlzeit durchzuführen, jedoch variierte die durch die Sau aufgenommene Menge an

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Futter und somit die Füllung des Magen-Darm Traktes zwischen den Gruppen am Tag nach der Geburt deutlich (vgl. Kapitel 4.2.4). Ungenauigkeiten zu diesem Zeitpunkt sind demnach nicht ganz auszuschließen. Um diese potentiellen Ungenauigkeiten genauer charakterisieren zu können, wurden die Tiere eines Durchganges (Rohfaserpellet 2) 3 Tage nach der Einstallung in den Abferkelstall gewogen (Tabelle 96). Während die Tiere beider Gruppen zum Zeitpunkt des Einstallens noch nahezu identische Körpergewichte aufwiesen, konnte bereits 3 Tage nach ad-libitum-Angebot des rohfaserhaltigen Mischfutters eine unterschiedliche Gewichtsentwicklung zwischen den beiden Gruppen beobachtet werden.

So war die Körpermasse der Kontrolltiere zu diesem Zeitpunkt tendenziell geringer als zum Zeitpunkt der Einstallung, die der ad libitum gefütterten Tiere jedoch um ca. 25 kg/Sau angestiegen. Unter Berücksichtigung des Gewichtes der Wurfmasse (Summe aller Ferkel inklusive Mumien ohne Plazenten und Fruchtwasser) stimmt im Vergleich zu dem ermittelten Körpergewicht drei Tage nach der Einstallung in der Rohfasergruppe 2 das ermittelte Gewicht 24 h post partum mit dem erwarteten Wert annähernd überein. In der restriktiv gefütterten Gruppe kann das im Vergleich zu der Wurfmasse leicht höhere Gewicht post partum mit einer steigenden Futterzuteilung post partum erklärt werden.

Diese Daten zeigen, dass sich eine unterschiedliche Magen-Darm Füllung massiv auf die Körpermasse der Sauen auswirken kann, weshalb der Wiegezeitpunkt post partum nicht zu einem Vergleich der beiden unterschiedlich gefütterten Gruppen herangezogen werden sollte. Da zum Zeitpunkt des Einstallens und ab der zweiten Laktationswoche jedoch sowohl das Futter an sich, als auch die TS-Aufnahme der Sauen beider Gruppen nahezu identisch war, ist zu diesen Zeitpunkten lediglich mit minimalen Ungenauigkeiten zu rechnen.

Tabelle 96: Mittelwerte (x̅) und Standardabweichungen (s) der Wurfmassen sowie der Sauengewichte (kg) der beiden Fütterungsgruppen zur Einstallung, 3 Tage vor und 1 Tag nach der Geburt Zeitpunkt

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160 Rückenspeckdicke der Sauen

Um potentielle Ungenauigkeiten bei der Messung der Rückenspeckdicke zu minimieren, wurden die Messpunkte auf dem Rücken der Sauen mithilfe einer selbst angefertigten Schablone mit Viehspray an den gewählten Stellen angezeichnet. Zudem erfolgten die Messungen stets an stehenden Tieren.

Kotproben der Sauen

Aufgrund der Tatsache, dass am Tag der Geburt insbesondere bei den restriktiv gefütterten Tieren kaum oder nur geringe Kotmengen aus dem Rektum entnehmbar waren, beschränkte sich die Analyse aufgrund des geringen Probenmaterials ausschließlich auf wesentliche Parameter dieser Arbeit. So konnte an diesem Tag lediglich die Anzahl von Clostridium perfringens bestimmt werden. Nach Steigerung der Futteraufnahme nach der Geburt und damit verbundenen größeren Kotmengen konnte am Tag 1 post partum ausreichend Kot entnommen werden, um eine Bestimmung des TS- und Fe-Gehaltes sowie des pH-Wertes durchzuführen.

Mikrobiombestimmung im Sauenkot

Aufgrund einer MMA-Erkrankung mussten 4 Sauen (jeweils 2 in der Kontroll- und Versuchsgruppe) im Laufe des Versuches antibiotisch behandelt werden. Hierbei wurde jedoch darauf geachtet, dass die Kotprobenentnahme zur Geburt vor der Behandlung vorgenommen wurde, um eine mögliche Beeinflussung der mikrobiellen Zusammensetzung der Darmflora durch das Antibiotikum auszuschließen. Obwohl zwischen der Behandlung der Sauen und der Probenentnahme zu Beginn der dritten Laktationswochen gut zwei Wochen vergingen, kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass die Darmflora dieser Tiere durch die antibiotische Behandlung verändert worden sein könnte. So konnten DETHLEFSEN et al. (2008) beispielsweise beim Menschen nach einer Ciprofloxacin Behandlung erst 4 Wochen nach der Therapie eine Rückkehr auf die ursprüngliche Zusammensetzung der Darmflora beobachten. Da es sich jedoch im vorliegenden Versuch lediglich um vier Tiere handelte, welche gleichmäßig auf die Versuchsgruppen verteilt waren und sich das Mikrobiom, den prozentualen Zahlen nach zu urteilen, nicht vom gruppenüblichen Mikrobiom unterschied, kann diese mögliche Beeinflussung des Mikrobioms zu Beginn der dritten Laktationswoche vernachlässigt werden.

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Die gewonnenen Ergebnisse der Mikrobiomuntersuchung sind mitunter stark von der Isolierung und Aufreinigung der im Kot enthaltenden RNA abhängig. Im Rahmen eines Vorversuches wurden zwei verschiedene Präparationsvorgehensweisen der im Kot enthaltenden Nukleinsäuren (manuell bzw. automatisiert mithilfe eines automatisierten Pipettiersystems (Microlab STAR, Fa. Hamilton Company USA, USA)) und ihre Auswirkung auf die Mikrobiombestimmung getestet. Dabei wurde im Vergleich zu manuellen Aufbereitungsverfahren eine geringere Varianz der Ergebnisse bei Einsatz des automatisierten Pipettiersystems nachgewiesen. Um individuelle Fehlerquellen ausschließen und eine bessere Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewährleisten zu können, wurde die Nukleinsäuren-Aufreinigung aller Kotproben nach einem speziellen Protokoll basierend auf einem QIAamp 96er DNA Blood Kit (Qiagen GmbH Germany) mithilfe des automatischen Pipettiersystems ausgeführt (KELLER 2016 – persönliche Mitteilung).

Blutparameter der Sauen

Bereits in einigen anderen Studien wurden große individuelle Schwankungen der CRP-Konzentration im Serum von Schweinen nachgewiesen (KOVÁČ et al. 2008; ZYCZKO u.

LASZYN 2010; STIEHLER 2015). So stieg beispielsweise die CRP-Konzentration in Untersuchungen von TECLES et al. (2007) als Reaktion auf einen entzündlichen Stimulus bei manchen Schweinen lediglich um das 6-fache, bei anderen Schweinen jedoch um das 300-fache an. Aufgrund dieser großen Schwankungsbreite der CRP-Konzentration im Schweineserum waren auch in dieser Studie Verdünnungen der Originalprobe notwendig, um möglichst viele CRP-Konzentrationen auswerten zu können. Zwar sind hohe Verdünnungsstufen auch potentiell fehleranfällig – aus diesem Grund wurde lediglich eine Verdünnung bis maximal 1:400 durchgeführt – dennoch ist die bei dieser Verdünnung maximal ermittelbare CRP-Konzentration von 1200 mg/l bereits oberhalb der klinisch relevanten Werte, wie sie beispielsweise im Rahmen einer Infektion mit Actinobacillus pleuropneumoniae gemessen werden (ca. 400 mg/l) (HEEGAARD et al. 1998). Somit erfolgte die quantitative Auswertung der CRP-Konzentrationen lediglich von den Sauen, welche CRP-Werte im klinisch relevanten Bereich von bis zu 1200 mg/l aufwiesen.

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