5 Die Entwicklung von PM in der Handels- und
5.3 Kodierung der Studien
Das Kategorienschema leitet sich aus der Zielsetzung und den Forschungsfragen der Literaturanalyse ab (Auer-Srnka/Koeszegi 2007, 36). Tabelle 20 stellt die eingangs formulierten Forschungsfragen und die verwendete Kategorisierung gegenüber. Im Anschluss daran folgen die einzelnen Definitionen des Kategorienschemas.
Tabelle 20: Literaturüberblick: Übersicht Kodierung der Analyseeinheiten Nr. Forschungsfragen (Literaturüberblick) Kategorisierung 1 Wie gestaltet sich die Publikationstätigkeit bei
PM in der Handels- und Marketingforschung über die Zeit?
Publikationsverhalten (Häufigkeit und Journal-Ranking)
2 Welche methodischen Verfahren werden bei Beiträgen, die sich mit PM im Einzelhandel beschäftigen, gewählt?
Methodisches Vorgehen
3 In welchem nationalen Kontext werden Beiträge, die sich mit PM im Einzelhandel beschäftigen, veröffentlicht?
Herkunft der Autorenschaft
Nr. Forschungsfragen (Literaturüberblick) Kategorisierung 4 Auf welchen Hierarchie-Ebenen wird PM im
Einzelhandel untersucht? Analyse-Kategorien 5 Welche Themengebiete finden sich in der
internationalen Literatur in Bezug auf die Umsetzung von PM im Handel?
Stakeholder-Kategorien
6 Welche Erfolgskennzahlen werden in der
Handels- und Marketingforschung verwendet? Kennzahlen-Kategorien 7 Welche Einflussfaktoren wirken auf die
Beziehung zwischen Ausgestaltung von PM und Performance?
Kontingenz-Kategorien
Die methodische Annäherung an eine Problemstellung lässt sich in (a) explo-rative Designs, (b) deskriptive Designs und (c) kausalanalytische Designs eintei-len (Silver 2013, 17). Werden mehrere Methoden kombiniert, spricht man von gemischten Verfahren (Mixed Methods) (Creswell 2014, 3). Die angewendeten Verfahren gelten als Kriterium für die Ausgereiftheit einer Disziplin (Hom-burg 2007, 28–29; Kieser 2012, 104). Während Binder/Schäffer (2005, 614) vor zehn Jahren noch die Einseitigkeit der Methode in der Controllingforschung bemängeln, so wird eine Weiterentwicklung der angewendeten Forschungsde-signs erwartet.
Tabelle 21: Literaturüberblick: Methodologie – Kategorisierung (Bruhn et al. 2012–43; Cres-well 2014, 4; Silver 2013–18)
Untersuchungs-design Definition Techniken
Explorativer
Ansatz Entdeckender und verstehender Ansatz, um Bedeutung für Individuen bzw. Gruppen zu einem sozialen Problem zu erfahren.
Ansatz Beschreibender Ansatz, der die Verteilung in der Stichprobe analysiert und die Korrelation von Variablen misst.
Analyse von Häufigkeiten, Mittelwertberechnungen, Korrelationsanalysen, etc.
Kausalanalytischer Ansatz (ex post facto)
Theorietestender Ansatz, der den Einfluss von unabhängigen Variablen auf abhängige Variablen nachträglich untersucht.
Face-to-Face-Befragung, Online Befragung, Telefoninterviews, etc.
Verena Harrauer - 978-3-653-96174-4
Untersuchungs-design Definition Techniken
Kausalanalytischer Ansatz
(Experiment)
Theorietestender Ansatz, der Kausalzusammenhänge in
Ansatz (analytisch) Theorietestender Ansatz, der Kausalzusammenhänge mathematisch herleitet und testet.
DEA, Simulationen, etc.
Mixed Methods
Design Kombination von qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden.
Dieser Ansatz zielt auf umfangreichere Erkenntnisse ab.
Kombination aus explorativen und kausal-analytischen Ansätzen
Für die Kategorie „Herkunft der Autorenschaft“ wird die Nation der akade-mischen Einheit der Autor/innen zum Zeitpunkt der Publikation herangezogen und damit die Internationalität der Forschungsbeiträge aufgeschlüsselt (Bruhn et al. 2012, 44). Es werden acht Kategorien gebildet, um einerseits Übersichtlich-keit zu gewährleisten und andererseits die konzeptionellen Unterschiede von Performance Measurement herauszuarbeiten. Erstens werden USA und Kanada als nordamerikanische Länder zusammengefasst, innerhalb von Europa wird englischsprachig und deutschsprachig unterschieden. Die Kategorien „Europa – Rest“, Australien/Neuseeland, Asien und Südamerika bilden weitere Kategorien-ausprägungen. Liegt Ko-Autorenschaft aus unterschiedlichen Ländern vor, wurde die Kategorie „Gemischt“ gewählt.
Tabelle 22 zeigt kompakt das verwendete Kontingenz-Kategorienschema auf und gibt Referenzen, wann ein Artikel einer Kategorieausprägung zugeordnet wird.
Für die detaillierte, theoriegeleitete Herleitung wird auf Kapitel 6.3 verwiesen.
Tabelle 22: Literaturüberblick: Kontingenz-Kategorie
Kontingenz-Kategorie Artikel enthält Referenz auf
Umwelt Turbulenz, feindliche Umgebung, Diversität, Komplexität Strategie Langfristige Ausrichtung des Unternehmens, Zielgestaltung;
Kund/innen-, Kosten-, Innovations-, Wettbewerbsorientierung Struktur Grad der Formalisierung, hierarchische Anordnung, horizontale
Integration
Kontingenz-Kategorie Artikel enthält Referenz auf
Technologie Informationssammlung, -generierung, -austausch Größe Anzahl der Mitarbeiter/innen bzw. Geschäfte, Umsatz Kultur Unterschiede hinsichtlich der Nationalität
Die Kategorisierung der Leistungsebene zeigt, wie Performance Measurement auf einzelnen Analyseebenen angewendet und deren Leistung gemessen wird.
Zumeist entspricht dies der Stichprobenbeschreibung und zeigt, auf welcher Ebe-ne befragt wurde.
Tabelle 23: Literaturüberblick: Leistungsebene-Kategorie
Leistungsebene Definition Beispiele
Individuelle Ebene PM zeigt Performance von
Einzelpersonen Manager/in,
Mitarbeiter/in, Kunde bzw. Kundin
Unternehmensbereich/
Filialebene PM zeigt Performance innerhalb des Geschäftslokals bzw. innerhalb eines Geschäftsbereiches (Marketing-Abteilung)
Filialen (Stores), Mar-ketingabteilungen
Unternehmensebene PM zeigt Performance im
Gesamtunternehmen Unternehmen
Unternehmens-übergreifende Analyse PM zeigt Performance über
Unternehmensgrenzen hinweg Lieferanten, Branchenüberblick, Marktanalyse Gemischt Kombination von mehreren Ebenen Individuelle
Ebene und
Gesamtunternehmen Generell Keine Ebene wird explizit
angesprochen Kommentar,
konzeptionelles Paper
Entsprechend den Balanced-Scorecard-Einteilungen von Kaplan/Norton (1996) werden handelsrelevante Kennzahlen in die Bereiche Kennzahlen auf Unter-nehmensebene, Sortiment, Kund/innen und Mitarbeiter/innen zusammengefasst.
Finanzkennzahlen entsprechen auf Unternehmensebene der buchhalterischen Sichtweise. Die restlichen Bereiche werden noch in finanziell- und
nicht-finan-Verena Harrauer - 978-3-653-96174-4
ziellorientierte Kennzahlen unterteilt, womit Breite und Tiefe von Performance Measurement ersichtlich wird (Homburg et al. 2012a, 59).
Tabelle 24: Literaturüberblick: PM-Kennzahlen-Kategorie (Clark 1999, 713; Kaplan/Norton 1996)
PM-Kennzahlen Definition Beispiele
Gesamtunter-nehmen (FK)
Zeigt finanziellen oder mengenmäßigen
Output/ Ertrag der Gesamtunternehmung Kennzahlen der Jahresabschlussanalyse (RoA, Cash flow, etc.) Sortiment
(FK) Zeigt finanziellen oder mengenmäßigen
Output/ Ertrag im Bereich Sortiment Umsatz/Absatz Sortiment
(NFK) Zeigt beeinflussende/ moderierende Faktoren für Unternehmenserfolg im Bereich Sortiment; nicht direkt aus Jahresabschluss ableitbar
Produktverfügbarkeit
Kund/innen
(FK) Zeigt finanziellen oder mengenmäßigen
Output/ Ertrag im Bereich Kund/innen Wert des Warenkorbs Kund/innen
(NFK) Zeigt beeinflussende/ moderierende Faktoren für Unternehmenserfolg im Bereich Kund/innen; nicht direkt aus Jahresabschluss ableitbar
Kund/
innen-zufriedenheit
Mitarbeiter/innen
(FK) Zeigt finanziellen oder mengenmäßigen Output/ Ertrag im Bereich Mitarbeiter/
innen
Umsatz/Absatz pro Mitarbeiter/innen
Mitarbeiter/innen
(NFK) Zeigt beeinflussende/ moderierende Faktoren für Unternehmenserfolg bei Mitarbeiter/innen; nicht direkt aus Jahresabschluss ableitbar
Mystery-Shopper Evaluierung
Eine Zielsetzung von Performance Measurement ist es, die Dimensionen und damit die Interessen und Ansprüche von unterschiedlichen Stakeholder-Gruppen abzudecken. Gleichzeitig beziehen sich Performance Kennzahlen auf die Stakeholder-Gruppen und machen deren Einfluss auf die Gesamtper-formance transparent (Merchant/Van der Stede 2012, 33). Die Analyse der thematischen Schwerpunkte zeigt, welche Performance Kennzahlen welche Stakeholder-Gruppen adressieren. Dementsprechend werden die folgenden Kategorien gebildet.
Tabelle 25: Literaturüberblick: Stakeholder-Kategorie (Merchant/Van der Stede 2012, 33) Stakeholder Definition
Mitarbeiter/innen PM beleuchtet mitarbeiter/innenorientierte Bereiche wie Mitarbeiter/innenevaluierung, Mitarbeiter/innenzufriedenheit etc.
Kund/innen PM beleuchtet kund/innenorientierte Bereiche wie Serviceorientierung, Kund/innenzufriedenheit etc.
Lieferanten PM beleuchtet die Zusammenarbeit von Lieferanten und Einzelhandel
Kapitalgeber PM beleuchtet den Einfluss von externen Investoren Eigentümer PM beleuchtet den Einfluss von Eigentümerverhältnissen Umweltschützer PM beleuchtet den Einfluss von Umweltfaktoren (CSR
Bestrebungen)
Regierung PM beleuchtet politische Interessen
Gesellschaft PM beleuchtet gesellschaftspolitische Interessen Gemischt Mehrere Stakeholder-Gruppen werden angesprochen Generell Keine direkte Zuordnung