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3.3 Klinischer Befund

Die klinische Untersuchung der operierten und gesunden Kniegelenke der Patienten (n = 22) ergab für die meisten Befunde nur geringe oder keine Seitenunterschiede.

Das Bewegungsausmaß (Extension/ Flexion) des operierten Kniegelenkes zeigte im Gruppenmittel kaum Defizite (Tab. 23). Nur im Einzelfall wurden bemerkenswerte Bewegungseinschränkungen gefunden. So zeigte sich bei 3 Patienten ein Extensionsdefizit von 5 bis < 10° und für einen weitern Patienten von 10°. In der Flexion ergab sich bei immerhin 4 Patienten ein Beugedefizit von 10 bis < 15° und für einen weiteren Patienten von 15° (Tab. 22).

Tab. 22: Häufigkeitsverteilung für Defizite in der Gelenkbeweglichkeit (Extension, Flexion) der operierten Seite gegenüber der gesunden Seite, n = 22

Extensionsdefizit (in °) Flexionsdefizit (in °)

0 bis < 3 3 bis <5 5 bis <10 10 0 bis <5 5 bis <10 10 bis <15 15

15 3 3 1 15 2 4 1

Hinsichtlich des Beinumfanges bestehen ebenso nahezu seitengleiche Verhältnisse (Tab. 23). In der Häufigkeitsverteilung der Seitendifferenz im Beinumfang wird ersichtlich, dass die meisten Umfangsdefizite im Bereich von 1 bis 2 cm liegen, was für die Praxis kaum von Bedeutung sein dürfte (Tab. 24).

Tab. 23: Mediane und Quartile für Bewegungsausmaß im Kniegelenk und Beinumfang des Ober- und Unterschenkels, n = 22

Operiert (B) Median (QU-QO)

Gesund (N) Median (QU-QO) Bewegungsausmaß Kniegelenk (in °)

Extension32 - 5

Oberschenkel (15 cm über Gelenkspalt) 45,3

(42,0 - 48,5) 46,0

(43,0 - 48,0)

Gelenkspalt 36,8

(35,0 - 38,5) 36,5

(35,0 - 38,0)

Wade (15 cm unter Gelenkspalt) 38,0

(35,5 - 39,0) 38,0

(36,0 - 39,0) Tab. 24: Häufigkeitsverteilung für Defizite im Beinumfang des Ober- und Unterschenkels der operierten Seite gegenüber der gesunden Seite, n = 22

Beinumfang Oberschenkel Beinumfang Unterschenkel

± 1cm 1-2 cm >2cm ± 1cm 1-2 cm >2cm

14 6 2 20 2 -

Für die klinischen Zeichen Erguss, Schwellung, Hyperthermie und Druckdolenz gab es nur im Einzelfall geringe Auffälligkeiten (Tab. 25).

Auffällig seitenverschieden fiel hingegen die subjektive Beurteilung des allgemeinen und tibiofemoralen Knieschmerzes aus. Für die operierte Seite gaben 13 Patienten (59,1 %) einen geringen allgemeinen Knieschmerz an, während auf der gesunden Seite nur in einem Fall ein solcher genannt wurde. Bei näherer Eingrenzung der Lokalisation des Knieschmerzes berichteten 6 Patienten (27,3 %) von einem geringen tibiofemoralen Schmerz33 auf der operierten Seite, in einem weiteren Fall wurde dieser als mäßig angegeben. Für die gesunde Seite wurde ein Fall mit geringen tibiofemoralen Schmerzen dokumentiert. Nach retropatellaren Schmerzen befragt, gaben für die operierte Seite 6 Patienten (27,3 %), für die gesunde Seite 4 Patienten (18,2 %) geringe Schmerzen an.

Dieses Ergebnis der subjektiven Schmerzeinschätzung wurde durch den retropatellaren Schmerzprovokationstest (Zohlen-Zeichen) bestätigt. Bei 15 Patienten

32 Negative Werte bedeuten eine Extensionsfähigkeit über die Nullstellung hinaus (nach Neutral-Null-Methode).

33 Gefragt wurde nach dem Gefühl eines „tiefen“ Gelenkschmerzes bzw. Schmerzen im Inneren des Gelenkes.

(68,2 %) konnte für das Zohlen-Zeichen ein negatives Ergebnis notiert werden. Bei 6 Patienten war dieser Test auf der operierten Seite „positiv“, in einem Fall „doppelt-positiv“. Für die gesunde Seite wurde in immerhin 5 Fällen (22,7 %) ein positives Zeichen und in einem weiteren Fall ein doppelt-positives Zeichen belegt. Beim Fründ-Zeichen, als ergänzender retropatellarer Test, konnten auf der operierten Seite bei keinem Patienten Schmerzen provoziert werden, wohl aber bei 2 Patienten auf der gesunden Seite.

Tab. 25: Ergebnisse klinischer Tests (ordinalskalierte Viererskala) für operierte und gesunde Seite, n = 22

VKB-Patienten Manueller Test

operierte Seite gesunde Seite Erguss

keiner 22 22

Schwellung

keine 19 22

geringe 3

Hyperthermie

keine 22 22

Druckdolenz

keine 20 19

gering 1 3

mäßig 1

Allgemeiner Knieschmerz

keiner 9 21

gering 13 1

Tibiofemoraler Knieschmerz

keiner 15 21

gering 6 1

mäßig 1

Retropatellarer Knieschmerz

keiner 16 18

gering 6 4

Fründ-Zeichen

negativ 22 19

+ 3

Zohlen-Zeichen

negativ 15 16

+ 6 6

++ 1

Meniskustest

negativ 20 21

+ 2 1

Meniskusprobleme scheinen bei unserem Patientenkollektiv eher selten zu sein. Bei nur 2 Patienten ließen sich auf der operierten Seite mit einem der Meniskusprovokationstests (Steinmann I und II, Apley, Böhler) Beschwerden auslösen, für die gesunde Seite betraf das nur einen Fall.

Auf die Frage, ob für das Kniegelenk ein Instabilitätsgefühl besteht, gaben fast ²/3 der Patienten an, sich sicher und stabil zu fühlen. 3 Patienten (13,6 %) beklagten eine gehäufte und 4 weitere Patienten (18,2 %) eine gelegentliche Kniegelenksinstabilität.

Vom Auftreten eines partiellen Giving-ways berichteten insgesamt 5 Patienten (22,7 %), davon bei 3 Patienten gehäuft und bei 2 Patienten eher selten. Ein vollständiges Giving-way wurde anamnestisch von keinem der Patienten beschrieben.

Die manuellen Tests zur Überprüfung der Kapsel-Band-Stabilität des Kniegelenkes bestätigen weitgehend o.g. Ergebnisse. Als „negativ“ wurden absolut stabile Kapsel-Bandverhältnisse bewertet, ein leicht vermehrtes Gelenkspiel wurde mit „einfach-positiv“ (+) beurteilt. Für den „Vorderen-Schubladen-Test“ konnten nahezu seitengleiche Stabilitätsverhältnisse diagnostiziert werden (Tab. 26). Dagegen zeigte sich beim Lachman-Test für die operierte Seite eine erhöhte Instabilität. Immerhin 5 x fand sich ein doppelt-positiver (2+) und sogar 2 x ein dreifach-positiver (3+) Befund.

Dies spricht dafür, dass postoperativ eine Restinstabilität verblieben ist. Auf der gesunden Seite wurde nur in einem Fall ein doppelt-positives (2+) Ergebnis gefunden.

Bei allen untersuchten Patienten bestanden stabile Bandverhältnisse für das hintere Kreuzband (hintere Schublade negativ). Auch für die mediale und laterale Bandstabilität konnte ein nahezu seitengleicher Status befundet werden (Tab. 26).

Mit dem Rolimeter-Knietester konnten zusätzlich Messwerte zur vorderen Kniestabilität erhoben werden (Tab. 27). Für den Vorderen-Schubladen-Test wurden keine Seitenunterschiede verifiziert (n.s.), die mittlere Schublade betrug für die operierte Seite 6 mm und für die kontralaterale Seite 5,7 mm. Die mittlere Seit-zu-Seit-Differenz lag nur bei 0,4 mm. Beim Lachman-Test zeigte sich jedoch eine erhöhte vordere Instabilität auf der operierten Seite (p = 0,017). Der Median der operierten Seite lag bei 7,2 mm, der der gesunden Seite bei 4,9 mm (Tab. 27). Die mittlere Seit-zu-Seit-Differenz ergab für den Lachman-Test 1,6 mm (QU-QO: 0,7 - 4,7).

Die subjektiv wahrgenommene bzw. getestete Instabilität scheint dabei keinen wesentlichen Einfluss auf das Schmerzverhalten der Patienten zu haben. Die Überprüfung auf bestehende Korrelationen erbrachte keine signifikanten Ergebnisse, d.h. instabilere Patienten beklagten nicht mehr Knieschmerzen.

Tab. 26: Ergebnisse der klinischen Untersuchung für Kapsel-Band-Stabilität (ordinalskalierte Viererskala) für operierte und gesunde Seite, n = 22

VKB-Patienten Manueller Test

operierte Seite gesunde Seite Anteriore Schublade

Tab. 27: Messwerte für die vordere Kniebandstabilität ermittelt mit dem Rolimeter-Knietester (Fa. Aircast), n = 22

3.4.1 Subjektive Einschätzung der Gehfähigkeit

Im Fragebogen (vgl. Kap. 2.4) wurde auch erfasst, ob für die Patienten ein schmerz- und beschwerdefreies Gehen möglich ist. 17 Patienten (73,9 %) gaben an, ohne Einschränkungen gehen zu können. 6 Patienten erwähnten Beschwerden beim Gehen.

Davon beklagte ein Patient Probleme auch bei kurzen Gehstrecken (bis 10 Min.), die anderen 5 Patienten gaben Beschwerden nur bei längeren Gehstrecken (10 bis 120 Min.) an. In den meisten Fällen handelte es sich um Beschwerden geringen Grades.