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Klaus von Zahn 1 und Corinna Berger 2

Im Dokument II. THEMENHEFT UMWELTGERECHTIGKEIT UMID (Seite 113-117)

Abstract: The work group „Human Health“ of the EIA Association (Association for the Assessment of Environmental Impacts) has the intention, to enhance the communication between health, environmental and planning experts and thereby to improve the quality of health department representations given in planning processes. In this context currently there are mainly three projects in accruement: a municipal health plan which shows health infrastructure and health targets, giving concrete references especially for town planning and infrastructure projects. The second challenge is the configuration of an internet based knowledge plat-form for experts searching for inplat-formation about health matters in planning processes. The last but not less important aim is the creation of a guideline for health experts working on representations, by explaining the different proceeding types for realising projects in Germany and giving concr ete hints for possible relevant health aspects. All three products are aimed to be completed in the next year.

Die Arbeitsgruppe weltbundesamt, das Landesinstitut für Gesundheit 1987 wurde in Hamm (Nordrhein-Westfalen) die und Arbeit NRW, das Landesamt für Natur-, Umwelt- Gesellschaft für die Prüfung der Umweltverträglichkeit und Verbraucherschutz NRW sowie verschiedene (UVP-Gesellschaft) als Verein gegründet. Der Verein Gutachter- bzw. Planungsbüros und Stadtplanungs- fördert die Umweltvorsorge und den Einsatz aller und Gesundheitsämter.

dazu benötigten Planungs- und

Managementinstru-mente. Darüber hinaus ist die UVP-Gesellschaft Ausgangspunkt und Anspruch

Ansprechpartnerin in allen Fragen des vorsor- Sowohl Planerinnen und Planer als auch Fachleute genden Umweltschutzes. Unter dem Dach der in Gesundheitsbehörden haben in den letzten Jahren UVP-Gesellschaft arbeitet die AG „Menschliche Optimierungspotenzial bei gesundheitsbezogenen Gesundheit“. Dies ist eine bundesweite Arbeitsgruppe, Stellungnahmen in Planverfahren erkannt (vgl.

die sich zum Ziel gesetzt hat, die Qualität des vom MUNLV NRW 2005). Dies war der Gründungsanlass Gesetzgeber geforderten Fachbeitrags „Menschliche für die Arbeitsgruppe „Menschliche Gesundheit“ der Gesundheit“ im Rahmen von Planverfahren und UVP-Gesellschaft.

insbesondere für Umweltprüfungen und

Um-weltverträglichkeitsprüfungen (UVP) zu verbessern. Nachdem mehrere Landesgesetze in den 1990er Die Arbeitsgruppe wurde im April 2008 gegründet Jahren die Einbindung der Gesundheitsbehörden in und trifft sich etwa vier Mal im Jahr. Die ganztägi- Planverfahren verpflichtend eingeführt hatten (siehe gen Treffen finden wechselnd bei den teilnehmen- z.B. ÖGDG NRW 1997), standen die entsprechen-den Institutionen statt. den Ämter und Institute vor der Fragestellung, wie

diese neue Aufgabe fachlich und personell bewältigt Die Gruppe umfasst etwa 30 Interessentinnen und werden kann. Personell wurden oftmals keine neuen Interessenten aus 15 verschiedenen Organisationen. Ressourcen zur Verfügung gestellt. Die vorhandenen Vertreten sind die Universitäten Kassel, Münster, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren gefordert Dort mund, Bochum, Bielefeld und Halle, das Um- die neue Aufgabe zusätzlich zu bearbeiten. Auf

1 Stadtplanungsamt Düsseldorf

2 Ruhr-Universität Bochum

fachlicher Seite stand eine Vielzahl verschiedens-ter Planverfahren mit einem breiten Spektrum von Inhalten. Vom Städtebau über die Planung der ver-kehrlichen Infrastruktur bis zu wasserbaulichen oder bergrechtlichen Projekten waren Unterlagen zu bear-beiten und aus gesundheitsbezogener Sicht zu bewer-ten. Die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden oftmals ohne ausreichende Fortbildung mit Bauleitplanverfahren nach Baugesetzbuch, Plangenehmigungs- und Planfeststellungsverfahren auf Grundlage verschiedenster Fachgesetze so wie vielgestaltigen informellen Planwerken kon -frontiert. Ihre Aufgabe bestand darin, gehaltvolle verfahrens- und projektbezogene Stellungnahmen fristgerecht abzugeben. Es verwundert nicht, dass diese Stellungnahmen oftmals nicht detailliert genug oder auch zu detailliert waren, dass relevante Aspekte übersehen wurden oder dass wiederum Bereiche the-matisiert wurden, die durch andere Behörden bereits vertieft bearbeitet worden waren. Zu letzteren zählten insbesondere jene Umweltbelange, welche durch die Umweltfachbehörden seit vielen Jahren mit teilweise ausgereifter Routine bearbeitet wurden. Beispielhaft seien hier die Bereiche Lärm, Altlasten oder auch Grundwasserschutz genannt (Abbildung 1).

Diese für alle Beteiligten nicht zufriedenstellen -de Situation sollte durch das Wirken -der neuen Arbeitsgruppe grundsätzlich verbessert werden.

Anspruch dabei war eine gemeinsame Analyse und Diskussion auf Augenhöhe, ein offener Austausch

über Optimierungspotenziale und das belehrungs-freie gegenseitige Lernen und Erklären. Dabei wurde schnell erkennbar, dass mit Gesundheits-, Umwelt- und Pl anungsbehörden dre i se hr ve rschiedene Sprach- und Begriffskulturen aufeinandertreffen, die ohne offenen Dialog ein erhebliches Potenzial für Missverständnisse und daraus folgende Konflikte mit sich gebracht hätten. Der gemeinsame Arbeitsprozess wurde daher durchgehend als bereichernd und in der Sache weiterführend beurteilt.

Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft

Nach der gesprächsintensiven Gründungsphase im Jahr 2008 haben sich bei den Sitzungen verschiede-ne Tagesordnungspunkte als Standard etabliert, die jeweils um weitere Einzelaspekte ergänzt werden. Zu den regelmäßigen Tagesordnungspunkten gehört die Vorstellung einzelner Mitglieder mit einer ausführli-chen Darstellung ihres Arbeitsbezuges zum Thema

„Menschliche Gesundheit“. Dieses Kennenlernen hat sich vor dem Hintergrund der interdisziplinären und institutionenübergreifenden Zusammensetzung der Arbeitsgruppe außerordentlich bewährt. Das Finden gemeinsamer Begriffsverständnisse von Planenden, Gesundheitswissenschaftlerinnen und -wissenschaft-lern sowie Umweltfachleuten war dabei nicht selten mit „Aha“-Erlebnissen verknüpft. Inhaltlich wurden bislang unter anderem die Bereiche „Hitzestress“,

„elektromagnetische Felder“, „Gesundheitsbelange in UVP-Verfahren“, „Kontextuelle gesundheitliche Risiken“ sowie mehrfach das Thema „Umgang mit Stellungnahmen des Gesundheitsamtes im Rahmen der Umweltprüfung“ behandelt.

Im Rahmen des grundsätzlichen Zieles der Quali -fizierung gesundheitsbezogener Fachbeiträge in Planverfahren werden folgende konkrete Teilziele als Arbeitsergebnisse der AG angestrebt:

• ein Konzept für einen „Fachplan Gesundheit“,

• eine internetgestützte Expertenplattform

„Menschliche Gesundheit“,

• ein Leitfaden „Schutzgut Mensch“.

Fachplan Gesundheit

Das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen (LIGA.NRW) und das Büro EnderleBeratung aus Bielefeld arbeiten ge -meinsam an e inem Konzept zur Re alisierung ei-nes „Fachplans Gesundheit“. Vorbilder sind die Fachpläne aus anderen Fachdisziplinen, wie der

Abbildung 1: Realisierung eines neuen Wohnquartiers – wie können Gesundheitsbelange frühzeitig und sach-gerecht in den Planungsprozess eingebracht werden?

(Foto: von Zahn)

Grünordnungsplan, der Lärmminderungsplan oder die kommunale Stadtklimaanalyse. Im Fachplan Gesundheit sollen dabei planungsrelevante Ge -sundheitsbelange einer K ommune zus ammen-gestellt und grafisch aufbereitet werden. Darüber hinaus sollen auch Planungshinweise benannt und verortet werden. Erste Ansätze werden derzeit mit Beispielkommunen erprobt. Die AG „Menschliche Gesundheit“ begleitet die Aktivitäten kontinuierlich und bringt die Erfahrungen der verschiedenen ver-tretenen Institutionen in den Erarbeitungsprozess mit ein.

Expertenplattform „Menschliche Gesundheit“

Das zweite Projekt ist die „Expertenplattform Menschliche Gesundheit“, die der interessierten Fachöffentlichkeit mittelfristig als internetgestützte Wissensbasis zur Verfügung stehen soll. Hier wer-den Literaturhinweise, Arbeitshilfen, Fachaufsätze, Gesetzestexte und weiterführende Links zusammen-gestellt, die eine umfängliche Auseinandersetzung und Bearbeitung des Themas ermöglichen sollen.

Darüber hinaus dient die Expertenplattform als Kommunikationsplattform für die Arbeit innerhalb der AG und der UVP-Gesellschaft. Für registrierte Nutzerinnen und Nutzer werden Sitzungsprotokolle und Komm entierungen von Textentwürfen zur Verfügung gestellt, auch ein Diskussionsforum ist eingerichtet. Die Expertenplattform soll lang -fristig ein e nied erschwellige M öglichkeit der Informationsgewinnung darstellen und sich zu ei -nem arbeitspraktischen Hilfsinstrument für alle in diesem Themenbereich arbeitenden Fachleute ent-wickeln (Abbildung 2).

Leitfaden „Schutzgut Mensch“

Der Leitfaden „Schutzgut Mensch“ soll eine pra -xisnahe Hilfestellung für Gesundhe itsexpertinnen und -experten darstellen, die aufgefordert sind, ge-sundheitsbezogene Stellungnahmen im Rahmen von Planungsprozessen abzugeben. Dabei ist angestrebt, dass der Leitfaden die Aus- und Fol gewirkungen von Planungen auf die menschliche Gesundheit, das Wohlbefinden und soziale Zielsetzungen (z. B. Vermeidung möglicher Aus grenzungen und Benachteiligungen bestimmter Bevölkerungsgrup -pen) einbezieht.

Die Diskussionen in der Arbeitsgemeinschaft zeigten schon früh, wie ungewohnt es in den Routinen der Umweltprüfungspraxis meist ist, sich auch mit sozi-alen Einflüssen auf die Gesundheit zu beschäftigen und sie in die Analyse des heterogenen Schutzgutes Mensch mit einzubeziehen. Daher bildete sich kurz-fristig eine Unter-AG, die diese Problematik in den Leitfaden hineintragen soll. Ziel ist es, die zukünf-tigen Anwenderinnen und Anwender des Leitfadens auf wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden aus den Bereichen Public Health, Soziologie und Epidemiologie hinzuweisen und Vorschläge für de-ren Berücksichtigung zu unterbreiten. Dies geschieht im engen Dialog mi t Gruppenmitgliedern aus der Praxis, insbesondere aus den Gesundheitsämtern, die den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ihre Möglichkeiten und Ansprüche im Arbeitsalltag erläu-tern. Mit dieser Praxisorientierung will die Unter-AG erreichen, dass die Förderung von Gesundheit, ge -sundheitlicher Chancengleichheit und Lebensqualität in den Planungsprozessen bewusst verfolgt wird.

Die einzelnen Beiträge der H andreichung werden von den Mitgliedern der Arbeitsgruppe verfasst und

Abbildung 2: Luftmesscontainer in Düsseldorf – Die Expertenplattform wird auch Aussagen zu Grenz- und Vorsorgewerten verschiedener Umweltbereiche enthal-ten (Foto: Diehl).

Abbildung 3: Die Schaffung öffentlicher Grünflächen hat vielfältige positive Auswirkungen auf die menschli-che Gesundheit (Foto: von Zahn).

gemeinsam bearbeitet. Die Fertigstellung wird für das Es ist der AG bewusst, dass der Weg zur routinierten, kommende Jahr angestrebt (Abbildung 3). gehaltvollen und anerkannten Integration des Belangs der menschlichen Gesundheit in Planungsprozesse Weitere Ergebnisse der Arbeitsgemein- kein kurzer Weg sein wird. Aber die Arbeitsgruppe schaft ist zuversichtlich, dass sich der Aufwand letzt-Angestrebt wird schließlich auch das Ausrichten von endlich lohnen wird. Den durchschlagenden themenbezogenen Fachtagungen und Workshops, um Effekt eines gemeinsamen Wirkens von Umwelt- Arbeitsergebnisse einer breiteren Fachöffentlichtkeit und Gesundheitsfachleuten hat nicht zuletzt die vorstellen zu können. Vordringliche Aufgabe für Feinstaubdiskussion der vergangenen Jahre nach-das Jahr 2010 war die Gestaltung eines ganztägi- drücklich bewiesen. Ein gemeinsames Hinwirken gen Workshops und das Einbringen von Vorträgen in auf nachhaltige Planungen scheint von daher ein das Plenum des alle zwei Jahre stattfindenden UVP- Potenzial zu beinhalten, welches zukünftig noch in-Kongresses, der in der Regel von etwa 300 bis 400 tensiver genutzt werden sollte.

Personen besucht wird. Die AG „Menschliche

Ge-sundheit“ stellte beim 10. UVP-Kongress im Oktober Literatur

2010 in Schwäbisch Hall den ersten Entwurf des Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft

Leitfadens „Schutzgut Mensch“, die internetge- und Verbraucherschutz (MUNLV) NRW (Hrsg.) (2005):

Ab-stützte Expertenplattform und das Konzept für den schlussbericht „Kommunale Zusammenarbeitsstrukturen zur

„Fachplan Gesundheit“ vor. Berücksichtigung von Umwelt- und Gesundheitsbelangen in Planungsverfahren“, Düsseldorf.

Ausblick ÖGDG NRW (Hrsg.) (1997): Gesetz über den öffentlichen

Die Arbeitsgruppe hofft, ihrem Ziel der stärkeren Gesundheitsdienst des Landes Nordrhein-Westfalen (ÖGDG

Berücksichtigung des Schutzgutes „Menschliche NRW) vom 25. November 1997, § 8.

Gesundheit“ in Planungsprozessen kontinuierlich

näher zu kommen. Dabei wird die Fertigstellung der Kontakt vorgestellten Produkte als ebenso zielführend ange- Klaus von Zahn

sehen wie die fach- und institutionenübergreifende Stadtplanungsamt Düsseldorf

Zusammenarbeit an sich. Auftretende Nebeneffekte, Amt 61/2

wie die durch Teilnehmende der Arbeitsgemeinschaft 40200 Düsseldorf

organisierten gemeinsamen städtebaulichen Exkur- E-Mail: klaus.vonzahn[at]duesseldorf.de

sionen von Studentinnen und Studenten zweier Gesundheits- und Planungsfakultäten, werden da-bei nachdrücklich begrüßt und tragen das Thema in die Breite der Fachöffentlichkeit.

Umgestaltung des Nauener Platzes – Partizipation von

Im Dokument II. THEMENHEFT UMWELTGERECHTIGKEIT UMID (Seite 113-117)