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Der Kampfbund für deutsche Kultur (KfdK)

Im Dokument Unterhaltungsmusik im Dritten Reich (Seite 117-120)

3. Programme, Institutionen und Positionen

3.1 Die Unterhaltungsmusik im Kontext nationalsozialistischen Kulturpo- Kulturpo-litik und ihrer Institutionen

3.1.3 Der Kampfbund für deutsche Kultur (KfdK)

Der 1928 als „Nationalsozialistische Gesellschaft für deutsche Kultur“ gegründete spätere KfdK verstand sich konstitutiv als Sammlungsbewegung gegen die

„Mächte der Zersetzung auf kulturellem Gebiet“, deren organisierter „Vernich-tungswillen“ sich „in pazifistischer, in marxistischer oder in anderer Gestalt“ ma-nifestiere.19 Der Gründungsaufruf des KfdK deutete jene konstatierte Verschwö-rung gegen das Volkstum als planmäßig destruktive Aktion gegen die deutsche Kultur: „Wir stehen heute vor der Tatsache, dass Hand in Hand mit dem von volksfeindlichen Kräften geförderten politischen Niedergang auch ein planmäßi-ger Kampf gegen sämtliche deutsche Kulturwerte geführt wird.“20 Aufklärung ü-ber Zusammenhänge zwischen Kunst und Rasse sollten einhergehen mit einem Werbekreuzzug für das „kulturelle Gesamtdeutschtum“ und die „kulturellen und Charakterwerte der deutschen Nation“. Zugunsten einer breiteren Konsensfähig-keit mit Deutschnationalen, Völkischen und Konservativen strich man schon bald

18 Harry Graf Kessler: Frick über Deutschland! In: Generalanzeiger für Dortmund und das gesamte rheinisch-westfälische Industriegebiet. Dortmund, Nr.353 vom Dezember 1930

19 Thomas Schinköth (Hrsg.): Musikstadt Leipzig im NS-Staat. Beiträge zu einem verdrängten Thema, Altenburg 1997, S.39

20 Gründungsaufruf zitiert nach: Richard, S.61

den expliziten Parteibezug aus dem Namen, betonte gleichzeitig aber den aktio-nistischen und kämpferischen Charakter der Organisation.21 Bis zur Machtergrei-fung konnte der KfdK jedoch nicht einmal ansatzweise mit einer Massenbasis ar-beiten. Mit bescheidenen 2.100 Mitgliedern noch im Januar 1932 blieb die Attrak-tivität des Verbandes auffallend gering. Erst handfeste politische Opportunitäts-erwägungen und das relative kulturpolitische Machtvakuum im Vorfeld der Etab-lierung der RKK ließen den KfdK bis Juli 1933 auf immerhin 21.700, bis Oktober 1933 sogar auf 38.000 Mitglieder anwachsen.22

Im Jahr der Machtergreifung bemühte sich der KfdK beständig, über seine regio-nalen Abteilungen, unter Zuhilfenahme lokaler Kulturschaffender und über seinen Einfluss auf die etablierte Zeitschrift „Die Musik“ zur bestimmenden musikpoliti-schen Organisation in Deutschland zu werden. Dass der KfdK in diesem Punkt erfolglos blieb, hatte er zum einen dem Status als inoffizielle, nicht autorisierte Parteiorganisation, die nie Hitlers uneingeschränktes Wohlwollen genoss, zu ver-danken, andererseits seinem Führer Alfred Rosenberg, der sich gegen Goebbels nicht durchzusetzen vermochte. Lediglich die staatliche Bestätigung der KfdK-Theaterbesucherorganisation „Deutsche Bühne“ zur einzig anerkannten, stärkte Rosenbergs Position.

Als Ende November 1933 die Nationalsozialistische Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ (NSG KdF) in Robert Leys Deutscher Arbeitsfront (DAF) gegründet wur-de, war bereits klar, dass Goebbels’ Reichskulturkammer die kulturelle Betreuung übernehmen würde und zu diesem Zwecke als „körperschaftliches Mitglied“ in die NSG KdF eintrat. Rosenberg, im Januar 1934 von Hitler mit der „Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der Par-tei und aller gleichgeschalteten Verbände sowie des Werkes KdF“ betraut, kop-pelte seinen Kampfbund auf der Suche nach staatlicher Legitimation ebenfalls mit der NSG KdF und ließ auch umgehend Kritik an der bisherigen dortigen „unrevo-lutionären“ Kulturarbeit laut werden. Doch längst hatte die NSG KdF weitgehend einen populären Unterhaltungskurs eingeschlagen, anstatt sich auf die geringe

21 Die Abmachung zwischen der Abteilung Volksbildung bei der Reichsleitung der NSDAP und dem KfdK vom 24 September 1932 macht die Stellung und die Taktik der Organisation deutlich: „Der KfdK ist nicht Glied der Parteiorganisation. Er kämpft für die Durchführung deutscher Kultur im Sinne Adolf Hitlers, beschränkt sich aber ausdrücklich nicht auf Mitglieder der NSDAP in seiner Arbeit. Dadurch ist dem KfdK die Möglichkeit gegeben, Persönlichkeiten des deutschen Kulturle-bens zu gewinnen, die eine parteimäßige Bindung, mindestens zunächst, ablehnen.“ (zitiert nach: Brenner, S.168)

22 Zahlen bei Schinköth, S.39

Breitenwirkung der völkischen Kulturexperimente wie Thingspiele und „Lurenmu-sik“ zu verlassen.

Mitte 1934 wurden KfdK und „Deutsche Bühne“ in die DAF-finanzierte „NS-Kulturgemeinde“ (NSKG) überführt, die sich, wie Prieberg ausführt, besonders intensiv dem deutschen Musikleben widmete: „Die NSKG veranstaltete Konzerte, legte ein Schallplattenabonnement auf, beaufsichtigte die ‚Deutsche Bühne’, eine Wanderoper erteilte Kompositionsaufträge mit Uraufführungsgarantie, gründete eigene Musikensembles, ließ alte Orgeln restaurieren, druckte Partituren und Mu-sikbücher, stellte immer wieder Werke und Komponisten vor, die sie für deutsch und völkisch hielt.“23 Insgesamt jedoch blieben die Publikumserfolge bescheiden und man stellte im RMVP mit Genugtuung fest, dass die Popularität von Veran-staltungen der NSKG innerhalb der NSG KdF verschwindend gering war. In der Folge langer Auseinandersetzungen zwischen Rosenberg und Ley absorbierte die Arbeitsfront die NSKG bis Mitte 1937 schließlich vollends.24

Die Aufgabe der NSG KdF als „Feierabend- und Kulturorganisation“ war es, die

„Lebenskraft und Lebensfreude“ des deutschen Volkes zu wecken und zu erhal-ten, wobei die Musik als ein wichtiger Faktor angesehen wurde.25 Das 1936 ge-gründete „Amt Feierabend“ in der NSG KdF hatte neben der Pflege von „Volks-tum und Brauch„Volks-tum“ als wichtigste Aufgabe, die „schaffenden Volksgenossen in Angelegenheiten des Theaters, des Films, der Musik, Varietés, Kabaretts, des Rundfunks – soweit dieser der Unterhaltung dient – , des Schrifttums und der Fabrikausstellungen“ zu betreuen.26

23 Fred K. Prieberg: Musik im NS-Staat, Frankfurt (M) 1982, S.132

24 Reinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im national-sozialistischen Herrschaftssystem, Stuttgart 1970, S.66ff.

25 Gut zusammengefasst im Artikel vom Düsseldorfer Gau-Pressewalter der DAF, Georg Reimann:

KdF und die deutsche Unterhaltungsmusik. Die kulturpolitischen Aufgaben der Deutschen Ar-beitsfront, in: Die Unterhaltungsmusik Nr.2734 vom 12.05.1938, S.591f. Die Organisation füllte Theater und Konzertsäle, außerdem hatte sich das in der KdF verankerte „Deutsche Volksbil-dungswerk“ mit der Gründung von „Musik-Arbeitsgemeinschaften“ der Pflege der Laienmusik gewidmet. Diesen Bestrebungen zugunsten eines nebenberuflichen Musizierens stand die Be-rufsmusikerschaft im Sinne ihres Kampfes gegen „Auchmusiker“ natürlich kritisch gegenüber.

Vgl. den Leserbrief von Werner Schmidt: Klageruf eines kleinen Musikers, in: Der Artist Nr.2522 vom 20.04.1934

26 Arbeitsgebiet Nr. 1 vom Februar 1936, zitiert nach Wolfhard Bucholz: Die nationalsozialistische Gemeinschaft „Kraft durch Freude“. Freizeitgestaltung und Arbeiterschaft im Dritten Reich, Diss.

Phil, München 1976, S.256

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