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*HVFKOHFKWHUUHÁHNWLHUWH $UEHLW PLW -XQJHQ LQ relativ geschlechtshomogenen Gruppen bie-tet viele Chancen, die die bereits genannten Risiken der Homogenisierung und Dramati-sierung von Geschlecht aufwiegen können.

'LH =XVDPPHQVWHOOXQJ HLQHU -XQJHQJUXSSH an sich ist immer bereits eine Dramatisie-rung und erfordert mindestens eine Erläute-UXQJ IU GLH WHLOQHKPHQGHQ -XQJHQ ZDUXP diese Arbeitsform gewählt wurde, die keine identitären Homogenisierungen beinhalten, sondern eher die pädagogische Zielsetzung beschreiben sollte.

-XQJHQJUXSSHQVLQGRIWNHLQHEHVRQGHUV geschützten Räume, gerade wenn sie aus geschlechtergemischten Schulklassen gebildet ZHUGHQ6LHODVVHQGLH.RQÁLNWHGLHDXV0lQQ-lichkeitsanforderungen und Hierarchien unter -XQJHQ HQWVWHKHQ KlXÀJ GHXWOLFK ]XP 9RU-schein treten. Insofern ist immer wieder zu ana-lysieren, welche gruppendynamischen Prozesse LQHLQHU-XQJHQJUXSSHP|JOLFKXQGDQJH]HLJW sind. Diese Situation stellt sich in Wahlgrup-SHQRIWDQGHUVGDZHQQHWZD-XQJHQVLFK]X HLQHU-XQJHQJUXSSHLQ)RUPHLQHUIRUWODXIHQ-den Schul-AG oder auch bei Projekttagen oder Projektwochen anmelden, da hier davon aus-gegangen werden kann, dass den Anmeldun-gen bestimmte Interessen zugrunde lieAnmeldun-gen, die von Pädagog_innen zur Kenntnis genommen und möglichst auch bearbeitet werden sollten.

Dabei sollte die grundsätzliche Zielrichtung der pädagogischen Arbeit darauf ausgerichtet sein, GLH 9LHOIDOW GHU WHLOQHKPHQGHQ -XQJHQ LQ GHQ Mittelpunkt zu stellen, also nicht nur mit den Gemeinsamkeiten, sondern auch den Unter-VFKLHGOLFKNHLWHQ YRQ -XQJHQ ]X DUEHLWHQ XQG diesen Raum zu geben.

-XQJHQJUXSSHQ N|QQHQ IU YLHOH -XQJHQ HLQ geeigneter Ort sein, um ihren Umgang mit Männlichkeitsanforderungen und ihre Entwick-OXQJVZQVFKH ]X UHÁHNWLHUHQ XQG QHXH :HJH DXV]XSURELHUHQ 0LWXQWHU VLQG -XQJHQJUXSSHQ einfach Erprobungsfeld für soziale Kompetenzen, die aufgrund von Männlichkeitsanforderungen anderswo nicht ausprobiert werden können. Und die Abwesenheit von Mädchen führt im Regelfall GD]XGDVVDQVRQVWHQKlXÀJZHLEOLFKNRQQRWLHUWH Gruppenaufgaben wie Haushaltstätigkeiten nicht an Mädchen delegiert werden können, sondern YRQ-XQJHQVHOEVWEHUQRPPHQZHUGHQPVVHQ Das Sprechen über heterosexuelle Beziehungen

und eigene Wünsche und Unsicherheiten darin fällt insofern leichter, als dass die Mädchen als mögliche Adressatinnen nicht anwesend sind.13 Das Gleiche gilt für die Auseinandersetzung mit VH[LVWLVFKHQ9HUKDOWHQVPXVWHUQXQWHU-XQJHQGD diese thematisiert werden können ohne dass die Adressatinnen damit erneut konfrontiert werden.

3UREOHPDWLVFK DQ GHU $UEHLW LQ -XQJHQJUXS-SHQ LVW KlXÀJ GDVV VLFK HLQ KHWHURQRUPDWL-ves Gruppenselbstverständnis bildet, in dem nicht-heterosexuelle Lebensweisen tendenzi-ell unsichtbar gemacht werden, wenn Päda-gog_innen nicht gezielt ihre Haltung sexueller Vielfalt einbringen. Das führt im schlechten Fall GD]XGDVVGLH-XQJHQJUXSSHIUVFKZXOHELVH-[XHOOH TXHHUH XQG DQGHUH -XQJHQ ]X HLQHP weiteren Ort wird, an dem ihre Lebensrealität nicht vorkommt und sie damit ausgegrenzt ZHUGHQ'DEHLLVWGLH-XQJHQJUXSSHYRP6HW-ting her ein sehr geeigneter Ort, um sexuelle und geschlechtliche Vielfalt offensiv zu thema-tisieren und kritische Auseinandersetzungen mit Homophobie zu fördern – die anleitenden Pädagog_innen müssen das nur selbst wollen, XQG YLHOH JHVFKOHFKWHUUHÁHNWLHUW DUEHLWHQGH Pädagog_innen haben diese Erfahrung auch schon gemacht.

*HVFKOHFKWHUUHÁHNWLHUWH$UEHLW PLW-XQJHQLQJHVFKOHFKWHUJH PLVFKWHQ5lXPHQLQGHU6FKXOH

Die meisten pädagogischen Lern- und Betreu-ungssettings in der Schule sind geschlech-tergemischte Räume: Die Schulklassen, der Schulhof und andere Räumlichkeiten, in denen .LQGHU XQG -XJHQGOLFKH LKUH )UHL]HLW YHUEULQ-gen, Betreuungseinrichtungen wie Horte und viele andere Gruppensituationen, und nicht zu vergessen: Das Lehrer_innenkollegium (mit ZHQLJHQ$XVQDKPHQ

In geschlechtergemischten pädagogischen Settings ergeben sich viele Möglichkeiten, JHVFKOHFKWHUUHÁHNWLHUW ]X DUEHLWHQ (LQH +DO-tung, die zur Entlastung von Männlichkeits- und Weiblichkeitsanforderungen beiträgt, die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt als Ori-entierungsrahmen anbietet, als einen Raum, in dem vielfältige geschlechtliche und sexu-HOOH ,GHQWLWlWHQ LKUHQ 3ODW] ÀQGHQ N|QQHQ LVW HLQHZHUWYROOH*UXQGODJHYRQGHU-XQJHQXQG 0lGFKHQ JOHLFKHUPD‰HQ SURÀWLHUHQ ZHUGHQ

13 Vgl. Cremers 2012: 83ff.

Pädagogisch zu arbeiten, ohne geschlechts-bezogene Zuschreibungen oder Platzanweiser auszusenden, ist eine Herausforderung, die auch in Bezug auf Lehrstoffe und –materialien relevant ist: Wir beantworten die Frage, ob wir -XQJHQ JHUHFKWHU ZHUGHQ ZHQQden -XQJHQ LP8QWHUULFKW7H[WHIU-XQJHQDQJHERWHQZHU-GHQÅXQGKLHUGHU7H[WIUGLH-XQJHQ´GLH vielleicht noch geschlechternormativ zugeord-QHWH ,QWHUHVVHQ EHGLHQHQ VROOHQ GLH -XQJHQ zugeschrieben werden, mit einem klaren Nein!

Stattdessen sollte hier nicht-zuschreibend und nicht-dramatisierend gehandelt werden, indem z.B. – am besten jeweils mindestens drei – Wahltexte angeboten werden, die nicht geschlechtsbezogen zugeordnet werden und aus denen sich alle nach ihren aktuellen Inter-essen eine Variante auswählen können.

Geschlechter dramatisierende Strategien sind anderswo angebracht: Wenn in pädagogi-schen Materialien keine ausreichende Breite von Familienkonstellationen oder sexuellen Orientierungen repräsentiert ist, kann mit der Frage „Welche Familienkonstellationen (ggf.

GLH ,KU NHQQW IHKOHQ LQ GLHVHU 'DUVWHOOXQJ"´

die Lerngruppe daran beteiligt werden, die pädagogischen Materialien selbst zu erwei-tern. Wenn geschlechtsbezogene Abwertun-gen oder DiskriminierunAbwertun-gen in der Gruppe eine Rolle spielen, ist es notwendig, frühzei-WLJ XQG UHJHOPl‰LJ ]X LQWHUYHQLHUHQ XQG DQ einer Gruppenkultur zu arbeiten, die allen GLH SRWHQWLHOO JOHLFKHQ E]Z MH LQGLYLGXHOOHQ Lernwege, Beteiligungsmöglichkeiten und vor allem Rechte zusichert. Dazu kann mitunter gehören, Aufgaben geschlechterparitätisch zu verteilen oder Gruppen geschlechtshomogen aufzuteilen. Es sollte aber unbedingt vermie-GHQ ZHUvermie-GHQ ]% URXWLQHPl‰LJ GLH $QZHVHQ-heit durch getrennte Zählung von Mädchen XQG -XQJHQ IHVW]XVWHOOHQ GLH =HLFKHQEO|FNH QDFK 0lGFKHQ XQG -XQJHQ JHWUHQQW DXI]X-EHZDKUHQ RGHU JHWUHQQWH -XQJHQ XQG 0lG-chenbücherregale einzuführen. Dramatisie-rende Strategien sollten niemals als Routine HLQJHVHW]W VRQGHUQ LPPHU LQWHQVLY UHÁHNWLHUW werden, und es sollte immer eine Entdrama-tisierung folgen (siehe Artikel zu Dramatisie-UXQJLQGLHVHP%DQG

Unterrichtsformen, die wenig Frontalunterricht beinhalten und ausreichend Zeit und Platz für Bewegung einräumen, tragen ebenfalls zu einer 6FKXOHEHLLQGHU-XQJHQXQG0lGFKHQYLHOIlO-tige Wege ausprobieren können, mit Lerner-folgen und –misserLerner-folgen umzugehen. Schule

hat darüber hinausgehend noch viele weitere Möglichkeiten, sich im Sinne geschlechterre-ÁHNWLHUWHU $UEHLW PLW -XQJHQ ]X HQWZLFNHOQ einige Beispiele sind:

‡ *HVFKOHFKWVVSH]LÀVFKH $XIJDEHQWHLOXQJHQ können u.U. verändert werden,

‡ GXUFK 6FKOHUBLQQHQ JHVFKOHFKWVKRPRJHQ genutzte Räume können analysiert und ggf.

allen zugänglich gemacht werden,

‡%HWHLOLJXQJVVWUXNWXUHQIUGLH6FKOHUBLQQHQ können erweitert und u.U. geschlechterge-rechter gestaltet werden,

‡GDV/HVHDQJHERWGHU%LEOLRWKHNNDQQHLQHU Genderanalyse unterzogen und dann sinn-voll erweitert werden,

‡ %HUDWXQJVDQJHERWH ]X XQWHUVFKLHGOLFKHQ Themen wie sexuelle Orientierung oder VH[XDOLVLHUWH*HZDOWJHJHQ-XQJHQN|QQHQ ebenso durch Aushänge bekannt gemacht werden wie schulische Ansprechpartner_

innen zu diesen Themen,

‡VR]LDOHV/HUQHQNDQQVWlUNHULP6FKXODOOWDJ verankert werden.

Es gibt also viele Ansatzpunkte, an denen JHVFKOHFKWHUUHÁHNWLHUWH $UEHLW QLFKW QXU PLW -XQJHQ LQ GHU 6FKXOH VLQQYROO YHUDQNHUW ZHU-den kann. Wenn nur einige davon genutzt wer-GHQSURÀWLHUHQQLFKWQXU-XQJHQVRQGHUQDOOH Schulangehörigen von einem geschlechterge-rechteren, inklusiveren Schulklima.

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