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3.   Empirische Ergebnisse

3.1.1 Interkurrente Erkrankungen in Mutter- Kind-

3.1.1.3 Interkurrente Erkrankungen bei Müttern

Nur 13,5% der Mütter, die ohne Kinder eine präventive oder rehabilitative stationäre Maßnahme aufsuchen, erkranken interkurrent. Signifikant häufiger hingegen erkranken Mütter, die mit einem oder mehreren Kindern solche Maßnahmen in Anspruch nehmen (s. Tab.9). Dies ist ein deutlicher Hinweis, dass die kindliche Infektanfälligkeit zu häufigeren interkurrenten Erkrankungen ihrer Mütter führt.

Tab.9: Interkurrente Erkrankungen von Müttern in Mütter- und Mutter-Kind-Maßnahmen.

34,24 2.044

5.969 Gesamt

13,54 75

554 Mütter ohne Ki nder

36,36 1.969

5.415 Mütter und Ki nder

Prozent Erkrankte

Mütter Art der N =

Heilmaßnahme

Legende: Über ein Drittel der Mütter in den Mütter-Kind-Maßnahmen hatte mindestens eine IKK. Mütter, die sich ohne Kinder rehabilitieren, hingegen nur zu 13,5%.

Dass interkurrente Erkrankungen nicht ungewöhnlich sind, bestätigt sich also nur bei den Mutter-Kind-Maßnahmen, hingegen ist sie bei den „reinen“ Mütterkuren eher selten anzutreffen.

Tabelle 10 zeigt, dass bei den Mutter-Kind-Maßnahmen über ein Drittel der Mütter interkurrente Erkrankungen (36,4%) entwickeln, dabei erleiden nur wenige Mütter (2,4%) eine zweite oder dritte interkurrente Erkrankung. Dies spricht für die Annahme, dass interkurrente Erkrankungen der Mütter in den Maßnahmen weitgehend beherrschbar und eingrenzbar sind.

Tab.10: Anzahl interkurrenter Erkrankungen pro Mutter in Mutter- Kind- Maßnahmen

Interkurrente Erkrankungen

Häufigkeit Prozent

keine 3446 63,5%

eine 1838 34,1%

zwei und mehr 131 2,4%

gesamt 5415 100%

Um die Frage, welche interkurrenten Erkrankungen auftreten, beantworten zu können, wurden die interkurrenten Erkrankungen (in Mutter-Kind-Einrichtungen) in epidemiologisch auswertbaren Gruppen zusammengefasst und nach ICD-10 (Ober-) Diagnosen klassifiziert (s. Tab. 11).

Betrachtet man die Tab. 11 genauer, so zeigen die Diagnosen der interkurrenten Erkrankungen der Mütter nach ICD-10-Verschlüsselung hauptsächlich infektiöse Erkrankungen. In 47,3% der Diagnosen sind dies Erkrankungen im Bereich der Atemwege. Dazu gehören akute Infektionen der oberen Atemwege wie akute Rhinopharyngitis, akute Sinusitis, akute Pharyngitis sowie auch akute Tonsillitis und akute Laryngitis. Darunter finden sich auch Grippeinfektionen, ohne Virennachweis, selten mit begleitender Pneumonie oder sonstigen Manifestationen wie Enzephalopathie, Gastroenteritis oder Myokarditis.

Ein weiterer Erkrankungsschwerpunkt liegt im Bereich der Atemwegsinfektionen der unteren Atemwege, hierbei werden die akute Bronchitis und Bronchiolitis sowie nicht näher bezeichnete akute Infektionen der unteren Atemwege und unspezifischer Husten genannt.

Tab. 11 : Zusammenfassung der interkurrenten Erkrankungen der Mütter in Gruppen nach ICD-10

Krankheiten nach ICD-10 Häufigkeiten Prozent

J Krankheiten Atmungsorgane 1015 47,8

A infektiöse u. parasitäre Krankheiten 245 11,5 M Krankh. des Muskel- Skelett-Systems 184 8,7 K Krankh. des Verdauungssystems 97 4,6 L Krankh. der Haut u. Unterhaut 95 4,5 R Symptome u. abnorme klin./Laborbefunde 73 3,4 B bestimmte Infektiöse/parasitäre Krankh. 70 3,3

G Krankh. des Nervensystems 65 3,1

H Krankh. der Augen o. der Nase 57 2,7

I Krankh. des Kreislaufsystems 51 2,4 F Psychische u. Verhaltensstörungen 49 2,3 N Krankh. des Urogenitalsystems 45 2,1 Gesamt der interkurrenten Diagnosen* 2125 100

97,6% der Diagnosen, unter 2% abgebrochen, somit fehlt ein Rest von 79 Diagnosen,

Die fett hervorgehobenen Diagnosehäufigkeiten haben infektiösen Charakter

Bei den sonstigen Erkrankungen der oberen Atemwege finden sich die allergischen Rhinopathien, die chronische Rhinopathie sowie die chronische Sinusitis, gefolgt von sonstigen nicht näher differenzierten Krankheiten der Nase und der Nasennebenhöhlen. Zuletzt werden akute Exazerbationen bei bereits bestehenden chronischen Atemwegserkrankungen und anderen Grunderkrankungen sowie die nicht näher klassifizierte respiratorische Insuffizienz genannt.

10,6% der Erkrankungsdiagnosen waren nicht näher eingegrenzte bakterielle Erkrankungen. Explizit genannt wurden Scharlach und Erysipel sowie akute Poliomyelitis. Einige Angaben schließen auch sexuell übertragbare Infektionen mit ein, diese wurden nicht näher bezeichnet (0,9%).

Die nach den Atemwegserkrankungen und bakteriellen Erkrankungen häufigsten Nennungen gab es bei den Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes. Dies waren 8,7% der Diagnosen der Mütter. Es gab hier Nennungen von Arthropathien, Krankheiten des Rückens und der Wirbelsäule (wobei hier die Rückenschmerzen dominierten) sowie Krankheiten des Weichteilgewebes.

Wiederum waren einige Erkrankungsfälle nicht näher differenziert.

Als weiterer infektiöser Erkrankungsbereich sind die akuten Darminfektionen zu nennen, die allerdings nur 3,3% der Diagnosen von interkurrenten Erkrankungen ausmachen. Dazu gehören die Enteritis wie auch die Diarrhoe und Gastroenteritis.

Wenige Nennungen gab es bei unspezifischen Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie Flatulenz und verwandten Zuständen.

Insgesamt spielen also infektiöse Erkrankungen bei über zwei Drittel aller mütterlichen interkurrenten Diagnosen eine Rolle.

Weiterhin wurden in 5,3% aller Diagnosen der Mütter Krankheiten der Haut und Unterhaut aufgeführt, hauptsächlich Dermatitis und Ekzeme, gefolgt von Urtikaria und Erythem. Wenige Nennungen gibt es bei papulosquamösen Hautkrankheiten und Infektionen, einige Erkrankungsfälle sind nicht näher differenziert.

Die eingangs formulierte Annahme (F3.3), nach der die interkurrenten Erkrankungen eher vor dem Hintergrund des mütterlichen Leitsyndroms auftreten, findet jedoch keine statistische Bestätigung. Nur in 3,4% der Fälle wurden den Müttern beim Auftreten von interkurrenten Erkrankungen R- und Z-Diagnosen zugeordnet, wobei vor allem Erschöpfungszustände bzw. Neurasthenien beschrieben wurden. Unter R-Diagnosen wurden neben auffälligen Laborwerten, die z.B. als Immunschwäche interpretierbar sind auch schwer zuordenbare Symptome klassifiziert. Z- Diagnosen betreffen nach ICD 10 familiäre und andere soziale Hintergründe, die zu Erkrankungen führen.

Zu den für das Leitsyndrom typischen Erkrankungen gehören auch die Fälle von Diagnosen aus dem Bereich psychische und Verhaltensstörungen. In 2,6% der interkurrenten Diagnosen der Mütter traten entsprechende Störungen auf, darunter nur wenige Nennungen, die primär den organischen Bereich psychosomatischer Störungen betrafen. Weiterhin wurden auch affektive Störungen, neurotische,

Belastungs- und somatoforme Störungen sowie Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren beschrieben.

Einige Mütter entwickelten Krankheiten des Nervensystems (3,1% der Diagnosen).

Dies sind episodische und paroxysmale Krankheiten des Nervensystems (Migräne, Schlafstörungen), Krankheiten von Nerven, Nervenwurzeln und Nervenplexus (Trigeminusneuralgie, Mononeuropathien) sowie einmalig die Nennung einer Myopathie im Rahmen einer anderen Grunderkrankung. Selten wurden unspezifische Symptome, die das Nerven- und Muskel-Skelettsystem betreffen, wie Tremor, Schwindel u.ä., genannt, häufig dagegen der unspezifische Kopfschmerz. Je ein Fall von Synkope/Kollaps und Schock trat auf, ohne dass dies näher spezifiziert wurde. Nach den in Tab. 11 aufgeführten Diagnosen haben Belastungen und Erschöpfung oder andere Hintergründe des mütterlichen Leitsyndroms also keinen dominanten Einfluss auf die Häufigkeit interkurrenter Erkrankungen, sondern sind in ca. 9% der Diagnosen zu finden (F3.2).

Es folgen 2,9% Diagnosen von Viruserkrankungen, die durch Haut- und Schleimhautläsionen gekennzeichnet sind, sowie sonstige Virusinfektionen und Mykosen (Pilzerkrankungen). Weiterhin werden bei 2,9% Diagnosen als interkurrente Erkrankungen infolge von Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen genannt, wobei hier häufig Verletzungen im Kopfbereich und an den Extremitäten auftraten. Selten traten Verletzungen mit Beteiligung mehrerer Körperregionen auf, ein Mal wurde eine posttraumatische Wundinfektion genannt.

Unfälle und Folgen tätlicher Angriffe, die nicht näher definiert wurden, gab es nur wenige.

Weitere 2,7% Nennungen von interkurrenten Erkrankungsdiagnosen der Mütter betrafen akute Erkrankungen des äußeren Auges (Konjunktivitis, Chalazion, Hordeolum) und des äußeren Ohres und Mittelohres (Otitis externa und media).

2,3% der Diagnosen der Mütter waren Erkrankungen des Kreislaufsystems, darunter Hypertonie, Ischämie, arterielle Erkrankungen, venöse Erkrankungen wie Varizen und sonstige nicht näher bezeichnete Erkrankungen sowie Palpitationen.

2,1% der Diagnosen klassifizierten Krankheiten des Urogenitalsystems, darunter die Urolithiasis und nicht näher definierte Harnwegserkrankungen.

Nur 0,2% Nennungen gibt es bei endokrinen Erkrankungen, ebenso wenig (0,2%) wurden Komplikationen im Rahmen einer Schwangerschaft diagnostiziert; dabei

wurden Schwangerschaft mit abortivem Ausgang, nicht näher definierte Wehenschwäche und ein „mit Schwangerschaft verbundener Zustand“ genannt.

Schließlich, 0,1% der Diagnosen, betrafen Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe sowie bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems.

Zusammenfassend: Die Inzidenzanalyse mütterlicher interkurrenter Erkrankungen in der Müttergenesung ergab, dass vor allem Mütter mit Begleitkindern überproportional häufig betroffen waren. In den Mutter-Kind-Maßnahmen wurden bei 36,4% der Mütter interkurrente Erkrankungen dokumentiert. Bei Müttern, die ohne Kinder eine Mutter-Maßnahme aufsuchen, traten signifikant weniger häufig interkurrente Erkrankungen auf (bei 13,5% der Mütter). Insgesamt dauerten die interkurrenten Erkrankungen durchschnittlich nur kurz an. Infektiöse Atemwegserkrankungen traten am häufigsten auf. Betrachtet man die Dauer der interkurrenten Erkrankungen nach Art der Erkrankungen der Mütter, so tragen insbesondere Muskel- und Skeletterkrankungen zu eher längeren Behandlungsphasen bei. Im breiten Spektrum der interkurrenten Erkrankungen der Mütter bilden die infektiösen Erkrankungen den zentralen Schwerpunkt, während Belastungssituationen, Erschöpfung oder andere Symptome des mütterlichen Leitsyndroms sich nur unbedeutend in den Diagnosen der interkurrenten Erkrankungen widerspiegeln.