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Insektizide Ausrüstung von Textilien, Moskitonetzen sowie von

5 Industrielle Anwendungen von Insektiziden

5.3 Insektizide Ausrüstung von Textilien, Moskitonetzen sowie von

Bestimmte weltweit verwendete Gütesiegel wie z. B. das Woolmark-Siegel (www.woolmark.com) fordern für Auslegeware wie Teppiche eine insektizide Ausrüs-tung. Entsprechend den Woolmark-Vorgaben sollen z. B. für den Einsatz im gemä-ßigten Klima 3,5 % Eulan SPA-01 oder 5,5 % Mitin AL-01 zugesetzt werden. Nach telefonischer Auskunft von Mitarbeitern des Wollsiegel-Verbandes e. V. in Düsseldorf ist eine insektizide Ausrüstung für Wollkleidung für die Vergabe des Gütesiegels nicht vorgesehen, allerdings falls vorhanden bei der Vergabe auch nicht schädlich.

Teilweise wird nur für den Transport und die Lagerung der Verpackung ein Insektizid zugegeben.

Es wurden zwei Hersteller von Wollteppichen kontaktiert, die angaben, bereits aus-gerüstete Wolle zu beziehen. Teppichböden aus Naturhaar auf dem europäischen Markt bestehen aus Schafwolle oder Ziegenhaar. Sie sind in der Regel mit Perme-thrin ausgerüstet. Die Anwendung des PermePerme-thrins kann bei der Wollwäsche ge-schehen, jedoch auch in späteren Schritten des Produktionsprozesses (Färbung). In-wieweit die insektizide Ausrüstung in Deutschland vorgenommen wird, konnte nicht ermittelt werden. In Großbritannien und in Australien gibt es Bestrebungen, wegen Permethrinresistenzbildung einen weiteren Wirkstoff einzusetzen (Chlorphenapyr, CAS-Nr. 122453-73-0).

Zunehmend findet Wolle auch als Dämmmaterial Verwendung. Für diesen Bereich besteht das Label „Naturplus“, das als Ausrüstung gegen Fraßinsekten einzig den Wirkstoff Sulcofuron (der vom Hersteller nicht mehr verteidigt wird und damit vom Markt genommen wird) zulässt. Der Anteil von Sulcofuron ist auf 0,5 % des Handels-gewichts (17 % Feuchtegehalt) begrenzt (http://www.natureplus.org/). Es wurden zwei Hersteller von Dämmmaterial auf Basis von Wolle kontaktiert, von denen einer Borax verwendet und der andere mit Sulcufuron ausgerüstete Wolle importiert.

Im Verzeichnis der gemeldeten Biozid-Produkte finden sich ferner auch 5 imprägnier-te Moskitonetze (N-24789, N-26957, N-26958, N-26959, N-26960) mit den Wirkstof-fen Deltamethrin oder Permethrin.

Tab. 5.3 Anwendungen von Fraßschutzmitteln in Heimtextilien und

Es wird die bereits ausgerüstete Wolle für die Herstellung der Teppichböden importiert. Dort wird Permethrin während des Färbeprozesses zugegeben.

TWN Textil-Werke Neumünster GmbH

Es wird die bereits ausgerüstete Wolle für die Herstellung der Tep-pichböden importiert (Italien und Dänemark). Er geht davon aus, dass auch deutsche Firmen Wolle/Garn für Wollteppichböden aus-rüsten. Er empfiehlt bei Fa. HorusTecGarn, Schmallenberg anzufragen.

Alchimea Naturwa-ren GmbH, Bexbach

Die Überprüfung des Dämmmaterials aus Wolle erfolgt über das Deutsche Institut für Bautechnik. Es wird 6 % Borax zugegeben und hierdurch zugleich ein insektizider Schutz, ein Schutz gegen Schim-melbildung und ein Flammschutz erzielt. Ihm ist in Deutschland kein weiterer Hersteller bekannt, der Wolle insektizid ausrüstet. Es wird weitgehend bereits ausgerüstete Wolle importiert.

Doschawolle,

Kempten Die Wolle für das Dämmmaterial wird mit Mitin FF (Sulcufuron) in einer Wollwäscherei in Belgien (Fa. Traitex) ausgerüstet. Da der Wirkstoff künftig nicht mehr zugelassen ist, wird künftig bereits ausgerüstete aus Neuseeland importiert.

Brettschneider Fern-reisebedarf GmbH, Heimstetten

Moskitonetze werden ausschließlich in Fernost hergestellt, wobei entsprechend einer WHO-Empfehlung die Fasern üblicherweise in Deltamethrin getränkt werden.

Katadyn Deutsch-land, Mörfelden-Walldorf

Moskitonetze stammen aus Asien, in Deutschland sind keine Hersteller bekannt.

HF Sicherheitsklei-dung, Vohburg

Kleidung wird von Textilveredler mit Sanitized-Produkten ausgerüs-tet. Kontakt zu Textilveredeler ergab allerdings, dass derzeit keine Insektizide mehr eingesetzt werden.

Clariant AG, Muttenz Schweiz:

Sanitized-Produkte werden durchaus noch für Militärkleidung, Berufskleidung (Waldarbeiter) und Freizeitkleidung (Angler, Sport-kleidung) eingesetzt. Es sind Europaweit mehr als 20 Firmen bekannt, die Sanitized-Produkte für Textilien beziehen. Es können aber keine Namen genannt werden.

Der Textilhilfsmittelkatalog 2004/05 (und der Online-Katalog 2007, vgl. http://www.thk -online.com) weisen nur 5 Fraßschutzmittel aus:

• Eulan SPA 01, Bayer Chemicals AG, Leverkusen

• MITIN AL-01 bzw. Mitin FF h.conc und Mitin FF fl., Ciba Specialitäten Chemie, Basel, Schweiz

• Mottex N320, Impocolor Chemiegesellschaft mbH, Eningen

Recherchen ergaben, dass die Textilsparte von Bayer Chemicals mittlerweile von der Niederländischen Firma Textile Processing Chemicals (TPC, vgl.

www.tanatexchemicals.com) übernommen wurde. Eulan SPA 01 enthält 9-11 % Per-methrin.

Zu MITIN FF wurden in einer Internetrecherche Registrierungsunterlagen der US EPA gefunden, die auch Nutzerprofile enthalten (EPA, 1996). Demnach enthält das Produkt den Wirkstoff Sodium 5-chloro-2-[4-chloro-2-[[[(3,4-dichlorophenyl)amino]-carbonyl]-amino]phenoxy]benzenesulphonate (Sulcofuron-sodium), der im EU-Review-Programm zwar für PA 18 notifiziert wurde, aber nicht verteidigt wird. Das Produkt wird als Pulver mit 80 % Wirkstoffanteil in der Textilindustrie (Fraßschutz Wolle) eingesetzt und zunächst in Wasser aufgelöst. Bezogen auf das Trockenge-wicht der Wolle beträgt der Wirkstoffanteil 1 bis 1,5 %. Die Textilsparte der Ciba Spe-zialitäten Chemie wurde im Jahr 2006 an die die Fa. Huntsmann verkauft, wobei die Produktion weiterhin in Basel stattfindet. Von Seiten der Hersteller konnten keine Angaben zu möglichen Anwendern weitergegeben werden.

Ein Kurzinterview mit einem Mitarbeiter der Fa. Impocolor Chemiegesellschaft mbH ergab, dass diese das Produkt Mottex N320 nicht selber herstellen, sondern nur ver-treiben. Allerdings wurde das Produkt seit 3 Jahren nicht mehr verkauft und dem Hersteller ist kein Kunde in Deutschland bekannt, der dieses Produkt noch einsetzt.

Laut Sicherheitsdatenblatt und Anwendungsmerkblatt enthält Mottex N320 9-11 % Permethrin und wird üblicherweise während der Wollwäsche oder Färbung in Kon-zentrationen von 0,3-0,7 % des Warengewicht zugesetzt. Das Produkt ist nicht im Verzeichnis der gemeldeten Biozid-Produkte enthalten.

Von der Fa. Thor GmbH wurden Produktunterlagen zu Konservan 1204 und 1212, die als Motten- und Käferschutzmittel für Textilien angewandt werden, zur Verfügung gestellt. Beide enthalten verkapseltes Permethrin und werden bei Foulard-Anwendungen in Konzentrationen von 30-50 g/l eingesetzt.

Die Firma Sanitized AG (Burgdorf, Schweiz) stellte Produktunterlagen zu dem Vekto-renschutzmittel Sanitized® AM 23-24 zur Verfügung, das zur Ausrüstung von Kampfanzügen, Zelten, Schlafsäcken, Moskitonetzen, Jägerbekleidung, Teppichen etc. verwendet wird. Das Biozid-Produkt enthält 30-40 % Permethrin als Wirkstoff.

Textilien die neben Sanitized® AM 23-24 gleichzeitig mit einem selbstvernetzenden Binder ausgerüstet sind gelten bis 60 °C als waschbeständig. Die Einsatzkonzentra-tion im Foulard-Verfahren beträgt in Abhängigkeit vom spezifischen Textilgewicht (g/m2) 50-300 g/l in der Waschflotte. Für den optimalen Vektorenschutz werden 4-6 % bezogen auf das Warengewicht empfohlen. Der Einsatz für körpernah getragene Babykleidung wird nicht empfohlen. Es wurden allerdings keine Textilhersteller be-nannt, die dieses Produkt einsetzen.

Für den Fraßschutz werden deutlich niedrigere Konzentrationen an Insektizi-den/Repellentien eingesetzt als bei der Behandlung von TextilIien für den Vektoren-schutz. Nach Auskunft eines Mitarbeiters der letzten deutschen Wollkämmererei in Deutschland (Bremer Woll-Kämmerei AG) wird in Deutschland keine Wolle mehr in-dustriell insektizid ausgerüstet. Eine belgische Firma verwendet bisher noch das Mit-tel Mitin FF, allerdings läuft die Genehmigung hierfür dieses Jahr noch aus. Import-ware aus Neuseeland und China enthalten hingegen teilweise Insektizide.

Die Nichtberücksichtigung von Importware in der Biozid-Produkte-Richtlinie wird von Industrie und Anwendern als gravierender Nachteil angesehen. Ein Studie im Auftrag des Umweltsekretariats der EU-Kommission (DG Environment) zu diesem Thema wurde kürzlich abgeschlossen und gibt umfangreiche Hintergrundinformationen auch zur insektiziden Ausrüstung von Materialen (POZO et al., 2006). Zum Materialschutz werden insbesondere Biozid-Produkte der PA 6, 7, 8 und 9 eingesetzt. Mit Bezug auf Wolle wird darauf hingewiesen, dass bereits die Rohwolle mit Insektiziden aus der

Tierarzneimittelanwendung gegen Ektoparasiten vorbelastet sein kann. Tierarznei-mittel werden allerdings nicht zu den Biozid-Produkten gerechnet, sondern fallen un-ter das Arzneimittelgesetz. In der „Lila Liste“ der Tierarzneimittel sind ca. 110 Ektopa-rasitika gelistet.

Insgesamt wurden keine relevanten Informationen mit Bezug auf die industrielle Her-stellung der Produkte gefunden, die eine nähere Betrachtung der Expositionssituati-on im Betrieb erlaubt hätten.