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3 Marktrecherche

3.1 Datengrundlage

Folgende Datensammlungen und Produktregister zu Schädlingsbekämpfungsmitteln der PA 18 und 19 sowie Molluskiziden der PA 16 wurden hinsichtlich ihrer Relevanz für das Projekt betrachtet:

Daten für Giftnotzentralen

Zwar müssen seit dem 13.05.2004 alle auf dem Markt befindlichen Biozid-Produkte nach § 16 e Abs. 1 ChemG mit Angabe der Wirkstoffkonzentration dem BfR gemel-det werden (im Jahr 2006 waren etwa 7 000 Produkte erfasst). Das Register ist je-doch vertraulich und wird nur den Giftnotzentralen zur Verfügung gestellt. Es konnte somit im Rahmen dieses Projektes nicht ausgewertet werden.

UBA-Projekt „Gesundheitsrisiken durch biozidhaltige Produkte des täglichen Bedarfs“

Im Rahmen eines Projektes im Auftrag des Umweltbundesamtes wurden Produkt-daten zu etwa 130 frei verkäuflichen Haushaltsinsektiziden, Repellentien und Lock-mittel erLock-mittelt, die für eine Expositionsabschätzung im häuslichen Umfeld verwendet wurden (HAHN et al., 2005). Weitere Daten zu Haushaltsinsektizden wurden vom Umweltbundesamt (UBA, 2005) für die Entwicklung eines „Emission Scenario Docu-ments“ für Insektizide erhoben. Obwohl diese Produkte auch von beruflichen Anwen-dern wie Hausmeistern oder Küchenangestellten gelegentlich eingesetzt werden und somit Gegenstand der Betrachtung sind, steht in vorliegendem Projekt die professio-nelle Nutzung durch Schädlingsbekämpfer oder andere qualifizierte Anwender im Vordergrund (sogenannte „Profi“-Produkte).

BAuA-Datenbank „Biocidal Products“

Vom Auftraggeber wurde die im Rahmen eines BAuA-Forschungsprojektes (KOCH et al., 2004) entwickelte und von der BAuA weitergeführte Access-Datenbank „Bioci-dal Products“ zur Verfügung gestellt. Die Datenbank enthält wesentliche für die Ex-positionsabschätzung benötigte produktbezogene Angaben wie z. B. Anwendung-sort, Art der Formulierung, Art der Wirkstoffe und deren Konzentrationen, Applikati-onsart und -menge, persönliche Schutzmaßnahmen sowie chemisch-physikalische Kenndaten der entsprechenden Wirkstoffe bzw. relevante Hilfsstoffe.

Die Datenbank enthält (Stand Januar 2007) 288 Biozid-Produkte, darunter 71 Insek-tizide der PA 18. Deren Kenndaten wurden ebenfalls in die Excel-Tabelle überführt und es wurden die zugehörigen Meldenummern nach Biozid-Meldeverordnung re-cherchiert.

Verzeichnis der gemeldeten Biozid-Produkte

Das Verzeichnis der Biozid-Produkte, die im Rahmen der Biozid-Meldeverordnung (ChemBiozidMeldeV) erfasst wurden, ist online verfügbar. Hierdurch lassen sich die Produkte den jeweiligen Produktarten zuordnen und es können Produktlisten erstellt werden, die für weitere Recherchen genutzt werden können. In dem Datensatz fin-den sich lediglich 2 Biozid-Produkte, die für die PA 16 (Molluskizide) gemeldet wur-den, hingegen insgesamt 1429 Produkte, die der PA 18 (Insektizide) und 251, die der PA 19 (Repellentien und Lockmittel) zugeordnet werden können.

BVL-Liste der anerkannten Entwesungsmittel

Im Rahmen der amtlich angeordneten Schädlingsbekämpfung nach § 18 Infektions-schutzgesetz dürfen nur Mittel eingesetzt werden, die vom Bundesamt für Verbrau-cherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und dem Robert-Koch-Institut überprüft und als geeignet angesehen werden. Diese Produkte werden in den Bekanntma-chungen der geprüften und anerkannten Mittel und Verfahren zur Bekämpfung von tierischen Schädlingen veröffentlicht (BVL-Liste; http://www.bvl.bund.de). Diese Liste wurde zuletzt im Jahr 2001 veröffentlicht und zwischenzeitlich in 3 Nachträgen und 2 Errata ergänzt/korrigiert. Es wurde Kontakt zu Herrn Dr. Ulrich Gerbracht (BVL Berlin;

s. Kapitel 4.1) aufgenommen und um die Bereitstellung der aktuellen BVL-Liste der Schädlingsbekämpfungsmittel gebeten. Dem BVL liegt die Liste als Excel-Datei vor, allerdings ist die Weitergabe aus formalen Gründen (Rechtssicherheit des gedruck-ten Textes) nicht möglich. Da von Seigedruck-ten des BVL bestätigt wurde, dass die hördlich überprüften Schädlingsbekämpfungsmittel der BVL-Liste nicht nur bei be-hördlicher Anordnung, sondern auch bei „behördlichem Interesse“ angewendet wer-den und daher für professionelle Anwender einen höheren Marktanteil ausmachen, wurden die Schädlingsbekämpfungsmittel (Insektizide) der ursprünglichen Liste in eine Excel-Tabelle übernommen, entsprechend der Nachträge und Errata korrigiert und dem Auftraggeber zur Verfügung gestellt.

BGW-Datenbank zu Schädlingsbekämpfungsmitteln

Bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), Bezirksverwaltung Köln, Fachbereich Gefahrstoffe/Toxikologie, wurde ebenfalls eine Produktdatenbank zu Schädlingsbekämpfungsmitteln aufgebaut. Die BGW geht hier-bei von der BVL-Liste der anerkannten Entwesungsmittel und -verfahren nach InfSchG und dem IVA-Buch „Wirkstoffe in Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämp-fungsmitteln“ (IVA, 2000) aus. Es wurde Kontakt mit Frau Liesche und Herrn Dr.

Eickmann von der BGW aufgenommen und beide bekundeten ihr Interesse an einer Kooperation und dem Austausch von Daten (s. Kapitel 4.1). Am 9.11.06 kam es zu einem Treffen bei der BGW, an dem Herr Dr. Remé, BGW Hamburg, Herr Dr. Eick-mann, BGW Köln, und Stefan Gartiser teilnahmen. In der BGW Datenbank, die rd.

450 Schädlingsbekämpfungsmittel enthält, wird nicht nach Produktarten unterschie-den. Erfasst werden also auch Rodentizide. Die Zielorganismen sind nur als Gruppe (Arthropoden statt orientalische Schabe) erfasst, zudem gibt es keine Daten zur Do-sierung pro Fläche, zum Anwendungsgebiet oder zur Gebindegröße. Die R-Sätze und Konzentrationen sind hingegen erfasst. Da ein möglicher Datenaustausch zu-nächst von der leitenden BGW-Stelle positiv beschieden werden müsste und der Er-kenntnisgewinn für das laufende Projekt von Seiten der Projektnehmer als nicht we-sentlich eingeschätzt wird, wurde der mögliche Austausch der Produktdaten nicht

weiter verfolgt. Mittlerweile umfasst die Datenbank Produktinformationen zu 443 Bio-zid-Produkten (LIESCHE, 2007).

Liste des Bundesverbandes der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften zu in der Landwirtschaft eingesetzten Biozid-Produkten

Mit Brief vom 21. Juni 2006 übermittelte der Bundesverband der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften der BAuA eine Liste mit Biozid-Produkten, die in der Land-wirtschaft Einsatz finden. Die Liste umfasst Biozid-Produkte verschiedener Produkt-arten (Desinfektionsmittel, Rodentizide, Insektizide), ca. 15 davon sind der PA 18 zu-zuordnen. Da mehrere der Produkte aufgrund der vorhandenen Angaben nicht ein-deutig identifizierbar waren (z. B. zu „Blattanex/Bayer“ gibt es eine Vielzahl von Pro-dukten), wurde über den Bundesverband eine Anfrage nach genaueren Produktinfor-mationen initiiert. Diese Anfrage richtet sich an die landwirtschaftlichen Berufsgenos-senschaften. Im Rahmen dieser Anfrage wird auch nach der Verwendung von Repel-lentien und Lockstoffen in der Landwirtschaft gefragt (zu den Ergebnissen siehe Ka-pitel 4.3). Eindeutig identifizierte Produkte mit Einsatz in der Landwirtschaft aus der Liste sowie weitere, die aus bei Begehungen oder durch andere Quellen aufgefun-den wuraufgefun-den, wuraufgefun-den in die Produktliste aufgenommen.

3.1.2 Produktunterlagen zu professionellen Schädlingsbekämpfungsmitteln Die vorliegenden Datensammlungen und Produktregister reichen als Grundlage für eine zuverlässige Expositionsabschätzung nicht aus. Daher wurden Produktunterla-gen wie Sicherheitsdatenblätter und Anwendungsmerkblätter systematisch recher-chiert und ausgewertet.

Da nach bisheriger Erfahrung der Projektnehmer in ähnlichen Projekten die schrift-liche Anforderung von Produktunterlagen bei den Herstellerfirmen meist auf geringe Resonanz stößt, wurde auf allgemeine Rundschreiben verzichtet. Stattdessen wur-den die Profi-Produkte über deren spezifische Vertriebswege ermittelt. Hierzu wurde folgendermaßen vorgegangen:

1. Sammlung von Adressen relevanter Hersteller/Händler 2. Internetrecherche bei Herstellerfirmen/Händlern

3. Gezielte Anfragen bei Herstellerfirmen 4. Aufbereitung der Daten

Adressen relevanter Hersteller/Händler

Eine wichtige Informationsquelle zu Herstellerfirmen war eine Liste von ca. 22 för-dernden Mitgliedern des „Deutscher Schädlingsbekämpferverband e.V.“ (DSV;

www.dsvonline.de). Zudem wurden Firmenanzeigen des aktuellen Jahrgangs der Fachzeitschrift „Der praktische Schädlingsbekämpfer“ (DpS) ausgewertet. Weitere Adressen wurden dem Ausstellerverzeichnis der Fachmesse „EUROCIDO 2006“

entnommen oder bei Internetrecherchen gefunden.

Internetrecherche bei Herstellerfirmen/Händlern

Umfangreiche Internetrecherchen bei den Herstellerfirmen und Händlern ergaben, dass auf den Webseiten teils umfangreiche Informationen in Form von Sicherheits-datenblättern und Produktmerkblättern bereitgestellt werden. Die Verpflichtung, Bio-zid-Produkte entsprechend Artikel 20 der BioBio-zid-Produkte-Richtlinie 98/8/EG zu kennzeichnen, hat die Datenlage hinsichtlich der Identität der Wirkstoffe und deren Wirkstoffkonzentrationen wesentlich verbessert. Beispiele für relevante Webseiten sind nachfolgend dargestellt:

Tab. 3.1 Beispiele für Webseiten mit Informationen zu Schädlingsbekämp-fungsmitteln

Firma Webseite Kommentar

Acotec GmbH&Co KG www.acotec-online.de Hersteller/Händler Bayer Crop Science

GmbH / Bayer Envi-ronmental Science

www.pestcontrol-expert.com www.bayercropscience.de

Hersteller

Detia Garda GmbH www.schaedling24.de Hersteller

Fakolith GmbH www.fakolith.com/alemania/ Hersteller (insektizide Farben)

Frowein GmbH&Co KG www.frowein808.de Hersteller Frunol delicia www.frunol-delicia.de Hersteller Kwizda Agro GmbH www.kwizda-agro.at Hersteller

PPS GmbH www.pps-vertrieb.de Händler

Raiffeisen GmbH&Co KG

http://www.raiffeisen.com/sdb/index_html Händler Rentokill Pest Control www.de.rentokil.com/de/ Händler

Gezielte Anfragen bei Herstellerfirmen

Weitere Firmen wurden zunächst per E-Mail und dann telefonisch kontaktiert. Von folgenden Firmen wurden umfangreiche Produktunterlagen auf Datenträgern zur Ver-fügung gestellt:

• Killgerm GmbH, Neuss (Händler und Hersteller)

• Frowein GmbH & Co. KG, Albstadt

• MENNO-Chemie-Vertriebsgesellschaft mbH, Norderstedt

• Firma Killgerm GmbH, Neuss

Die Firma Microsol Biozida, Neumünster, stellte umfangreiche Produktunterlagen in schriftlicher Form zur Verfügung. Weitere Daten wurden im Rahmen von Einzelan-fragen bei den Herstellern bzw. Internetrecherchen zu bestimmten Biozid-Produkten, die bei der Erstellung der Verwendungsmuster berücksichtigt wurden, erhoben.

Aufbereitung der Daten

Die Produktdaten wurden in eine Excel-Tabelle übertragen und durch Abgleich mit der BAuA-Access-Datenbank „Biocidal Products“, der BVL-Liste der anerkannten Entwesungsmittel und dem Verzeichnis gemäß Biozid-Meldeverordnung um weitere Information (Biozid-Produkte-Meldenummern, BVL-Nummer, Applikationsmengen) ergänzt. Als nächster Schritt wurden die Biozid-Produkte einer Produktgruppe zuge-ordnet und die CAS-Nummern der Wirkstoffe aus den Sicherheitsdatenblättern oder dem Verzeichnis der gemeldeten Biozid-Produkte eingefügt. Bei den Produktgruppen wurden zunächst – sofern vorhanden – die Angaben der Hersteller bzw. der BAuA-Access-Datenbank „Biocidal Products“ übernommen. Anschließend wurden die Pro-duktgruppen folgendermaßen vereinheitlicht:

Tab. 3.2 Produktgruppen nach Anwendungsart BAuA-Access-Datenbank

(„kind of formulation“)

Herstellerangaben/Bemerkungen Luftpfad

Begasungsmittel Nur ein Produkt (Sulfurylfluorid) Spraydose Aerosol dispenser Druckspray mit Ventil und Treibgas Pumpspray Aerosol dispenser Druckspray handbetrieben

Sprühmittel Liquid undiluted Sprühapplikation gebrauchsfertig (für Rückentrage, mechanische Spritze)

Sprühmittelkon-zentrat

Concentrate to be diluted with water

Sprühapplikation nach Verdünnung

Sprühmittelkon-zentrat fest

Powder to be diluted with water

Granulate to be diluted in water

Sprühapplikation nach Herstellung der Gebrauchslösung aus Granulat oder Pulver

Stäubepräparate Powder

Trockennebelfla-schen

Nebelautomat Selbständiger Automat, Fogger

Nebelpräparat Es ist nicht immer sicher zu unter-scheiden, ob ein Nebelpräparat nicht einer Sprühapplikation entspricht Heißnebelmittel

Kaltnebelmittel Es ist nicht immer sicher zu unter-scheiden, ob ein Kaltnebelpräparat nicht einer Sprühapplikation entspricht Sonstige

Creme, Fraßgel, Granulat, Köder, Köderdose, Lack, Leimfalle, Lockstoff, Schaum, Streu- und Gießmittel, Sticker. Nur wenige dieser Produktgruppen haben eine Entsprechung in der BAuA-Access-Datenbank.

Um die künftige Bedeutung der Biozid-Produkte abzuschätzen, müssen die Wirk-stoffe mit den Listen der in das Review-Programm aufgenommenen bzw. vom Re-view-Programm zurückgezogenen Wirkstoffe verglichen werden. Biozid-Produkte, die lediglich identifizierte Wirkstoffe enthielten (I-Nummern), dürfen nach dem 1. Sep-tember 2006 nicht mehr vermarktet werden. Wirkstoffe, deren Notifikation zurück-gezogen wurde bzw. für die kein vollständiges Dossier eingereicht wurde, dürfen nur bis Ende 2007 weiter vermarktet werden (4. Review-Verordnung bzw. Verordnung

(EG) Nr. 2032/2003). Da diese Wirkstoffe mittelfristig nicht mehr verfügbar sind, wer-den Produkte mit diesen Wirkstoffen nicht als primär bedeutsam für die Expositions-betrachtungen angesehen.

Aus den offiziellen Wirkstofflisten der Europäischen Kommission (http://ec.europa.eu/

environment/ biocides; Stand 22. September 2006) wurden zwei Excel-Tabellen der in das Review-Programm aufgenommenen bzw. zurückgezogenen Wirkstoffe erstellt.

Die Wirkstoffe, die künftig von neuen Teilnehmern am Review-Programm verteidigt werden, wurden von der Liste der zurückgenommen Wirkstoffe gelöscht. Sie werden ebenfalls berücksichtigt.

Die eigentliche Auswertung der Daten erfolgte dann nach Import aller Excel-Tabellen (einschließlich des Biozid-Produkte-Melderegisters der für PA 18 und 19 gelisteten Biozid-Produkte) in einer Access-Datenbank. Hierdurch konnten auch die Wirkstoff-bezeichnungen vereinheitlicht werden, indem die StandardWirkstoff-bezeichnungen aus dem Biozid-Produkte-Melderegister übernommen wurden. Die Ergebnistabellen wurden wiederum in Excel exportiert und weiter ausgewertet.