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4. P SYCHOSOZIALE D IAGNOSTIK

4.3. Inklusion / Exklusion

Der Begriff der Inklusion bzw. dessen Gegensatz, die Exklusion spielt vor allem im Inklusionschart 4 eine bedeutende Rolle, da genau dieser Zustand in den einzelnen Teilbereichen im Zuge der Diagnostik eingeschätzt wird.

Das Ilse Arlt Institut für soziale Inklusionsforschung in St. Pölten (2013) hat sich mit dem Begriff „Inklusion“ auseinandergesetzt und wie folgt definiert:

„Wir beschreiben mit dem Begriff Soziale Inklusion die Möglichkeit der Nutzung und Mitgestaltung der gesellschaftlichen und sozialen Prozesse, wie jene der Produktion, Reproduktion, Kommunikation und Rekreation als Grundlage für eine selbstbestimmte Lebensführung“ (Ilse Artl Institut für soziale Inklsuionsforschung 2013).

Hans - Jürgen Balz und Benjamin Benz (2012) meinen, dass es nicht klar ist, ob unter Inklusion immer das Gleiche verstanden wird.

Die Diskussion darüber wird von verschiedenen Personen in unterschiedlichen Kontexten geführt. So besteht die Gefahr, dass sich der Begriff in sozialer, bildungspolitischer und populärwissenschaftlichen Bereichen zu einem Modewort entwickelt. Verschiedene Interessensgruppen benutzen den Begriff Inklusion, um die Forderung nach Veränderung in gesellschaftlichen und institutionellen Bereichen zu vertreten. Inklusion ist Bestandteil eines sozialpolitischen Konzeptes, einer Idee der Teilhabe aller Gemeinschaften oder wird als Interaktion im professionellen sowie im lebenspraktischen Handeln in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen verstanden. Inklusion besteht in einem Spannungsfeld von sozialen Interessen, sozialer Integration, Partizipation, Gleichstellung und Gerechtigkeit.

Wichtig ist dabei eine Klarheit des Konzepts sowie den Begründungszusammenhang zu beachten. Gleichzeitig ist die Wandlung der methodischen Grundsätze und das Agieren der Professionisten in der Praxis von Bedeutung. Der Begriff Inklusion soll Prozess und Ziel gleichermaßen beschreiben (vgl.: 2). Die Ausgrenzungs-, bzw. Integrationsdiskussion wird auf wissenschaftlicher, politischer, rechtlicher und professioneller Ebenen getrennt voneinander geführt. Diese Ebenen sind wiederrum an verschiedene Handlungsfelder geknüpft, sei es der Bereich Migration, Gesundheit, Bildung, Behinderung oder auch Diversity (vgl. ebd.: 60).

Es zeigt sich, dass der Begriff Inklusion in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft von Bedeutung ist, dessen Definition und Handhabung jedoch nicht für alle gleichermaßen einheitlich bewertet wird. Auch im Gesundheitsbereich spielt die Inklusion eine wichtige Rolle.

Es lässt sich feststellen, dass einen Zusammenhang zwischen sozialen Status und Gesundheitszustand gibt, dies wird im deutschsprachigen Bereich meist als

„gesundheitliche Ungleichheit“ definiert. Die „gesundheitliche Chancengleichheit“

beschreibt das Ziel, dass Menschen unabhängig von ihrer Ausbildung, ihrem beruflichen Status oder Einkommen die gleiche Chance haben sollen, gesund zu bleiben bzw. zu werden. Diese Chancengleichheit vollständig herzustellen, ist ein schwieriges Unterfangen, wobei Möglichkeiten und Maßnahmen zur annähernden Zielerreichung entwickelt werden können, um diesen Vorsatz besser zu erreichen. Es gibt unterschiedliche Studien, die aufzeigen, welche Auswirkungen soziale Bedingungen auf die Gesundheit haben (vgl. Balz, Benz 2012: 163ff). Die deutsche Gmünder Ersatzkasse (GEK) hat in einem Beobachtungszeitraum von fünf Jahren festgestellt, dass Männer ohne beruflicher Ausbildung eine doppelt so hohe Mortalität haben, als Männer mit beruflicher Ausbildung (vgl. Lampert et al. 2005: 42 zit. in Balz, Benz 2012: 165). Die „KORA - Studie“

hat aufgezeigt, dass status-spezifische Unterschiede bei chronisch kranken Menschen größer sind als in der Allgemeinbevölkerung (vgl. Perna et al. 2010 zit. in Balz, Benz 2012:

165). Lampert et al. (2007) haben im Zuge ihrer Forschung herausgefunden, dass Personen mit hohem Einkommen im Schnitt zehn Jahre länger leben als Menschen mit niedrigem Einkommen (vgl. Lampert et al. 2007 zit. in Balz, Benz 2012: 165). Weitere Studien belegen, dass das Bildungsniveau bzw. die dadurch verbundene finanzielle Existenzsicherung wesentliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen haben und in einem korrelativen Zusammenhang stehen. Je ärmer jemand ist, desto höher ist das Krankheitsrisiko. Die Frage der Ursachen für gesundheitliche Ungleichheit ist jedoch sehr komplex. Einkommen, Ausbildung sowie berufliche Stellung sind soziale Aspekte, die dabei berücksichtigt werden müssen. Darüber hinaus spielt auch die Entstehungsgeschichte einer Krankheit und die Sozialisation einer Person eine wichtige Rolle (vgl. Balz, Benz 2012: 166f).

„Über die mit dem Sozialstatus verbundenen Lebensbedingungen und Verhaltensweisen kann es so vielfältige Einflüsse auf den Gesundheitszustand geben, dass es kaum möglich sein wird, alle detailliert zu untersuchen“ (Balz, Benz 2012: 167).

Daher ist es wichtiger, sich darauf zu konzentrieren, ob die gesundheitliche Ungleichheit verringert werden soll bzw. wie dies möglich ist. Aus gesundheitspolitischer Sicht wird die Minimierung dieser immer wieder gefordert (vgl. Balz, Benz 2012: 167). Aus Sicht der Bevölkerung ist es ein erstrebenswertes Ziel, das auch die SozialarbeiterInnen im Gesundheitswesen versuchen zu erreichen.

Die Zielerreichung stellt dabei eine große Herausforderung dar. Zu dieser gibt es zwei Hypothesen: einerseits beeinflusst der sozioökonomische Status den Gesundheitszustand („Armut macht krank“) und andererseits bedingt der Gesundheitszustand den sozio-ökonomischen Status („Krankheit macht Arm“). In Bezug auf die erste Hypothese wird versucht, Variablen zu finden, die Einfluss darauf nehmen, wie z.B.:

gesundheitsgefährdendes Verhalten, Risikofaktoren, belastende Wohnbedingungen, soziale Unterstützung, Vorsorge - Verhalten, gesundheitliche Versorgung. Jedoch fehlt die Integration der Ansätze in ein theoretisches Modell (vgl. Balz, Benz 2012: 168).

Daraus wird noch einmal deutlich klar, wie oben beschrieben, dass die sozialen Gegebenheiten einen maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit haben. Man könnte weiterführend daraus schließen, dass eine „Stabilisierung“ der einzelnen Teilbereiche des Lebens im weitesten Sinne gesundheitsfördernd sind oder sogar prophylaktisch wirken. Mit Hilfe der IC 4 werden die einzelnen Teilaspekte erhoben und die Inklusion angestrebt, womit eine Stabilisierung stattfinden soll. Auch der Bereich der Gesundheit spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Wechselwirkung der Erhebung und Bearbeitung der einzelnen Aspekte im Sozialbereich und dessen Auswirkung auf die Gesundheit könnte mit Unterstützung des Diagnoseinstruments erfolgen.