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Betrachtet man zusammenfassend die Erkenntnisse aus dem theoretischen Teil sowie die Forschungsergebnisse aus dem empirischen Teil, so lässt sich feststellen, dass einige der Annahmen bestätigt wurden. Nachfolgend werden die Ergebnisse aus den leitfadengestützten Interviews dargestellt, die Forschungsfragen beantwortet und ein Ausblick für die Zukunft der Klinischen Sozialarbeit gegeben.

8.1. Fazit der Interviews

Die Ergebnisse der Interviews nach der Anwendung des Inklusionschart 4 in den körperlichen Rehabilitationseinrichtungen haben zusammengefasst folgendes gezeigt werden:

Durch die Nutzung des Diagnoseinstruments konnten auf neue, bisher nicht beachtete Teilhabebereiche der Lebenswelt der PatientInnen Aufmerksam gemacht werden. Diese sind aber größtenteils nicht relevant für die tagtägliche Arbeit mit der Zielgruppe.

Die bildlichen Darstellungen der Daten sowie der Inklusion in den Teilbereichen anhand des Spinnendiagramms wurden von den SozialarbeiterInne als praxistauglich erlebt.

Die Anwendung des Inklusionscharts 4 wurde sehr unterschiedlich beschrieben. Einigen gelang die Handhabe gut, andere hatten Schwierigkeiten bei der Anwendung. Die Begründungen dafür sind unterschiedlich gewichtet, dabei wurden im Zusammenhang auch allgemeine ComputeranwenderInnenschwierigkeiten erwähnt.

Weiters wurde kritisch angemerkt, dass Begrifflichkeiten im Kontext des erforschten Handlungsfeldes teilweise unpassend für die Alltagssprache der PatientInnen sind.

Die gemeinsame Anwendung des Inklusionscharts 4 mit den Betroffenen selbst, wurde von fast allen InterviewpartnerInnen größtenteils abgelehnt. Hierbei galt die Kritik an der

„unnatürlichen Gesprächssituation“ bzw. erschwerten Bedingungen des Beratungssettings (gemeinsames Ausfüllen am Computer). Zwei SozialarbeiterInnen haben das Diagnoseinstrument in der gemeinsamen Handhabe mit den KlientInnen ausprobiert und als praktikabel bewertet.

Das Inklusionschart 4 kann möglicherweise hilfreich für BerufseinsteigerInnen sein oder auch für Personen, die schon längere Zeit in diesem Bereich arbeiten, um „blinde Flecken“

zu erkennen.

Generell hat das Anwenden des Diagnoseinstruments keine Auswirkungen auf die multidisziplinäre Zusammenarbeit und der Arbeitsprozess der SozialarbeiterInnen hat sich durch die Erprobung nicht verändert. Das Inklusionschart 4 wurde grundsätzlich als Diagnostikinstrument hilfreich für die systematische Erhebung bewertet, jedoch ist es laut Aussagen der SozialarbeiterInnen nicht nützlich für das Handlungsfeld der körperlichen Rehabilitation nach schweren Unfällen.

8.2. Beantwortung der Forschungsfrage

Die vorliegende Forschung der Masterarbeit beschäftigte sich mit der Anwendung des Inklusionscharts 4 in der körperlichen Rehabilitation nach schweren Unfällen. Geleitet von der Fragestellung, wie ProfessionistInnen das sozialdiagnostische Vorgehen des Inklusionscharts 4 in diesem Handlungsfeld der Klinischen Sozialen Arbeit beurteilen, wurde festgestellt, dass diese es in der praktischen Anwendung teilweise als schwierig erleben.

Hierbei spielt insbesondere die Handhabung des Instruments für die ExpertInnen und die mögliche Wirkung für das sozialdiagnostische Vorgehen eine wesentliche Rolle.

Allgemein sollte erforscht werden, ob das Inklusionschart 4 einen Nutzen für die Praxis der körperlichen Rehabilitation nach schweren Unfällen hat und wenn ja, welche Vorteile resultieren daraus?

In Bezug auf die Forschungsfrage lässt sich sagen, dass die SozialarbeiterInnen das sozialdiagnostische Vorgehen des IC 4 in der körperlichen Reha nach schweren Unfällen in einzelnen Bereichen sehr unterschiedlich wahrgenommen haben. Generell ist anzumerken, dass sie die Anwendung zwar als praktisch erlebt wurde, die Erhebung der einzelnen Teilbereiche jedoch nicht als notwendig oder zu wenig detailliert wahrgenommen wurden. Insbesondere in den Bereichen Gesundheit oder Mobilität benötigt es für die praktische Handhabe der SozialarbeiterInnen eine Adaptierung für dieses Handlungsfeld.

Die Anwendung des Inklusisonscharts 4 hatte keinen Einfluss auf den tagtäglichen Arbeitsprozess und wurde von den Meisten als nicht hilfreich erlebt. Das Inklusionschart 4 selbst hat einen geringen Nutzen für die SozialarbeiterInnen, die in den befragten Einrichtungen tätig sind.

Dazu ist zu vermerken, dass das bisher bestehende Dokumentationssystem der SozialarbeiterInnen von Ihnen selbst entwickelt wurde und daher auch speziell auf die damit verbundenen der Praxis ausgerichtet ist. Kritisch anzumerken ist, dass dadurch die InterviewpartnerInnen einen möglichen Vergleich mit dem internen Dokumentationssystem führten und womölgich deswegen die Aufgeschlossenheit für neue Diagnostikinstrumente eingeschränkt war.

8.3. Aussicht für die Zukunft

Wie bereits festgestellt wurde, stellt das Inklusionschart 4 kein passendes Diagnoseinstrument für das erforschte Handlungsfeld der Klinischen Sozialen Arbeit dar.

Jeodch, wie im sechsten Kapitel beschrieben, wurde die Inklusionschart 4 auf die Bedürfnisse der Sozialen Arbeit in jenem Arbeitsbereich angepasst und diese Änderungen in das Inklusionschart 4_K_Reha neu implementiert.

Die aus der Forschung gewonnenen Erkentnisse über die erforderlichen Teilbereiche konnten an die „neue“ Version adaptiert werden.

Diese Überarbeitung zeichnet sich dadurch aus, dass die wichtigsten Teilbereiche auf der ersten Seite der Inklusionschart 4 mit der einhergehenden Formatierung und Skalierungen der „Aktionsfelder“ zusammen dargestellt werden. Einzelne Funktionsbereiche wurden umbenannt, entfernt oder ergänzt, wodurch sich ein neues Cluster für die AnwenderInnengruppe im Kontext der körperlichen Rehabilitation ergibt. Weiters erfolgten Adaptierungen des Manuals, um die Teilhabe der fokussierten Bereiche näher zu erörtern und die ergänzten Aspekte zu erklären.

Durch diese Anpassung der einzelnen relevanten Kategorien konnte möglicherweise ein neues Diagnosewerkzeug entwickelt werden, dass den Anforderungen und Gegebenheiten des erforschten Handlungsfeldes entspricht. Somit könnte nun eine adäquatere sozialdiagnostische Vorgehensweise erfolgen und durch das Inklusionschart 4_K_Reha die Erhebung der individuellen Situation der betroffenen Personen ermöglicht werden.

Zukünftig wird das sozialdiagnostische Vorgehen immer mehr an Bedeutung für die Soziale Arbeit gewinnen. Einerseits stellt es eine fundierte Grundlage für die Anamnese dar, einhergehende Interventionen können daraus resultieren, andererseits soll dadurch das sozialarbeiterische Handeln erklärt und die Transparenz gegenüber Kostenträgern sowie anderen Insitutionen gewährleistet werden.

Darüber hinaus wäre es ratsam, zukünftig mehrere Diagnoseinstrumente in der Praxis der Klinischen Sozialarbeit zu erproben, um nicht nur theoretisch, sondern auch mit praktischer Expertise die vorhandenen Instrumente zu perfektionieren. Dies ist ein unabdinbarer Beitrag für die Professionalisierung und Operationalisierung der Sozialen Arbeit.

„Tatsächlich braucht die Soziale Arbeit für ihre praktische Arbeit und in ihrer wissenschaftlichen Entwicklung mehr geordneten Zugriff auf ihre Daten“ (Buttner 2014: 36).

Zusätzlich ist es notwendig, eine systematische Reduktion der Komplexität mit sozialdiagnostischen Verfahren zu erreichen, um somit die potentiellen Hilfeleistungen für

„bedürftige“ Personen schneller und einfacher zugänglich zu machen.

Letztendlich wäre dies ein großer Vorteil für die KlientInnen der Sozialen Arbeit. Im Vordergrund des professionellen Handelns sollte immer die bestmögliche Beratung, Begleitung und Betreuung durch die SozialarbeiterInnen gewährleistet sein.

Deswegen ist es wichtig, dass der Dialog zwischen Theorie und Praxis fortlaufend geführt wird.

Das neue Diagnoseinstrument Inklusionschart 4_K_Reha zu perfektionieren und die Handhabbarkeit bzw. den Nutzen für die Soziale Arbeit zu überprüfen, könnte ein erneuter Diskurs dahingehend sein.