• Keine Ergebnisse gefunden

Zusammenfassend konnten acht SozialarbeiterInnen überzeugt werden, an der Forschung teilzunehmen. Einer Person davon ist es nicht gelungen, das Instrument in der Praxis einzusetzen und somit wurde mit dieser kein Interview geführt. Eine Person war am Tag des Interviews nicht anwesend, die Ansichten über das Inklusuionschart 4 wurden von einer anderen InterviewpartnerIn kurz wiedergegeben. Diese sind aber aufgrund der mangelnden Aussagekraft nicht relevant für die vorliegende Analyse.

Die interviewten Personen haben das IC 4 bei mindestens 16 PatientInnen angewendet.

Eine der SozialarbeiterInnen konnte keine genaue Zahl nennen, bei wie viel Personen sie es erprobt hatte. Von diesen 16 PatientInnen wurde das Diagnoseinstrument mit zwei PatientInnen direkt im Gespräch angewendet. Die Begründung dafür wird in der genaueren Auswertung der Interviews dargestellt. Die Folgen der Unfälle der betroffenen Personen reichen von Einfach-, und Mehrfachverletzungen über Poltrauma, Querschnittlähmungen, Amputationen bis hin zu schweren Kopfverletzungen und Schädel-Hirn Traumen.

Die Ergebnisse der Forschung setzten sich aus den Interviews mit den SozialarbeiterInnen, die das Inklusionschart 4 in ihrer Praxis im Handlungsfeld der körperlichen Rehabilitation nach schweren Unfällen angewendet haben, zusammen. Bei der Auswertung war die Beantwortung der folgenden Forschungsfragen das Hauptanliegen. Wie beurteilen die ProfessionistInnen das sozialdiagnostische Vorgehen des IC 4 in der körperlichen Rehabilitation nach schweren Unfällen? Wie erleben SozialarbeiterInnen die Anwendung des IC 4 in seinem / ihrem Handlungsfeld? Wie war die Handhabung und hatte es eine Auswirkung für das sozialdiagnostische Vorgehen? Wichtig dabei ist, zu erfahren, ob das Inklusionschart 4 einen Nutzen in der Praxis der körperlichen Rehabilitation hat. Ist dieser gegeben, so sollten InterviewpartnerInnen diesen benennen und darüber hinaus Vorteile sowie Nachteile und Verbesserungsvorschläge artikulieren. Für manche Fragen wurden zusätzlich zum teilstrukturierten Interview, Skalierungsfragen angewendet, um die subjektive Meinung besser vergleichbar zu machen. Dabei waren ein Punkt immer das Niedrigste und zehn Punkte das Höchste an Bewertungsmöglichkeiten.

Im folgenden Kapitel werden die gebildeten Kategorien und deren Ergebnisse des Interviews dargestellt.

6.1. Gewinnung von neuen Erkenntnissen

Die Gewinnung von neuen Erkenntnissen durch die Anwendung des Diagnoseinstruments wurde von den befragten Personen unterschiedlich erlebt. Zwei Sozialarbeiterinnen gaben an, keine neuen Feststellungen gewonnen zu haben. Eine andere meinte eingangs im Interview, dass nichts Neues im Vergleich zur bisherigen Erhebungsart, zu vermerken sei.

Bei näherem Nachfragen merkte sie jedoch an, dass die bildliche Darstellung etwas Neues für sie sei, jedoch für ihre Praxis keine Relevanz habe.

Die restlichen Befragten vertreten die Ansicht, dass durchaus neue Erkenntnisse gewonnen werden konnten, aber diese für die Arbeit mit ihrer Zielgruppe nicht relevant sind.

„Dadurch, dass wir ja sozusagen versuchen, die Situation möglichst umfassend festzuhalten. Was wichtig ist, wird eigentlich normal erfasst. Es ist mir allgemein aufgefallen, ok, da gibt’s wirklich Bereiche, die unterschiedlich für unterschiedliche Menschen auch unterschiedliche Bedeutungen haben, aber für etwas das für uns wichtig wäre, eigentlich jetzt nicht so“ (Interview 2: 3).

Einer der anderen Interviewpartner antwortete in Bezug auf diesen Bereich folgendes:

„Natürlich, eben weil man Dinge wie Rechtsstatus, Medien, Sicherheit z.B.

durchgeht. Das sind wie gesagt Punkte, die sonst nicht relevant für mich sind.

Wobei die Ergebnisse, die ich jetzt gewonnen habe, auch für die Arbeit in dem Sinn nicht notwendig oder hilfreich sind. Aber natürlich, wenn man das Alles durchgeht, kriegt man mehr Informationen“ (Interview 5: 2).

Daraus lässt sich schließen, dass aus Sicht der befragten Personen hinsichtlich der Erhebung von neuen Erkenntnissen durch das IC 4, gespaltener Meinung sind. Jene Bereiche, die sich neu erschlossen haben, sind jedoch für dieses Handlungsfeld nicht notwendig bzw. hilfreich für die Arbeit mit der PatientInnen.

6.2. Praktische Anwendung

Zu bedenken ist, dass bei einer häufigeren praktischen Anwendung womöglich die Handhabe über das IC 4 den Personen leichter fällt.

Zwei der drei befragten InterviewpartnerInnen haben die Anwendung des Diagnoseinstruments am PC als schwierig und kompliziert empfunden.

Auf einer Skala von eins bis zehn, wobei ein Punkt „unpraktisch und schwer anzuwenden“

war und zehn Punkte eine „leichte, praktische Anwendung“ bedeutete, bewerteten sie diesen Aspekt mit vier bzw. zwei bis drei Punkte.

„[…] weil das einfach für mich, wenn man nicht die Erfahrung hat, dass man das relativ flüssig machen kann ohne so viel nachzulesen oder nachzuschauen usw., dann ist das eher ein hölzernes, eher technisches Instrument“ (Interview 2: 4).

Die anderen vier InterviewpartnerInnen haben die praktische Handhabung als einfach empfunden und daher mit Acht, zwei Mal mit neun Punkten und einmal mit der höchsten Punktezahl Zehn bewertet.

„Da würde ich 9 geben. Ich finde, dass funktioniert sehr gut. Und ich glaube, je öfter man das macht, desto schneller geht es dann einfach, weil man schon weiß, wo muss ich klicken, wo gebe ich was ein. Ich finde, dass funktioniert gut. Das einzige, was ein wenig kompliziert ist, ist das Ausdrucken“ (vgl. Interview 5: 4).

Das Umwandeln der eingegebenen Werte in Symbole sowie die automatische Veränderung des Spinnendiagramms wurde ebenfalls als praktisch empfunden.

Daraus lässt sich schließen, dass die praktische Handhabe des Inklusionscharts 4 als sehr unterschiedlich wahrgenommen wurde.

Es hängt von der generellen Übung und Routine des / der AnwenderIn ab. Dabei können Computerkenntnisse und „know–how“ über die Anwendung des Programmes hilfreich sein.

Trotzdem kann das Inklusionschart 4 bei der Erstanwendung handschriftlich ausgefüllt und anschließend auf die Tabelle im Computer übertragen werden. Dies bedeutet zwar einen zeitlichen Mehraufwand, kann aber jedoch hilfreich sein, den dargestellten Fall noch einmal professionell zu beleuchten.

6.3. Hilfreich für den Arbeitsalltag

Für die Erhebung, wie Hilfreich das Diagnoseinstrument in der Praxis der körperlichen Rehabilitation ist, wurde ebenfalls unter anderem eine Skalierungsfrage eingesetzt. Das Skalierungsniveau reichte von Eins „ist nicht hilfreich“ bis zu Zehn „ist sehr hilfreich“.

Weiters wurde erläutert warum es zur jeweiligen Einschätzung kam.

Wie hilfreich die Anwendung des IC 4 in Bezug auf die Erhebung von Daten ist, wurde von einer Person mit Eins bewertet. Sie erklärte, dass bei ihren PatientInnen die einen Arbeitsunfall mit leichter Verletzung erlitten, eine klare Wohnsituation mit finanzieller Absicherung besteht und somit nur Teilbereiche der Gesundheit Mängel aufweisen.

Deswegen benennt sie das Erhebungsinstrument als „nicht wirklich aussagekräftig“ für ihren Bereich und „nicht wirklich nutzbar“.

Bezogen auf die tägliche Praxis hat die gleiche Person drei Punkte vergeben. Sie betont, dass sie besonders bei Erstgesprächen, wenn sie nicht den Erhebungsbogen der Einrichtung verwenden würde, Teilbereiche bei der Anamnese und weiteren Verlaufsgesprächen mit ihren KlientInnen erheben würde, die wichtig sind und so auf einen Blick Interventionsbedarf erkennen würde.

Zwei der Sozialarbeiterinnen nahmen das IC 4 als wenig bis gar nicht hilfreich war und vergaben jeweils einen und zwei Punkte in diesem Bereich.

Eine der anderen InterviewpartnerInnen schätze die IC 4 in ihrer Praxis als „hilfreich“ mit der Punktezahl drei ein.

„Ich finde sie jetzt für so einen klinischen Bereich jetzt nicht so hilfreich. Bei uns ist es halt doch so, dass viele Sachen halt doch sehr klar sind, dass sie das Patienten das halt haben und Anspruch drauf haben. Es ist eher die Ausnahme, das Patienten wirklich in einer prekären Lage sind. Ich find, es wären für so Immigranteneinrichtungen oder Bewährungshilfe oder so vielleicht sinnvoller“

(Interview 4: 2).

Eine weitere Bewertung wurde differenzierter vorgenommen. In Bezug darauf, wie hilfreich das IC 4 für die Erhebung der Ergebnisse bzw. Daten sei, wurde es im Vergleich zum bisher angewendeten Erhebungsbogen der Rehabilitationsklinik mit Eins bewertet. Würde es unabhängig vom hausinternen Anamnesebogen betrachtet werden, so könnten sieben oder acht Punkte vergeben werden.

Eine weitere Interviewpartnerin bewertete das IC 4 mit Eins oder vielleicht Zwei. Dabei wurde mit einem Praxisbeispiel versucht zu erklären, wie wichtig und hilfreich es trotzdem in Einzelfällen sein kann.

„Ich glaub, dass es da sehr hilfreich ist, das ganz systematisch anzuschauen. Ok, was weiß ich, wo kenn ich die Situation schon, wo kenn ich die Situation überhaupt nicht, was kann ich einschätzen. Und sich auch durchzuschauen, kenn ich die Sozialversicherung? wie ist das mit dem Geld? Wo gibt es eine Unterstützung?

Und wo brauchst Aktionen? Wenn man über jemanden nur bruchstückhafte Informationen hat, dann ist das total super“ (Interview 5: 4).

Eine der InterviewpartnerInnen betonte, dass sie das IC 4 nicht am PC angewendet hat.

Wäre dies der Fall gewesen, hätte sie die Visualisierung des Verlaufs sowie die statistische Auswertung möglicherweise als hilfreich empfunden und diese Frage mit Drei oder Vier beantwortet. Da dieser jedoch bei ihr nicht der Fall war und sie in ihrer täglichen Arbeit den Fokus am Patienten hat spielt es keine Rolle für sie.

Eine Person begründete die wenige Punktevergabe damit, dass die Höchstzahl nicht angemessen für den Bereich Gesundheit ist, da das Skalenniveau und Manual noch ausführlicher beschrieben werden sollte.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass das IC 4 in der Praxis als wenig hilfreich empfunden wurde, da sich die unterschiedlichen Lebensbereiche für die SozialarbeiterInnen oft deutlich sowie klar darstellen und / oder die bisherigen Dokumentationssysteme als praktischer wahrgenommen werden. Für den Fall, dass wenig Informationen über eine PatientIn vorhanden sind, kann es das Diagnoseinstrument nützlich sein. Auch für andere Handlungsfelder ist es laut einer Professionistin vorstellbar.

6.4. Veränderung des Arbeitsprozesses

Bis auf eine Person gaben alle InterviewpartnerInnen an, dass sich ihr Arbeitsprozess durch das Anwenden des IC 4 nicht verändert hat. Lediglich eine Person meinte, dass sie es am Anfang und auch erneut ein Mal am Ende des Betreuungsverlaufs angewendet hat.

Die Zeit für diesen Vergleich der Fallsituation zu den unterschiedlichen Zeitpunkten hätte sie sich sonst nicht genommen.

„Also ich hab das so gemacht, dass ich eben, bei dem Patienten am Anfang beim Erstgespräch, hab dann mal die Situation am Anfang und zu Ende des Aufenthaltes. Bin das so durchgegangen, was hat sich verändert und ich glaub, das ist schon etwas, was es tut, wenn man das eben sozusagen, 2x macht zumindest oder in Abständen, das ist. So hab ich das verstanden, dass man das so machen kann oder so ist es ist mir auch sinnvoll vorgekommen zuerst die Anfangssituation und dann die Endsituation festzuhalten. Und das ist glaub ich etwas, was eben schon gut ist daran, wenn man das so macht, weil einem einfach bewusster wird, was sich verändert hat. […]

Und das ist schon etwas wofür man sich sonst die Zeit nicht so nimmt. Und da eben gezwungen war, zu schauen und man dann feststellt, der hat sich schon verändert in ein paar Bereichen“ (Interview 2:4).

Weiters merkte eine Interviewpartnerin an, dass sie jene Fragen, die für sie im Beratungskontext relevant sind, immer schon erhoben hat und die IC 4 keine weiteren Anamnese-Erkenntnisse aufzeigte und dadurch den Arbeitsprozess auch nicht veränderte.

6.5. Was spricht für die Anwendung mit den PatientInnen

In Bezug auf die gemeinsame Anwendung des IC 4 mit den PatientInnen im Beratungskontext, berichtet einer der SozialarbeiterInnen, dass der / die PatientIn gleich dazu bereit war, das Diagnoseinstrument auszuprobieren. Dies begründet er damit, dass in der Einrichtung immer wieder SchülerInnen oder StudentInnen im Zuge von Ausbildungen in der Rehabilitationseinrichtung ein Praktikum absolvieren, neue Methoden dort erproben, wodurch die PatientInnen es gewohnt sind, sich auf neue Beratungssettings einzustellen. Darüber hinaus war der / die befragte PatientIn laut Aussagen des Sozialarbeiters sehr offen zugänglich. Auf der Beziehungsebene gab es keine Veränderung durch die Anwendung des Diagnoseinstruments laut diesem Professionisten.

„Wir sind die Punkte dann gemeinsam durchgegangen und sie hat dann am Schluss gemeint, dass sie nie weiß, wo sie so im Leben steht, und sie würde gerne auch einen Ausdruck davon haben, aber das war kein Problem für sie“ (Interview 5: 1).

Hierzu ist zu erwähnen, dass die Anwendung des Inklusionscharts 4 in gemeinsamer Zusammenarbeit mit den PatientInnen nur zwei Mal stattfand. Ein positives Beispiel, wie die Anwendung Arbeitsprozesse vorteilhaft genutzt werden kann, wird am oben angeführten Interviewauszug geschildert. Die Begründungen, warum in den anderen Fällen keine Zusammenarbeit mit den PatientInnen stattfand, folgen in der nächsten Kategorie.

6.6. Was spricht gegen die Anwendung mit den PatientInnen

Das IC 4 wurde von einer Fachperson nach dem Anamnesegespräch ausgefüllt. Als Begründung dafür gibt sie an, dass sie generell nicht mit den PatientInnen direkt am Computer arbeitet, weil sie die Gespräche immer unter Einhaltung des „vier Augen Prinzip“

führt.

Für sie wäre es eventuell eine Option gewesen das IC 4 per Hand auszufüllen, das wiederum zu doppelter Arbeit geführt hätte, da sie es danach am Computer eingetragen hätte müssen.

Eine andere Person gab an, dass sie einen Teil mit dem / der PatientIn gemeinsam ausgefüllt hat und den Rest alleine ergänzt hat. Als Erklärung dazu gab sie folgendes an:

„[…] Es war eben so, dass das Gespräch sozusagen unterbricht oder stockend werden lässt. Vielleicht, wenn man geübter drinnen ist, ist das dann weniger, aber dadurch, dass das man dann immer was zum Ankreuzeln hat oder zum Schreiben und dann immer wieder zum Nachlesen, welche Nummer passt da jetzt usw. hab ich das störend gefunden, dass ein normales Gespräch dauernd unterbrochen wird. Und deswegen hab ich das dann eigentlich bei dem was es relativ schnell geht, so überblicksmäßig ankreuzeln im Beisein des Patienten, aber dann da Herumsuchen, die richtige Zahl oder eben dann die genauere Beschreibung, hab ich dann eben nicht im Beisein des Patienten gemacht“ (Interview 2:1).

Eine der anderen SozialarbeiterInnen ist der Ansicht, dass sie das Diagnoseinstrument nicht mit ihren PatientInnen durchführen würde. Dafür waren für sie folgender Punkt ausschlaggebend: Eine Störung der Merkfähigkeit aufgrund von Unfallfolgen ist eine Kontraindikation für ein gemeinsames Anwenden der IC 4 mit dem / der PatientIn. In solchen Gesprächen über wichtige Belange könnten erneut traumatische Erinnerungen abgerufen werden und deswegen obliegt die Zuständigkeit bei den ÄrztInnen oder NeuropsychologInnen.

„Wenn es z.B. um die Mobilität geht, also die Mobilität ist bei Schädl / Hirn - Trauma Patienten entweder eine heikle Geschichte, entweder sie haben den Unfall so gut überstanden, dass man sagt, „ja, sie können wieder fahren“. Oder sie haben den Unfall nicht so gut überstanden und können höchstwahrscheinlich für den Rest ihres Lebens nicht mehr fahren. D.h. ich reiße da Wunden auf, indem ich da sage „Der Arbeitsunfall ist anerkannt und sie haben auch eine Sozialversicherung, das mit dem Geld passt aber bei der Mobilität muss ich ihnen jetzt eigentlich, da eine Einschränkung geben, weil sie können nicht mit dem Auto fahren […]“ (Interview 7: 2).

Die Sozialarbeiterin betont, dass manche Themenbereiche, die im Zuge der Anwendung des Inklusionscharts 4 aufkommen, nicht veränderbar sind, da die Folgeschäden des Unfalles ein Faktum darstellen und teilweise als gegeben angenommen werden müssen.

Daher wäre das Besprechen mit dem / der PatientIn nicht zielführend.

Auch im Bereich Arbeitsmarkt gibt sie an, dass dadurch in der Anwendung des IC 4 Probleme auftreten können. Manche PatientInnen erhalten unbefristete Pensionen und haben dadurch ohnehin keinen Zugang zum Arbeitsmarkt. Somit wäre die Frage nach der Teilhabe in diesem Bereich hinfällig, da dies aufgrund des Gesundheitszustandes nicht möglich ist. Somit würde das Inklusionschart 4 beim gemeinsamen Besprechen mit den PatientInnen Defizite aufzeigen, die nicht (mehr) bearbeitet werden können. Folge dessen wäre es möglich, dass die PatientInnen dadurch demotiviert bzw. deprimiert werden.

Das Gleiche gilt für die Anwendung gemeinsam mit Angehörigen. Die neue Situation zu akzeptieren fällt auch ihnen oft schwer und durch die Visualisierung in der Inklusionschart 4 wird auch sichtbar, welche Teilbereiche nicht (mehr) verändern lassen.

Es gibt Bereiche, in denen eine absolute Teilhabe auch von Nachteil sein kann, wenn es zu negativen Folgen für Betroffene führt.

Zusammenfassend wird festgestellt, dass das Anwenden des erforschten Diagnoseinstruments unmittelbar in der direkten Zusammenarbeit mit PatientInnen stark von der jeweiligen zu betreuenden Person abhängt. Dabei ist insbesondere auf den Gesundheitszustand und damit einhergehenden Folgen der Unfallverletzungen zu achten.

Darüber hinaus sollten ProfessionistInnen geübt sein in der Anwendung. Während des Beratungssettings sollte das Gespräch, der Beziehungsaufbau und der Informationsfluss im Vordergrund stehen und an die PatientInnen individuell angepasst werden. Generell ist zu sagen, dass die Entscheidung der Anwendung des IC 4 gemeinsam oder ohne den PatientInnen individuell getroffen werden sollte und keine generelle Empfehlung für das Handlungsfeld der körperlichen Rehabilitation aufgrund der unterschiedlichen Aussagen der InterviewpartnerInnen gegeben werden kann.

6.7. Vorteile sowie Nachteile des Inklusionscharts 4

In der folgenden Kategorie werden die in den Interviews genannten Vorteile und Nachteile dargestellt.

Positiv zu vermerken ist, dass das IC 4 Struktur in der Erhebung und Darstellung der Informationen verleiht und darüber hinaus eine sehr umfassende Anamneseform ermöglicht. Zu bearbeitende Bereiche sind schnell visuell erkennbar, dies wird in der praktischen Handhabe als sehr unterstützend erlebt.

Bei längeren Betreuungsverläufen ist vorstellbar, dass eine gute, systematisierte Dokumentation erfolgen kann.

„Der Vorteil ist wie gesagt, dass ich auf einem Blick sehe, was wäre zu tun, zu erledigen, was ist eventuell noch offen“ (Interview 3:3).

Auch das Spinnendiagramm wird als Vorteil wahrgenommen. Die bildnerische Darstellung empfand einer der ProfessionistInnen im Einzelfall nicht so aussagekräftig, dennoch im Vergleich zueinander betrachtet an Aussagekraft wertvoll.

„Der Vorteil ist, dass es sehr umfassend ist und wenn man es einmal konsequent einführt, z.B. könnte ich mir vorstellen, bei längeren Betreuungsverläufen über mehrere Monaten / Jahre, das man sicherlich einen Verlauf dokumentieren kann.

Und man das wirklich systematisiert in diesen Kategorien einfach“ (Interview 5:5).

Darüber hinaus kann es für BerufseinsteigerInnen hilfreich sein ein praktikables Diagnoseinstrument sofort anwenden zu können, als guten Leitfaden im Beratungssetting.

ProfessionistInnen, die schon länger in diesem Bereich arbeiten, können es nutzen, um

„blinde Flecken“ der Beratungskompetenzen zu reflektieren. So wurde einer Interviewpartnerin klar, dass sie den Bereich „Medien“ für sie zuvor in dem sozialarbeiterischen Gespräch nicht relevant war.

„Mir fällt wirklich nur ein, dass man eine grafische Darstellung hat. Und wenn man viel überlegt, wenn man einen Berufsanfänger hat, dass man vielleicht blinde Flecken vermeidet, das der Berufsanfänger sich noch mal alles versucht durchzudenken und der alte Hase, eventuell blinde Flecken vermeidet. Und sagt,

„Siehst an das hab ich noch gar nicht gedacht“. Medien z.B.: hab ich jetzt für mich, so nicht auf der Rechnung gehabt“ (Interview 7:8).

Als Nachteil wird von mehreren InterviewpartnerInnen angemerkt, dass manche Kategorien zu offen formuliert bzw. dargestellt sind. Dies bezieht sich insbesondere auch auf die Beschreibungen im Manual.

Dabei ist die eindeutige Zuordnung zu „voller Inklusion“, „Exklusion“ oder

„Zwischenpositionen“ schwer durchführbar. Kaum vorstellbar ist es für einen Befragten, dass es gleiche Ergebnisse in der Zuordnung bei einem / einer PatientIn gibt, wenn unterschiedliche SozialarbeiterInnen dies im Zuge des Inklusionscharts 4 einschätzen müssten.

Weiters wird kritisch die Einarbeitungszeit erwähnt, da es notwendig ist, sich einzulesen und auch vorab sich mit dem Diagnoseinstrument auseinanderzusetzen.

„Der Nachteil ist, dass es wahrscheinlich nur Sinn macht, wenn man das dann auch regelmäßig verwendet und vor allem bei allen Patienten verwendet. In unserem Kontext wäre ein Nachteil, dass es als Dokumentationssystem nicht ausreichend ist. […]

Es wäre als Dokumentationssystem für unsere Tätigkeiten nicht ausreicht. Wir dokumentieren sehr viele Details zu Existenzsicherung, zu versicherungsrechtlichen Fragen, zur beruflichen Situation, wo man das einfach immer qualitativ schildern muss. D.h. dafür wäre das jetzt einfach nicht ausreichend genau, um es als Dokumentation zu verwenden“ (Interview 5: 5).

6.8. Veränderungsvorschläge

Resultierend aus den erwähnten Veränderungsvorschlägen der InterviewpartnerInnen,

Resultierend aus den erwähnten Veränderungsvorschlägen der InterviewpartnerInnen,