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Implikation der Lean-Strategie auf die Inbound-Konzepte

3 Lean-Inbound-Logistik

3.1 Implikation der Lean-Strategie auf die Inbound-Konzepte

Menge an Teilen abgerufen, die auch verbaut wird. Es werden keine Teile abgerufen, die vielleicht gebraucht werden könnten. Auch andere Begründungen der Lagerhaltung sind nicht zulässig.

Kein Vorziehen und Schieben der Bedarfe (Bedarfszeitraum) Adressat: Empfangswerk (Materialabruf)

Durch den Pull des konkret bestehenden Bedarfs wird im jeweiligen Abrufzyklus nur das

abgerufen, was in dieser Periode gebraucht wird. Es darf keine zeitliche Bedarfsbündelung darüber hinaus vorgenommen werden. Wird bspw. täglich oder untertägig abgerufen, darf keine Bündelung zu einem Wochenbedarf, der geliefert werden soll, stattfinden. Im Idealfall wird zu jedem Zeitpunkt genau das abgerufen, was in dem Zeitpunkt für die Fertigung angestoßen werden muss.

Der Abholtermin wird durch Rückwärtsterminierung bestimmt

Adressat: Lieferant (Bereitstellung), Vorlauf (Transport), Hauptlauf (Transport)

Im Abruf werden nicht der Liefertermin und somit der Ankunftstermin der Teile im Fahrzeugwerk angegeben. Stattdessen wird durch Rückwärtsterminierung ein Abholtermin beim Lieferanten ermittelt. Der Vorgängerprozess wird so durch seinen Nachfolger angestoßen (siehe auch Abbildung 5). Der Abholtermin ist fixiert und nicht der freien Optimierung beispielsweise des Lieferanten oder Transportdisponenten unterworfen.

Geliefert werden nur Teile mit einem konkret bestehenden Bedarf

Adressat: Lieferant (Bereitstellung), Vorlauf (Transport), Hauptlauf (Transport)

Ebenso wie die Abrufmenge ist auch die Liefermenge durch das Pull-Prinzip vorbestimmt. So darf keine Bündelung von Liefermengen, z. B. zur Transportmengenoptimierung durch die

Transportdisposition, durchgeführt werden. Es wird nur das geliefert, was der Nachfolgeprozess der Fertigung braucht.

3.1.2 Bedingungen des Fluss-Prinzips

Nach Martichenko und Grabe (2010, S. 8) ist es das Ziel des Fluss-Prinzips, dass sich alle Materialien und Informationen in einer vorhersehbaren, gleichmäßigen und ununterbrochenen Weise entlang der Wertschöpfungskette bewegen.

Hochfrequente Transporte

Adressat: Vorlauf (Transport), Hauptlauf (Transport)

Theoretisch ergibt sich als beste Annäherung an den kontinuierlichen Flusszustand ein One-Piece-Flow (vgl. Althoff 2009, S. 51). Hierbei wandert jedes Teil einzeln durch die Logistik- und Wertschöpfungskette. Ein One-Piece-Flow ist jedoch in der Inbound-Logistik aus praktischen Erwägungen nicht zu realisieren. Abgemildert lässt sich daher die Anforderung nach hochfrequenten Transporten kleiner Losgrößen ableiten.

Keine Lager

Adressat: Lieferant (Bereitstellung), Umschlagspunkt (Umschlag)

Nach dem Fluss-Prinzip sollten entlang der Lieferkette keine Lager bestehen. Für die Inbound-Logistik heißt dies, dass es keine Zwischenlager und Lieferantenlager geben sollte. Teile werden möglichst mit kurzem Durchlauf von der Fertigung des Lieferanten an das Empfangswerk geliefert.

Minimale Umlaufbestände

Adressat: Lieferant (Bereitstellung), Umschlagspunkt (Umschlag)

Die Begründung, warum es keine Lager im Prozess geben darf, lässt sich auf die Umlaufbestände ausweiten. Teile sollten ebenso wenig in Warteschlangen oder Puffern gebunden sein.17

3.1.3 Bedingungen des Kunden-Prinzips

Das Kunden-Prinzip stellt die optimale Bedienung des nachfolgenden Prozesses in den Mittelpunkt.

Der Kunde der Inbound-Logistik ist das Fahrzeugwerk. Aber auch in der Lieferkette ergeben sich zwischen den einzelnen Elementen immer wieder Kunde-Lieferant-Beziehungen. So beispielsweise zwischen dem Vorlauf und dem Umschlagspunkt. Aus dem Kunden-Prinzip lassen sich die folgenden Bedingungen ableiten:

Die Transport- und Teileverpackung richtet sich nach dem Kunden Lieferant (Bereitstellung)

Dekliniert man die Kunden-Lieferant-Kette durch, so gibt der Verbauort die optimale Anlieferung für die Inhouse-Logistik vor (z. B. Lage der Teile, Art der Schutzverpackung, Art Behälter). Die Inhouse- Logistik gibt wiederum ihre optimale Anlieferung an die Inbound-Logistik weiter.

Hieraus resultiert, dass die Teile möglichst bereits ab Lieferant in kleinen Produktionsbehältern (oftmals KLT) geliefert werden, in denen die Teile optimal für die Produktion bereitgestellt werden können. Da der Transport auch seine Vorgaben für den Lieferanten macht, besteht die Forderung, dass die Gebinde eine volle obere Behälterebene aufweisen, damit sie stapelbar sind.

Es wird nur nach Kundenbeauftragung und -vorgabe gearbeitet Adressat: Lieferant/Vorlauf/Umschlag/Hauptlauf (Label, Zeitfenster)

Eine Konsequenz aus dem Kunden-Prinzip ist, dass jeder Arbeitsschritt vom Kunden angestoßen sein muss. Nur so kann der Kunde optimal bedient werden. Zusammen mit dem Pull-Prinzip hat dies die Auswirkung, dass für jede beim Lieferanten bereitgestellte Teilemenge der beauftragende Kundenprozess feststeht. Hieraus ergibt sich, dass während der gesamten Prozesskette ein Auftragsbezug besteht. Dieser beinhaltet die Kundenangaben des Erfüllungsortes sowie des -zeitpunkts.

17 In der Produktion steht daher das Senken der Losgrößen durch Verkürzen der Rüstzeiten im Mittelpunkt. Das Thema wird unter den Stichpunkten SMED (Single Minute Exchange of Dies) oder QCO (Quick Change Over) diskutiert.

Prägend ist ein von Shingo (1985) verfasstes Buch: „The Revolution in Manufacturing: The SMED System“. Diese Verkürzung der Wartezeit lässt sich bspw. auf die Umschlagzentren übertragen. Die oftmals üblichen Warteschlangen an LKW vor dem Dock sollen möglichst minimiert werden. Dies geschieht in den Lean Logistics durch regelmäßige, geplante Abläufe.

3.1.4 Bedingungen des Takt-Prinzips

Das Takt-Prinzip erzeugt eine Regelmäßigkeit der Lean-Prozesse. Gleichzeitig sorgt es durch die Taktrate für eine Synchronisation der gesamten Lieferkette mit der Verkaufsrate des Fahrzeugwerkes (vgl. Rother und Harris 2001, S. 13 ff.). Die stringente Anwendung dieses Prinzips ist in der konventionellen Logistik, insbesondere der Inbound-Logistik, nicht üblich. Gemäß dem aus der Produktion bekannten Arbeiten in Takten soll demnach auch in der Logistik zyklisch und mit möglichst ausgeglichenen Arbeitsinhalten gearbeitet werden.

Feststehende Fahrpläne

Adressat: Vorlauf (Transport), Hauptlauf (Transport)

Durch die feststehende Taktung findet in der Transportdisposition keine Ad-hoc-Transportplanung in Bezug auf Routen und Zeiten statt. Stattdessen sollten feststehende, regelmäßige Transporte stattfinden.

Feststehende Zeitfenster

Adressat: Vorlauf (Vorlauf), Hauptlauf (Transport)

Da die Routen und Zeiten vorbestimmt sind und nicht durch eine dynamische Optimierung der Transportdisposition beständig angepasst werden, bestehen feste Zeiten für die Abholung, den Umschlag und die Ankunft. So wird auch von einem LKW-Anliefertakt gesprochen (vgl. Klug 2018, S. 295).

Feste Arbeitsintervalle

Adressat: Lieferant (Bereitstellung), Umschlagspunkt (Umschlag), Empfangswerk (Entladung)

Auch die Arbeiten an den Belade- und Entladepunkten der Transporte sollen getaktet sein. Es findet ein getakteter Fluss bspw. von der Anlieferrampe des Umschlagspunktes zur Sammelfläche und schließlich zur Bereitstellfläche statt.