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4 Anforderungsanalyse

4.2 Anforderungserhebung

4.2.4 Analyse der hochfrequenten Transporte

referenzieren. Die Verbindlichkeit des Abrufs ist damit zwingende Voraussetzung für die Umsetzung des Konzepts (3.2.1). Ist diese Voraussetzung nicht erfüllt, kann der Abruf nur kumulativ im Wareneingang des Fahrzeugherstellers erfüllt werden. In diesem Fall bedarf es keiner vertieften Prüfung und es bräuchte nur die herkömmliche Systematik der Prüfung der Sendungsbelege gegenüber der Bereitstellung auf Colli-Ebene. Der Pull-Bestandteil des Abrufs ist nicht zwingend erforderlich zur Durchführung des Konzepts.

Als Input sind auch der Auftragsbezug und hier insbesondere die Transport- und Behälterlabel zu werten (3.2.2). Dadurch, dass die Label im Rahmen des Auftragsbezugs vom Fahrzeughersteller bereitgestellt werden, wird der vorgezogene Wareneingang zusätzlich abgesichert. Treten bei der Prüfung der Bereitstellung Abweichungen auf, müssen diese gemeldet werden, da die Label nur vom Hersteller entsprechend angepasst werden können. Die Einhaltung des offiziellen Reklamations- und Eskalationsprozesses wird somit erzwungen. Als Anforderung kann somit auch die Umsetzung des Auftragsbezugs identifiziert werden. Diese sollte im idealen Fall vorliegen.

Betrachtung der Supplier

Suppliers des Inputs sind die Fahrzeugwerke oder eine damit verbundene und für das Logistiknetzwerk zuständige Instanz. Die Fahrzeugwerke generieren die Abruf- und Labeldaten sowie den Transportauftrag inkl. Checklisten.

Betrachtung der Customer

Kunden des Konzepts der hochfrequenten Transporte im Inbound-Netzwerk sind primär die Fahrzeugwerke. Die hochfrequente Anlieferung ist nach der Line-back-Sichtweise die logische Konsequenz der bedarfsgerechten und in kleinen Losgrößen stattfindenden Bereitstellung an der Fertigungslinie, die über hochfrequent stattfindende Routenverkehre an den möglichst lagerlosen Wareneingang angebunden ist. Neben den Fahrzeugwerken sind die sekundären Faktoren des Konzepts die Lieferanten und der Umschlagspunkt. Durch den erhöhten Warenumschlag verringern sich auch hier die Bestände.

Betrachtung des Outputs

Der Output des Konzepts ist die hohe Vorlauf- und Hauptlauffrequenz der Transporte. Weiterhin steigt die Umschlagshäufigkeit. Durch die gestiegene Frequenz erhöht sich zudem die Reaktionsfähigkeit des Gesamtsystems. Wird beispielsweise ein Qualitätsfehler innerhalb einer Lieferung bemerkt, betrifft dies nicht eine gesamte Wochenlieferung, sondern bestenfalls eine untertägige Liefermenge. Ein schnelles Feedback zum Lieferanten kann dafür sorgen, dass der Fehler abgestellt wird und nach Möglichkeit bereits die nächsten Lieferungen in Ordnung sind. Kurzfristig sorgt die hochfrequente lagerlose Anlieferung bei Qualitätsmängeln jedoch dafür, dass Abweichprozesse durchgeführt werden müssen, da keine Ausgleichsmenge aus dem Lager entnommen werden kann.

Betrachtung des Prozesses

Wie Karlin (2004, S. 46) ausführt, wird innerhalb des Vorlaufs eines Lean-Logistics-Systems nach Möglichkeit nicht nur ein LKW gesendet, der eine (große) Tagesmenge abholt. Stattdessen werden bevorzugt mehrere LKWs in regelmäßigen Abständen über den Tag verteilt gesendet, die in einem Rundlauf jeweils kleinere Losgrößen von mehreren Lieferanten aufnehmen. Die gebildete Vorlaufroute wird hierfür zum Zweck der Frequenzerhöhung gespiegelt, sodass sich zeitlich hintereinanderliegend mehrfach die gleiche Routendurchführung an einem Tag ergibt.

Nach dem Vorlauf wird das Material im Crossdock auf die Hauptlaufrouten verteilt. Durch das über mehrere Lieferanten konsolidierte größere Hauptlaufvolumen ist es möglich, die Frequenz noch einmal zu steigern und dennoch mit vollen LKW-Ladungen zu fahren. Die anstehende Abbildung 15 verdeutlich diese erneute Frequenzsteigerung. Innerhalb des Fahrzeugwerks wird schließlich eine weitere Frequenzerhöhung mittels P-Lanes und der Ausbringung in Routenzügen durchgeführt (3.2.7). Hierzu kann auch ein werksnahes Crossdock beitragen.

Das Beispiel in Abbildung 15 zeigt, wie das Material eines Lieferanten durch vier Vorläufe abgeholt und in acht Hauptläufen zum Fahrzeugwerk gefahren wird. Hier erhöht sich die Frequenz noch einmal auf schließlich 24 Anlieferungen an den Verbauort pro Tag. Ersichtlich wird, dass innerhalb der Lean Logistics innerhalb jeder Prozessstufe eine Erhöhung der Frequenz vorgenommen wird.

Abbildung 15: Frequenzerhöhung im Anliefernetzwerk (eigene Darstellung)

Wie bereits eingangs hervorgehoben, fordert das Konzept mindestens eine Abholung am Tag. Das Beispiel von vier Abholungen erfüllt diese Anforderung somit. Eine solch hohe Frequenz kann jedoch nur erreicht werden, wenn hierfür genügend Transportvolumen besteht. Zur Umsetzbarkeit muss somit ein hinreichend großes Transportvolumen vorliegen, um mindestens einmal am Tag eine Abholung zu rechtfertigen.

Bei der Anforderungsformulierung kann berücksichtigt werden, dass Einzelteile oder auch Kleinstmengen zumeist nicht in das normale Transportnetzwerk integriert werden, sodass eine untere Grenze für das Transportvolumen besteht.34 Dahinter steht das Problem der Laderaumausnutzung, da in diesem Fall nicht auf Standardbehälter zurückgegriffen werden kann (Stapelbarkeit, ...) und infolgedessen der Wirtschaftlichkeit der Transporte abnimmt. Weiterhin führen sehr kleine Mengen zu langen und schwierig zusammenzustellenden Sammelrouten im Vorlauf, sodass die Praktikabilität bei einer großen Anzahl kleiner Transportvolumen sinkt.

Bei der Betrachtung der Anforderung sollte zudem die Schwankung des Transportvolumens geprüft werden. Ist die Schwankung sehr groß, kann dies ebenfalls zu teils sehr kleinen Mengen und einer nicht umsetzbaren hohen Frequenz führen.

Betrachtung des Inputs

Input des Prozesses sind die vom Lieferanten bereitgestellten und durch den Abruf definierten Liefermengen, welche den Transportbedarf in Form des Transportvolumens und -gewichts ergeben.

Verfolgt man die Kette zurück, ergibt auch aus dem Fertigungsbedarf der Fahrzeugwerke bei bestehender Pull-Systematik direkt der Transportbedarf. Aus der Anzahl und dem Gewicht der benötigten Teile ergibt sich gepaart mit dem zugewiesenen Transportbehälter das

34 Einzelteile und Kleinstmengen werden in der Regel über das Paket- und Kuriernetz externer Dienstleister (KEP), die sich auf solche Sendungsgrößen spezialisiert haben, abgewickelt.

Transportvolumen und -gewicht. 35 Die identifizierte Anforderung an ein hinreichend großes nicht schwankendes Transportvolumen richtet sich somit an diesen Prozessinput.

Betrachtung der Supplier

Supplier des Konzepts sind die Fahrzeugwerke, aus deren Fahrzeugprogramm sich der Fertigungs- und anschließend der Transportbedarf ergibt.