• Keine Ergebnisse gefunden

4 Anforderungsanalyse

4.2 Anforderungserhebung

4.2.3 Analyse des vorgezogenen Wareneingangs

(Routen, Zeiten etc.) gemacht werden. 33 So übernimmt im Falle Toyotas der Fahrzeughersteller selbst diese Aufgabe (vgl. Ludwig 2013, S. 20).

Die für den Prozessinput erforderlichen Daten stammen aus der gleichen Basis wie der verbindliche Pull-Abruf und werden durch Rückwärtsterminierung (Line-Back) generiert. Hierfür ist es wichtig, die genauen Durchlaufzeiten des Materials zu kennen: Vom Werksdurchlauf über den Wareneingang, den Hauptlauf, das Crossdock, den Vorlauf bis hin zu der Zeit, die der Lieferant nach Eingang des verbindlichen Pull-Abrufs bis zur Warenbereitstellung braucht (Abbildung 5). Basierend auf der so stattfindenden Rückwärtsterminierung werden die Routen zugeordnet. Um die Terminierung so zu gestalten, dass der Prozess real auf diese Weise ablaufen kann, müssen weitere Restriktionen, bspw.

die Laderaumverfügbarkeiten, berücksichtigt werden. Um das Konzept umzusetzen, muss sich ein Fahrzeughersteller somit weitreichende Kompetenzen aneignen oder diese zukaufen.

Betrachtung der Supplier

Supplier des Auftragsbezugs ist der Automobilhersteller. Die Fahrzeugwerke stellen die Daten zur Generierung des Auftragsbezugs durch die Label und den Transportauftrag zur Verfügung.

Betrachtung der Customer

Endkunde des Prozesses ist das Fahrzeugwerk. Es ist Abnehmer des beim Lieferanten in Form des vorgezogenen Wareneingangs geprüften Warenstroms und hochgradig von einer korrekten Erfüllung abhängig, wenn auch der Pull-Abruf umgesetzt wird. Ziel ist daher immer die 100-Prozent-Erfüllung des Abrufs.

Betrachtung des Outputs

Auf Basis des Warenstroms bewirken der vorgezogene Wareneingang und die bei Abweichung ausgelösten Eskalationsprozesse eine hohe Erfüllung des Teileabrufs. Das frühzeitige Erkennen und Managen der Abweichung ermöglicht es, mit entsprechenden Maßnahmen im logistischen Ablauf zu reagieren (vgl. Klug 2018, S. 322).

Betrachtung des Prozesses

Wie bereits in der Konzeptbeschreibung unter 3.2.3 geschildert, besteht der Prozess des vorgezogenen Wareneingangs aus zwei Schritten. Abbildung 14 visualisiert diese.

Im ersten Schritt 1 bekommt der Lieferant den Abruf übersendet und prüft, ob dieser von ihm erfüllt werden kann. Der Fahrzeughersteller definiert über die hierbei vorgenommene Rückwärtsterminierung (2.1.3), welche Teile wann abgeholt werden, und stellt die Daten für die Sendungsbelege und Label bereit. Die kumulative Erfüllung der Abrufmenge einer bestimmten Periode, bei der die Abrufe zwar in der Gesamtheit erfüllt werden, die Erfüllungszeitpunkte jedoch leicht nach vorne oder nach hinten geschoben werden können, ist hierdurch nicht mehr möglich. Im Idealfall beinhaltet der Prozess eine Quittierung des Abrufs.

Im nachfolgenden Schritt 2 wird eine Überprüfung der bereitgestellten Waren vom LKW-Fahrer des Vorlaufspediteurs vorgenommen. Hierfür nutzt er die vom Fahrzeughersteller in Verbindung mit dem Transportauftrag zur Verfügung gestellten Papiere. Bei den Papieren handelt es sich im Allgemeinen um Checklisten (vgl. Karlin 2004, S. 32; Schneider 2016, S. 233). Das Vorgehen entspricht nicht der einfachen Colli-Kontrolle, sondern einer genauen Prüfung nach Behälterart, Teilenummer und angegebener Teilemenge. Hierfür werden die Behälterlabel genutzt, da in der Regel keine Behälter zur Kontrolle geöffnet werden. Der Automobilzulieferer Delphi umschreibt die Durchführung in seinem Lean Logistics Network (LLN) wie folgt (vgl. Delphi 2015, S. 28): Für den Fahrer muss ausreichend Zugang bestehen, um die Teilenummern und Teilemenge zu überprüfen.

Die Label müssen hierfür sichtbar nach außen zeigend angebracht sein. Die Waren werden nicht aufgeladen und mitgenommen, wenn keine Verifizierung vorgenommen werden konnte. Die Kontrolle kann durch elektronische Scanner unterstützt werden (vgl. Klug 2018, S. 322; Ludwig 2013, S. 23).

Wird im Schritt 2 eine Abweichung festgestellt, hat der Lieferant die Chance, den Fehler in der Zeit des vorbestimmten Abholzeitfensters zu korrigieren. Ist alles erfüllt, quittiert dies der LKW-Fahrer.

Ansonsten wird der Eskalationsprozess ausgelöst und je nach Art des Fehlers vorbestimmte Meldestufen innerhalb der Lieferkette werden kontaktiert. In jedem Fall verlässt der LKW den Hof

des Lieferanten gemäß Fahrplan des Vorlaufs. Der Lieferant trägt die Kosten sowie die Organisation der Nachlieferung (vgl. Karlin 2004, S. 32).

Abbildung 14: Zweistufiger Prüfprozess des vorgezogenen Wareneingangs (eigene Darstellung) Aus den beiden beschriebenen Schritten wird besonders deutlich, dass der vorgezogene Wareneingang eine hohe Anforderung an die Arbeitsqualität sowohl des Lieferanten als auch des Spediteurs stellt.

Der Lieferant hat die Ware akkurat nach Abruf bereitzustellen und auch die Abweichung zu melden.

Da vom Spediteur insbesondere bei Kleinteilen keine Prüfung der inhaltlichen Übereinstimmung einer Labelangabe mit dem Behälterinhalt (Teileart und -menge) durch Öffnen des Behälters mehr durchgeführt werden kann, besteht eine Entdeckenswahrscheinlichkeit vor Ankunft im Fahrzeugwerk von nahezu null. So besteht die Anforderung für eine Prozessumstellung, dass die Bereitstellung durch den Lieferanten bereits zuvor auf hohem Niveau erfolgen sollte (vgl. Schneider 2016, S. 234).

Auch die Tätigkeit des Vorlaufspediteurs erfordert ein sehr genaues, unbeeinflusstes Arbeiten und Kommunizieren der Fehler. Nur wenn hier sorgfältig gearbeitet wird, können entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die Sendungsprüfung, die der LKW-Fahrer bereits heute anhand der Sendungsbelege bei der Übernahme vornimmt, wird insofern verschärft, als jeder einzelne Behälter geprüft werden sollte. Für die Lean Logistics ist die Bewertung der akkuraten Arbeitsausführung des Spediteurs daher sehr wichtig (vgl. Heyn 2014, S. 5). Die bereits heute stattfindende Arbeit kann hierdurch als Gütemaßstab herangezogen werden, ob die Voraussetzung besteht, die Anforderungen noch einmal zu erhöhen.

Betrachtung des Inputs

Der vom Fahrzeughersteller erzeugte verbindliche Pull-Abruf ist die Grundlage des vorgezogenen Wareneingangs. Liegt keine Verbindlichkeit der Abrufmenge vor, ist es nicht möglich, einen für die Prozessdurchführung akkuraten Transportauftrag inklusive der Checklisten für den vorgezogenen Wareneingang zu generieren. In diesem Fall kann es sein, dass die bereitgestellte Ware nicht der Checkliste entspricht, weil beide auf unterschiedliche Zeitpunkte und damit geänderte Mengen

Schritt 2 Vorlaufspediteur (Fahrer) Schritt 1

Lieferant

Überprüfung und Quittierung Pull-Abruf

Überprüfung und Quittierung Fahrzeughersteller

Fertigung

Paletten -Label Sendungs-beleg

LabelLabelLabelLabel

ü i.O. ü i.O.

Reklamation &

Eskalationsprozess

Check-liste

n.i.O. n.i.O.

Absprache mit Teiledisponenten, Ersatzpapiere (Sendungsbelege, Label), Kurierfahrt, etc.

Label Label

Paletten -Label

Label Label

Label Label

Label Label

Sendungs-beleg

referenzieren. Die Verbindlichkeit des Abrufs ist damit zwingende Voraussetzung für die Umsetzung des Konzepts (3.2.1). Ist diese Voraussetzung nicht erfüllt, kann der Abruf nur kumulativ im Wareneingang des Fahrzeugherstellers erfüllt werden. In diesem Fall bedarf es keiner vertieften Prüfung und es bräuchte nur die herkömmliche Systematik der Prüfung der Sendungsbelege gegenüber der Bereitstellung auf Colli-Ebene. Der Pull-Bestandteil des Abrufs ist nicht zwingend erforderlich zur Durchführung des Konzepts.

Als Input sind auch der Auftragsbezug und hier insbesondere die Transport- und Behälterlabel zu werten (3.2.2). Dadurch, dass die Label im Rahmen des Auftragsbezugs vom Fahrzeughersteller bereitgestellt werden, wird der vorgezogene Wareneingang zusätzlich abgesichert. Treten bei der Prüfung der Bereitstellung Abweichungen auf, müssen diese gemeldet werden, da die Label nur vom Hersteller entsprechend angepasst werden können. Die Einhaltung des offiziellen Reklamations- und Eskalationsprozesses wird somit erzwungen. Als Anforderung kann somit auch die Umsetzung des Auftragsbezugs identifiziert werden. Diese sollte im idealen Fall vorliegen.

Betrachtung der Supplier

Suppliers des Inputs sind die Fahrzeugwerke oder eine damit verbundene und für das Logistiknetzwerk zuständige Instanz. Die Fahrzeugwerke generieren die Abruf- und Labeldaten sowie den Transportauftrag inkl. Checklisten.