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Großes Mausohr (Myotis myotis) [1324]

3.3 Lebensstätten von Arten

3.3.11 Großes Mausohr (Myotis myotis) [1324]

Erfassungsmethodik

Nachweis auf Gebietsebene Kartierjahr 2017

Der Nachweis des Großen Mausohrs erfolgte über eine Methodenkombination aus Gebiets-begehung, automatischer akustischer Erfassung und Netzfängen. Zusätzlich wurde eine Da-tenabfrage bei ortskundigen Fledermausschützern durchgeführt. Die automatische akusti-sche Erfassung wurde mit Batcordern (Firma EcoObs, Nürnberg) in zwei Blöcken an insge-samt sechs Standorten durchgeführt. Die Batcorder wurden an geeigneten Standorten in den Waldgebieten aufgestellt, zwei weitere befanden sich an den Öffnungen des alten

Bahntun-nels Wertheim. Die Standorte der Batcorder können der Bestands- und Zielkarte entnommen werden.

- Block 1 Akustik: 31.05. bis 04.06.2017 - Block 2 Akustik: 07.08. bis 10.08.2017

- Netzfänge: 07.08. bis 09.08.2017 (fünf Netzfänge an zwei Standorten)

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Großen Mausohrs LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten -- 1 -- 1

Fläche [ha] -- 587,72 -- 587,72

Anteil Bewertung an LS [%] -- 100 -- 100

Flächenanteil LS

am Natura 2000-Gebiet [%]

-- 68,72 -- 68,72

Bewertung auf Gebietsebene (B)

Beschreibung

Das Große Mauohr (Myotis myotis) besiedelt zur Wochenstubenzeit überwiegend mittelgro-ße bis gromittelgro-ße Dachräume, die sich im Sommer gut aufwärmen können (z. B. Dachstühle von Kirchen, Klöstern und Gutshäusern). Als Jagdhabitate dient ein breites Spektrum an Offen-land- und Waldbiotopen, bevorzugt werden allerdings geschlossene Waldgebiete mit gering ausgeprägter Strauch- und Krautschicht (z. B. Buchenhallenwälder). Die Überwinterung er-folgt sowohl in Naturhöhlen als auch in Stollen, Kellern und dergleichen.

Das Große Mausohr wurde in den Waldbereichen südwestlich Bronnbach (Schönert) und bei Gamburg (Großer Kammerforst) sowohl akustisch als auch durch Netzfang nachgewiesen.

Insgesamt wurden sieben weibliche adulte und reproduzierende Große Mausohren gefan-gen. Die Datenabfrage erbrachte die folgenden aktuellsten Werte: Nachweis von einem win-terschlafenden Großen Mausohr im Eiskeller Bronnbach und 53 winwin-terschlafenden Großen Mausohren im ehemaligen Eisenbahntunnel Wertheim (Januar 2018). Die beiden bekannten Wochenstubenkolonien waren im Juni 2018 mit ca. 350 (Evangelische Kirche Niklashausen) bzw. 450 bis 500 Tieren (ehemalige Schreinerei Bronnbach) besetzt.

Die Habitatqualität wird insgesamt mit gut bewertet – Wertstufe (B). Die großen Waldberei-che des FFH-Gebiets (südwestlich Bronnbach und bei Gamburg) sind nachweislich als Jagdgebiete geeignet und werden auch entsprechend genutzt. Die akustischen Ergebnisse sowie die Gebietsbegehung lassen allerdings nicht auf eine flächendeckende Nutzung schließen. In weiten Teilen fehlen die für Große Mausohren notwendigen Strukturen. Die Bewertung der ehemalige Schreinerei Bronnbach stützt sich auf die verhältnismäßig geringe Kopfstärke der Kolonie bis zum Jahr 2017. Gegebenenfalls handelt es sich aber um eine Abspaltung bzw. ein Ausweichquartier der großen Kolonie in Niklashausen. Die Habitatquali-tät des Winterquartiers im ehemaligen Eisenbahntunnel Wertheim und der evangelischen Kirche in Niklashausen wird als sehr gut bewertet. Beide Quartiere sind offenkundig für die Art sehr geeignet (abgesehen von aktuellen Störungen durch Waschbären, s.u.).

Der Zustand der Population wird insgesamt mit hervorragend eingeschätzt – Wertstufe (A).

Im Gebiet liegen zwei Wochenstubenkolonien: Kirche Niklashausen und ehemalige Schrei-nerei des Klosters Bronnbach. Der Bestand in beiden Quartieren schwankt über die Jahre.

Die Bestände wurden unter Federführung der UNB des Main-Tauber-Kreises in den Jahren 2006 bis 2009 sowie 2015 bis 2019 erfasst. Bei der Kolonie in der Kirche Niklashausen

han-delt es sich um die mit Abstand größte bekannte Wochenstubenkolonie im Main-Tauber-Kreis. In der Kirche Niklashausen wurden in den o. g. Untersuchungsjahren zwischen 2.000 und 110 Tiere gezählt. Der höchste Wert von etwa 2.000 Tieren wurde nur einmal erreicht.

Der mit Abstand niedrigste Wert von 110 Tieren stammt aus dem Jahr 2019. Die durch-schnittliche Bestandsgröße über alle Zähljahre liegt bei etwa 1.200 Tieren. Mit mehr als 500 Weibchen wird für diesen Parameter in allen Zähljahren (außer 2018 und 2019) die Wertstu-fe A erreicht. In der ehemaligen Schreinerei von Bronnbach liegt die Schwankungsbreite der Wochenstuben zwischen 35 und etwa 500 Tieren. Lässt man den Einbruch der Koloniegröße im Jahr 2009 außer Betracht, liegt der Durchschnitt bei etwa 290 Tieren. Bei mehr als 100 Weibchen ist ein Bestand mit B einzustufen. Auffällig ist, dass die höchsten Werte der Be-standsgröße in der Schreinerei Bronnbach in den Jahren 2018 bzw. 2019 (450 bis 500 Tiere) mit dem niedrigsten Wert in der Kirche Niklashausen zusammenfallen. Möglicherweise ist ein Teil der Tiere aus Niklashausen in den Jahren 2018 und 2019 nach Bronnbach umgezogen.

Im Gebiet liegen zudem zwei bekannte Winterquartiere des Großen Mausohrs: ehemaliger Eisenbahntunnel Wertheim und Eiskeller Bronnbach. Dort wurden die Bestände unter Feder-führung der UNB durchgehend seit dem Jahr 2005 erfasst. Im ehemaligen Eisenbahntunnel konnten je Jahr zwischen 33 und 75 Tiere registriert werden (Durchschnitt: 53 Tiere). Im Eis-keller bei Bronnbach waren es zwischen 1 und 18 Tiere (Durchschnitt: 10 Tiere). Winterbe-stände mit mehr als 30 Tieren sind mit A zu bewerten, BeWinterbe-stände zwischen 5 und 30 Tieren mit B.

Die Bewertung der Kolonieentwicklung ist relativ schwierig, da der Zählzeitpunkt einen gro-ßen Einfluss auf das Ergebnis hat. Es ergeben sich folgende Einschätzungen: Wochenstu-ben Niklashausen relativ stabil (B)7, Wochenstube Bronnbach relativ stabil (B), Winterquar-tier Wertheim tendenziell mit positivem Trend (A), WinterquarWinterquar-tier Bronnbach in den letzten sechs Jahren stetig sinkend (C).

Die Beeinträchtigungen in den Waldbereichen entstehen vor allem durch laufende forstwirt-schaftliche Tätigkeit. Große Mausohren bevorzugen Altersklassen-Laubwälder mit geringer Kraut- und Strauchschicht und hindernisfreiem Luftraum, z. B. Hallenbuchenwälder (G ÜTTIN-GER 1997). Diese sind nicht in ausreichend großer Fläche in den Waldgebieten des FFH-Gebiets vorhanden. Allerdings ist der Mangel an geeigneten Strukturen bereits bei der Habi-tatqualität bewertet. Der relativ geringe Bestand des Großen Mausohrs in der Kirche Niklas-hausen in den Jahren 2018 und 2019 hängt wahrscheinlich mit der Ansiedlung einer Wasch-bärfamilie auf dem Dachboden der Kirche zusammen, wie sich aus Aufnahmen mit einer Wildtierkamera im Mai 2019 ergab. Bis auf die Störungen durch die Waschbären in der Kir-che Niklashausen konnten keine Beeinträchtigungen festgestellt werden, die nicht bereits bewertet sind. Die Beeinträchtigungen werden insgesamt mit (B) bewertet (mittel). Eine po-tenzielle Gefahr stellt die Sanierung des Dachstuhls der ehemaligen Schreinerei in Bronn-bach dar, die voraussichtlich innerhalb der nächsten 10 Jahre stattfinden soll.

Verbreitung im Gebiet

Im FFH-Gebiet befinden sich zwei Wochenstuben des Großen Mausohrs (Niklashausen, Bronnbach), darunter das mit Abstand Größte im Kreis. Zudem gibt es im Gebiet zwei be-kannte Winterquartiere der Art (Wertheim, Bronnbach). Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Waldbereiche südwestlich von Bronnbach (Schönert) und bei Gamburg (Großer Kammerforst) sowie angrenzende kurzrasige Offenlandbereiche (Äcker, Wiesen, Obstgär-ten) vom Großen Mausohr als Nahrungssuchraum genutzt werden.

Bewertung auf Gebietsebene

Die als Jagdhabitat identifizierten Waldbereiche des Gebiets sind für die Bedürfnisse des Großen Mausohrs unterschiedlich gut geeignet. Die Wälder werden zumindest teilweise nachweislich als Jagdgebiet genutzt. Eine flächendeckende Nutzung ist aufgrund der

7 Allerdings starker Bestandseinbruch in den Jahren 2018 und 2019; Ursache sind wahrscheinlich Waschbären

schen Ergebnisse und aufgrund der Waldstrukturen wahrscheinlich nicht gegeben. Insge-samt ergibt sich eine Bewertung der Wertstufe (B) für den Erhaltungszustand der Lebens-stätte auf Gebietsebene. Die Bewertung leitet sich aus der mäßig guten Eignung als Jagd-habitat ab, aus der bis zum Jahr 2017 sehr großen, relativ stabilen Wochenstubenkolonie in der Kirche Niklashausen, aus dem relativ großen Winterbestand im Tunnel von Wertheim mit positivem Bestandstrend sowie aus den Störungen in der Kirche Niklashausen, die wahr-scheinlich auf das Eindringen von Waschbären zurückzuführen sind, deren Fang bereits be-auftragt ist. Die Bewertung des Erhaltungszustandes erfolgt aufgrund der eingeschränkten Erfassungsmethodik lediglich als Einschätzung.