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Fließgewässer mit flutender Wasservegetation [3260]

3.2 FFH-Lebensraumtypen

3.2.2 Fließgewässer mit flutender Wasservegetation [3260]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Fließgewässer mit flutender Wasservegetation

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und ergänzenden Nebenbögen

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 1 3 7 11

Fläche [ha] 0,68 0,49 2,70 3,86

Anteil Bewertung vom LRT [%] 17,59 12,61 69,80 100

Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] 0,08 0,06 0,32 0,45

Bewertung auf Gebietsebene C

Kartierjahr Offenland: 2017, Kartierjahr Waldmodul: 2012

Beschreibung

Im Arbeitsbereich Offenland ist der Lebensraumtyp im Gebiet nur dort ausgebildet, wo die Gewässer stärker strömen und zugleich relativ flach sind. Da die Tauber und der Main auf-grund der Wehre sehr ausgedehnte Rückstaubereiche aufweisen, sind geeignete Bereiche für den LRT Fließgewässer mit flutender Wasservegetation nur sehr begrenzt vorhanden.

Man findet den LRT in mehreren Umgehungsgerinnen, teils unterhalb von Wehren sowie in einem längeren frei fließenden Abschnitt der Tauber zwischen der Teilbacher Mühle und Waldenhausen. Die flutende Wasservegetation erreicht im Gebiet Deckungen zwischen 2 und 20%. Sie ist im Gebiet in der Regel von Moosen geprägt. Es handelt sich dabei um die beiden Arten Gemeines Brunnenmoos (Fontinalis antipyretica) sowie das Mäusedornmoos (Platyhypnidium riparioides), die teils einzeln, öfter aber gemeinsam in den als LRT erfassten Fließgewässer-Abschnitten wachsen. Nur an zwei Stellen dominieren Blütenpflanzen die Wasservegetation: bei der Tauberbrücke von Waldenhausen sowie im Umgehungsgerinne von Gamburg. Dort sind die Arten Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus) und Sumpf-Teichfaden (Zannichellia palustris) häufig. Darüber hinaus treten einige wenige weitere Arten in geringer Menge auf, meist nur in jeweils einer Erfassungseinheit. Nur der Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris agg.) ist in mehreren Erfassungseinheiten zu finden. In fast allen Beständen treten fädige Grünalgen zahlreich bis sehr zahlreich auf. Sie sind als Eutro-phierungszeiger zu werten. Nur drei der zehn Erfassungseinheiten erreichen die Wertstufe B für die Bewertung des Arteninventars. Diese Bestände nehmen nur eine relativ geringe Flä-che ein. Die meisten Erfassungseinheiten wurden hinsichtlich ihres Arteninventars mit C be-wertet. Darum ist auch die Gesamteinstufung des Arteninventars im Arbeitsbereich Offen-land als durchschnittlich bzw. beschränkt zu bewerten – Wertstufe C1.

Innerhalb zusammenhängender Waldflächen (Arbeitsbereich Waldmodul) kommt der LRT nur am Unterlauf des Maisenbaches vor. Dort ergibt sich eine Überlagerung mit dem LRT

1 Dies entspricht auch der Bewertung der Qualitätskomponente „Makrophyten und Phytobenthos“ mit „mäßig“ im WRRL-Flusswasserkörper „Tauber unterh. Limbachgraben und Mainzuflüsse oberh. Tauber (BW)“ (WK-Nr. 50-04). In diesem Flusswasserkörper liegen drei Untersuchungsstellen für „Makrophyten und Phytobenthos“, davon wurden zwei mit „mäßig“ und eine mit „unbefriedigend“ bewertet (LUBW 2016). Zudem wird die trophische Belas-tung, also ein Überschuss an Nährstoffen, die sich u. a. in dem starken Grünalgenwachstum zeigt, durch die Bewertung der Orthophosphat-Belastung im Rahmen der Berichtspflicht zur WRRL bestätigt: im gesamten Tau-ber-Gebiet werden die Orientierungswerte für Orthophosphat überschritten (3-Jahresmittelwert der Jahre 2011-2013, vgl. LUBW 2016).

Auenwälder mit Erle, Esche, Wieder [*91E0] (vgl. Kapitel 3.2.14). Das obere Drittel des dort erfassten Bachlaufs ist durch ausgedehnte Kalktuffbänke geformt, und wird hinsichtlich des Bewuchses von Aufrechtem Merk (Berula erecta) und Sintermoosen geprägt. Im mittleren und unteren Teil des erfassten Bachabschnitts besiedelt das Mäusedornmoos (Platyhypnidi-um riparoides) in geringer Deckung das von überrieselten Buntsandstein-Blöcken geprägte Gewässer. Störzeiger sind stellenweise in Form von Algen vorhanden. Das Arteninventar wird im Arbeitsbereich des Waldmoduls mit gut bewertet – Wertstufe B.

Zur Gewässergüte (Saprobie2) im Arbeitsbereich Offenland: Die einzelnen Tauberabschnitte des FFH-Gebietes unterscheiden sich allein hinsichtlich ihrer Strömung und ihres Sedimen-tes sehr stark untereinander. Es herrschen z. B. sehr große Unterschiede im Rückstaube-reich der Wehre bzw. außerhalb davon. Zudem wird die Tauber stark von Grundwasser ge-speist, so dass sie sich auch im Sommer nicht stark erwärmt. Die strömungsreichen Tauber-Abschnitte sind darum eher dem Hyporhithral zuzuordnen, ebenso wie die Umgehungs-gerinne. Nach der Gewässergütekarte von 2004 hat die gesamte Tauber die Gewässergüte-klasse II (= mäßig belastet). Dies entspricht der Wertstufe B, unabhängig davon, ob die be-werteten Tauberabschnitte dem Rhithral oder dem Potamal zugeordnet werden. Auch die aktuellere Bewertung der Qualität des Makrozoobenthos in der unteren Tauber im Rahmen der Berichtspflicht der WRRL ist an drei Stellen mit „gut bewertet (LUBW 2015)3.

Zur Gewässermorphologie und Gewässerdynamik im Arbeitsbereich Offenland: Die meisten Tauber-Abschnitte, die dem LRT 3260 zugeordnet wurden, sind hinsichtlich ihrer Morpholo-gie und Dynamik stark verändert bzw. mäßig naturnah gestaltet (Umgehungsgerinne). Nur vier der zehn Erfassungseinheiten wurden als „verändert“ eingestuft. Dies ergibt sich aus der aktuellen Gewässerstrukturgütekartierung (LUBW 2017), die durch eigene Einstufungen er-gänzt wurde, insbesondere bei den nicht durch die Strukturgütekartierung erfassten Umge-hungsgerinnen.

Die Bewertung der Habitatstrukturen ist eine Mischbewertung aus Gewässergüte und Ge-wässermorphologie/Gewässerdynamik. Es wurde jeweils der schlechtere der beiden Werte stärker gewichtet. Hinsichtlich der Anzahl der Erfassungseinheiten überwiegt insgesamt die Wertstufe C (sechs von zehn Erfassungseinheiten), hinsichtlich der Flächengröße allerdings die Wertstufe B, so dass für die Gesamteinstufung der Habitatstruktur im Arbeitsbereich Of-fenland ein „gut“ angemessen ist – Wertstufe B. Dies bezieht sich allerdings nur auf die als LRT eingestuften Fließgewässer-Abschnitte. Es sei darauf hingewiesen, dass die Tauber durch ihre zahlreichen Wehre strukturell auf großer Fläche degradiert ist, so dass sie den LRT Fließgewässer mit flutender Wasservegetation nur an wenigen Stellen zulässt.

Der Maisenbach-Abschnitt im Arbeitsbereich Waldmodul hat ein mittleres Gefälle und ver-läuft gestreckt in einem engen Bachtal. Im oberen (südlichen) Drittel ist die Bachsohle durch ausgeprägte Kalktuff-Ablagerungen mit zahlreichen niederen Gefällestufen geprägt. Der Bach verzweigt sich hier mehrfach und ist insgesamt bis zu 6 m breit. In der Mitte des Bio-tops schneidet sich der Bach stärker ein und ist hier nur noch etwa 3 m breit. Die Bachsohle ist ab jetzt sandig bis steinig-blockreich. Der Bach führt schnell fließendes, klares und sauber wirkendes Wasser, auftretendes Algenwachstum deutet jedoch auf leichte Eutrophierung hin.

Es erfolgt daher eine Einschätzung der Gewässergüteklasse mit I-II ("gering belastet"). Die lebensraumtypischen Habitatstrukturen sind im Arbeitsbereich Waldmodul im Hinblick auf die sehr naturnahe und reich strukturierte Gewässermorphologie und -dynamik sowie der noch guten Gewässergüte hervorragend ausgebildet – Wertstufe A.

2 Das Saprobiesystem wird bei der Umsetzung der WRRL in Baden-Württemberg seit dem Jahr 2006 nicht mehr verwendet. Allerdings stellt die Gewässergüte (Saprobiesystem) einen Bewertungsparameter dar, der laut MaP-Handbuch bei einigen LRT und Arten zu verwenden ist. Darum kommt dieser Bewertungsparameter in diesem Managementplan noch zur Anwendung.

3 Allerdings ist der Zustand des „Makrozoobenthos gesamt“ mit „mäßig“ eingestuft, da in die Gesamtbewertung auch die „Allgemeine Degradation“ einfließt, die an der unteren Tauber mit „mäßig“ eingestuft ist (LUBW 2015).

Die „Allgemeine Degradation“ bewertet insbesondere den gewässermorphologischen Zustand in Kombination mit

Die vorhandenen Beeinträchtigungen des LRT 3260 im Arbeitsbereich Offenland sind zu einem Großteil schon in die Bewertung des Arteninventars sowie der Habitatstrukturen ein-geflossen. Dazu gehört die Belastung mit Phosphat sowie die strukturellen Defizite (z. B.

Mangel an flach überströmten Bereichen). Darüber hinaus ist die Tauber durch eine starke Trübung gekennzeichnet. Die Trübung beruht einerseits auf dem starken Wachstum benthi-scher Algen im Sommerhalbjahr, was in der Eutrophierung seine Ursache hat und unter „Ar-teninventar“ bewertet ist. Andererseits treten das ganze Jahr über starke Trübungen durch den Transport von Feinsedimenten auf, insbesondere nach Regenfällen. Bodenabschwem-mungen von Ackerflächen im Einzugsgebiet sind sehr wahrscheinlich die Haupteintragsquel-le für die Sedimente. Die hohen Schwebstofffrachten sind unter anderem daran erkennbar, dass Wasserpflanzen und Steine von Feinsediment überzogen sind. Des Weiteren ist an mehreren Stellen die starke Beschattung als Beeinträchtigung für ein optimales Wachstum der flutenden Wasservegetation zu sehen. Schwer einzuschätzen ist die Wirkung von Bisam-Fraß und neuerdings auch Nutria-Bisam-Fraß (die Art nimmt in den letzten Jahren in der Tauber zu). Der Bisam ernährt sich u. a. von Rhizomen von Wasser- und Röhrichtpflanzen. Er ist vermutlich die wichtigste Ursache dafür, dass an der unteren Tauber kaum noch oder gar nicht mehr Schwanenblume (Butomus umbellatus), Gewöhnliches Pfeilkraut (Sagitaria sagitt-ifolia) und Grüne Seebinse (Schoenoplectus lacustris) vorkommen, die noch Ende der 1970er-Jahre relativ häufig waren (vgl. systematische Wasserpflanzen-Erfassung von ANDRES & BUSCH 2009 im Vergleich zu PHILIPPI 1981). So wuchs auch im LRT-Bestand an der Tauberbrücke bei Waldenhausen im Jahr 2009 noch die Grüne Seebinse in der fluten-den Form. Das Fehlen der Art im Jahr 2017 könnte am Bisam liegen, der unweit der ehema-ligen Wuchsstelle einen Bau im Tauberufer hat. Letztendlich kann über den Einfluss von Bi-sam und Nutria auf die Vielfalt der flutenden Wasservegetation nur spekuliert werden, ganz ohne Wirkung ist zumindest die Bisamaktivität aber vermutlich nicht. Die Erfassungseinhei-ten mit starken Beeinträchtigungen nehmen insgesamt eine deutlich größere Fläche ein als die mit mäßigen Beeinträchtigungen. Die Beeinträchtigungen im Arbeitsbereich Offenland sind insgesamt mit „stark“ einzustufen – Wertstufe C.

Da am Maisenbach wahrscheinlich nur geringe Beeinträchtigungen durch Gewässerverun-reinigung / Eutrophierung bestehen, welche bereits im Artinventar als abwertend berücksich-tigt wurden, und keine weiteren Beeinträchtigungen vorliegen wird das Ausmaß im Arbeits-bereich Waldmodul insgesamt als gering bewertet – Wertstufe A.

Verbreitung im Gebiet

Größere Bestände des LRT sind nur zwischen der Teilbacher Mühle und Waldenhausen vorhanden, wo die Tauber frei fließt. Ansonsten handelt es sich um drei Bereiche unterhalb von Wehren (Ausleitungsstrecken) sowie um fünf Umgehungsgerinne. Diese kleineren LRT-Flächen verteilen sich über den Tauberlauf zwischen Niklashausen und Reicholzheim. Wei-terhin kommt der LRT im Unterlauf des Maisenbaches südlich von Gamburg vor.

Kennzeichnende Pflanzenarten

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Moose: Brunnenmoos (Fontinalis antipyretica), Mäusedornmoos (Platyhypnidium ri-parioides)

Blütenpflanzen (in flutender Form): Aufrechter Merk (Berula erecta), Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris agg.), Rauhes Hornblatt (Ceratophyllum demer-sum), Gelbe Teichrose (Nuphar lutea), Krauses Laichkraut (Potamogeton crispus), Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus), Blauer Wasserehrenpreis (Veronica anagallis-aquatica), Sumpf-Teichfaden (Zannichellia palustris)

den Lebensraumtyp abbauende/beeinträchtigende Arten fädige Grünalgen

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Der LRT bietet Lebensraum für strömungsliebende Fischarten. Davon kommen in der unte-ren Tauber folgende Rote-Liste-Arten vor: Äsche (Thymallus thymallus) (RL 2), Bachforelle (Salmo trutta fario) (RL V), Barbe (Barbus barbus) (RL 3), Elritze (Phoxinus phoxinus) (RL V), Groppe (Cottus gobio) (RL V), Nase (Chondrostoma nasus) (RL 2). Folgende Fließ-gewässer-Arten unter den Muscheln und Schnecken wurden in der Tauber an der Brücke Waldenhausen nachgewiesen (vgl. RICHLING & GROH 2018): Falten-Erbsenmuschel (Pisidi-um henslowan(Pisidi-um) (RL V), Dreieckige Erbsenmuschel (Pisidi(Pisidi-um supin(Pisidi-um) (RL V), Fluss-Kugelmuschel (Sphaerium rivicola) (RL 2), Gemeine Kahnschnecke (Theodoxus fluviatilis) (RL 1).

Bewertung auf Gebietsebene

Nur eine der elf Erfassungseinheiten des LRT 3260 weist einen hervorragenden Erhaltungs-zustand auf (A), drei Erfassungseinheiten wurden mit gut bewertet (B). Die restlichen sieben Erfassungseinheiten sind in einem durchschnittlichen oder beschränkten Erhaltungszu-stand (C). Diese nehmen eine deutlich größere Fläche ein als die besser bewerteten Erfas-sungseiheiten. Für das FFH-Gebiet insgesamt ergibt sich daraus ein durchschnittlicher oder beschränkter Erhaltungszustand für den LRT Fließgewässer mit flutender Wasservegetation (C).