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Teil II Fallstudie

4.9 Gewichtung der Nachhaltigkeitsbereiche

86 Kapitel 4 Vorstellung der Fallstudie

die Haushalte mit einem hohen Anschlussgrad an das Nahwärmenetz 1 und 5 am besten ab.

Die Indikatoren derbetrieblichen Wertschöpfung Gesamtkapitalrentabilität, durchschnittlicher Jahresüberschuss und Amortisationsdauer konnten entweder di-rekt aus der Gewinn- und Verlustrechung oder über die üblichen Formeln aus der Literatur (z.B aus [Pap09]) abgeleitet werden. Die beiden Szenarien mit der großen Biogasanlage 1 und 2 erzielen bessere Jahresüberschüsse, haben aber auch höhe-re Investitionskosten, so dass die Amortisationsdauer auch wiederum lang ist (vgl.

Anhang A.7 und Abbildung 4.16).

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass insbesondere für die ökonomischen und so-zialen Indikatoren ein Schwerpunkt auf den Praxisbezug gelegt wurde, so dass die Indikatoren auch stark an den Fragen der Akteure ausgerichtet wurden. Dies hat den Vorteil, dass die Bewertung für die Akteure verständlich und interessant bleibt.

Für eine Nachhaltigkeitsbewertung wäre es jedoch konsistenter, wenn auch diese bei-den Säulen mit Lebenszyklusdaten abgedeckt werbei-den und globale Aussagen treffen könnten.

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• Der f-Gewichtungsfaktor für das Verhältnis zwischen dem ersten und dem letz-ten Indikator ist schwer verständlich. In der Literatur war vorgesehen, diesen Faktor auf ähliche Weise wie das Ranking zu bestimmen [PB05]. Da noch mehr Runden nur zur Festlegung eines Faktors f nicht zielführend für einen Praxis-workshop erschienen, wurden drei Werte für f vorausgewählt und die Präferenz abgefragt. Die Rückmeldung der Teilnehmer war, dass man besser nicht Zah-len vorgibt, sondern verbale Beschreibungen von f-Werten wie „alle ungefähr gleich wichtig“ und „starke Unterschiede zwischen dem ersten und dem letzen Indikator“.

• Um die Gewichtungsrunde zeitlich straff zu halten, wurde beschlossen, die per-sönliche Gewichtung auf eine perper-sönliche Bewertung zu reduzieren. Die Teil-nehmer bekommen dann Zeit, sich über die einzelnen Bereiche und deren Wich-tigkeit noch mal Gedanken zu machen und dies z.B. mit Plus- und Minuszei-chen zu kennzeichnen, müssen aber keine komplette Reihung vornehmen. Eine eigene SIMOS-Gewichtung für jeden persönlich im Vorwege und dann noch eine Gruppengewichtung wie in dem ARTEMIS-Projekt17 [KSMO08], wurden aus zeitlichen Gründen als nicht sinnvoll erachtet.

• Im Anschluss an die Gewichtung bedarf es genügend Zeit für Diskussionen.

Da es sich bei dem Gewichtungsworkshop in dem Dorf um einen anderen Teilnehmer-kreis als beim Indikatorenworkshop handelte (vgl. hierzu Unterkapitel 4.2, mussten die Indikatoren noch mal detailliert besprochen und verstanden werden. Es haben 11 Akteure aus dem Dorf teilgenommen (weitere Details zu den Akteuren in Unterka-pitel 5.4). Zusätzlich wurden die Alternativen der Bewertung mit technischen Daten vorgestellt. Die Darstellung mit Folien erschien für die Akteure erschöpfend zu sein.

Einer der Akteure teilte mit, dass er Verständnisschwierigkeiten hatte. Daher ist eine zielgruppengerechte Darstellung von Informationen sehr wichtig.

Zur Veranschaulichung der Methode wurde bereits in diesem Workshop eine große Matrix aus Papier an die Wand gehangen, auf der schon die Alternativen und die Indikatoren ersichtlich waren. Die Ergebnisse wurden dann erst im folgenden Work-shop angefügt.

Die Zeit für die persönliche Gewichtung bzw. sich noch mal mit den Bewertungs-kriterien vertraut zu machen, wurde insbesondere von einem Teilnehmer intensiv

17In dem ARTEMIS Projekt wurden zwei MCDA-Anwendungen für die Bewertung von Ener-gieszenarien durchgeführt, einmal auf einer lokalen Ebene und einmal auf der nationalen Ebene in Österreich [KSMO08], [OKB+08], [MKS07].

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genutzt, der sich auch ein persönliches Ranking entworfen hat, das er auch jedes mal für seine Züge bei der Gruppengewichtung hinzu zog.

In die „Spielregeln“ für die Gruppengewichtung wurde -wie in der Literatur angeraten [PB05]- detailliert eingeführt, sie blieben auch während der Gewichtung angezeigt. Es wurden erst einmal drei Runden vorgesehen, in der ersten drei Züge, dann zwei, dann einen. Pro Person und Karte durften in einer Runde maximal 2 Züge vorgenommen werden.

Die Gewichtung selber hat im Gegensatz zur Probegewichtung nicht lange gedau-ert, knapp eine halbe Stunde. Es konnte eine Konsensgewichtung erreicht werden, insbesondere auch, weil die Methode nicht von allen so ernst genommen wurde, dass länger um eine Position gerungen werden musste. Zum Schluss haben alle das erreichte Ergebnis mitgetragen.

Für die weißen Platzhalterkarten wurde eine weitere Runde vollzogen, jeder konnte bis zu 2 Karten legen oder aber auch entfernen, um die Abstände zwischen den Bewertungskriterien zu verändern. Es wurden eher Lücken geschlossen (die in der ersten Runde entstanden waren), als dass noch mehr weiße Karten gelegt wurden.

Für den Faktor f wurden drei Werte vorgegeben: Alle Bewertungskriterien gleich wichtig, ungefähr doppelt so wichtig, sehr viel wichtiger (Faktor 4 und größer). Das letzte gewann mit 6 Stimmen, das zweite 4, 1 für das erste, einer hat nicht mehr mit abgestimmt. Auf Rückfrage würden einige der Teilnehmer den Faktor auch noch hö-her wählen als 4. Der Unterschied zwischen dem wichtigsten und dem unwichtigsten Indikator wurde als sehr groß eingestuft. Die Verständlichkeit dieses Schrittes der Methode war für die Akteure sehr schwierig.

Die Ergebnisse der Gewichtung werden in Tabelle 4.4 wiedergegeben. Die Berech-nung erfolgte nach der in Unterkapitel 2.2.2 dargestellten Grundlagen.

Es ist zu sehen, dass die ökologischen Attribute eher mittig bis hinten im dem Dorf-Ranking liegen. Das war für das Projektteam überraschend, da eine Probegwich-tungsrunde innerhalb des Teams die ökologischen Attribute weitaus stärker gewich-tet hat. In der Dorf-Gewichtung sind hauptsächlich die Attribute hoch gewichgewich-tet worden, die zu diesem Zeitpunkt ein Problem darstellten (Versorgungssicherheit we-gen der fehlenden Biomasse) und/oder direkten Einfluss auf die Finanzen oder das Umfeld der Bürger hatten.

Grundsätzlich stellte sich heraus, dass die Attribute höher gewichtet werden, die noch eine große Unsicherheit für das Projekt bedeuten, in diesem Falle die