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Teil II Fallstudie

4.10 Ergebnisse

4.10.1 Ergebnisdarstellung

90 Kapitel 4 Vorstellung der Fallstudie

Abbildung 4.16:Evaluierungsmatrix

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Über den Nettofluss Φ(a) wurde dann die Reihung der Alternativen basierend auf der Konsensgewichtung des Dorfes bestimmt (vgl. Abbildung 4.17). Es ist zu sehen, dass die drei Szenarien 1,5 und 2 mit positiven Nettoflüssen vorne liegen. Dies liegt hauptsächlich an ihren Stärken bei den wirtschaftlichen Indikatoren, die bei der Dorf-Gewichtung durch die Reihung der Nachhaltigkeitsbereiche dominierten.

Abbildung 4.17: Darstellung des Rankings in PROMETHEE II

Sensitivit¨atsanalyse mit Gewichtungen

In einer Sensitivitätsanalyse kann man sehen, wie stabil das Ergebnis ist. Decision Lab stellt verschiedene Analysewerkzeuge zur Verfügung, u.a. die „Walking weights“.

Hier kann man sehen, wie sich das Ergebnis verändert, wenn die Gewichtungen verän-dert werden. Es wurden folgende Gewichtungen eingestellt, die in den nachfolgenden Abbildungen dargestellt sind: Gleichgewichtung der drei Säulen, jeweils 50% Gewicht auf eine der Säulen und entsprechend 25% auf die beiden anderen, Gleichgewichtung aller Indikatoren. Bei der Anwendung des Werkzeugs „Walking weights“ werden je-doch die Verhältnisse der Kerzendorf-Gewichtung innerhalb der Säulen beibehalten, so haben z.B. der Indikator „Wärmepreispaket“ und die Indikatoren „Regionaler Zu-sammenhalt“ und „Konkurrenz der Nahrungsmittelproduktion“ immer einen höheren Anteil der jeweiligen Säule. Somit ist auch nachvollziehbar, dass trotz der Verände-rung der Gewichtung nur geringe Abweichungen der Rankings entstehen. Wie in den Abbildungen 4.18, 4.19, 4.20 und 4.21 zu sehen ist, liegen die drei Szenarien 1,2,5 immer auf den ersten drei Plätzen (jedoch in unterschiedlicher Reihenfolge). Bei den Szenarien 1 und 2 ist das auf die bessere Wirtschaftlichkeit mit dem großen BHKW zurückzuführen, bei Szenario 5 u.a. wegen der günstigeren Kosten beim Wärmepreis-paket und einer besseren Einschätzung für den regionalen Zusammenhalt. Dies sind jeweils Nachhaltigkeitsbereiche, die in der Dorf-Gewichtung hoch gewichtet wurden.

Die fossilen Szenarien liegen in allen Szenarien wegen der schlechteren Werte im ökologischen und ökonomischen Bereich auf den letzten Positionen.

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Abbildung 4.18: Ergebnis bei Gleichgewichtung der Säulen mit Dorfgew.

Abbildung 4.19:Ergebnis mit Schwerpunkt auf Ökologie mit Dorfgew.

Abbildung 4.20: Ergebnis mit Schwerpunkt Soziales mit Dorfgew.

Abbildung 4.21: Ergebnis mit Schwerpunkt Ökonomie mit Dorfgew.

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Nimmt man jedoch die Dorf-Gewichtung komplett heraus und vergibt überhaupt keine Präferenzen, also eine Gleichgewichtung aller Indikatoren, kommt man zu ei-nem anderen Ergebnis. Wie in Abbildung 4.22 zu sehen ist, stehen die Szenarien 4 und 6 sehr viel besser da als bei der Dorf-Gewichtung. Hier sind nun die öko-logischen Indikatoren etwas besser gestellt, weil der Indikatorensatz einen höheren Anteil davon hat. Dem integrativen Ansatz der Nachhaltigkeit mit der Gleichge-wichtung aller Säulen (ohne Dorf-GeGleichge-wichtung) folgend (vgl. Unterkapitel 2.1), kann man in Abbildung 4.23 sehen, dass dieses Bild bestätigt wird, nur dass Szenario 7 jetzt nach vorne rücken konnte, weil die ökologischen Indikatoren nicht mehr den Schwerpunkt darstellen. Im Vergleich dazu zeichnet die Gleichgewichtung aller Nach-haltigkeitsbereiche noch mal ein anderes Bild, hier sind wieder mehr Parallelen zu der Dorfgewichtung zu finden (vgl. Abbildung 4.24).

Abbildung 4.22:Ergebnis Indikatoren gleich gewichtet

Abbildung 4.23: Ergebnis Säulen gleich gewichtet

Aus der Sensititvitätsanalyse mit den Gewichtungen ist zu sehen, dass die Gewich-tung einen starken Einfluss auf die Rangreihenfolge hat. Auch die Gruppierung hat einen starken Einfluss, ein Indikator in einem Nachhaltigkeitsbereich hat meistens weniger starke Bedeutung als ein alleinstehender Indikator, auch wenn der alleinste-hende Indikator weniger gewichtet wurde (vgl. Unterkapitel 5.7.2 für eine Diskussion hierzu).

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Abbildung 4.24: Ergebnis Nachhaltigkeitsbereiche gleich gewichtet

Die Analyse der Dorf-Gewichtung war für die Anwendung vor Ort recht hilfreich, da man basierend auf ihrer eigenen Gewichtung und einigen Sensitivitäten dazu Empfehlungen für die Akteure ableiten konnte. Entsprechend ihrer Gewichtung war es offensichtlich, dass eine Umstellung auf eine Bioenergieversorgung empfehlenswert ist. Weiterhin erschien es sinnvoll, auf Lösungen mit möglichst hohem Anschlussgrad zu setzen.

Unabhängig von dieser Gewichtungen ist es jedoch schwierig, eine klare Empfeh-lung abzuleiten. Szenario 2 (große Biogasanlage, große AK) befindet sich jedoch bei allen durchgeführten Sensitivitätsanalysen immer unter den ersten drei Plätzen und auch auf Platz 1 bei der Gleichgewichtung aller Nachhaltigkeitsbereiche, dem Schwerpunkt auf Ökologie sowie bei der Fehlerberücksichtigung.

Nachfolgend werden noch weitere Sensitivitätsanalyse vorgestellt werden.

Sensitivit¨atsanalyse mit Ber¨ucksichtigung der Fehlerabsch¨atzungen

Hier soll noch das Ranking betrachtet werden, wenn die Fehlerkorrektur zur Gut-schrift (vgl. Abbildung 4.12) für die AK berücksichtigt wird (vgl. Abbildung 4.25).

Das Ranking hat sich durch die Werte der Gutschrift für einige Szenarien mit AK im Vergleich zur ursprünglichen Gewichtung (Abbildung 4.17) positiv verändert: Sze-nario 7, das fossile SzeSze-nario mit mittlerer AK, ist einen Position nach vorne gerückt und hat 3 überholt, das Szenario 2 mit großem BHKW und großer AK ist sogar 2 Positionen nach vorne gerückt und steht nun an erster Stelle. Hier sind nun die Szenarien mit AK noch zu gut bewertet, weil Ihnen die Lastschrift fehlt. Die oben abgeschätzten Fehler sind jedoch zu unkonkret, um daraus Daten und Rankings erzeugen zu können.

Bei der Berücksichtigung des Fehlers durch die Gärrestdüngung ändert sich nichts an der Reihenfolge im Vergleich zu Abbildung 4.25, obwohl die Auswirkungen in

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absoluten Zahlen hoch waren (vgl. Unterkapitel 4.6.3). Dies liegt in der Metho-de PROMETHEE begrünMetho-det, die nicht die absoluten Ausprägungen berücksichtigt, sondern die Differenzen unter ihnen (vgl. Unterkapitel 5.7).

Abbildung 4.25:Ranking mit korrigierten Werten durch den "avoided burden approach"

Sensitivit¨atsanalyse mit PROMETHEE I

Die Ergebnisse des Rankings wurden in den Workshops nur mit der Methode PRO-METHEE II dargestellt, weil die eine komplette Rangreihenfolge produziert. Für die Umsetzbarkeit der Ergebnisse ist das wichtig, da hieraus konkrete Aktionen ab-geleitet werden können [Oma04]. Aus wissenschaftlicher Sicht ist es aber sinnvoll, auch die Ergebnisse von PROMETHEE I zu analysieren, die in der Regel zu keinem eindeutigen Ranking führen. In den Abbildungen 4.17 und 4.26 sind die Ergebnisse der Fallstudie in PROMETHEE II und PROMETHEE I unter Berücksichtigung der Dorfgewichtung dargestellt. Es ist zu sehen, dass es bei PROMETHEE I zu keinem eindeutigen Ranking kommt, vielmehr gibt es drei Bereiche: Die Szenarien 1,2 und 5 liegen vor 4, 3, 7 und Szenario 6 bildet das Schlusslicht. Dies Ergebnis entspricht auch der Sensitivitätsanalyse mit Gewichtungen (s.o.), die zeigt, dass die Szenarien 1,2,5 je nach Schwerpunkt der Gewichtung vorne liegen, gefolgt von den Szenarien 4,3,7,6. Betrachtet man die OutrankingflüsseΦ+(a)und Φ(a) in PROMETHEE I, ist zu sehen, dass diese bei den Szenarien 1 und 2 sehr eng beieinander liegen. Wäh-rend diese Szenarien die besten Werte für Φ+(a) zeigen, hat Szenario 5 den besten Wert für Φ(a). Dies liegt an den Zielkonflikten, so sind die Szenarien 1 und 2 in den wirtschaftlichen Indikatoren besser und das Szenario 5 in einigen sozialen (vgl.

hierzu die Daten in Abbildung 4.16).

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Abbildung 4.26: Ergebnisse der Fallstudie in PROMETHEE I

Sensitivit¨atsanalyse mit der SAW

Weiterhin soll ein Vergleich zu der MCDA-Methode SAW vorgenommen werden (vgl.

Unterkapitel 2.2.2). Hierzu wurde die Online-Anwendung Web-HIPRE18genutzt und mit den Daten der Fallstudie befüllt. Es wurden hier alle Ausprägungen nach linearen Zusammenhängen normiert und dann entsprechend der Summenformel

V(ai) =

n

X

j=1

wI ∗wN B∗wS∗v(x)ij

mit Gewichtungen auf den drei Ebenen SäulewS, Nachhaltigkeitsbereich wN B und Indikator wI aggregiert (vgl. Unterkapitel 2.2.2 für Details). Die eingegebene Ge-wichtung entspricht der GeGe-wichtung des Dorfes aus der Fallstudie. Unterschiede im Ergebnis sind also nur auf die Methode zurückzuführen, insbesondere auf die lineare Normierung innerhalb der SAW.

In der Säulendarstellung in Abbildung 4.27 in Web-HIPRE ist graphisch kaum ein Unterschied zwischen den Biomasseszenarien festzustellen. Es ist nur eindeutig zu sehen, dass die fossilen Szenarien schlechter abschneiden. Anhand der Gesamtwerte in Tabelle 4.5 lässt sich jedoch sehen, dass Szenario 5 am besten abschneidet, ge-folgt von Szenarien 1 und 3. Dies ist schon ein Unterschied zu dem Ranking nach PROMETHEE, bei dem auch in der Abwandlung von Dorf-Gewichtungen immer die Szenarien 1,2 und 5 vorne lagen. Wie in Abbildung 4.26 zu sehen ist, hat Szenario 3 den viert besten negativen OutrankingΦ(a), nur bei dem positiven Outrankingflow Φ+(a)liegt es an vorletzter Stelle. Das bedeutet, dass dies Szenario bei den meisten Indikatoren nicht besser ist als andere Alternativen, aber auch selten die schlechteste

18Web-HIPRE (HIerarchical PREference analysis on the World Wide Web) ist eine frei ver-fügbare Software für Entscheidungsunterstützung bereitgestellt durch die Technische Universität in Helsinki. Hier können AHP- und MAVT-Anwendungen abgebildet werden. Verfügbar unter http://www.hipre.hut.fi/ (Zugriff am 23.05.2012)

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Abbildung 4.27: Ergebnis der Bewertung mit SAW

Tabelle 4.5:Auswertung der Daten mit SAW, Ergebnisse aus Web-HIPRE

Säule Gesamt Rang Szenario 1 0.609 2 Szenario 2 0.595 4 Szenario 3 0.607 3 Szenario 4 0.565 5 Szenario 5 0.621 1 Szenario 6 0.394 7 Szenario 7 0.484 6

Alternative, also eher im Mittelfeld liegt. Da SAW die normalisierten Ausprägungen aggregiert und nicht nur die Präferenzen, finden so die „mittleren Werte“ von diesem Szenario mehr Berücksichtigung als bei PROMETHEE.

Auch nach den weiteren Sensitivitätsanalysen mit anderen Methoden kann festge-halten werden, dass ein stabiles Ergebnis nur mit der Grundeinstellung der Dorf-Gewichtung erzielt werden konnte. Sobald die aufgegeben wird, verändert sich die Reihenfolge sehr stark, so dass keine Empfehlung ausgesprochen werden kann. Die-ses Thema wird in Unterkapitel 5.7 vertieft. Nachfolgend wird noch die Gestaltung des Ergebnisworkshops vorgestellt.

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