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Gesamtüberblick der vorliegenden Studie

Kinder sind mit vielen Anforderungen in der Familie, in der Freizeit und in der Schule konfrontiert, die unter schlechten Voraussetzungen zu einer Stressauslösung führen können (Lohaus & Beyer, 2006). Mit dem Ziel den Umgang mit Anforderungssituationen zu unterstützen und rechtzeitig und präventiv ein Bewältigungspotential aufzubauen, wurde die vorliegende Studie konzipiert. Das Programm richtet sich an 9-11 jährige SchülerInnen der vierten Klasse Volksschule, da eine Durchführung im Schulkontext die Möglichkeit bietet SchülerInnen zu erreichen, die selbst keinen Bedarf für Stressbewältigung sehen (Lohaus & Beyer, 2006).

Aufgrund wissenschaftlicher Vorgaben und Möglichkeiten der teilnehmenden Schulen wurde ein Interventionskonzept mit dem Schwerpunkt Bewegung erarbeitet, das im Sommersemester 2008 in drei Kärntner Volksschulen (VS Franz-Mettinger Schule Völkermarkt, VS Griffen, VS Eberndorf) mit je zwei vierten Schulklassen umgesetzt wurde.

9.1.1 Kontaktaufnahme und Anwerbung der teilnehmenden Schulen und ProbandInnen

Zu Beginn wurden von der Versuchleiterin Schulen in Kärnten angeworben, um das Interesse am Projekt „Stressmanagement - Ein Bewegungsprogramm vor Schularbeiten“ zu wecken. Dazu fanden viele persönliche Gespräche und Präsentationen mit Schulleiterinnen und LehrerInnen statt, wo detailliert der Ablauf und das Ziel dieser Untersuchung besprochen wurde. Aufgrund des großen Interesses wurden von der Versuchleiterin drei Schulen (VS Franz-Mettinger-Schule Völkermarkt, VS Griffen und VS Eberndorf) ausgewählt, die sowohl von der Infrastruktur (Stadtbereich) als auch von der Schulgröße (Anzahl der SchülerInnen) und dem schulischen Schwerpunkt (keinen sportlichen Schwerpunkt) zusammenpassten. Um das Projekt jedoch starten zu können, musste die Genehmigung des Landesschulrates für Kärnten eingeholt, sowie Sponsoren für Druck- Material- und Transportkosten gefunden werden. Der Genehmigung des Landesschulates folgten Einverständniserklärungen der jeweiligen SchulleiterInnen und LehrerInnen. Aufgrund des zeitlichen Drucks, das Projekt rechtzeitig mit dem

zweiten Semester beginnen zu können, konnten keine Elterninformationsabende stattfinden. Die Versuchleiterin stellte sich jedoch den jeweiligen Klassen persönlich vor, sodass durch einen Elterninformationsbrief mit beiliegender schriftlicher Einverständniserklärung, welcher den Kindern ausgehändigt wurde, eine große Anzahl von Kindern teilnehmen durften. Nachdem die Anzahl der teilnehmenden Kinder pro Klasse bekannt war, fand gesondert für jede Klasse eine Kinderinformationsstunde statt. In der Kinderinformationsstunde wurden in Anlehnung an Lohaus und Beyer (2006), Inhalte aus der Problemlöseschlange SNAKE erarbeitet um auf die Thematik Stress und Stressbewältigung einzustimmen.

Weiters, wurden die Kinder über die Untersuchungsmaterialen wie Fragebögen und motorische Tests informiert und teilweise bereits instruiert. Da in der Untersuchung auch Pulsmessungen stattfanden, wurden die Kinder auch dahingehend eingestimmt und konnten das Pulsmessen an der Halsaterie üben. Den Abschluss in der Kinderinformationsstunde, die von den Kindern mit großem Interesse und Neugierde erlebt wurde, machte das Bilden des persönlichen Codes, der wie folgt aussah. Der Versuchspersonencode bestand aus: der Impactstufe (High, Low, Warteliste)_Klasse(A/B)_Anfangsbuchstabe vom Vornamen des Kindes_Anfangsbuchstabe vom Vornamen der Mutter_GeburtsTAG_ und dem Geschlecht.

z.B. H_B_S_M_04_W

Da in dieser Studie auch die Eltern befragt wurden, mussten diese über einen Elternbrief zum Ausfüllen der Fremdeinschätzung instruiert werden. Sie bekamen das dafür vorgesehene Kuvert mit dem Fragebogen jeweils von ihren Kindern ausgehändigt, die es dann am Ende der Woche ausgefüllt mit in die Schule brachten.

9.1.2 Zeitrahmen

Die gesamte Untersuchung wurde im Zeitraum 11.02.2008 bis 17.06.2008 durchgeführt.

Innerhalb dieses Zeitraums fanden sechs Messzeitpunkte (es wurde auf Gleichabständigkeit der Wochen zwischen den Messzeitpunkten geachtet) sowie drei Interventionswochen mit jeweils vier 10-minütige Bewegungseinheiten (gesamt 12 Einheiten) statt. Die teilnehmenden SchülerInnen wurden in der Messwoche jeweils je nach eingesetzten Untersuchungsverfahren an ein bis zwei Vormittagen während

des regulären Unterrichts untersucht. Aufgrund des komplexen Methodenspektrums wurden die Fragebögen verteilt auf den gesamten Vormittag ausgegeben, um Konzentrations- und Motivationsmängel zu vermeiden. Die Motoriktests wurden von Testleiterteams parallel in allen beteiligten Schulen am selben Tag in vier Stunden samt Auf- und Abbau durchgeführt

Im Vorfeld wurden TestleiterInnen (SchülerInnen aus der Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik Klagenfurt) zur Ausführung der motorischen Leistungstests eingeschult, koordiniert und instruiert. Um das gesamte Methodenmaterial auszuprobieren, wurden in einer untersuchungsunabhängigen Schule sowohl zeitliche, personelle als auch organisatorische Bedingungen angewendet und probiert.

9.1.3 Räume

Sowohl die psychologischen Tests mittels Fragebogen als auch die Intervention, d.h.

die Bewegungseinheiten, wurden in den jeweiligen Klassenräumen durchgeführt. In beiden Situationen waren sowohl die Versuchleiterin als auch die jeweilige Klassenlehrerin anwesend. Für die motorischen Einzeluntersuchungen wurden im Turnsaal in Form eines Stationenbetriebes alle dafür benötigten Materialien aufgebaut. Die einzelnen Stationen wurden durch Trennwände optisch als Sichtschutz und Verhinderung von Ablenkung der ProbandInnen geteilt und mit je einer TestleiterIn besetzt.

9.1.4 Hilfskräfte

Die einzelnen Fragebögen wurden von der Versuchsleiterin mit Hilfe der jeweiligen Klassenlehrerin persönlich ausgegeben und die Untersuchungssituation kontrolliert.

Um den Schulalltag nicht zu sehr zu stören, da die Kinder eine Vielzahl von schulischen Aktivitäten, Projekten und anderen Terminen zu bewältigen hatten, wurden TestleiterInnen zur Abnahme der motorischen Leistungsfähigkeit und Ermittlung von antrophometrischen Daten der Kinder eingeschult. Somit konnte ein rascher Ablauf der Einzeluntersuchungen gewährleistet werden. Die Bundes – Bildungs-Lehranstalt für Kindergartenpädagogik stellte eine Schulklasse zur Verfügung, die an vier Messtagen mit Bussen in die jeweiligen Schulen gebracht wurden, um die Kinder zu untersuchen. Deren Aufgabe war es die Stationen in den

Schulen selbstständig aufzubauen, die Testung während des normalen Schulunterrichts zu koordinieren, die Ergebnisse und besonderen Vorkommnisse während der Untersuchung zu protokollieren und die Schüler wieder in die Klassen zurückzubringen.

9.1.5 Datenverwaltung und Material

Aufgrund der ernorm großen Anzahl von Fragebögen und Protokollblättern der Motoriktests wurde im Vorfeld für jeden Probanden ein Schnellheft, farblich je nach Zuteilung der Intervention, angefertigt. In den Mappen befanden sich Trennblätter für die Messzeitpunkte sowie bereits alle auszufüllenden Fragebogen der Reihe nach sortiert und mit Messzeitpunkt versehen.

Dies ermöglichte den Kindern ein rasches Vorgehen und Ausfüllen, es mussten nur noch zusätzlich die Versuchspersonencodes auf jedes Datenblatt extra eintragen werden und das ausgefüllte Blatt wieder hinter das vorgesehene Trennblatt eingeordnet werden. Die Mappen wurden mit dem jeweiligen Versuchspersonencode gekennzeichnet und in der jeweiligen Klasse gesammelt und aufbewahrt, so konnte ein Vertauschen und Verschwinden der Datenblätter sichergestellt werden. Die Eltern der teilnehmenden SchülerInnen bekamen in jeder der sechs Messwochen im orangen Kuvert einen Fragebogen zum Ausfüllen, der von den Kindern in die Schule mitgenommen und auch am Ende der Woche wieder ausgefüllt zurückgebracht wurde. Diese Variante stellte sich als sehr geeignet dar, da der Rücklauf der beantworteten Fragebögen groß war.

Die Materialien für die Motoriktests konnten aufgrund der großzügig angelegten Turnsaalnebenräume von Begin bis zum Ende der Untersuchung in den drei Schulen aufbewahrt werden, was sowohl zeitlich als auch transporttechnisch die beste Möglichkeit war.

9.1.6 Beschreibung der Intervention

Insgesamt konnten in dieser Studie drei Wochen mit je vier 10-minütigen-Bewegungseinheiten realisiert werden. Aufgrund der vielen Ferientage und der enorm großen schulischen Belastung sowie der vielen Projekte, an denen die vierten Volksschulklassen teilnehmen mussten, konnten keine weiteren Interventionseinheiten in den Schulalltag von einer externen Person integriert werden.

Der Interventionsschwerpunkt in dieser Untersuchung war die Bewegung. Es wurden kurze 10-minütige Bewegungseinheiten vor den Mathematikstunden von der Versuchleiterin, die ausgebildete Aerobictrainerin sowie staatlich geprüfter Lehrwart für Bewegungserziehung im Kindesalter ist, geplant und durchgeführt. Diese Bewegungspausen zu Beginn jeder Mathematikstunde fanden direkt im Klassenraum statt. Im Mittelpunkt des Bewegungsprogramms standen gezielte Aerobicübungen zur Verbesserung der Koordination, Kondition , Beweglichkeit sowie zur Steigerung des Körpergefühls und damit des aktuellen Wohlbefindens. Das Programm verfolgte das Ziel, sowohl physische und psychosoziale Widerstandsressourcen zu stärken als auch krankheitsfördernde Risikofaktoren zu vermeiden.

Die Bewegungseinheiten erfolgten wie in der Trainingslehre beschrieben in den Phasen Erwärmungs- Haupt und Regenerationsphase, allerdings integriert in 10 Minuten.

Zu Beginn jeder Einheit fand ein gemeinsames, ca. ein- minütiges Warm up statt, welches vorrangig der Erwärmung und Einstimmung der Kinder diente. Es folgte der ca. acht- minütige Hauptteil, in dem je nach Impact Stufe definierte Übungen aus Aerobic, in Choreographievariante oder einzelnen nacheinander folgenden Übungen, absolviert wurden. Zum Abschluss folgte ein ein- minütiges Cool down, wo leichte Lockerungsübungen, vor allem zur Regeneration und Entspannung, stattfanden.

In dieser Studie gab es zwei Interventionsgruppen, die sich durch eine unterschiedliche Intensität an Bewegung unterschieden, sowie eine Kontrollgruppe.

Die Interventionsgruppen unterschieden sich in der Intensität, die in der Fachsprache des Aerobics mit Low Impact vs. High Impact bezeichnet werden. Low Impact bedeutet, dass mindestens ein Bein Bodenkontakt hält (z.B. beim Marschieren) und die Musik weniger schnell ist, das heißt weniger BPM (beats per minute) aufweist, wogegen High Impact eine schnellere Musik benötigt (mehr BPM), und die Bewegungen ein Abheben vom Boden erfordern (z.B. Jogging). Die angebotenen Bewegungseinheiten stellen also je nach Impact Stufe trainingsphysiologisch einen hohen bzw. geringen Reiz dar und dienen vorwiegend zur Verbesserung der konditionellen und koordinativen Fähigkeiten sowie zur Auflockerung der Unterrichtszeit und somit der psychischen Entlastung. Die SchülerInnen der Kontrollschule (Warteliste) erhielten keine zusätzlichen Bewegungsangebote während des Untersuchungszeitraumes, jedoch wurde nach dem vierten Messzeitpunkt die Kontrollgruppe in eine High vs. Low Interventionsgruppe eingeteilt

und erhielt dasselbe Bewegungsprogramm wie die beiden Interventionsschulen zuvor.

Zur Nachvollziehbarkeit der umgesetzten Inhalte, erfolgte eine tägliche Protokollierung des Bewegungsangebotes (siehe Anhang). Abschließend ist zu bemerken, dass trotz vorgegebenen Bewegungsformen des Aerobics, das Sich-Bewegen in der jeweiligen Impactstufe im Mittelpunkt aller Einheiten stand.

9.1.7 Projektabschluss

Nach Beendigung der Datenauswertung und Evaluation des Projekts

„Stressmanagement- Ein Bewegungsprogramm vor Schularbeiten“ ist eine Abschluss- und Ergebnispräsentation mit allen beteiligen Schulen, Lehrkörpern, Eltern und beteiligten Kindern geplant.