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Diskussion der Ergebnisse zur motorischen Leistungsfähigkeit

Hypothese 1: Es gibt keine Unterschiede zwischen den Wirkungen der Bewegungsprogramme hinsichtlich motorischer Leistungen.

Wenn man den Wissenstand zur motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen zusammenfasst, so ist schnell ersichtlich, dass sich deren Lebenswelt in einem großen Maße verändert hat. Aus diesem Grund ist es notwendig, vermehrt Bewegung in den Alltag der Kinder zu bringen und zu integrieren. Eine gute körperliche Leistungsfähigkeit stellt eine Ressource für eine erfolgreiche Lebensbewältigung und den langfristigen Erhalt der Gesundheit dar.

Interventionsstudien in der Schule zur Förderung gesundheitsbewussten Verhaltens und zur Steigerung körperlicher Aktivität gewinnen immer mehr an Bedeutung, jedoch zeigen viele Studien widersprüchliche Wirkungen von körperlicher Aktivität auf physische Parameter.

Um eine globale Aussage über die motorische Leistungsfähigkeit, über alle Subtests die in dieser Untersuchung zur Anwendung kamen, treffen zu können wurden zunächst Differenzwerte zwischen den zwei Erhebungszeitpunkten (MZP 4- MZP3) gebildet, um im Anschluss die daraus resultierenden Ergebnisse durch Kodierung

von „Verschlechterung“, „Verbesserung“ und „gleichgeblieben“ zu vereinfachen. Aus den durchgeführten Kodierungen wurde weiters einzeln für jedes Kind eruiert, wie viel Verbesserungen die Versuchperson gesamt erzielen konnte. Im Falle einer Verbesserung in 4 von 7 Subtests, wurde die Motorikleistung als gesamt „verbessert“

angesehen. Im Anschluss daran wurde ein Chi- Quadrat- Test gerechnet. Ein Einfluss der Intervention auf die gesamtmotorische Leistungsfähigkeit der Kinder konnte jedoch durch diese Untersuchung nicht nachgewiesen werden. Es soll jedoch eine Einzelbetrachtung der durchgeführten Tests je nach Zuordnung der motorischen Grundeigenschaften (Koordination, Kraft, Beweglichkeit) stattfinden.

5.1.1 Koordination

Bei der Betrachtung des Ausgangslagenzustandes im Subtest Einbeinstand zeigt sich bei SchülerInnen in der Low Impact Gruppe ein erhöhtes Leistungsniveau sowie der größte Leistungszuwachs nach Abschluss des Bewegungsprogramms. Ebenso zeigen die Gruppen Warteliste und High Impact in der Betrachtung der Differenzwerte einen Anstieg in ihrer Leistung von Messzeitpunkt 3 zu Messzeitpunkt 4. Die Unterschiede in den Gruppen erweisen sich jedoch als nicht signifikant.

Im Subtest Rückwärtsbalancieren zeigt die Wartelistengruppe den höchsten Ausgangswert zu Messzeitpunkt 3. Es konnte ein signifikanter Unterschied in den Gruppen festgestellt werden, da sich die Wartelistegruppe von Messzeitpunkt 3 zu Messzeitpunkt 4 verschlechtert hat und beide Interventionsgruppen (Low vs. High Impact) eine Verbesserung zu verzeichnen haben. Den größten Leistungszuwachs im Subtest Rückwärtsbalancieren kann die Gruppe mit hoher Bewegungsintensität aufzeigen, so wurde im Post-hoc-Test (Schéffe) der Unterschied zwischen High Impact und Warteliste statistisch signifikant.

5.1.3 Kraft

Der motorischen Grundeigenschaft Kraft werden die Subtests Standweitsprung, seitliches Hin- und Herspringen sowie Medizinballstoßen und Sit- ups zugeordnet.

Alle vier Subtests überprüfen unterschiedliche Stellen körperlicher Kraft. Während die Subtests Standweitsprung und seitliches Hin- und Herspringen die Schnellkraft unterer Extremitäten überprüfen, wird beim Subtest Medizinballstoßen die Kraft in der Armmuskulatur und im Subtest Sit ups die Kraft in der Bauchmuskulatur

überprüft. In der Betrachtung der Ausgangslagenbedingungen zeigen sich in allen der hier genannten Subtests höhere Leistungswerte der Gruppen High Impact sowie Low Impact zu Messzeitpunkt 3. Die Differenzwerte beider Messzeitpunkte erweisen sich jedoch in jedem Subtest als uneinheitlich.

Die Leistung im Subtest Standweitsprung zeigt einen enormen Zuwachs in der Wartelistegruppe, hingegen hat die High Impact Gruppe mit dem höchsten Ausgangswert ein Leistungseinbußen zu vermerken. Auch beim seitlichen Hin- und Herspringen kann die Wartelistegruppe ohne Intervention den größten Anstieg verzeichnen, jedoch kommt es auch zu einem Leistungsanstieg in den beiden Interventionsgruppen Low – und High Impact.

Bei der Kraftmessung der Armmuskulatur im Subtest Medizinballstoßen hat die Gruppe High Impact den höchsten Ausgangswert und auch die größte Leistungssteigerung von Messzeitpunkt 3 zu Messzeitpunkt 4 zu verzeichnen. Die Gruppe mit Bewegung in geringer Intensität zeigte eine Verschlechterung der Leistung von Messzeitpunkt 3 zu Messzeitpunkt 4. Es zeigt sich auch ein signifikanter Interventionsunterschied zwischen Kontrollschule und Low Impact sowie High Impact und Low Impact.

Zur Messung der Kraft in der Bauchmuskulatur im Subtest Sit- ups wurde die Anzahl der durchgeführten Sit-ups in einer Zeit von 40 Sekunden gezählt. Dabei zeigt sich eine Leistungsverbesserung in allen drei Gruppen, wobei die High Impact-Gruppe die größte Verbesserung aufweist. Auch in diesem Subtest können signifikante Gruppenunterschiede verzeichnet werden, demnach unterscheiden sich zugunsten der High Impact Gruppe die Gruppen Warteliste und High Impact sowie High Impact und Low Impact.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich keine Gruppe tendenziell durch ihre Leistung mehr hervorhebt, vergleicht man jedoch die zwei Interventionsgruppen, so wird deutlich, dass die Gruppe mit der höheren Bewegungsintensität bessere Leistungen in der Motorik zeigt.

5.1.3 Beweglichkeit

Im Rahmen des Subtests Rumpfbeuge wurde die Dehnfähigkeit der SchülerInnen erhoben. Alle drei Gruppen konnten Leistungsverbesserungen vom 3. zum 4.

Messzeitpunkt nachweisen, jedoch zeigte sich im Rahmen der interferenzstatistischen Datenanalyse kein signifikanter Unterschied in den Gruppen.

Lediglich zeigte sich in der Ausgangslage eine geringere Dehnfähigkeit in der Gruppe Low Impact.

Zusammenfassend kann zur Evaluation von Effekten der Intervention auf einzelne Parameter der motorischen Fähigkeit angemerkt werden, dass es durch methodische Schwierigkeiten zu Verfälschungen der Ergebnisse kommen kann. Trotz der standardisierten Durchführung der Tests können äußere Einflüsse, wie Zurufe durch wartende SchülerInnen oder andere Ablenkungen und Geräusche, nicht ausgeschlossen werden. Da Konzentration vor allem bei der Lösung von Präzisionsaufgaben erforderlich ist, können derartige Störfaktoren Einfluss auf das Testergebnis nehmen. Weiters konnte auch festgestellt werden, dass die Kinder durch das mehrmalige Wiederholen des gesamten Motoriktests an unterschiedlichen Messzeitpunkten sehr ungenau und schlampig wurden und kaum mehr den Instruktionen folgten. Zur Überprüfung der motorischen Leistungsfähigkeit waren sehr viele unterschiedliche TestleiterInnen engagiert, wodurch es trotzt genauer Instruktionen und Probedurchläufen zu unterschiedlich genauen Erhebungen gekommen ist.

Ein Kritikpunkt bezüglich der Projektplanung wäre der zu kurze Interventionszeitraum von 3 Wochen und der vielleicht zu geringe Intensitätsunterschied zwischen den Gruppen. Wünschenswert wäre es, ähnliche Studien über ein Zeitraum von 1 bis 2 Jahren zu planen, um tatsächlich Effekte der Intervention abbilden zu können.

Norris, Carroll und Cochrane (1992; zitiert nach Gerber, 2007) fanden bei Jugendlichen im Alter von 16 Jahren heraus, dass mittel- und hochintensives Aerobictraining zu einem signifikanten Fitnesszuwachs führte, jedoch wurde keine genaue Angabe über die Umsetzung der Intervention sowie eine Dauer der Durchführung beschrieben.