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Gerade die Prosa hat diesen Typus des machthungrigen Funktionärs nach der Hinwendung zur Bewältigung neuester Vergangenheit übernommen und

Im Dokument nach 1945 Die rum änische Dramatik (Seite 111-115)

Chitimia I: Ich bin dazu nicht irstande

54) Gerade die Prosa hat diesen Typus des machthungrigen Funktionärs nach der Hinwendung zur Bewältigung neuester Vergangenheit übernommen und

konstruk-tiv bearbeitet - siehe die Romane von Alexandm Ivasiuc, Dumitru Radu Popescu, Augu&tin Buzura oder Marin Sorescu ( I N I , I l l - e ) .

gteptf E dat draculuij Cpi spun euf CCnd m-a vdzut preumbltndufrr} pe-acolo, m-a strdfulgerat dintr-o privire. "Am auzit cd TX£ tnjuva^i la gazetd. S

adevdrat?" Bu tn&ä zic: "Coane Pamfil, cfti un dulee ccpil, dar eu habar n-arr de ce M petrece Cn sferelc {nalte, cdci ctnd dcar un unil reporter*

Dacd dori$i ftN| pute$i ed vd adresafi tovardgului Cerchez, cd el e rrai marele pe&te noi tofi la gazetd.•. n ffa-hat*.. •

Cerchez (aoru): Pofi ßd-i $pui ad*

Romeo (rCzCnd): Ei nu, vezi! Aeta nup fpi rmlpunesc, e$ti foarte amabil, dar

§tü ce... spune-i Tratale rrai bine, cd de-aia te-au pus redactör-$ef> au limuzind la Board. Eu am familie... Adicd nu... 0 eä am... Ha-ha!„*

"Romeo: Ich bin ein bißchen im Ministeriuni herumgeschlichen... Du solltest wissen, Chef» daß Pamfil ein Teufelskerl ist. Der schwärzt dich an allen

Ecken an.

Cerchez: Aber was sagt er?

Romeo: Mas soll er sagen? Er sagt» daß du dich mit weiß nicht wem zusammen-getan hast» um ihn 2u zerstören» daß die Zeitung "Junges Leben" - welche Sie in Ehren leiten einen Feldzug gegen ihn startet» weil..* er ein so

fähiger Spezialist ist. Und daß man hier bei "Junges Leben" versuche» fei-ne Intellektuelle ins Gefängnis zu werfen und zu zerfleischen... (Macht das bekannte Zeichen mit zwei Finger an die Wange: Finesse!) Daß er unter Terorrbedinqungen nicht mehr arbeiten kann,daß er kündigt und zur Partei geht, um zu protestieren» und so weiter,.. Aber er ist klug! Ein Teufels-kerl» sag ich! Als er mich dort herumschleichen sah» durchbohrte er mich mit einem Blick: 'Ich habe gehört» daß ihr mich in der Zeitung beschimpft.

Ist das wahr?1 Ich aber sage: 'Onkel Pamfil, dg bist ein süßes Kind, aber ich habe keine Ahnung,was in den hohen Sphären qeschieht»weil ich nur ein be-scheidener Reporter bin. Wenn Sie aber etwas wünschen, wenden Sie sich an den Genossen Cerchez» denn er ist der Erste bei uns in der Redaktion!...

Ha-ha!,

Cerchez (sauer): Kannst ihm sagen» daß...

Romeo (lachend): Ah nein, siehst du! Das nicht, danke, du bist sehr liebens-würdig, aber weißt du was..- sag's ihm lieber selbst, darum hat man dich zum Chefredakteur ernannt, mit Limousine vor dem Haus... Ich habe Familie...

Eigentlich nicht... Herd ich haben... Ha-ha!..." (S. 64-65)

Pamfils Methode» sein Machtimperium trotz der Parteiaufsicht zu erweitern, hat nur äußerlich gewisse Ähnlichkeiten mit der 'Mafia1, da ihre Brutalität subtiler und die Sanktionen von der Bürokratie selbst durchgeführt werden - sie beruht auf Fehlern und der Geschichte der Partei selbst. Die starre und hierarchisch gestuf*

te Struktur der KP erlaubt keineoffenen politischen oder nachtbedinnten Konfron-tationen; diese werden latent vorbereitet und erst dann eingeschaltet, wenn neue Abhängigkeitsverhältnisse geschaffen sind, die eine neue Machtkonstellation

tra-gen könnten. Die Sanktionen sind nur selten spektakulär und spiegeln in ihrer subtilen Brutalität und Rücksichtslosigkeit den Funktionsmechanismus eines auf Angst, Entpersonalisierung und blinde Disziplin sich stützenden sozialen Gefüges wider.

Bis zu dem "Fall Ion Gheorghe" (eigentlich dessen 'Fallen'), hat Pamfil in den bisherigen Flügelkämpfen der KP als guter Stratege ständig gesiegt - umso be-rechtigter ist dadurch sein literarisch vorgezeichneter Untergang und der seiner Methode und Kampfart - diese gesellschaftsrelevante Problematik wird noch näher erläutert werden als Hirkungsmöglichkeit des in Literatur Artikulierten. Seine Verbindungen zu dem rückgratlosen Tomovici sollen sein System brandmarken und dokumentieren eine für Diktaturen (hier, des 'Proletariats') konsequente Metho-de. Pamfil ist im Besitz einer Denunziation»und Tomovici weiß dies, obwohl er es herunterspielen möchte, indem er die Schuld von sich abweist (S.50). Nachdem der

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damalige Betroffene trotz allem zu mehr Macht gelangte, konnte Pamfil noch recht-zeitig das fragliche Dokument dem Dossier entziehen und behält es als

wir-kungsvolles Druckmittel. Sein Motto:

"De la cinci ani colecfionez autografele oanenilor de geniu*,.De la $apte ani e€nt adeptul principiului lui Lavoieier: nimic nu ee pierde, totul ee

träne forrß* "

"Seit meinem fünften Lebensjahr habe ich Autogramme von genialen Menschen gesammelt,.- Seit meinem siebten Lebensjahr bin ich Anhänger des Prinzips von Lavoisier; nichts geht verloren, alles wird verwandelt." {S. 50)

Obwohl durch die Konstruktion des Stückes eine Systemiirmanenz solcher Macht-mittel durch den poetisch versöhnenden Ausgang verneint wird» haben diese propa-gandistisch als Ubenfindbar angesehenen kleinbürgerlichen Individualismen und der ßesitzdrang Ähnlichkeiten mit dem Modell des Milovan Ojilas: 'die proletarische Aristokratie1 hat zum Schutz ihrer Privilegien demokratisches Verständnis und Mündigkeit in eine Farce verwandelt, und gerade das Gegenteil soll Cerchez' Kampf vermitteln.Oeswegen darf auch die Realismusebene der Satire so weit gehen und beißender werden: Tomovici hat sich zwar der Macht und dem Charisma Pamfils unter-geordnet, den Lohn dafür kann ihm sein 'Pate' aufzählen:

"PamfiH...); Stai joe. Spurte... De ae n-at fdcut nimica?

Tomovici (eacadat): Pentru cd n-an putut...

Pamfil (eacadat, imittndu-l pe Tomovici): f^ai putut? Aaf W-ai putut... Dar cum am putut, pui$orule, Cn >9S2, ctnd tremurai cS zbori de la redacfie...

cum am putut eu sä te ealvez?n

"Pamfil (.•.): Setz dich. Sag, warum hast du nichts getan?

Tomovici (abgehackt): Weil ich nicht konnte...

Pamfil {abgehackt, Tomovici nachahmend): Du konntest nicht? Aha! Konntest nicht... Aber wieso konnte ich» Liebster, 1952, als du zittertest, aus der Redaktion zu fliegen... wieso konnte ich meine Beziehungen spielen lassen und dich retten?" (S. 49)

Verglichen mit den zuvor erläuterten theoretischen Untersuchungen des real exi-stierenden Staatssozialismus, wirkt die im Stück gewagte Kritik schematisch und unzureichend - ein Beweis mehr für die scheinbare Dialektik Kunst - Wirklichkeit in einem System ohne Freiheit und Autonomie.

"Pamfil; f...) Dar c€nd fi-am fäcut roßt od pleci delegafie la Geneva pe-o lund de zile, cu valutd fpe-orte, nu te-ai revpe-oltat? Ctnd te-ai Cntpe-ors £n (ard cu cinci gear&ntane burduf, de te priveau vanefii zbanghiu, nu te-ai revoltat? Ctnd pi-ai pus €n garderob patru coeturte occidentale, balon,

douÄQpe c&nff§i natur, ceaa Staitz, palton cdmild pentru nevaetd, cd nu m€n-cai dactt lapte gi orez, din economic, nu te-ai revoltat?.Erat ocupat

pe-atunci, puicupo, cu altele..."

"Pamfil: ( . . . ) Als ich es dir aber ermöglichte, mit der Delegation nach Genf zu fahren, für einen Monat, mit harter Währung in der Tasche, hast du dich nicht dagegen gewehrt. Als du ririt vollgepfropften Koffern zurückkehrtest, daß die Zöllner nur staunten, hast du dich nicht empört? Als du deinen

Schrank mit West-Anziigen, Herbstmantel, einem Dutzend Bauirwollhemden, Uhr Harke 'Schweiz1, Kamelhaarmantel für die Frau vollgestopft hast,so daß du aus Spargründen nur Milchreis essen konntest, hast du dich nicht empört?..

Du warst damals mit anderen Sachen beschäftigt, Liebster, mit anderen..."

(S. 50-51) Oie Palette des Negativen ist breit. Nicht allein Pamfil und Tomovici werden im

ersten Bild des II.Aktes stark karikiert. Curau, der Personalchef der Redaktion,

ist z.B. ein anderes Extrem, das gegeißelt werden muß: immer» wenn in irgend ei-nem Macht- oder Prinzipienkampf entschieden werden soll, drückt er sich mit den fadenscheinigsten Vorwänden. Das 'Ätzende1 der Satire trifft ihn hart, wenn Cer-chez - der anscheinend mit einem Schlag allem Bösen auf den Grund gehen will ihn sich vornimmt und er seinem Chef Rede und Antwort stehen muß (S. 79-81).

Oerselben Kategorie gehören außer dem bürokratiehörigen Leu sicherlich die Oppor-tunisten in jener Textilfabrik an, in der der Arbeiter Ion Gheorghe die Wahrheit entdeckte und deswegen mit allen Mitteln vernichtet werden soll. Hier in voller Breite der Sachbericht des Propagandaleiters der Zeitung» Genosse Toth:

"Dupä exen se $tie, Ion Gheorghe a publicat tn gazeta noasträ o coreepon-denfä criticä la adresa stärilor de lucru din fabrieä* Ctteva zile mai

* trz a apdrut tn gazeta de perete a fabricii un articol se^mat de cft—

rector, tn care Ion Gheorghe era denwtit calotzniator fi intrigant,..

flrfmfufl;... §i se cerea muncitorilor eä ia pozipie -Ozpotriva lui*

Toth: Cu excepfia tnsd a doi-trei cetÄpeni, lipeipi de auzoritate, tntre ca~

re und funcpionar obecur, nimeni nu s-a näpustit asupra lui Ion Gkeorge9

deoarece toate, sau aproape tcate critidle lui erau tntemeiate, Dwpotri-vä, au eosit la gezetd ctteva scrisori tn apärarea lui*

Cerchez: Ctte auf fost publicate?

Brtndu$: Nici una,

Tomoviai: Xntereeant* nu? Colectivul gazetei de perete pt-a dat eeama de oa-racterul real al actiunii lui Ion Gheorghe ?£...

Totz: Colectivul gezetei de perete nu gi-a dat eewna de caracterul real al acestei acfiuni din rat multe motive; tn primul rtnd, pentru cä un

aße^e-nea colectiv nu existd; tn al doilea rtnd, pentru cd responsabilul gazetei de perete eete ncpotul directorului; ji tn al treilea rtnd, pentru cd,,,

hn, cuvintul caracter nu are ce cäuta a i c t . . . "

"Wie man weiß» hat Ion Gheorghe in unserer Zeitung einen kritischen Bei-trag über Begebenheiten aus der Fabrik veröffentlicht. Einige Tage später erschien in der Wandzeitung der Fabrik ein vom Direktor unterschriebener Artikel, in dem Ion Gheorghe ein Verleumder und Intrigant genannt wurde.

Brtndus: Und die Arbeiter aufgefordert wurden.gegen ihn Stellung zu nehmen.

TothrMit Ausnahme von zwei» drei Bürgern» denen es an Kompetenz mangelte»

unter denen auch ein obskurer Beamter war»ist niemand über Ion Gheorghe hergefallen» da alle, oder fast alle Kritiken begründet waren. Im Gegen-teil, es kamen zur Wandzeitung Briefe zu seiner Verteidigung.

Cerchez: Wie viele wurden veröffentlicht?

Brtndus: Keiner.

Tomovici: Interessant, nicht? Das Wandzeitungskollektiv hat den realen Cha-rakter der Aktionen von Ion Gheorghe erkannt, und.,.

Toth: Das Wandzeitungskollektiv hat den realen Charakter der Aktionen Ion Gheorghes aus mehreren Gründen nicht erkennen können: erstens gibt es ein solches Kollektiv nicht;zweitens» weil der Verantwortliche für die Wand-zeitung ein Neffe des Direktors ist; und drittens, weil...hm» das Wort Charakter hat hier nichts zu suchen..." {S. 57).

Daß der Konflikt in der Suche nach der Wahrheit in der textimmanenten Ebene nicht allein durch die traditionellen Fähigkeiten eines bestinmten Komödientyps

sich ausbreitet» sondern durch die sozialistisch neu aufgedrängte Qualität oepröat sein muß, wird natürlich nicht allein durch die Gestalt des 'positiven Helden*

realisiert. Die Negativen sind durch Satire und Karikierung keine reale Gegen-macht: trotzdem bekommt Cerchez zu seiner Verstärkung und kompositionellen

Wei-terführung zwei in ihrer persönlichen Art scheinbar verschiedene Gestalten; BrTn-dus und Romeo wirken einerseits in der bisher beschriebenen Realitätsnähe der Satire irreal - sie sind die dramatischen 'Keime1 einer Poetisierung des Kon*

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fliktes, welcher andererseits durch die Öffnung des Stückes zum gerade abgelau-fenen Jahrzehnts des sozialistischen Aufbaus (nostalgisch eingeführte Lebensab-schnitte eines enthusiastischen und revolutionären Kampfes) die Besonderheit und Fragwürdigkeit der vorgenommenen dramatischen Lösung begründet. Für beide junge Redakteure ist ideologische und, im Stück, funktionale Gleichsetzung bis hin zur totalen und absolut kritiklosen Bewunderung ihres Chefs selbstverständlich; das verwandelt sie zu Projektionen von Cerchez: Harmonie und Einheit verschiedener Generationen täuscht eine sonderbare dramatische Wiederholung vor; Individualität gewinnen sie erst durch eine oberflächliche Zuordnung zu literarischen Modellen, deren sozialistische Weiterführung durch die Nähe und Anziehungskraft der Fuhrer-gestalt sie dokumentieren. Romeo, der rumänische Pikaro des sozialistischen Auf-baus, aufs beste der Tradition Miticä Popescus (55), Pirgus (56) oder Stamta Ra-tius (57) folgend, hat sogar sein Leben aufs Spiel gesetzt, als er für die Kollek-tivierung der Landwirtschaft kämpfte - sein bizarres munteres und vulkanisches Temperament gefällt Cerchez (als ob er seine Jugend erkennen wurde), und dieser

toleriert das oberflächlich ausgefallene Sprechen nur um des Charakters wi nen und verstärkt dadurch zugleich die reine, frische und jugendliche Attitüde (ein vielsagender Verbindungspunkt zu Chitimia II) seiner Wahrheitssuche und deren

poe-tische Umschreibung. Bnndus ist etwas langsamer, bedachter, bei ihm stauen sich die Energien noch bäuerlich. Seine hoffnungslose Liebe zur Kollegin Harcela, im Stück oft eingeflochten, ist die intime Projektion auf die Jugend, we che die(

Stärke von Cerchez gegenüber Pamfil steigern soll. Nur besteht diese Romanze ab-seits von jedem annehmbaren Gestaltungsmodus, auch wenn dadurch eine Öffnung zum (unorthodoxen) Existenziellen zögernd und beschämend versucht wird, als man sich der partiellen Lüge, des Kompromisses oder der inhaltlichen Versöhnung be-wußt sei und trotzdem dieses heiße Eisen anpacken müsse.

In dem akuten Konflikt der konkreten Wahrheitsfindung ist die Irrealitat der Gestalt von BrTndus durch das rührende Melodrama und die von Cerchez angebrachte Parabel vom Schiff mit zwei Masten - die Arbeit und die Liebe -, die beide für ein richtiges Segeln notwendig sind, jedenfalls so trivial und schematisch ge-löst (S. 82-84 und 96), daß der Auftritt der beiden Zöglinge im Rahmen des Happy-end immanent sicherlich konsequent ist und den kritischen Ansatz der vorgenomme-nen Interpretation verstärkt und bestätigt. Cerchez ist die literarische Vorfi-qur eines"Verantwortlichen für Seelenfragen", wie einer der Helden in einem

spa-teren Stück von Alexandru Mirodan genannt werden wird (58). Dies kann er als dra-matische Gestalt selbst literarisieren: enthusiastisch werden in der Zeitung das Gedicht "Partidul ei adevdrul" ("Die Partei und die Wahrheit") (vergleiche im

Im Dokument nach 1945 Die rum änische Dramatik (Seite 111-115)