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Die Stelle, wo er zuvor verprügelt worden ist

Im Dokument nach 1945 Die rum änische Dramatik (Seite 118-135)

Chitimia I: Ich bin dazu nicht irstande

Kapitel 1-4 das Stück von Titus Popovici) und eine Liebesgeschichte aufgenommen

59) Die Stelle, wo er zuvor verprügelt worden ist

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Cerchez: tot.

Tomovici: §i dectt fratele tui PmfilT Cerchez: $i!

Tomovici (exasperat): Cine anum?

Cerchez; Secret,

Tomovici: Te pofi bizui pe diecrepia mea.

Cerchez: Hu spui la nimeni?

Tomovici: fi-o jur!

Cerchez: Vino nai aproape, sä nu ne audä cineva*

Tomovici: Cine e? Spune!

Cerchez: Cla&a muncitoare,

Tomovici (dCnd eperiat tndärdt): Te duci la Bunea...

Cerchez (vrtnd sä iaeä): Da.

Tomovici (nerxziputfndu-ee atOptni): Nu, nuM Cerchez!

Cerchez (mirat, tntoarce capul):Hu?

Tomovici: Nu, Cerchez, nu te

du..'.

Cerchez; Lasd-md* ..

Tomovici; Hu...nu te las... nu te du, Cerchez..,"

"Tonovici: ( . . . ) Pamfil hat gute Beziehungen. Aber wohin willst dtf Cerchez: Zu einigen 'Beziehungen1.-* Ich habe auch einige Beziehungen.

Tomovici: Zu wem?

Cerchez: Zu jemand Starkem.

Tomovici: Stärker als Pamfil?

Cerchez: Stärker.

Tomovici: Auch als Pamfils Bruder?

Cerchez: Auch.

Tomovici (außer sich): Wer ist es?

Cerchez: Geheimnis.

Tomovici: Du kannst mit meiner Diskretion rechnen.

Cerchez: Sagst du es niemandem?

Tomovici: Ich schwöre es!

Cerchez: Konm naher, nicht daß uns jemand hört.

Tomovici: Her ist es? Sag's!

Cerchez: Die Arbeiterklasse.

Tomovici (geht erschrocken zurück): Du gehst zu Bunea.--Cerchez (will hinaus): Ja.

Tomovici (kann sich nicht mehr beherrschen): Nein, nein, Cerchez!

Cerchez (erstaunt, dreht den Kopf um): Nein?

Tomovici: Nein, Cerchez, geh nicht.

Cerchez: Laß mich.

Tomovici: Nein...Ich laß dich nicht... Geh nicht, Cerchez..." (S. B6-87) Die Brutalität des Katz und Maus - Spieles ist erklärbar: neben der im Text näher nicht erläuterten Verbindung von Arbeiterklasse und dem von Cerchez genannten Bu-nea, die Tomovici dermaßen erschreckt, hat Cerchez die absolute Sicherheit, auf der richtigen Seite zu kämpfen. Einerseits entpuppt er sich a u c h als erfah-rener Stratege, der genau wie die •Negativen1 den Machtverschiebungen gewachsen

ist, obwohl dadurch das Duo Pamfi1/Tomovici nicht mehr als 'historische Panne1

gelten kann. Seine Normalität und die Legitimation des Bestehenden gründet sich andererseits auf einer unterstrichenen ideologischen Unfehlbarkeit: Marxismus

und der stabilisierte real existierende Staatssozialismus bedeuten hier letzt-lich 'Arbeiterklasse', und gerade daher bezieht er seinen sicheren literarischen Halt. Oeranach sind seine komischen Besonderheiten so dosiert, um ihn, und dadurch indirekt die Arbeiterklasse, als Garant des 'Guten1 mit einem sympathischen Hei-ligenschein zu umgeben. Draußen ist es Frühling - Cerchez verteilt unter seinen

Leuten Parfümfläschchen (S. 16). Alle lieben und respektieren ihn, im Alltag, zwischen den Sitzungen, Konferenzen und Fußball findet er für jeden ein gutes Wort, und dieses führt zu einer Atomosphäre, vor der der kleinbürgerliche Indi-vidualist erschrickt (S. 53). Die vorexerzierte Solidarität ist so mächtig, daß sie sogar Ion Gheorghe erreichen wird.

Als Chef weiß Cerche2 seine Autorität wie alle 'Pamfils' zu benutzen, des öfteren beendet er schwer durchführbare Anweisungen mit "laeä mä, cä tu eeti bäiat degtept" ("Laß, du bist ja ein gescheiter Junge" , S. 31,38, 95, 98), und manchmal greift er hart zu, wenn der Personalchef Curau oder der Finanzchef Leu seine Nerven überstrapazieren, oder wenn sein 'Famulus' BrTndus schlechte Leistun-gen aufweist. Die Sitzung, in der die NachforschunLeistun-gen über Ion Gheorghe bewertet werden, leitet er mit sicherer Hand (S. 58-61}.

Nicht nur Atmosphäre und Solidarität sind sein Werk; der Sieg der Sache um Ion Gheorghe wird zu einer Feier, in der im schnellen Rhythmus die Unbeirrbarkeit und die Poesie des Chefredakteurs ihren Höhenpunkt erreichen. Die Zöglinge Ro-meo und Brlndu$ verkünden jubelnd Kampfparolen, Parteilyrik (das bereits genannte Gedicht Uber 'Partei' und 'Wahrheit') und Liebesprosa schaffen einen literarischen Rahmen, um von der tatsächlichen Literarisierung und ihrer Widersprüchlichkeit abzulenken: man siegt im Kampf mit der Zeit, Maschinen und Menschen sind zu einem Ganzen verschmolzen (S. 96-102).

Eine gelungene Gestaltung in der Literatur ist ein Garant künstlerischer Wirknchkeitsnähe. Die in diesem Fall sich entfaltende Apotheose des Poetischen anhand der Gestalt dieses Helden soll dennoch hier nicht überschnei 1 und vor-zeitig als letzteres Wertkriterium gelten. Cerchez ist nicht nur poetische Hypo-stasierung eines Ideologems, sondern selbst dessen gewandtes Sprachrohr. Er ruft auf zum Kampf für die Senkung der Produktionskosten der Wahrheit (S. 59), und Brtndus bestätigt den dabei schon erreichten Sieg (S. 103). Der Chef gibt para-doxerweise zu: die letzten zehn Jahre hat er nur gedacht und abgewogen; jetzt muß er handeln (S. 44) - eine Replik, die die übliche Geschichte des ständigen Klas-senkampfes merkwürdig relativiert. Es bedrückt ihn, wenn er an die Ungerechtig-keit um Ion Gheorghe denkt (S. 43). Den Eintritt in den Sozialismus dürfe man nicht, auf der Sänfte getragen, erleben (S. 29), gerade da es Leute gebe, die

ihre Ideale "in Klammern" vertreten haben (S. 71);

"Ce fericifi etnt oamenii ctnd mai au äeatulä bärbätie gi tndrdznealä pentru a eävtrgi aaemenea copilärii..

"Wie glücklich sind die Menschen, wenn sie noch so viel Männlichkeit und Mut aufweisen, um Kindereien zu machen..." (S. 74).

entgegnet er Tomovici auf dessen Skepsis.

"Tomovici: Te ambalezi, Cerchez, iarägi. Ctnd ai aä ai ei tu atnge rece?

Cerohez: La cimitir. Atunai o aä am atnge rece, ctnd m-or duoe cu cäru%a la aimitiv. Ptnä atunci, atnge cald.

Tomovici: Cttä imprudentä... Stngele cald eou bun numai pentru poefi...

Cerchez: Poate cd etnt.

Tomovici: ...dar nu pentru un om politic."

"Tomovici: Ou regst dich wieder auf, Cerchez. Wann wirst du endlich kalt-blütig sein?

Cerchez: Auf dem Friedhof. Dann wird mein Blut kalt sein, wenn sie mich mit dem Wagen zum Friedhof bringen. Bis dahin ist mein ßlut warm.

Tomovici: Wieviel Unvorsichtigkeit... Warmes Blut ist nur für die Oichter gut...

Cerchez: Vielleicht bin ich einer...

Tomovici: ...nicht aber für politisch bewußte Menschen." (S. 81)

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Das künstlerische Gestalten des 'Dichters' Cerchez bezieht sich nicht allein auf die Parabel vom Schiff (S. 82-84), mit welcher väterlich dem Jungkommunisten BrTndus aus der Krise in der Liebe zur Arbeit verholfen wird, sondern vielmehr auf die Partei selbst, letzte Instanz seiner Existenz:

"Partidul noatru eete partidul oamenilor care au pl€n& o viafd tntreagä.

Partidul e-a näeaut dintr-o laarimd,"

"Unsere Partei ist die Partei jener Menschen» die ein Leben lang geweint ha-ben. Unsere Partei ist aus einer Träne geboren." (S. 81)

Da in der mit Siegestönen begleiteten endgültigen und nunmehr richtigen redaktio-nellen Form der Zeitung auch das Gedicht "Partidul §i adevdrul"iu[}ie Partei und die Wahrheit") abgedruckt wird, muß noch auf das für das Stück schwerwieoende Ge-spräch des Chefredakteurs mit dem Parteisekretär hingewiesen werden:

"Toth: (...) Ctnd mä gtndeec Ut atte am gtndit, färä ed -Cnfeleg... Pe l€ngd otte am trecut, färä &ä väd... Ctte am auzit, färä ad aacult... Credeam cd

§tiu filozofie gi cd a€nt un om politic foivnjtj dar, dupd oele petreoute ta Bacäu, am impreaia cä nu mai $ttu ntmtc din marxiam-leniniam.

Cerchez (binevoitor); Dragul nseu, e foarte fireec, tu egti ideoloj. De unde x>rei Q3 cuno§ti marxiormil?

Toth (rCde galben): Da, ?t toate din pricinä cä nu md-Tif e legeam bine au ade-värul. Parcd-l euepectam, fl bdnuiam de intenpii rele9 CZ ocolearn. Parcd ae uita urSt lc ndne, mä tulbura, raj nelinigtea. Hu era pläcut ad atai de vorbd au el.

Cex*chez: Un tip incomod*

Toth; Se pare cd tu-l cunogti mai bine.

Cerchez: Am avut curiozitatea ed~l cercetez mai Cndeaproape.

Toth: $i rezultatul?

Cerchez: Excelent. Adevdrul are caracter: el nu minte niaiodatd. Te pofi fh~

crede €n el, aecultd-mä pe mine."

"Toth: ( . . . ) Wenn ich daran denke, was ich alles gedacht habe, ohne es zu verstehen... An wievielen Dingen ich vorbeiging, ohne sie zu sehen.. Was ich alles vernahm, ohne es zu hören... Ich dachte, die Philosophie zu ken-nen und ein gebildeter politischer Mensch zu sein, aber, nach all dem,was in Bacau passierte, habe ich den Eindruck, daß ich vom Marxismus-Leninis-mus nichts verstehe.

Cerchez (wohlwollend): Hein Lieber, es ist gan2 natürlich, du bist Ideologe.

Hoher willst du den Marxismus kennen?

Toth (lacht verstört): Ja. Und alles aus dem Grund, weil ich keine richtige Beziehung zur Wahrheit hatte. Ich mißtraute ihren bösen Absichten» ich mied sie, als ob sie mich böswillig angeschaut hätte, sie versetzte mich

in Unruhe, ängstigte mich. Es war nicht angenehm, mit ihr zu sprechen.

Cerchez: Eine unbequeme Partnerin.

Toth: Es scheint, daß du sie besser kennst.

Cerchez: Ich hatte die Neugierde, sie zu untersuchen.

Toth; Und welches ist das Ergebnis.

Cerchez: Ausgezeichnet. Die Wahrheit hat Charakter: sie lügt nie. Du kannst auf sie bauen, glaube mir." (S. 63)

An dieser Stelle stoßen zwei Wahrheitsbegriffe aufeinander. Für das gesamte bisher beschriebene System galt nur die marxistisch-leninistische Variante. Ihr stellt sich eine radikale Weiterführung entgegen, und die Poetisierung des Haupt-helden Cerchez, sein Hintergrund bestehend aus verschlissenen Lebens- und Kampf-geschichten der Epoche 1945-1955 entlarvt sich von selbst. Hätte die 'Wahrheit1

tatsächlich Charakter, hätte man nicht nur Ion Gheorghe, sondern jedermann zu

Hil-fe eilen müssen - die 'Tränen' damaliger und nachfolgender Zeiten oder die Situa-tion Andersdenkender kann eine derartige Wahrheit nicht erfassen. Als Schreiben-der hätte Schreiben-der Journalist wenigstens Kampagnen gegen ßerufsgenossen wiSchreiben-derstehen müssen» um Charakter auch ohne das große Wort 'Wahrheit1 aufzuweisen: man nehme den so wenig erforschten Fall um Alexandru Jar» der in der Entstehungszeit des Stückes die persönliche Stellungnahme eines Kulturideologen aus nächster Nähe zu Parteichef Gheorghe Gheorghiu-Oej, aber auch die sofortige harte Sanktion dokumen-tiert (60) oder die Hermannstädter (61) und Temesvarer Prozesse (62), welche den kulturpolitischen Kontext dieser Untersuchung distinkt markieren und den 'Fort-schritt' vom 'sozialistischen Realismus* zum'sozialistischen Humanismus1 aufzei-gen.

Denn das Stück wird heute noch gespielt (z.B. November 1974, Theater 'Lucia Sturdza ßulandra' in Bukarest) und ständig wieder aufgelegt - dabei entwertet die fortdauernde Wiederholung der cerchezianischen Poesie und Wahrheitssuche die klein-sten Wagnisse gerade derjenigen Schreibenden» die den wahren Charakter der offi-ziellen Wahrheit hinterfragen - die literarische Gestalt des sozialistischen Zei-tungsmachers Cerchez ist paradoxerweise selber rezeptionsmäßig eingegliedert und notwendig: ihn gibt es, er bestimmt die Regel, Konkrete schriftstellerische Alter-nativen wie Ilie PSunescu» Dumitru Tepeneag, Paul Görna oder teilweise Nicolae Bre-ban (63) können dadurch in das 'nur Politische* gedrückt werden, obwohl es sich um Spitzen des literarischen Schaffens in Rumänien handelt, und schablonenartig als Handlanger des Imperialismus ungestört verteufelt werden - eine die Ethik be-stimmende Folge des kulturpolitisch unterstützten Komödien- und Heldentyps.

Nicht allein daran läßt sich geschichtlich und kritisch aufzeigen, wie die Entleerung des Gehaltes mit der Stabilisierung von Herrschaft zusairroengeht. Fol-gendes Ende des I. Aktes, welches stark an das Finale von Aurel Barangas Revolu-tionsdrama erinnert (1-1) und dabei die allerletzte Replik von Cerchez im Stück (S, 105) vorbereitet:

MIO/... Da! Nu.., nu-i nici o gregealä. Aici e "Vtapa"* "Viafa tineretuluiH"

"Hallo!.-, Ja! Hein... nein, es ist kein Fehler. Hier ist 'Das Leben1. 'Das Leben der Jugend1." (S. 45)

wirft die Frage auf, inwieweit eine derartige Verkünstelung eines satirisch-reali-stischen Ansatzes die vorausgeschickte widersprüchlichkeit in Frage stellen kann oder sie als geltend untermauert und sie verdrängt. Ein Protelarier ist das Opfer kleinbürgerlichen Denkens und Handelns» aber die Diktatur des Proletariats garan-tiert sein Recht, an dem demokratischen Zentralismus teilzuhaben und an erkannten Mißständen Kritik zu üben. Das Alte und Oberholte, rücksichtslos gegeißelt und entlarvt (siehe die letzten Worte von Tomovici, S. 99) bedient sich formal zwar derselben Mittel, nur mit destruktiver Intention:

"Pamfit:., .Arn nevoic de ztua de m€ine9 ca sä ee $ind €n linifte gedinpa de excludere o tut Ion Gheorghe, Pe urmä diacutäm noi - vin cu den&cro^ia

in-temä pe tctvä: votul poporului, towxrä$e! Vorbeec cu frate-meu, pun pila la oamenii mei, ti tat craca lux Cerchez, €ntr-o mi ee pot face muite,puicup>!H

60) Vgl. Anneli Ute Gabanyi, Partei und Literatur in Rumänien seit 1945, a.a.O, S.

50-52; und: Pnpotriva abaterilor de la epiritul de partid. $edinfa organizapi-ei de bazä PMR a scriitorilor din Bucuregti, in: Contenporanul £2 (504) vom

J.7.JS56; Vgl. [1-1, Alexandru Jar> Gheorghiu-Dej; II-2: 19S6,

61) Vgl* Anneli Ute Gabanyi, Partei und Literatur in Rumänien seit 1945, a.a.O., S. 75.

62) Vgl. Hannes Elischer, Harten auf Totok, in: Südostdeutsche Vierteljahrsblät-ter 3/1976, S. 185-187.

63) Vgl. H-liItie Pdunescu, Dumitru fepeneag, Paul Goma9 Nicolae Srebcn,

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"Pamfil:.. .Ich brauche den morgigen Tag, damit die Sitzung, in der Uber Ion Gheorghes Ausschluß entschieden wird, in aller Stille stattfindet. Nachher können wir miteinander reden, ich konine mit der inneren Demokratie auf dem Tablett: die Wahlstimme des Volkes, Genosse!... Ich rede mit nieinem Bruder, ich setze alle meine Beziehuncen in Gang; schneide dem Cerchez den Ast ab;

in einem Tag kann man vieles rächen. Liebes!" {$. 53-54)

und kann letztlich besiegt werden. Getreu der Gesamtstruktur soll Cerchez auch hier das l e t z t e H o r t haben: die auf $o einseitige Wahrheits- und

Wirklichkeitsformeln sich stutzende Utopie ist durch ihre Vorwegnahme im Erreich-ten als Bild desavouiert und sinnentleert das erpreßte Lachen, mit dem sie in der formalen Konf1iktführunn abgeleitet wurde,macht zusätzlich ihre eigene De-struktion bewußt und kann auch heutzutage nicht übersehen oder abgetan werden:

"Cerchez (oboeit): Laad, beule.** Dd-mi pacef

Leu:Tovardge Cerchez*** eu n~am nimic contra ca sä vä dau pace... Da* dum-neavoaetrd f t £ f t . . . tovardgii de la administrativ au spue cd nu trdim tn comunism*** Dacä am fi tn comunim*.*

Cerchez (tntreruptndu-l): Leute! SeetI Taci! Acum, axci, etntem tn comuniem!

(Leu tncremenegte) (Tntre tzmp, strada Q-a trezit* Au iegit oamenii la lu-cru* Se aude zgomotul tramoaielor fi glasul vtnzätorilor de ziare: A apdrut

"Viafa tineretului"! DS-mi "Viapa tineretului"!***) Cortina*

"Cerchez: Laß mal, Leu...Laß mich in Ruhe!

Leu: Genosse Cerchez... Ich habe nichts dagegen, Sie in Ruhe zu lassen...

Aber Sie wissen... die Genossen von der Verwaltung haben gesagt» daß wir nicht im Kommunismus leben...Wenn wir schon im Koiwnunismus wären.., Cerchez {unterbricht ihn): Leu! Ssst! Schweig! Jetzt, hier, sind wir im

Kom-munismus (Leu erstarrt) (Inzwischen ist es in der Straße laut geworden. Die Leute gehen zur Arbeit. Man hört den lärm der Straßenbahnen und die Stirrme der Zeitungsverkäufer: 'Das Leben der Jugend' ist erschienen! Gib mir 'Das Leben der Jugend'!...)

Vorhang." (S. 104-105)

Der Eifer, mit der Versöhnung auf der Bühne durchgesetzt wurde, hat durch Alexandru Mirodans "Ziarigtti" ("Die Journalisten") ein Wertsystem geschaffen,das bei dem bereits angedeuteten Obermaß ähnlicher Produkte der Dramatik schwer zu erreichen ist: die ganze Entwicklung Aurel Barangas als repräsentativen und über-aus produktiven sozialistischen Komödienschreiber wiederholt eigentlich diese vor-gezeigte Grundstruktur und Tendenz in ähnlichen Situationen; demgegenüber muß man diesem Stück von Alexandru Mirodan zugestehen, daß sich Modalitat und Stoff auf eine einmalige» für jene Zeit optimale Produktion konzentriert haben (6^). Dadurch

ist auch, neben dem dokumentarischen Wert, der Modell Charakter für die konkrete rumänische Entwicklunq dieser Art Dramatik wesentlich bedeutender.

64) George Iva$cu, Soua drarnaturgie, in; Dczwltarea literaturii, in: fonente alc reüolupiei culturale din Ro***nia, Fucurepti* Editurc gtiinpified (1964), S*

178; Dumitru Micu, Dezvoltarea drematurgiei nocetre tn ultimele doud decenii, in; Viata romdneaeed XVII/?, Juli 1964, S* 11?; Hnu Sdraru, »Uarittii* de

Alexandru Mirodan la Teatrul "Lucia Sturdza Bulandrc", in: al treilea gong, 3ucurc$ti, Editura Etoineecu 1973, (=Col* Maeca), S* 138-141; laeoär Sebastian,

Debutul unui ttndr dramaturg, "Ziarigtii" comedie de Alexandru Mirodan, in:

Via[a Romtneaecd IX/11, November 19S6, S* 191-196; Florin Tornea, Problem ale dramaturgiei actuate* in: Vzafa romtneaeed XIV/11, November 1961, S*

129-142 und Florian Potra, "ZiarifHi* de Alexandru Mirodan, in: Teatrul VI/6, Ju-ni 1961, S* 78-80*

Oie damalige Kritikerin Ecaterina Oproiu (65) hatte in dem jubelnden Chor, welcher das Stück seit dem Erscheinen konstant begleitet hatte» eine eigene Stim-me im Hervorheben der Qualität des Textes* Die Vitalität und Energie des Haupthel-den werteten die trockenen Gebilde der bisherigen Dramaturgie von Traian Selmaru»

Alexandra Sahighian, Victor Eftimiu oder Mircea Stefänescu (66) ab» und die Vor-führung einer derart raffiniert verkünstelteten Ideologie wird als positives Symp-tom bewertet: mlH sftr$it, eroul igt pemite sä aibd personalitate" ("Endlich

er-laubt sich der Held» eine Persönlichkeit zu sein"){67). Inwieweit für die damali-ge Zeit um 1956 in Rumänien 'Utopie1 schwer als maßgebende Instanz der Kritik vor-stellbar war, bezeugen folgende Äußerungen derselben Kritikerin:

"Tntreaga piesd este strdbdtutä de un adevdrat suflu polemic* Feste ani, fd~

rd tndoiald, multe din sdgefile care se aruncd printre replici vor guiera -Cn

"Das ganze Stück ist von einem wahren polemischen Aufschwung durchdrungen.

Sicherlich werden über Jahre hinweg viele der Pfeile» die zwischen den Repli-ken geschossen werden, ins Leere treffen." (68)

Gerade hier ließe sich die Stellungnahme von Valentin Silvestru als Pendant neue-ster Gegenwart einbeziehen. Oieser stellt "oberflächlichen Enthusiasmus" fest» ei-nen "völlig prograimrierten""Geist in der Bearbeitung des dramatischen Zusammen-stoßes"» oder "zerbrechliche sentimentale Intrige". Die Methode des Chefredakteurs»

Selbstbiographien mit Kairpfhintergrund vorerzählen zu lassen» sei indes in der ru-mänischen Dramatik überwunden, obwohl folgende Fragestellung unumgehbar sei; "Prin ce rdwfrc tincri Cerchez $i ai lui? Prin actualitatea ardentd" ("Wodurch bleiben

Cerchez und die Seinigen jung? Durch die brennende Aktualität") (69), Der Kriti-ker führt dies auf die 'Reinheit des kommunistischen Ideals* zurück. Der poeti-sche Lobgesang in Mirodans Stück bekommt eine zweite Stinme von Seiten der Kritik, Die Form der Poesie ist es» die anscheinend den Herrschaften im Staats-, Partei-und Kulturwesen als gültig Partei-und fördernswert erscheint;die Komödie gedeiht nach dem Motto 'As you like it\ und in diesem Kontext sind die Erneuerungsversuche von

Ion Baie$u» Teodor Mazilu, Oumitru Solomon oder Mihai Neagu Basarab (70) zu orten.

Die gegenwärtige kulturpolitische Lage wird es aber kaum zulassen, daß diese oder neue und unbekannte Dramatiker mit dieser Form Kortfdie konkurrieren,auch wenn der Name Mirodan nach dessen Emigration nach Israel seit 1978 in der rumänischen

lite-rarischen Presse gemieden wird. Als Publizist spricht Traian Selmaru ein Verdikt»

welches ein kritisches und geschichtliches Verständnis der Komödientheorie und der Publizistik ermöglicht: es handelt sich dabei um eine Wiederaufführung im Jahre 1974:

"Dupä noua premierd a "Ziari$tiU>r'f la Teatrul "Bulandra", M poate spune färä ezitare; "Parcd ar fi scrisd acun"fw

"Nach der neuen Uraufführung der 'Journalisten1 beim 'Bulandra'-Theater kann man ohne Zögern sagen: 'Als ob es jetzt geschrieben war'!" (71)

65) Vgl. II-!» Ecaterina Oproiu» heute bekannte Dranatikerin und FiImkrikerin.

66) Vgl. I I - l , Traian $eltnaru, Alcxcmdru gahigküin, Victor Eftimiu, M+^tefdneseu*

67) Anhanq des besprochenen Textes, S. 110; die dort angegebene Dezember-Ausgabe 1956 von "Tindrul ecriitor" war trotz Fernleihsystem nicht zu besorgen.

68) Ecaterina Oproiu» in: Anhang des besprochenen Textes» S. 110.

69) Valentin Silvestru, Caligrafii pe cortind, Bucuregti, Editura Eminescu 19?4;

zitiert nach dem Anhang des besprochenen Textes» S, 112-113.

70) Vgl. II-l» Ion Bdiegu,Teodor Mazilu, Dienttru Solomon, Mihai Neagu Basarab*

71) Anhang des besprochenen Textes, S. 113-114; die bibliographische Angabe dort:

"Infoxmpia Bucuregtiului", November 1974. Die Kollektion dieser Zeitung konnte bis auf die Hummern vom 23,und 27.11.1974 untersucht werden, ohne den gesamten Text des Beitrages zu finden.

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f) Das Verhältnis der gegenwärtigen offiziellen Komödientheorie und -Produktion zu dem literarischen Werk von Ion Luca Caragiale (1852-1912)

Ion Luca Caragiale konnte bald nach der totalen kommunistischen Machtüber-nahme in das neue Wertsystem der gelenkten Kulturpolitik integriert werden - der Begründer des modernen rumänischen Dramas und einer der schärfsten Kritiker und Kenner der Gesellschaft seines Landes Ende des 19. Jh. galt als rumänische Varian-te der weltweit vollzogenen ästhetischen Überwindung des 'Bürgerlichen1, Seine Modernität wurde Anfang des vierten Jahrzehnts Inhalt bedeutender Untersuchungen nar*after Kritiker und Forscher (72). Oer kritische Realist wurde dann nach

1945 als Keimzelle der erwarteten sozialistisch-realistischen Komödie gesehen»

nachdem man irrational Gestaltetes (z.B. das Drama "Näpaeta" ("Das Unheil")) an-fangs aus der Diskussion verdrängt und den soziologischen Aspekt stark in den Vordergrund gerückt hatte. Schon am 17. September 1948 wurde unter der Regie von Sicä Alexandrescu (73) "0 ecrisoare pierdutd" ("Ein verlorener Brief") mit den

nachdem man irrational Gestaltetes (z.B. das Drama "Näpaeta" ("Das Unheil")) an-fangs aus der Diskussion verdrängt und den soziologischen Aspekt stark in den Vordergrund gerückt hatte. Schon am 17. September 1948 wurde unter der Regie von Sicä Alexandrescu (73) "0 ecrisoare pierdutd" ("Ein verlorener Brief") mit den

Im Dokument nach 1945 Die rum änische Dramatik (Seite 118-135)