• Keine Ergebnisse gefunden

England 1966» mit Sharon Täte und Roman Polanski

Im Dokument nach 1945 Die rum änische Dramatik (Seite 80-83)

ten 1 und gerade geborenen, in einem eigenartigen Zusanroenspiel aufzeigen

89) England 1966» mit Sharon Täte und Roman Polanski

74

Oer Obergang von ungarischen und byzantinischen Chroniken (90) zu deutschen und russischen 'Fixierungen' (u.a. die Inkunabeln) untersuchte schon um die Jahrhun-dertwende der rumänische Geschichtsprofessor Ion Bogdan (91). Jedoch haben auch

spätere Forschungen der Geschichtswissenschaft den Informationsfluß nicht mit ab-soluter Sicherheit erfassen können (92). Michel Beheim markiert stoffgeschicht-lich eine Sackgasse und deren Endpunkt - von dem 'Trakel waida', der Türken und Siebenbürger Sachsen pfählte» besteht wahrscheinlich keine direkte Verbindung zu den Vampiren unserer Zeit.

Beide skizzierten Ebenen»Vlad Jepes* Ruhm als Blutrünstiger im Hittelalter und als Vampir im Spätkapitalismus» sind in Marin Sorescus dramatischem Werk als feine Andeutungen auffindbar. Oie 'Erkältung' eines rumänischen Kriegers wird folgendermaßen konmentiert:

"Safta: S-a-ntCmplat aga de multe o r t , - . Venea acasä din rdzboi* ee aulaa g i rrTur&ü. • • La urmd, &e ecula Qänätos• "

"Safta: Es hat sich öfters so ereignet...Er kehrte vom Krieg heim, legte sich hin und starb.. .Nachher stand er gesund wieder auf."(Bild 22» S«96) Die von walachischen Frauen gesponnenen Geschichten, in denen Leben und Tod sich überschneiden, erfahren folgenden Höhepunkt» der zugleich die Differenzen zum Dracula-Nimbus ausdrückt:

"Doapma Stanca(pe gtnduri): Poveatea Torna de unul, un ostag care tot aga a primit ordin ed fugd... ad ee retrcgd tn munfi, din cauza ndvdlitarilor care erau prea mwZft. $i el zice: "Femaacd Dumezeu! Nu dau tnapoi nici

un pae. Rämtn dd p€nd venifi voH^i gi-a edpat eingur groapa, vorbind cu ceilalfi oetagi* de una, de alta..*gi c£nd nu s-a mi vdzut £n groapä, a zie: "Gate" - gi dilalfi au pue p*rfnt pe el...

Safta: Aga, de viu? . . . ^ - M

Doarnna Stanca: Aeta i-a fast Wtnfa- De vtu - gt-n ptetoare. Cu sabta-n mfrtd.

Zice:"La tntoarcere, trece$i pe aici gi *rd luafi, odihnit de veci. Eu nu pot ad dau tnapoi.,. "

Safta: §i l-au luat?

Doarma Stanca: Nu l-au TOt gdsit."

"Fürstin Stanca (in Gedanken versunken): 0a erzählte mal Torna über einen Soldaten» dem auch befohlen wurde» er solle weglaufen und sich in die Ber-ge zurückziehen, weil die EindringlinBer-ge zu zahlreich waren. Aber er sagte:

'Gott behüte! Ich gehe keinen Schritt zurück. Ich bleib hier, bis ihr konrot!1 Und er hat selbst sein Grab gegraben und sprach dabei mit den an-deren Soldaten über dies und jenes. Und als man ihn im Grab nicht mehr se-hen konnte» sagte er 'Fertig1 und die anderen überschütteten ihn mit Erde.

Safta: So» lebendig?

Fürstin Stanca: Oas war sein Wunsch. Lebendig und aufrecht. Mit dem Schwert in der Hand. Er sagt: 'Wenn ihr zurückkehrt, koitmt vorbei und holt mich, ewig ausgeruht. Ich kann mich nicht zurückziehen1.

Safta: Und haben sie ihn genommen?

Fürstin Stanca: Sie haben ihn nicht mehr gefunden." (Bild 18, S. 86)

Die Verbindung zum Dracula-Motiv wird weder aus Puritanismus geleugnet, noch in einem professoralen Ton als dem Stoff zugehörig eingeführt. Marin Sorescu

ge-lingt es» die poetischen und wahrheitskonstituierenden Elemente des bäuerlichen Aberglaubens künstlerisch für diese zusätzliche Perspektive seines Stückes

ein-90) Laonic Chalcocondil, Expuneri iatorice, a.a.O.

91) Ion Bogdan, Vtad fepeg gi narafiunile germane gi rueegti aeupra lui,a.a.O.

92) Conetantin I.Karadja, Incunabulele povestind deepre cruzimiU. -., a.a.O.

zusetzen und schafft analog zu der Oberzeitlichkeit dieses Glaubens eine Art Schutzmauer für sein Drama - auch dadurch wurde "Räceala" ("Die Erkältung") für den unschönen Kampf jitit der Zensur ausgerüstet - ein Kampf»in welchem in den ersten Zusammenstoßen die Herrschaft über die Kunst siegen mußte.

j ) Die Zensur und die 'Kunst trotz sozialistischem Realismus

Die Auswahl der "Räceata" ("Die Erkältung") als exemplarisches Beispiel für die künstlerische Bewältigung des Hittelalters im rumänischen Drama, anhand dessen die Produktion dieser Gattung vom Wert her untersucht werden kann» erwies sich auch bezüglich der Reaktion rumänischer Kritiker und Publizisten berechtigt und veranschaulicht zugleich die Macht der Zensur im real existierenden Staats-sozialismus. Das Stück war bereits ein halbes Jahr vor der Jubiläumsfeier im De-zember 1976 veröffentlicht worden» und man kündigte die Premiere an (93).0ie Erst-aufführung ließ aber auf sich warten, am 27. Dezember 1977 trat Sorescu als Re-gisseur des Stückes "Pribeaga" ("Oie Umherirrende") von Vasile Voiculescu am

'Theater Manuscriptum' auf, Oer Schriftsteller berichtet selbst (94) mit bitte-rem Wit2 über die Entstehung und die Veränderungen des veröffentlichten und hier besprochenen Textes bei der Uraufführung. Er schrieb das Stück zum größten Teil wahrend einer Studienreise 1972 in den USA. Aus der britischen Enzyklopädie» die er dort in einer Hotelhalle durchblätterte» entnahm er die für ihn unbekannte und zugleich besonders bedeutende Tatsache» daß der Sultan Hohanmed II 'der Eroberer1

auch gedichtet hat (95). Die größten Schwierigkeiten traten erst bei den Proben 93) Theater "Lucia Sturdza Bulandra"Bukarest; Regie Dan Micu» vgl. Teatrul XXII/

6, Juni 1976, S. 19.

94) Itarin Sorescu, Grafic de terperaturd, in: Teatrul XXII/?, Juli 79?e,S.ZÖ-2Zt

95) Vgl. das Zitat auf S.57. In der 15.Aufl. der 'New Enciclopedia Britannica', Bd. 11, S. 859-860 wird der Sultan (und gelegentliche Dichter) vorgestellt.

Folgende Arbeiten bringen noch wichtige Hinweise,ohne aber die dichterische Tätigkeit auch nur zu erwähnen: Brockhaus Enzyklopädie, 17. Aufl.,Bd.12, Wies-baden 1971, S. 697-69B; The Cambridge Medieval History, Bd.4: The Byzantine Empire, Cambridge 1967; The Cambridge History of Islamic, Cambridge 1970;

Paul Coles, The Ottoman Impact on Europe, London, Thames and Hudson 1968;

oder Steven Runcinan, Die Eroberung von Konstantinopel 1453, München 1977, («dtv 4286). Letzterer übernirmt zum Teil das von Nicolae Iorga gemachte Por-trät des Sultans: vgl. Nicolae Jorga, Geschichte des Osmanischen Reiches, Bd.

2, Gotha 1909, S. 3-4. Iorga stellt die "Mäßigung", eine "ehrgeizige Seele",

"den Verstand, der immer scharf und ruhig blieb", heraus, und beurteilt:"Aus seinem energischen Gesicht mit den feingebogenen Brauen, der mächtigen

Ad-lernase, dem starken vorspringenden Kinne, leuchtete ein Paar melancholische Augen als Ausdruck der tiefen Gedanken, in die er versunken war. Dennoch war er keineswegs ein Träumer oder Phantast, (.*.) er trachtete nicht nach dem Ruhm, alles zu zerstören und riesige Ruinen als Spuren eines Dämons zu

hinter-lassen, vielmehr wollte er systematisch aufbauen und für alle Zeiten schaffen.

Ein eiserner Körper, schlank und ausdauernd..,"

Die dichterische Tätigkeit erwähnen Richard Peters, Geschichte der Türken, Stuttgart, Kohlhairmer 1961» $.63 und Franz Babinger, Mehmed der Eroberer und seine Zeit. Heltenstürmer einer Zeitwende, Hünchen, F.ßruckmann (1853), S.

511: "Erstaunlich ist, daß Mehmed II., der unter dem Dichternamen cAwnl (das ist: der Helfende, Behilfliche) eine Sanmlung (ÜiwSn) von etwa 80 Gedichten hinterließ, dabei ausschließlich die türkische Sprache benutzte,..Die osmani-schen Dichterbiographien rechnen Awn? zu den größten Reimkünstlern,doch zeigt eine f...)Prüfung(...),daß er diese überschwängliche Schätzung nicht verdient".

76

zu Tage. Ein Vergleich drangt sich dabei auf- Aurel Baranga hatte 1956 während des ersten Kongresses des rumänischen Schriftstellerverbandes über die verheeren-den Wirkungen der Zensur gerade im Falle der Dramatik berichtet (96). Die litera-rische Praxis 1977» also in der Zeit des 'sozialistischen Humanismus', bekoimt durch diesen von Marin Sorescu mit bissiger Ironie verfaßten Bericht eine

viel-sagende Verbindung zu der Zeit der fünfziger Jahre: nachdem er das Stuck in der Heimat beendet und veröffentlicht hatte» fand er sich nach einer Zeit damit ab, daß es kaum aufgeführt werden würde. Als aber das Bukarester 'Lucia

Sturdza-Bu-landra'-Theater das Stück angenorrrnen hatte» mußte ein 'Drehbuch für das Publikum' erarbeitet werden» wobei "fast jede Replik" untersucht wurde, "ihr eigenes Merk-heft bekam14 (97). Als Beispiel gibt der Autor die 'Bearbeitungen1 eines Spruches

von Mahammed gerade zur Zensierung der Geschichte und des Geschichtsdramas, der auch in dieser Untersuchung auf $.55 zitiert wurde; hier dieselbe Replik bei der Uraufführung:

"Dragul meu, tn teatru, ce se täte, nu &e fluierdif

"Mein Lieber, im Theater wird nicht ausgepfiffen, was weggeschnitten wurde"

(98)

Im Dokument nach 1945 Die rum änische Dramatik (Seite 80-83)