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2.6 Fazit

3.1.3 Gelernte Hilflosigkeit

me-thodologischen Gründen insgesamt als wenig gesichert gilt. Einfache Erklärungen nach dem Muster der Typ-C-Persönlichkeit wurden dabei abgelöst durch Erklärungsansätze, die psychi-sche Faktoren im Rahmen eines multifaktoriellen Verständnisses der Krebskrankheit untersu-chen (vgl. Schwarz, 1994). In diesem Rahmen sind auch „psychologisch zu definierende Dis-positionen aus dem Risikokontext keineswegs ausgeschlossen, wobei allerdings kompliziertere Interaktionen zu erwarten sind und nicht lineare Entsprechungen wie Stress = Krebs“ (ebd., S. 110). Anders sieht dies die Literatur zum Verlauf der Krebserkrankung. Sie spricht „für eine nicht zufällige Beziehung zwischen emotionalem Ausdruck, sozialer Unterstützung und Über-lebenszeit bei Krebserkrankungen. Obwohl mehr Forschung dringend erforderlich ist, um diese Beziehungen aufzuklären, scheint die Belastung durch negative Affekte oder deren Unterdrü-ckung ungünstigere Krankheitsverläufe im Langzeitverlauf zu bewirken“ (Spiegel u. Kato, S. 140). Vor diesem Hintergrund empfehlen beispielsweise Spiegel u. Kato der zukünftigen Forschung, sich verstärkt mit der Belastung durch negative Affekte bzw. deren Unterdrückung sowie mit der Aufklärung der Beziehung zwischen emotionalem Ausdruck und sozialer Unter-stützung zu befassen (vgl. ebd.).

Viele der hier genannten Faktoren waren von der bisherigen Forschung zumindest isoliert kaum zu erfassen. Vielmehr wurden Bewältigungsmuster fokussiert, wobei weitgehende Einigkeit darüber besteht, dass ein aktives, „kämpferisches“ Bewältigungsverhalten sich positiv auf die Krankheitsentwicklung auswirkt im Unterschied zu einem Bewältigungsstil, bei dem Passivi-tät, Depression, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit und fehlende soziale Unterstützung über-wiegen. Eine solche Sichtweise wird auch durch Interventionsstudien gestützt, die darauf ab-zielten, das Copingverhalten im Umgang mit der Erkrankung zu verbessern und dadurch affek-tiven Disstress abzubauen (vgl. Fawzy u. Fawzy, 2000; vgl. a. Spiegel u.a., 1981 u. 1989).

All diese Faktoren werden nun nicht nur von Krebsforschern untersucht. Ihnen kommt auch in anderen Bereichen der Krankheits- und Gesundheitsforschung große Aufmerksamkeit zu. Vor diesem Hintergrund scheint es sinnvoll, die Diskussion um das Typ-C-Verhaltensmuster und die damit assoziierten Emotionen an dieser Stelle zu beenden und den Blick auf weitere For-schungsfelder zu richten, die die hier zur Diskussion stehenden komplexen Verhaltensmuster vor einem anderen Theoriehintergrund untersucht haben und wichtige Beiträge zu ihrem Ver-ständnis geleistet haben und leisten. Dabei sollte wie schon beim Typ-A-Verhalten auch bei den hier diskutierten Charakteristika in Erwägung gezogen werden, dass diese möglicherweise gar nicht so krebsspezifisch sind, wie es häufig impliziert wird. So werden beispielsweise E-motionsunterdrückung und Depression auch als relevante Ursachen für die koronare Herz-erkrankung diskutiert (vgl. Kubzansky u. Kawachi, 2000 a).

3.1.1.; vgl. a. Peterson, 1999). Zum anderen, weil ihr Begründer Martin Seligman (1995), ein Lerntheoretiker und klinischer Psychologe, die Auffassung vertrat, dass mithilfe des Konzepts der „gelernten Hilflosigkeit“ die Entstehung von Depressionen erklärt werden kann, ein Phä-nomen, das für diese Arbeit ja von großer Bedeutung ist. Unter anderem deshalb hat diese Theorie in der Psychologie große Aufmerksamkeit gefunden und wird beispielsweise im Lexi-kon der Gesundheitspsychologie unter den Stichworten „Depression und Hoffnungslosigkeit“

ausgeführt (vgl. Klauer, S. 64 ff.). Schließlich steht die Theorie der „gelernten Hilflosigkeit“ in komplementärer Beziehung zur Theorie der Selbstwirksamkeit, die in der Gesundheitspsy-chologie und insbesondere in der Gesundheitsverhaltensforschung (vgl. Schwarzer, 1996) eine wichtige Rolle spielt und hier auch noch dargestellt werden wird. In diesem Zusammenhang scheint erwähnenswert, dass der Gesundheitspsyhologe Schwarzer eine frühe Veröffentlichung zu diesem Themenkomplex „Streß, Angst und Hilflosigkeit“ (ders., 1981) genannt hat, wäh-rend später das Thema „Selbstwirksamkeits- bzw. Kompetenzerwartung“ (vgl. ders., 1996, 1997) viel mehr Berücksichtigung erfuhr. Es ist also anzunehmen, dass beide Seiten der Me-daille im Hinblick auf die Aufklärung gesundheitsrelevanter Variablen fruchtbar sind.

Martin Seligman, mit dessen Namen diese Theorie untrennbar verbunden ist, bezeichnet mit dem Begriff „gelernte Hilflosigkeit“ die Erwartung bzw. Überzeugung, Situationen nicht kon-trollieren zu können (vgl. Seligman, 1995). 63 Dabei geht Seligman davon aus, dass Hilflosigkeit dann entsteht, wenn ein Individuum keinen Zusammenhang zwischen dem eigenem Handeln und den Konsequenzen in der Umwelt wahrnimmt und über keine willentlichen Handlungen verfügt, um die erwünschten Konsequenzen bzw. Handlungsergebnisse herbeizuführen.

Dieser fehlende Zusammenhang (Nicht-Kontingenz) zwischen eigenem Verhalten und Folgeer-eignissen wichtiger Art führt dann nach der Theorie der „gelernten Hilflosigkeit“ zu bestimm-ten motivationalen, kognitiven und emotionalen Defizibestimm-ten, wie sie auch für depressive Störun-gen charakteristisch sind (z.B. Antriebslosigkeit, verringerte Lern- und Leistungsfähigkeit, Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit und Resignation) (vgl. Klauer, S. 65, vgl. a. Seligman, 1995, S. 78 ff. u. S. 102).

Seligman, der seine Theorie im Laborexperiment vielfach überprüft hat (vgl. dazu ausführlich:

Meyer, 2000), veranschaulicht diese Zusammenhänge mit folgender Situationsbeschreibung:

„Wenn z.B. eine Ratte, ein Hund oder ein Mensch eine unentrinnbare traumatische Situation erleben, so wehren sie sich zunächst heftig. Ich glaube, daß Furcht in diesem Zustand die do-minierende emotionale Reaktion ist. Wenn das Individuum lernt, das Trauma zu kontrollieren, läßt die heftige Aktivität zugunsten von wirksamem und gelassenem Verhalten nach. Sind die traumatischen Bedingungen jedoch unkontrollierbar, weicht die akute Abwehr schließlich dem Zustand der Hilflosigkeit, den ich beschrieben habe. Die diesen Zustand begleitende Emotion ist meiner Meinung nach Depression. Ähnlich wird bei einem Affenkind, das von seiner Mut-ter getrennt wird, durch diese traumatische Erfahrung große Verzweiflung ausgelöst. ... Das Affenkind rennt wild herum und stößt verzweifelte Schreie aus. Zweierlei kann folgen: wenn die Mutter zurückkommt, kann das Kind sie wieder kontrollieren und seine Not läßt nach;

kehrt die Mutter nicht zurück, wird das Kind schließlich lernen, daß es die Mutter nicht zu-rückholen kann und wird in Depression verfallen, die seine Furcht ersetzt. Das Kind rollt sich

63 Nach Meyer finden sich in der Literatur noch weitere Bedeutungsvarianten, aber in der vorliegenden Bedeu-tung wird der Begriff auch von Seligman in seiner erstmals 1975 erschienen Monographie über gelernte Hilf-losigkeit überwiegend gebraucht (vgl. Meyer, S. 29 f.).

zu einem Knäuel zusammen und wimmert leise vor sich hin. Eine derartige Sequenz haben wir tatsächlich bei allen Primaten, die wir beobachtet haben, vorgefunden“ (Seligman, 1995, S. 50 f.; vgl. a. Sapolsky, 1998, Kap. 10).

Reformulierungen der Theorie der „gelernten Hilflosigkeit“

Im Tiermodell zunächst eindrucksvoll bestätigt, wurde bei entsprechenden Studien im Human-bereich immer deutlicher, dass das ursprüngliche Modell der „gelernten Hilflosigkeit“ hier ei-nen erheblich geringeren Voraussagewert besitzt und auf den Menschen bezogen eine zu große Vereinfachung darstellt (vgl. Peterson, S. 291 ff.). In einer ersten Revision der ursprünglichen Hilflosigkeitstheorie, die 1978 durch Abramson, Seligman und Teasdale erfolgte, wurden dar-aufhin nicht mehr die Ereignisse selber, sondern sogenannte Kausalattributionen, d. h. „Mei-nungen oder Überzeugungen über die Ursachen von Ereignissen und Sachverhalten“ in den Mittelpunkt gestellt (Meyer, S. 71).

Wichtige Dimensionen von Ursachenzuschreibung (Attribuierung) beziehen sich darauf, ob ein Ereignis der eigenen Person (internale Ursache) oder äußeren Umständen (externale Ursache) zugeschrieben wird und ob ein Ereignis einer stabilen oder einer variablen, veränderbaren Ursa-che zugeschrieben wird (zu weiteren Kausaldimensionen vgl. ebd., S. 72). Wenn beispielsweise jemand, der durch eine Prüfung gefallen ist, dieses internal attribuiert (ich habe nicht genug gelernt), dann kann die Ursache für das Durchfallen variabel (eine tolle Fete, bei der es viel zu spät wurde) oder stabil attribuiert werden (z.B. generell mangelnde Ausdauer oder fehlende Intelligenz). Solche Ursacheneinschätzungen spielen auch für die Einschätzung von Krankhei-ten bzw. Stress eine erhebliche Rolle. Während Personen mit internaler Kontrollüberzeugung von der Beeinflussbarkeit des Gesundheitszustandes duch eigenes Handeln überzeugt sind, sehen Personen mit externalen Überzeugungen ihre Gesundheit abhängig von anderen Personen oder von äußeren Bedingungen, z.B. von einer medizinischen Behandlung. Je nachdem, wie etwa RaucherInnen oder Übergewichtige die Ursache ihrer Problematik sehen, werden sie sich machtlos fühlen, ihr Verhalten zu ändern, oder von der Beeinflussbarkeit ihres Gesundheitszu-standes überzeugt sein.64

Für Seligman und seine Kollegen ging es vor allem darum, zu erklären, wie es im Zusammen-hang mit Hilflosigkeit zur Entwicklung einer Depression kommen kann. Andere Formen der Depression beanspruchten sie nicht zu erklären (vgl. Peterson, S. 293). Dabei stellten sie fest, dass sich Depressive und Nichtdepressive darin unterscheiden, wie sie gewohnheitsmäßig auf positive und negative Lebensereignisse einschließlich eigener Misserfolge und Erfolge reagieren.

Für dieses zunächst als Attributionsstil bezeichnete Phänomen schlugen Peterson und Selig-man 1984 den Begriff „Erklärungsstil“ vor (vgl. Meyer, S. 88 f.; vgl. Peterson, S. 292 f.).

Demnach sollen Depressive mehr als Nichtdepressive dazu neigen, negative Lebensereignisse einschließlich eigener Misserfolge auf internale, globale und stabile Ursachen zurückzuführen und positive Lebensereignisse einschließlich eigener Erfolge auf externale, spezifische und

64 Da in unserer Kultur häufig „internale Kontrollüberzeugungen“ favorisiert werden, sei hier bereits darauf hingewiesen, dass auch „internale Attribuierung“ nicht immer nur günstig ist. So zitieren v. Scheidt und Kolleginnen das Beispiel von Unfallopfern, die internal attribuierten, d.h. einen Unfall auf eigenes Versagen zurückführten und schlechtere Heilungsverläufe zeigten als PatientInnen mit externaler Attribuierung (vgl. v.

Scheidt u.a., S. 124; vgl. a. Bengel, u. a. S. 54). Ebenso weisen Wissenschaftler wie Antonovsky (3.2.3.) und Shapiro (3.2.2.) darauf hin, dass je nach situativem Kontext auch externale Formen von Kontrolle oder auch das Aufgeben jeglicher Kontrollversuche adäquat sein kann.

able Ursachen, wie zum Beispiel „Glück“ (vgl. Meyer, S. 89). In diesem Zusammenhang ist auch die Rede von einem depressiven bzw. allgemeiner von einem „pessimistischen Erklä-rungsstil“ (ebd., S. 91), der zwar keine notwendige Ursache, aber einen Risikofaktor für das Auftreten einer Hilflosigkeitsdepression darstellt (vgl. Peterson, S. 294). Auch bei einer späte-ren Veränderung der Theorie, der sogenannten Hoffnungslosigkeitstheorie, die 1989 von Ab-ramson, Metalsky und Alloy auf früheren Fassungen aufbauend entwickelt wurde, wurde sol-chen allgemeineren Denkmustern wie dem pessimistissol-chen, depressogenen Erklärungsstil ne-ben anderen Faktoren große Bedeutung beigemessen (vgl. dazu Peterson, S. 293 f.; vgl. zu den Reformulierungen der Hilflosigkeitstheorie auch: Meyer, S. 98 ff. und Petermann, 1995).

Von diesen grundlegenden Theorien ausgehend, verweisen „Hilflosigkeitsforscher“ (Peterson, S. 297) auf zahlreiche Gebiete, in denen diese Ideen Anwendung finden: Hilflosigkeit spielt nicht nur bei der Entstehung von Depressionen eine Rolle. Sie beeinflusst auch die körperliche Gesundheit, wahrscheinlich über das Immunsystem, vor allem aber über das Gesundheitsver-halten, weil Menschen mit einem pessimistischen Erklärungsstil dazu neigen, die „basics of health care“ (ebd., S. 296) zu vernachlässigen. Daneben ist Hilflosigkeit in Leistungssituatio-nen von großer Bedeutung. Zahlreiche Beispiele zeigen eiLeistungssituatio-nen Zusammenhang von internaler Attribuierung und Leistungsschwäche, die von den Versuchspersonen auf einen persönlichen Mangel an Fähigkeiten zurückgeführt wird. Darüber hinaus kann das Erklärungsmodell noch für viele andere Bereiche angewendet werden, so unter anderem zur Erklärung von Passivität in Reaktion auf Arbeitsstress, Arbeitslosigkeit oder chronische Schmerzen (ebd., S. 297).

Kompetenzentwicklung und Optimismus – die Umkehrung von Hilflosigkeit?

Eine gerade auch im Zusammenhang dieser Arbeit sehr wichtige Frage betrifft schließlich die Möglichkeit der Umkehrung von „gelernter Hilflosigkeit“. Nach Meinung von Seligman lässt sich aus der Theorie auch ableiten, wie Hilflosigkeit zu behandeln ist. „Wenn das zentrale Problem des Mangels an Reaktionsbereitschaft in der Erwartung liegt, dass die eigenen Reakti-onen zu nichts führen, dann sollte Heilung eintreten, wenn diese Erwartung aufgehoben wird“

(Seligman, 1995, S. 52). Eine Therapie sollte demzufolge einem Patienten die Überzeugung vermitteln, dass er ein Mensch ist, der etwas bewirken kann, und sie sollte ihm ermöglichen, erreichbare Ziele und wirksame Pläne zu deren Verwirklichung zu entwickeln. Außerdem sollte sie dem Patienten beibringen, anders über die Ursachen seiner Misserfolge zu denken, und versuchen, die negative Erwartungshaltung in eine optimistischere umzuwandeln, bei der der Patient zunehmend zu der Überzeugung gelangt, dass seine Handlungen zu den von ihm ge-wünschten Konsequenzen führen und etwas bewirken (vgl. ebd., S. 95 f.; vgl. a. ders., 1991, S. 86).

Laut Seligman haben Menschen ein grundlegendes Bedürfnis nach Kompetenz. Kompetenz wird hier verstanden als das Bedürfnis, Hilflosigkeit und die dadurch induzierte Angst und Depression zu vermeiden. Er verweist in diesem Zusammenhang auf Theoretiker, die bei Tie-ren und bei Menschen sogar ein fundamentales Bedürfnis oder einen Trieb sehen, Ereignisse in der Umgebung zu kontrollieren und Zwängen zu widerstehen (vgl. Seligman, 1995, S. 52).

Ganz ähnlich sieht auch sein Kollege Peterson die zentrale Bedeutung dieser Thematik, als deren einen Pol er die „gelernte Hilflosigkeit“ und als deren anderen Pol er das Gegenteil, die

„persönliche Kontrolle“ sieht (vgl. Peterson, S. 298). Peterson weist darauf hin, dass sich ver-gleichbare Grundgedanken in einer Vielzahl von Konzepten und Theorien finden lassen.

Gleichgültig, ob man von Selbstwirksamkeit, von erlerntem Optimismus, von

Typ-A-Ver--halten, von Hardiness oder von Kohärenzgefühl und vielen anderen mehr spreche, alle diese Theorien trügen mit einem Fundus an empirischem Material zum Verständnis dieses so emi-nent wichtigen Zusammenhangs bei (vgl. ebd., S. 289 f.).

So deutet sich an, dass es hier erneut darum geht, zwei Seiten einer Medaille zu betrachten, um dadurch einen komplementären Zusammenhang tiefergehend zu verstehen. Dies wird beson-ders auch in Seligmans Buch „Pessimisten küsst man nicht. Optimismus kann man lernen“

(1991) deutlich. Hier schildert Seligman nicht nur, wie es zur Reformulierung der Hilflosig-keitstheorie kam. Anhand von Beispielen aus vielen Lebensbereichen von der Gesundheit bis hin zu Entwicklungen innerhalb eines Unternehmens stellt er sehr anschaulich auch die Entste-hung und die Folgen pessimistischen Denkens dar und liefert dazu eine Fülle von Untersu-chungsergebnissen und Testbeispielen. In diesem Zusammenhang werden ausdrücklich auch Befunde zu den Ursprüngen und Wirkungen optimistischer Erklärungsmuster berücksichtigt.

Demnach kann Optimismus die Gesundheit in vierfacher Weise fördern: vermittelt über das Immunsystem sowie über das Gesundheitsverhalten und außerdem wahrscheinlich auch da-durch, dass ein Optimist mehr Positives erlebt und größeren sozialen Rückhalt erfährt (Selig-man, 1991, S. 210 ff.). Schließlich vermittelt Seligman im abschließenden Teil seines Buches auch noch Anleitungen zur Veränderung von pessimistischen Erklärungsmustern und zum Erlernen von Optimismus. Dabei bezieht er sich vor allem auf Therapieansätze aus der kogni-tiven Therapie u.a. von Beck und Ellis (vgl. unten Kap. 6.2.1.3).

Damit ist das genannte Buch von Seligman ein Beispiel dafür, wie sich die pathogene und die salutogene Perspektive fruchtbringend ergänzen können. Da allerdings der Schwerpunkt der Hilflosigkeitstheorie und ihrer Reformulierungen eindeutig auf der Betrachtung pessimistischer Erklärungsmuster liegt und auf der Frage, wie sich aus diesen Mustern unter experimentellen oder natürlichen Bedingungen Leistungsminderung, Passivität, Apathie und Depressionen entwickeln, gilt es nun, die salutogene Perspektive auszubauen und zu erkunden, wie gegenläu-fige Entwicklungen zustande kommen. Daher werden im folgenden Abschnitt verschiedene zum Teil komplementäre Konzepte vorgestellt, die schon als „die andere Seite der Medaille“

erwähnt wurden.