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3 Die Mongolische Wüstenrennmaus

3.2.1 Gattung Gerbillus: Eigentliche Rennmaus

In der Literatur herrscht keine Klarheit über die Anzahl der Arten, die dieser Gattung zuzuordnen ist. LAY (1983) unterscheidet 62 verschiedene Spezies, nach GRZIMEK (1969) umfasst diese Gattung 54 Arten. Ein Grund für die Differenzen sind die vielen verschiedenen Synonyme, die teilweise für ein und dieselbe Art verwendet werden (LAY 1983).

Verbreitungsgebiet dieser Gattung sind aride und semiaride Gebiete Nord- und Ostafrikas, Sinai, Arabische Halbinsel, Iran, Afghanistan, Pakistan und Indien (LAY 1983).

Nachfolgend werden fünf bekanntere Arten der Gattung Gerbillus näher beschrieben.

Aussehen, Verbreitung und natürlicher Lebensraum

Gerbillus nanus (BLANFORD 1875), die Nordafrikanische Rennmaus, wurde von KIRCHSHOFER (1958) intensiv im Freiland und in Gefangenschaft beobachtet.

Die Tiere sind 6 bis 8 cm lang und besitzen einen mehr als körperlangen Schwanz.

Das Fell ist sandfarben, die Fußsohlen sind nackt.

Eine Ventraldrüse ist weder beim Männchen noch beim Weibchen vorhanden (PRAKASH u. KUMARI 1979).

Das Verbreitungsgebiet dieser Tierart ist die Steppe Nordafrikas von Baluchistan zur Arabischen Halbinsel und von Israel bis Marokko (LAY 1983).

Wasserreiche Nahrung wird bevorzugt, denn der Flüssigkeitsbedarf wird ausschließ-lich aus der Nahrung gedeckt (KIRCHSHOFER 1958).

Gerbillus campestris (LOCHE 1867), die Feld-Rennmaus, hat eine Körperlänge von 9 bis 13 cm und eine Schwanzlänge von 12 bis 15 cm. Das Körpergewicht liegt zwischen 21 und 44 g. Die Fußsohlen sind nackt. Diese Art kommt in den Trocken-steppen, felsigen Gebieten und trockenem Kulturland Nordafrikas von Marokko bis

Ägypten und dem Sudan vor und ernährt sich durch Samen, Blätter, Insektenlarven und Heuschrecken (LAY 1983; GRZIMEK 1988).

Gerbillus gerbillus (OLIVIER 1801), die Kleine Ägyptische Rennmaus, hat eine Körperlänge von 7,5 bis 10,5 cm und eine Schwanzlänge von 10 bis 14 cm. Das Körpergewicht liegt zwischen 15 und 35 g. Das Fell ist sandfarben an der Oberseite, und der Bauch ist weiß. Die Fußsohlen sind behaart (GRZIMEK 1988).

Nur die Männchen besitzen eine Ventraldrüse (MEDER 1989).

Das Verbreitungsgebiet ist die Wüste und Halbwüste Nordafrikas von Israel bis Marokko. Die Tiere leben vornehmlich auf Sandböden, in die sie ihre Bauten graben.

Als Nahrungsquelle dienen trockene Sämereien. Auf der Suche nach Futter wird auch Kameldung nach Pflanzenfasern und Samen durchsucht (GRZIMEK 1988).

Gerbillus perpallidus (SETZER 1958), hat eine Kopf-Rumpf-Länge von etwa 10 cm und einen etwas längeren Schwanz. Das Fell ist auf der Oberseite sandfarbig und am Bauch und über den Augen weiß. Auch bei Gerbillus perpallidus besitzen nur die Männchen eine Ventraldrüse (MEDER 1989).

Die Fußsohlen sind behaart. Das Verbreitungsgebiet dieser Art ist Nordägypten, westlich des Nils (LAY 1983).

Gerbillus perpallidus ist nachtaktiv (MEDER 1989).

Gerbillus pyramidum (GEOFFROY 1825), die Große Ägyptische Rennmaus, hat eine grau-orange Fellfarbe. Die Vorderpfoten, der Bauch, die Hinterfußinnenseiten und die Unterfläche des Schwanzes sind weiß. Über den Augen, hinter den Ohren, an Kinn, Wangen und Mundwinkeln befinden sich weiße Flecken, die FIEDLER (1972) als Gesichtsmaske bezeichnet. Das Schwanzende trägt einen schwarzen Pinsel.

Adulte Tiere wiegen zwischen 33 und 51 g. Die Kopf-Rumpf-Länge liegt etwa zwischen 9 und 10 cm, die Schwanzlänge zwischen 12 und 16 cm. Die Männchen sind schwerer und größer als die Weibchen (HAPPOLD 1968). Die Fußsohlen sind behaart (LAY 1983). Nur die Männchen besitzen eine Ventraldrüse (MEDER 1989).

Das Verbreitungsgebiet ist die Wüste Nordafrikas, die Sinaihalbinsel und Südpalästi-na (HEYDER 1968).

Die Tiere sind nachtaktiv und leben in Kolonien. Das Futter besteht aus Samen und Gräsern, die in großen Vorräten gehortet werden (HAPPOLD 1968, 1975).

Physiologie und Lebensweise

Insgesamt gibt es sehr wenige Freilandbeobachtungen zu diesen Tierarten.

Allgemein handelt es sich um territoriale Tiere, die sich immer innerhalb der Grenzen ihres Wohngebietes aufhalten. Das Territorium wird mit Hilfe der Ventraldrüse markiert und gegen Eindringlinge verteidigt, und zwar umso heftiger, je weiter der Eindringling sich dem Revierzentrum mit den Nestern für die Jungtiere und den Futtervorräten nähert (SCHMIDT 1996).

Die Anpassung an den Lebensraum, welcher hauptsächlich aus Steppe und Wüste besteht und durch extreme Umgebungstemperaturen und fehlendes Trinkwasser gekennzeichnet ist, gelingt durch den Bau von unterirdischen Gangsystemen mit

Wohnhöhlen und Vorratskammern und durch eine besonders ökonomische Rege-lung des Wasserhaushaltes.

Die Einsparung von Wasser gelingt dabei auf mehrere Arten.

Durch den Aufenthalt in den kühlen unterirdischen Bauten während des Tages und eine Einschränkung der motorischen Aktivität wird der Wasserverlust gering gehal-ten. Eine vermehrte Futteraufnahme führt zur Erhöhung des metabolisch aus dem Futter gewonnenen Wassers und des freien Wassers (WARNCKE u. LINOW 1990).

Durch die außerordentlich hohe Konzentrationsfähigkeit der Niere wird nur ein geringes Wasservolumen ausgeschieden. Zusätzlich wird Wasser aus dem Kot reabsorbiert, so dass sehr trockene Kotpellets ausgeschieden werden.

Bei Gerbillus perpallidus ist außerdem ein nasaler „zeitlicher Gegenstrommechanis-mus“ bekannt, der die evaporative Wasserdampfabgabe verhindert und so weiteres Wasser einsparen kann (WARNCKE u. LINOW 1990). Dabei wird die Inspirationsluft beim Passieren des nasalen Gewebes erwärmt und die Tiere nehmen Wasserdampf auf. Beim Ausatmen gibt die Luft die Wärme an das nasale Gewebe wieder ab und ein großer Teil der mitgeführten Feuchtigkeit kondensiert am Nasenepithel aus.

KIRCHSHOFER (1958) beobachtete Gerbillus nanus in Algerien und züchtete diese Art in Gefangenschaft. Bemerkenswert sind dabei die Beobachtungen zu den Bauten.

Die Bauanlagen, die jeweils runde Eingänge von 3 bis 4 cm Durchmesser haben, sind entweder als Flachbauten ca. 5 bis 10 cm unter dem Boden horizontal geglie-dert oder werden in den Sandhügeln als Dünenbauten mit zusätzlicher vertikaler Gliederung angelegt.

Die Flachbauten enthalten einen Gang mit seitlichen Abzweigungen und einer Vorratskammer, wobei diese Grundelemente beliebig oft innerhalb eines Baus vorkommen und so die Größe bestimmen. Diese Bauten werden jeweils von einem Männchen bewohnt. Die komplizierteren Dünenbauten enthalten zusätzlich einen Wohnkessel mit Nest und werden von Weibchen mit ihren Jungen bewohnt. Diese

„Mutterbaue“ bieten mehr Schutz vor Feinden und konstantere Temperaturverhält-nisse. Die Eingänge beider Arten von Bau werden tagsüber verschlossen.

Im natürlichen Milieu ist Gerbillus nanus territorial und solitär (KIRCHSHOFER 1958).

Fortpflanzung und Entwicklung

Tab. 1: Entwicklung verschiedener Gerbillus-Arten (Alter in Tagen) Durchbruch

3: PETTER (1961); HAPPOLD (1968)

Fortpflanzungsdaten sind in der Literatur nicht für alle Gerbillus-Arten vorhanden. Am besten erforscht sind bislang die Arten Gerbillus nanus und Gerbillus pyramidum.

Die Tragzeit beträgt bei Gerbillus nanus 21 bis 23 Tage, wobei die Anzahl der Jungen zwischen drei und sieben liegt. Die Säugezeit beträgt drei bis vier Wochen (KIRCHSHOFER 1958). Gerbillus pyramidum hat bei einer Tragzeit von 20 bis 21 Tagen eine durchschnittliche Wurfgröße von drei Jungen, wobei die Wurfzahl zwischen eins und sechs liegen kann. Das Geburtsgewicht liegt zwischen 2,5 und 3,5 g (HEYDER 1968).

Die Wurfgröße von Gerbillus gerbillus und Gerbillus campestris liegt zwischen drei und sechs (GRZIMEK 1988).

Alle Jungen werden nackt und blind geboren.