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5 Aussagen zur tiergerechten Haltung der Mongolischen Wüsten- Wüsten-rennmaus und ihre Bewertung

5.4 Kontakt zum Menschen

5.5.1 Bewertung der Umweltfaktoren

Mongolische Wüstenrennmäuse tolerieren im Allgemeinen relativ weite Bereiche in Bezug auf das Klima und passen sich meistens problemlos an die vorgegebenen Bedingungen an. Die angegebenen Richtwerte sind immer in Zusammenhang mit den übrigen Haltungsfaktoren zu sehen, wobei die Kombination der einzelnen Faktoren entscheidend ist.

Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Käfigart und -gestaltung sowie der Reinigungsgrad - Faktoren, die das jeweilige Mikroklima maßgeblich beeinflussen. Die Tiere können sich durch entsprechendes Verhalten nur dann an die klimatischen Bedingungen anpassen, wenn die Voraussetzungen dazu gegeben sind. Im natürlichen Lebensraum ziehen die Tiere sich bei unangenehmen klimatischen Bedingungen in den unterirdischen Bau zurück. Bei der Haltung in Gefangenschaft ist dies je nach Käfiggestaltung nicht immer möglich. Das erfordert entweder die Kontrolle der Klimawerte in für das Tier optimalen Bereichen oder das Angebot entsprechender naturnaher Umgebungsbedingungen.

Während das Klima bei der Versuchstierhaltung durch die Notwendigkeit der Stan-dardisierung relativ starr geregelt ist, sind die anderen Haltungsformen durch zum Teil starke Klimaschwankungen gekennzeichnet.

Für alle Haltungsformen gilt, dass die Luftqualität so beschaffen sein muss, dass übermäßige Wärme und Feuchtigkeit abtransportiert werden sowie eine Ansamm-lung von Geruchsstoffen, Schadgasen und Staub verhindert wird.

Für die Mongolische Wüstenrennmaus liegt die optimale Temperatur im Bereich zwischen 19 und 24° C. Aus Rücksicht auf Neugeborene, alte und kranke Tiere sollten Temperaturen unter 15 und über 29 °C vermieden werden. Die Einhaltung dieser Grenzwerte kann bei der Heimtierhaltung und bei der Haltung in der Zoohand-lung und im Tierheim Probleme bereiten, da dort in der Regel keine Klimaanlagen die Einhaltung des Temperaturoptimums regeln. Deshalb sind vor allem bei diesen Haltungsformen die Strukturen so zu schaffen, dass den Tieren eine Anpassung durch entsprechendes Verhalten ermöglicht wird. Wenn die Tiere die Gelegenheit haben, einen Bau anzulegen bzw. wenn ein Unterschlupf zur Verfügung gestellt wird, können Temperaturen außerhalb des Optimalbereiches toleriert werden.

Zu vermeiden sind Käfigstandorte, die die Tiere ungeschützt der Sonneneinstrahlung aussetzen und die aufgrund der Position im Raum eine Einhaltung der Grenzwerte erschweren. Dies ist zum Beispiel der Fall bei unzureichend isolierten Gebäuden und einem Standort unter dem Dach.

Die in Zoohandlungen vielfach praktizierte Haltung im Schaufenster ist aus mehreren Gründen abzulehnen. Dort kommt es nicht nur zu erheblichen Temperaturschwan-kungen und zu Störungen der Tiere, sondern dadurch werden auch unüberlegte Spontankäufe gefördert.

Insgesamt gesehen sind Mongolische Wüstenrennmäuse in Bezug auf die Tempera-tur relativ unempfindlich, so dass Schwankungen im o. g. Bereich ohne Probleme toleriert werden können.

Anders verhält es sich bei der Regelung der relativen Luftfeuchtigkeit. Mongolische Wüstenrennmäuse sind von Natur aus an eine relative Luftfeuchtigkeit von maximal 50 % adaptiert und reagieren sehr empfindlich auf Abweichungen nach oben. Der optimale Bereich liegt zwischen 30 und 50 % relativer Luftfeuchtigkeit. Höhere Werte sind vor allem in Kombination mit einer hohen Umgebungstemperatur kritisch zu sehen, da dies die Fähigkeit zur Thermoregulation einschränkt.

Während die empfohlenen Werte in der Versuchstierhaltung relativ problemlos eingehalten werden können, ergeben sich bei den anderen Haltungsformen Proble-me. Vor allem im Sommer ist es ohne zusätzliche technische Einrichtungen, wie z. B.

Luftentfeuchter, kaum möglich, den Grenzwert von 50 % einzuhalten.

Einen erheblichen Einfluss auf die Luftfeuchtigkeit hat die Art und Gestaltung des Käfigs. Die vielfach empfohlene Haltung in Aquarien ist nur dann zu befürworten, wenn statt der konventionellen Abdeckung eine luftdurchlässige Drahtkonstruktion verwendet wird und die Höhe der Aquariumwände die Breite nicht übersteigt.

Andernfalls kommt es nicht nur zu einer erhöhten relativen Luftfeuchtigkeit, sondern auch zu vermehrter Wärmeentwicklung und somit zu einer sehr ungünstigen Kombi-nation. Das gleiche Problem besteht bei allseitig geschlossenen Behältnissen und den im Handel angebotenen Röhrensystemen. Solches Zubehör ist kategorisch abzulehnen.

Durch einen adäquaten Luftwechsel wird einer Anreicherung von Schadgasen, Staubpartikeln und Infektionserregern entgegengewirkt und ein Wärmestau verhin-dert. Besondere Beachtung ist den Rückzugs- und Ruhebereichen zu schenken, da die Tiere sich dort vermehrt aufhalten und die Luftqualität gerade in diesen Bereichen den Anforderungen entsprechen sollte.

Viele Faktoren, wie z. B. die Belegungsdichte und die Art des Käfigs, beeinflussen die erforderliche Luftwechselrate, so dass die Angabe allgemeiner Richtwerte schwierig ist. Eine regelmäßige Kontrolle von Temperatur und Luftfeuchtigkeit, vor allem innerhalb des Käfigs, kann Anhaltspunkte über die Lüftungsnotwendigkeit geben.

In der Versuchstierhaltung ist eine gleichmäßige Belüftung über die Raumdecke mit klimatisierter Zuluft zu bevorzugen. Fenster sollten in den Tierräumen nicht vorhan-den sein, da es sonst sowohl zu Temperaturschwankungen als auch zu Zugluftbelas-tungen der Tiere kommt. Bei den anderen Haltungsformen kann eine Intervalllüftung den erforderlichen Luftwechsel liefern.

Zugluft belastet das Thermoregulationsvermögen der Tiere und sollte vermieden werden. Eine Luftgeschwindigkeit bis 0,25 m/sec ist tolerierbar. Als Ausgleich für dennoch auftretende Zugluftbelastungen ist ein Schlafhäuschen als Rückzugsmög-lichkeit sinnvoll.

Die Festlegung der Lichtintensität stellt bei der Versuchstierhaltung stets eine Kompromisslösung dar zwischen den Ansprüchen der dort arbeitenden Menschen und den Ansprüchen der Tiere. Da Mongolische Wüstenrennmäuse an eine gute Sicht während Dämmerung und Dunkelheit angepasst sind, kann davon ausgegan-gen werden, dass sie tagsüber keiner intensiven Beleuchtung bedürfen. Ab welcher Beleuchtungsintensität bei der Mongolischen Wüstenrennmaus jedoch mit Schäden zu rechnen ist, wurde bislang nicht untersucht. Fest steht, dass die Beleuchtungsin-tensität den Aktivitätsrhythmus der Tiere beeinflusst. Je höher die LichtinBeleuchtungsin-tensität ist, desto mehr verschiebt sich das Aktivitätsmaximum in die Dunkelheit.

Im Käfig sollte nach bisherigen Erkenntnissen eine maximale Lichtintensität von 60 lx nicht überschritten werden. Albinotische Tiere bedürfen einer noch geringeren Lichtintensität.

In der natürlichen Umgebung bleibt als Reaktion auf inadäquate Lichtverhältnisse der Rückzug in den Bau. Auch bei der Haltung in Gefangenschaft bevorzugen die Tiere den Rückzug in abgedunkelte Bereiche zumindest für die Ruhephasen. Deshalb sollte entweder ein Schlafhäuschen zur Verfügung stehen oder eine Käfiggestaltung angeboten werden, die den Tunnelbau ermöglicht.

Käfigstandorte, die einer besonders intensiven Beleuchtung ausgesetzt sind (z. B.

Käfige der obersten Etage eines Regals) sollten durch Sichtschutzblenden o. ä.

geschützt werden.

Als Beleuchtungsquellen können Tageslicht-Leuchtstoff-Röhren verwendet werden.

Die Lichtfarbe entspricht dem Tageslicht und bietet somit eine adäquate Lichtqualität.

Mongolische Wüstenrennmäuse sind innerhalb gewisser Grenzen anpassungsfähig bezüglich des circadianen Rhythmus. Die Tiere passen sich sowohl an einen Licht-zyklus mit 12 Stunden Beleuchtung als auch an einen Rhythmus mit 14 Stunden Beleuchtung an. Wichtig ist die Einhaltung der einmal festgelegten Lichtperiode und die Vermeidung von Unterbrechungen der Lichtphasen, da dies weitreichende Folgen auf Verhalten und Physiologie der Tiere hat. Um Einflüsse von außerhalb zu vermeiden, ist die fensterlose Haltung von Versuchstieren zwingend notwendig. Die Regelung der Lichtphasen sollte durch zentrale Zeitschaltuhren erfolgen.

Sowohl Dauerlicht als auch Dauerdunkel sind zu vermeiden.

Letzteres gilt auch für die Haltung Mongolischer Wüstenrennmäuse in Tierheimen, Zoohandlungen und für die Heimtierhaltung. Das Lichtregime unterliegt hier entweder den natürlichen tages- und jahreszeitlichen Schwankungen oder wird dem Tages-rhythmus der betreuenden Personen angepasst. Der Einfluss dieser Schwankungen auf Verhalten und Physiologie der Tiere ist bislang kaum erforscht. Fest steht jedoch, dass es dadurch zu Aktivitätsverschiebungen kommt. Während die Tiere im natürli-chen Habitat vorwiegend in der Abenddämmerung aktiv sind, wechseln bei der Haltung in Gefangenschaft Aktivitäts- und Ruhephasen zu jeder Tages- und Nacht-zeit ab.

Im Käfig vorhandene Rückzugsmöglichkeiten bieten Schutz vor inadäquater Be-leuchtung und ermöglichen in gewissem Rahmen eine Wahl der BeBe-leuchtungsinten- Beleuchtungsinten-sität.

Störfaktoren wie Erschütterungen und Geräusche über 50 dB (A) führen zu erhebli-chen Stressbelastungen und sind zu vermeiden. Vor allem unbekannte, plötzlich auftretende Geräusche führen zu Störungen von Gesundheit und Wohlbefinden.

Störschallquellen sind aus der Tierumgebung zu eliminieren. Dazu gehören auch Geräte, die für den Menschen nicht hörbare Ultraschalllaute emittieren, wie zum Beispiel in der Versuchstierhaltung eingesetzte Videomonitore o. ä. Schon bei der Planung der Versuchstieranlagen sollte Augenmerk auf entsprechende Einrichtung, Bodenbeläge usw. gerichtet werden. Gedämpfte Dauermusik im Hintergrund kann den nachteiligen Effekt plötzlich auftretender Geräusche mildern.

Bei der Haltung im Tierheim oder in der Zoohandlung ist die räumliche Trennung von lauten Tierarten erforderlich.

Die betreuende Person sollte sich stets bewusst machen, dass nur der ruhige vertraute Umgang mit dem Tier die erforderliche Sicherheit vermittelt.

Tab. 11: Umweltfaktoren bei der Haltung Mongolischer Wüstenrennmäuse

Parameter Optimalwert Bemerkungen

Raumtemperatur 19-24 °C Temperaturen < 15 °C und

> 29 °C vermeiden Relative Luftfeuchtigkeit 30-50 %

Luftgeschwindigkeit max. 0,25 m/sec

Luftwechsel keine Vorgabe möglich abhängig von Besatzdich-te, Käfigart und Reini-gungsgrad

Lichtintensität im Raum 210 lx in Arbeitshöhe Lichtintensität im Käfig max. 60 lx

Lichtzyklus Versuchstier-haltung

Hell : Dunkel

12 : 12 oder 14 : 10

Störfaktoren/Lärm Geräusche < 50 dB (A) plötzliche laute Geräusche und Ultraschall-Störquellen vermeiden