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5. Methodisches Vorgehen

5.3. Fragebogenerhebung

externe Validität oder Generalisierbarkeit sicherzustellen. Hier ist insbesondere der Vergleich quantitativer und qualitativer Daten sinnvoll. Für die Triangulation der Interviewergebnisse wird daher auf die Unternehmensumfrage in Form eines geschlossenen Fragebogens zurückgegriffen, die im folgenden Kapitel 5.3. näher beschrieben wird.

Der Schwäche von Fallstudien, nämlich der Verallgemeinerung der Ergebnisse (externe Validität), wurde dadurch versucht zu begegnen, in dem mehrere unterschiedliche Fälle, in denen die untersuchten Zusammenhänge empirisch analysiert werden konnten (Mehrfallstudie), mit in den Forschungsprozess einbezogen wurden (vgl. Flick 2002, S. 336f).

Fragebogenerhebung

Please simply indicate your personal opinion and perception“). Des Weiteren wurde eine anonyme Behandlung der Daten zugesichert („Any information provided in this questionnaire will be treated in the strictest confidence”), um der Antworttendenz der „sozialen Erwünschtheit“ entgegenzuwirken (vgl. Mummendey 1995, S. 182ff). Auf eine umfassende Definition des Begriffes Nachhaltigkeit wurde in der Einleitung des Fragebogens bewusst verzichtet. Stattdessen wurde ein pragmatischer Ansatz verfolgt und das unternehmensbezogene Konzept der Nachhaltigkeit, das allgemein eine Integration ökologischer und sozialer Kriterien in Geschäftsvorgänge und -strategien fordert, im Rahmen der ersten Frage beschrieben.

Als Quellen für die Beschaffung von beantworteten Fragebogen dienten vorwiegend die Managementseminare des IMD, indem den daran teilnehmenden Führungskräften in den Seminarpausen der Fragebogen zum Ausfüllen überlassen wurde. Es wurde hier eine hohe Rücklaufquote erreicht, da ungefähr 30 Prozent der angesprochenen Manager die Formulare ausfüllten und sie so rund die Hälfte der beantworteten Fragebogen lieferten. Die IMD-Seminare behandelten allgemeine Managementthemen (Finanzierung, Marketing, Strategie etc.) und wurden nicht vom „Forum for Corporate Sustainability Management“ durchgeführt.

Daher kann davon ausgegangen werden, dass die Befragten nicht überdurchschnittlich gegenüber der Nachhaltigkeitsthematik sensibilisiert waren und die hohe Rücklaufquote am IMD zu keiner signifikanten Verzerrung der Daten führte.

Zusätzlich wurden in den interviewten Firmen „Multiplikatoren“ gesucht, die in ihrem Kollegenkreis bereit waren, Fragebogen zu verteilen oder auf den existierenden Online-Fragebogen aufmerksam zu machen. Eine zuverlässige Rücklaufquote kann hierbei nicht angegeben werden, da die Weitergabe von Fragebogen durch die Multiplikatoren in den Unternehmen unverbindlich war. Es ist zu vermuten, dass die Fragebogen oftmals nicht weitergeleitet wurden, da man die Kollegen nicht durch das Ausfüllen von Fragebogen

„belästigen“ wollte. Außerdem war der Fragebogen über das Internet frei verfügbar und es ist nicht nachvollziehbar, wer gezielt durch Multiplikatoren auf die Untersuchung hingewiesen oder zufällig durch Internetsuchmaschinen hierauf aufmerksam wurde. Weiterhin wurden auch 2.500 Fragebogen mithilfe professioneller Anbieter von Adressdatenbanken direkt an Manager verschickt. Der Rücklauf des direkten Versandes war gering und lag unter einem Prozent. Alle Fragebogen wurden durch Mitarbeiter des „Forum for Corporate Sustainability Management“ am IMD erfasst und in eine Datenbank übertragen, die die im Folgenden durchgeführte branchenspezifische Auswertung der Umfragedaten ermöglichte.

16%

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Keine Antw ort Sonstige Technologie Pharma Nahrungsmittel Luftfahrt Finanz Energie Chemie

Automobil NM (n=129)

GM (n=944)

Abbildung 8: Anteil der befragten Nachhaltigkeitsmanager (NM) und Manager (GM) bezüglich der untersuchten Branchen

Für die Fragebogenerhebung konnten insgesamt 129 Nachhaltigkeitsmanager (NM) und 944 Manager (GM) der neun genannten Branchen gewonnen werden. Von den Managern kommen 83 aus Finanzunternehmen und diese neun Prozent der Testteilnehmer werden im weiteren Verlauf der Untersuchung näher betrachtet. Insgesamt sind alle Branchen bei der GM-Erhebung mit einer ausreichenden Stichprobenanzahl vertreten, um die Ergebnisse vergleichen zu können (Abbildung 8). Da deutlich weniger Fragebogen von Nachhaltigkeitsmanagern - davon waren nur acht Mitarbeiter von Finanzunternehmen, beantwortet wurden - sind statistisch aussagekräftige Vergleiche zwischen Nachhaltigkeitsmanagern aus unterschiedlichen Industriezweigen nicht möglich. Bei den Nachhaltigkeitsmitarbeitern aus Banken und Versicherungen können somit nur Tendenzen aufgezeigt werden. Die Stichprobe aller Nachhaltigkeitsmanager (NM) ist jedoch mit 129 Antworten ausreichend groß, um sie den Managern gegenüberstellen zu können. Im Weiteren stehen, wie schon erwähnt, die statistischen Ergebnisse der Manager aus Finanzinstituten (GM-Finanz) im Vordergrund. Zur Einordnung und zum Vergleich werden - dort, wo es möglich ist - die Antworten der Finanzmanager mit denen der Führungskräfte aus anderen Industrien (GM-Andere) und der Nachhaltigkeitsmanager (NM) verglichen.

Die Betrachtung der Stichproben zeigt, dass die Mehrzahl der befragten Nachhaltigkeitsmitarbeiter und Manager männlich und zwischen 35 und 50 Jahre alt ist (Tabelle 3), wobei die Nachhaltigkeitsmanager im Durchschnitt älter sind als die anderen Führungskräfte. Mehrheitlich geben die Befragten an, dem Senior-Management oder dem Mittel-Management anzugehören. Nur zwei Prozent der Nachhaltigkeitsmanager sind

Fragebogenerhebung

Mitglieder des Vorstandes, jedoch über 50 Prozent gehören dem Senior-Management an.

Manager, auch die aus Finanzunternehmen (GM-Finanz), sind häufiger Mitglieder des Vorstands und des Junior-Managements als die befragten Nachhaltigkeitsmitarbeiter.11

Tabelle 3: Häufigkeitsverteilung von Geschlecht, Alter, Position, Tätigkeitsregion und Funktion

Nachhaltigkeitsmanager (n=129)

General Manager (n= 945)

General Manager Finanzbranche (n=83) Geschlecht

Männlich 78% 82% 72%

Weiblich 20% 15% 20%

Keine Antwort 2% 3% 8%

Alter

Unter 35 12% 19% 19%

Zwischen 35 und 50 53% 59% 64%

Über 50 33% 20% 12%

Keine Antwort 2% 2% 5%

Position

Mitglied des Vorstandes 2% 9% 6%

Senior-Management 52% 40% 43%

Mittel-Management 38% 39% 45%

Junior-Management 4% 9% 5%

Andere Position 4% 3% 0%

Keine Antwort 0% 2% 1%

Tätigkeitsregion

Nordamerika 9% 13% 7%

Skandinavien 12% 16% 22%

Mittel-/Nordeuropa 71% 43% 59%

Südeuropa 2% 12% 5%

Entwickeltes Asien 1% 4% 2%

Entwicklungsländer 3% 7% 4%

Andere Region 2% 3% 1%

Keine Antwort 0% 2% 0%

Funktion

Forschung und Entwicklung --- 8% 2%

Finanzierung / Controlling --- 11% 30%

Marketing / Vertrieb --- 21% 25%

Mitarbeiter in der Zentrale --- 25% 22%

Personalwesen --- 14% 14%

Produktion --- 17% 2%

Andere Funktion --- 3% 3%

Keine Antwort --- 1% 2%

Die an der Befragung teilnehmenden allgemeinen Führungskräfte und vor allem die Nachhaltigkeitsmanager arbeiten mehrheitlich in Europa, nur rund 10 Prozent der Befragten

11 Im weiteren Verlauf der Arbeit werden die Führungsebenen Top-, Mittel- und Junior-Management

unterschieden. Zum Top-Management zählen die Mitglieder der Unternehmens- und Bereichsvorstände sowie des Senior-Managements, die zur Formulierung der unternehmenspolitischen Ziele befugt sind. Beim Mittel-Management handelt es sich um Führungskräfte der zweiten Ebene, die die Ziele des Top-Mittel-Managements in Programme, Regeln und konkrete Aufgaben übersetzen. Das Junior-Management ist die direkte

Verbindungsstelle zu den operativ tätigen Mitarbeitern (vgl. Mohe 2002, S. 333)

sind in Nordamerika tätig. Die Finanzmanager sind im Schnitt häufiger in Mittel- und Nordeuropa tätig als die anderen befragten Führungskräfte. Im Vergleich zu den Managern sind nur wenige Nachhaltigkeitsverantwortliche in Asien oder in Entwicklungsländern tätig.

Die Angaben über die Funktionen der Manager zeigen, dass über 20 Prozent der befragten Führungskräfte in den Unternehmenszentralen und im Marketing / Vertrieb sowie 14 Prozent im Personalwesen tätig sind. Da Banken und Versicherungen kaum Produktentwicklung im Sinne von Forschungs- und Entwicklungsarbeit betreiben und keine physischen Produktionsprozesse wie in anderen Branchen vorliegen, ist die Zahl der Finanzmanager (GM-Finanz) in den Funktionen Forschung und Entwicklung sowie Produktion sehr klein.

Jedoch geben 30 Prozent der Führungskräfte aus Banken und Versicherungen an, in der Finanzierung oder im Controlling tätig zu sein. Im Vergleich mit den Führungskräften der anderen Branchen sind das fast dreimal soviel.

Die Auswertung der Fragebogenerhebung zeigt außerdem, dass nur rund vier Prozent der Manager davon ausgehen, dass ihr Unternehmen nicht mit der Idee oder dem Konzept der Nachhaltigkeit vertraut ist (siehe in diesem Zusammenhang Kapitel 7.2.3). Bei zwischen 1999 und 2001 durchgeführten Befragungen zur Rezeption von Nachhaltigkeit auf der Geschäftsführungsebene stellte sich heraus, dass der Begriff Nachhaltigkeit 27 Prozent der Befragten noch unbekannt war und dass das Thema Nachhaltigkeit in rund 26 Prozent der Unternehmen noch nicht in der Geschäftsführung behandelt wurde (vgl. Loew, Ankele et al.

2004, S. 64f). Aufgrund der überwiegenden Vertrautheit der Probanden bzw. deren Unternehmen mit Nachhaltigkeit ist davon auszugehen, dass Manager insbesondere dann an der Befragung teilnahmen, wenn sie aus einem Unternehmen mit Interesse an Nachhaltigkeit kamen.

Es werden verschiedene Analysemethoden genutzt, um die Fragebogenerhebung mit Hilfe des Statistikprogramms SPSS 12.0 auszuwerten (vgl. Brosius 1997, S. 367ff; Backhaus, Erichson et al. 2003, S. 12ff; Fahrmeir, Pigeot et al. 2004, S. 109ff):

Relative Häufigkeiten der jeweiligen Antwortmöglichkeiten werden berechnet und in Balkendiagrammen dargestellt.

Mittelwerte für Finanz-, Nicht-Finanz- und Nachhaltigkeitsmanager werden bei intervallskalierten Fragen gebildet. Mit Hilfe von t-Tests wird bei auffälligen Unterschieden der Werte (z.B. zwischen GM-Andere und GM-Finanz) auf Signifikanz getestet. Eine Übersicht über die Mittelwertunterschiede aller relevanten Antworten gibt Tabelle X im Anhang.

Zusammenhänge bei intervallskalierten Fragen werden anhand der Produkt-Moment-Korrelation (Bravis-Pearson-Produkt-Moment-Korrelationskoeffizienten) bestimmt, die ein gängiges Maß für die Zusammenhangsstärke zwischen zwei Variablen ist. Der Koeffizient ist jedoch darauf beschränkt, lineare Zusammenhänge zu identifizieren und versucht, die Stärke des Zusammenhangs in einer Messzahl zwischen -1 (negativer Zusammenhang) und +1

Fragebogenerhebung

(positiver Zusammenhang) auszudrücken. Der lineare Zusammenhang ist umso stärker, je größer der Betrag des positiven oder negativen Korrelationskoeffizient ist. Anzumerken ist jedoch, dass für das Vorliegen einer signifikanten Korrelation neben der Stärke des Zusammenhangs auch der Stichprobenumfang von Bedeutung ist. Bei einem großen Stichprobenumfang kann schon bei einer relativ kleinen Korrelationsmesszahl ein signifikanter Zusammenhang festgestellt werden. Somit können die Produkt-Moment-Korrelationen der Führungskräfte aus anderen Branchen (GM-Andere; n = 862) mit denen von Finanzmanagern (GM-Finanz; n = 83) nur unter dem Vorbehalt verglichen werden, dass aufgrund des großen Stichprobenumfangs der GM-Andere häufiger signifikante Korrelationen zu erwarten sind, deren Zusammenhangsstärke jedoch gering und daher vernachlässigbar ist. Die Korrelationen der intervallskalierten Antworten der Führungskräfte aus Nicht-Finanz- und Finanzunternehmen sowie der Nachhaltigkeitsmanager sind im Anhang in den Tabellen VII, VIII und IX dokumentiert.

Bei der Untersuchung der Einstellung von Managern durch die Fragen GM5a bis GM5d wurde neben den zuvor genannten deskriptiven Analysemethoden zudem auch die Faktorenanalyse angewandt (vgl. Kapitel 7.4.2). Das Verfahren wird vor allem dann genutzt, wenn zu einem bestimmten Sachverhalt eine Vielzahl von Variablen erhoben wurden und eine Reduktion angestrebt wird. Zahlreiche zu einem Sachverhalt erhobene Merkmale lassen sich mit Hilfe der Analyse möglicherweise auf wenige zentrale Faktoren zurückführen.

6. Nachhaltigkeits-Issues und Business Cases in