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Forschung ist unser Produkt – Technologietransfer

Der weitere Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen mit dem Ziel der erfolgreichen Vermarktung des Jülicher Know-hows bildete auch im Berichtszeitraum einen Schwerpunkt der Aktivitäten des Geschäftsbereichs Drittmittel und Technologie-Transfer.

Das Forschungszentrum Jülich beteiligt sich regelmäßig an den Innovation Days und an den mehrmals im Jahr stattfindenden Research Days. Auf den Innovation Days werden seit 2012 die besten anwendungsnahen Technologien und Spin-off-Projekte der außeruniversitären Forschung Deutschlands vorgestellt (Näheres zu den Innovation Days siehe Nachhaltigkeitsbericht 2012/2013, Seite 66).

Die Beteiligung an Messen mit Exponaten aus den wissenschaftlichen Instituten zu anwendungsnahen Forschungsthemen und -ergebnissen ist ein bewährtes Format des Technologiemarketings. Sie bietet die Möglichkeit, das Interesse insbesondere der Industriepartner an der Expertise des Forschungszentrums zu wecken und gleichzeitig das Forschungszentrum als Ganzes zu präsentieren. Auf den Veranstaltungen können sowohl Kontakte zu Lizenz- und Kooperationspartnern als auch zu Auftraggebern für Dienstleis-tungsaufträge geknüpft werden. Die Auswahl der Messen erfolgt unter strategischen Gesichtspunkten in Abstimmung mit den Instituten, dem Geschäftsbereich Drittmittel und Technologie-Transfer sowie dem Vorstand. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass das Forschungszentrum im Geschäftsjahr 2014 aktiv an insgesamt 13 Messen und Konferenzen beteiligt war (davon acht im Ausland). Im Geschäfts-jahr 2015 war es auf insgesamt 17 Veranstaltungen aktiv vertreten (davon sieben im Ausland). In 2012 und 2013 waren es noch 14 beziehungsweise 13 Veranstaltungen, davon jeweils vier im Ausland. Seit 2012 ist damit vor allem bei den internationalen Auftritten des Forschungszentrums ein Anstieg zu ver-zeichnen.

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Durch die Mitgliedschaft des Forschungszentrums im LifeTecAachen-Jülich e.V. ist der Kontakt zur regio-nalen Life-Sciences-Industrie gewährleistet. Der Verein wurde im Jahr 2000 mit dem Ziel gegründet, die Aktivitäten der Region Aachen-Jülich auf diesem Gebiet zu bündeln und zu stärken. Die Hauptaufgabe besteht darin, über enge Kooperationen zwischen Hochschulen, Instituten sowie kleineren und größeren industriellen Partnern Zugang zu komplementären Kompetenzen aufzubauen. Am 1. Januar 2015 haben sich die beiden Vereine LifeTecAachen-Jülich e.V. und akm (Aachener Kompetenzzentrum für Medizintechnik) e.V. unter dem neuen Namen MedLife e.V. zusammengeschlossen.

Das Zentrum pflegt darüber hinaus einen engen Kontakt zu den IHKs der Region. So wirkt es beispielsweise aktiv bei der GründerRegion Aachen mit. Projektpartner sind hier neben dem Forschungszentrum und den regionalen Hochschulen unter anderem die Aachener Handwerkskammer, die IHK Aachen, die Kreise Düren, Heinsberg und Euskirchen sowie die Städteregion Aachen, die Sparkassen und die Kreissparkassen. Das Forschungszentrum ist ebenfalls in der Kölner Transferrunde vertreten – einem Netzwerk der Transfereinrich-tungen regionaler Hochschulen, ForschungseinrichTransfereinrich-tungen, Sparkassen, der IHKs und Handwerkskammern.

Auf internationaler Ebene arbeitet das Forschungszentrum Jülich im Bereich Wirtschaftskooperationen eng mit der Vertretung der HGF in Peking zusammen. Darüber hinaus wurden während des Berichtszeitraums durch einen Vertreter von Jülich in Mumbai die Möglichkeiten des Technologietransfers mit Indien unter-sucht. Seit Ende Januar 2014 erfolgt die Arbeit von einem Büro in Delhi aus. Auch in den USA werden Chancen für die Vermarktung Jülicher Forschungsergebnisse sondiert, hier wird das Forschungszentrum durch TreMonti, einer Agentur für Technologievermarktung, unterstützt.

Die Vergabe von Lizenzen ist ein wichtiger Aspekt bei der Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen.

Über individuelle Lizenzverträge erwirbt die Industrie Nutzungsrechte an den Ergebnissen des Forschungs-zentrums Jülich in Form von Schutzrechten, Urheberrechten oder Know-how. Die Unternehmen erhalten damit einen Wettbewerbsvorteil im Markt oder die Möglichkeit zur Erschließung komplett neuer Märkte.

Der Geschäftsbereich Drittmittel und Technologie-Transfer bietet potenziellen Lizenznehmern und inter-essierten Unternehmen eine individuelle Beratung. Im Jahr 2015 meldete das Forschungszentrum Jülich 42 Patente im Inland und 27 im Ausland an. 158 Patente wurden dem Forschungszentrum im Jahr 2015 erteilt, insgesamt fast doppelt so viele wie im Jahr 2012. Ende 2015 betrug der Gesamtbestand an Schutz-rechten 16.634. Die Lizenzeinnahmen beliefen sich auf rund 0,44 Millionen Euro.

Die wissenschaftlichen Institute des Forschungszentrums Jülich sowie zahlreiche spezialisierte Geschäfts-bereiche und technisch einzigartig ausgestattete Werkstätten bieten zudem interessierten Unternehmen eine Vielzahl unterschiedlicher, hochtechnologischer und hochspezialisierter wissenschaftlich-technischer Dienstleistungen und Auftragsarbeiten.

Beispiel Drittmittelprojekt

Das Projekt „Bausteine für die Sicherheit von Großveranstaltungen“, kurz BaSiGo, wurde im Berichts-zeitraum von der Bergischen Universität Wuppertal geleitet und ist ein Bestandteil des Programms

„Forschung für die zivile Sicherheit“. Dieser Schwerpunkt wurde mit insgesamt etwa 20,2 Millionen Euro seitens des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und 4,3 Millionen Euro seitens der Industrie gefördert. Innerhalb des Projekts hat die JSC-Abteilung „Sicherheit und Verkehr“ Versuche zum Verhalten von Fußgängerinnen und Fußgängern mit insgesamt 2.000 Personen durchgeführt, deren Ergebnisse in das Handbuch eingeflossen sind und demnächst in wissenschaftlichen Zeit-schriften veröffentlicht werden. Die riesigen Datenmengen, die bei den Fußgängerexperimenten gesammelt wurden, werden für andere Forschergruppen im Bereich der Fußgängerdynamik zur Verfügung gestellt. Im Juni 2015 wurde das Projekt nach 40-monatiger Laufzeit beendet und ein BaSiGo-Guide herausgegeben, der als Handbuch helfen soll, Großveranstaltungen zu planen und durchzuführen. Weitere Informationen zu BaSiGo finden sich unter www.basigo.de.

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Von besonderer Bedeutung ist zudem die Geschäftsstelle BIO.NRW, die das Forschungszentrum Jülich im Auftrag des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen betreibt. Das Biotechnologie-Cluster BIO.NRW hat zum Ziel, die Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen den Biotechnologie-Akteuren Forschung, Unternehmen, Investoren und Politik auf Landesebene, national und international zu fördern und Kooperationen anzuregen.

Der Projektträger Jülich ist der umsatzstärkste Projektträger Deutschlands. Er betreut Forschungs- und Innovationsförderprogramme zu Bioökonomie und Lebenswissenschaften, Energie, Werkstofftechnologien, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie Klimaschutz, Meeres- und Polarforschung, Schifffahrt und Meerestech-niken, Technologietransfer und Unternehmensgründungen sowie regionale Technologieplattformen und Cluster. Er arbeitet im Auftrag verschiedener Bundesministerien sowie zahlreicher Bundesländer und der EU-Kommission. Im Jahr 2015 setzte der Projektträger Jülich 1,41 Milliarden Euro an Fördermitteln um und bekam 5.478 Forschungsvorhaben bewilligt.

Eine weitere Säule der Kommerzialisierung von Forschung sind Validierungsprojekte. Mit Beteiligung rele-vanter Firmen werden dabei Forschungsergebnisse auf ihren Mehrwert für konkrete Anwendungen und Businessmodelle geprüft. Weiteres zu Finanzierung und Validierung solcher Projekte findet sich im Nach-haltigkeitsbericht 2012/2013 auf Seite 68.

Ausgründungen

Zur Förderung von Ausgründungen engagiert sich das Forschungszentrum zusammen mit regionalen Akteuren. Gemeinsam mit dem Technologiezentrum Jülich wurde 2012 ein Inkubatorkonzept entwickelt, mit dem die Schwelle für Gründungsinteressierte gesenkt werden soll. Der erste Schritt zur Ausgründung kann auch die Teilnahme an einem Businessplan-Wettbewerb sein. Aus diesem Grund unterstützt der Tech-nologie-Transfer diese Wettbewerbe durch Begutachtungen eingereichter Businesspläne.

Auch 2015 sind wieder neue Spin-offs an den Start gegangen: Die Gründer der SenseUp GmbH, Stephan Binder und Georg Schaumann, haben am Institut für Biotechnologie (IBG-1) ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die Suche nach den pro-duktivsten Bakterienstämmen erheblich verkürzen lässt. Das Bundesministerium für Bildung und For-schung (BMBF) unterstützt das Vorhaben mit rund 2,5 Millionen Euro im Rahmen der „Gründungs-offensive Biotechnologie GO-Bio“. Die beiden Grün-der wurden schon mehrfach ausgezeichnet und gehörten 2015 zu den Gewinnern des Nachwuchs-wettbewerbs „Innovatoren unter 35“ der „Techno-logy Review“.

Die Isoloid GmbH, gegründet von Stefan Klinker, ist ein Spin-off des Instituts für Physikalische Biologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und des Institute of Complex Systems: Strukturbiochemie (ICS-6) am Forschungszentrum Jülich. Die Forschung zu zahlreichen schwerwiegenden Erkrankungen wie Alzhei-mer, Parkinson oder Diabetes Typ 2 ist angewiesen auf hochreine Proben der beteiligten amyloiden Proteine und Peptide, die sich jedoch oft nur schwer herstellen lassen. Das innovative, auf der Basis langjähriger strukturbiologischer Erfahrung entwickelte System der Isoloid GmbH bietet solche hochreinen Proben für Labore.

Ein Team des IEK-3 wurde bei der Einwerbung von etwa 1 Million Euro aus dem EXIST-Forschungstransfer des BMWi erfolgreich durch den Bereich Technologie-Transfer/Innovationsmanagement unterstützt. Die Jülicher Nachwuchswissenschaftler haben eine neuartige Kohlenstoff-Beschichtung entwickelt, mit der Jungunternehmer Georg Schaumann (links) und

Stephan Binder sind die Gründer von SenseUp

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sich Bipolarplatten aus Metall vor Korrosion schützen lassen. Das Team um Vitali Weißbecker hat mit seiner Geschäftsidee beim Aachener AC2-Gründungswettbewerb 2015 den ersten Preis für das erfolgverspre-chendste Konzept gewonnen, der mit 10.000 Euro zusätzlichem Startkapital verbunden ist. Für die Phase zwischen Promotion und dem Start des EXIST-Projekts wurde Herr Weißbecker aus dem „TT-Fonds“ des Geschäftsbereichs Drittmittel und Technologie-Transfer des Forschungszentrums finanziert.

Forschungspräsentation als Grundlage von Kooperationen