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3 METHODISCHER ZUGANG

5.3 Workaholic mit traditionellem Geschlechterbild

5.3.5 Flexible Arbeitskraft mit traditionell-konservativer Wertehaltung

be-schreibt sich als „positiven Menschen“ und wirkt insgesamt „furchtlos“. Phasen der „Arbeitslo-sigkeit“ und Unsicherheit begegnet sie mit einer enormen beruflichen Flexibilität und verliert dabei nur selten den Mut. Mit Blick auf die anderen Gesprächspartnerinnen scheint gerade diese berufliche Flexibilität, wenn auch teilweise noch nicht zur Anwendung gekommen, als gemein-sames Charakteristikum dieser jungen Frauen. Zwar bestehen vielfach Wunschberufe, doch können sich die jungen Frauen prinzipiell alle möglichen, meist einschlägige berufliche Tätigkei-ten vorstellen und fürchTätigkei-ten sich selTätigkei-ten vor Arbeitslosigkeit und/oder Brüchen in der Erwerbsbio-grafie. Gerade für sie als Frauen ist es Teil ihres Wissenssystems, ihrer vorgelebten Realität.

Dabei antizipieren sich nicht die Veränderungen auf den Arbeitsmärkten. Stattdessen ist die Flexibilität Ausdruck einer spezifischen Komponente des weiblichen Habitus. Denn weibliche Erwerbsbiografien sind von je her von Brüchen und dem Einsatz als „stille Arbeitsreserve“

geprägt (vgl. Becker-Schmidt 2010, 69; Haug 2010 u.a.). Ina veranschaulicht diese spezifische weibliche (berufliche) Flexibilität sehr gut. Nach dem Motto „Irgendeine Arbeit gibt es immer“

überbrückt sie Phasen der „Arbeitslosigkeit“ mit Jobs in der Gastronomie. Als ihr die erhofften Chancen im Traumberuf verwehrt bleiben, orientiert sie sich scheinbar ohne Schwierigkeiten um und scheut sich nicht davor, den Sprung in ein neues Berufsfeld zu wagen. Ina findet sich

offenbar immer zurecht und trauert genauso wenig wie die anderen Gesprächspartnerinnen ihrem (Lehr)Betrieb oder ihrem Beruf hinterher, was allerdings nicht bedeutet, dass ihnen dieser nichts bedeutet. Gerade für die Stylistinnen ist der Beruf auch eine Sache der Interessen und Leiden-schaft. Und doch sind sowohl (vorübergehende) Berufsausstiege und -umstiege immer eine Möglichkeit und kein Risiko.

Gleichzeitig präsentiert sich Ina, ähnlich wie Yvonne,250 sehr unabhängig und selbstbewusst.

Beide zeigen sich offen und kontaktfreudig, verweisen auf einen großen Bekanntenkreis und darauf immer etwas zu tun zu haben. Außerdem versuchen beide, in Ansätzen auch Michaela251 (ebenfalls Stylistin), sich durchaus mittels Erwerbstätigkeit selbst zu verwirklichen. Gerade Ina scheint insgesamt ein regelrechter Workaholic zu sein. Während ihrer Vollzeit-Bürojobs kellnert sie zusätzlich regelmäßig und auch jetzt als Stylistin nützt sie jede Gelegenheit, um zu „pfu-schen“. Außerdem unterstützt sie das Familienunternehmen bei buchhalterischen Aufgaben.

Umgangssprachlich würde der Begriff des „Arbeitstieres“ sie sicher sehr gut treffen. Gleichzeitig

250siehe Kapitel 5.1.6

251siehe Kapitel 5.1.3

möchte sie in beruflicher Hinsicht auch immer etwas erreichen. Während sie in ihrer ersten beruflichen Phase von der Sachbearbeitung bzw. dem Verkauf träumt und „nicht nur Sekretärin und Buchhalterin“ sein möchte, spricht sie jetzt als Stylistin bereits von Selbständigkeit.

Berufstätigkeit ist für sie ein wichtiger Bestandteil des Lebens.

Doch während dieser Drang nach Selbstverwirklichung durch Berufstätigkeit bei Yvonne in einem Lebensentwurf mündet, der sie selbst und das Bereisen der Welt ins Zentrum stellt, stößt man bei Ina, auf den ersten Blick, auf einen vermeintlichen Widerspruch. Denn Ina betont, noch vom „alten Schlag“ zu sein, vor allem, wenn es um den privaten Kontext geht. Auf die Frage, ob sie möchte, dass ihr zukünftiger Mann auch in Karenz geht, antwortet Ina: „Nein (..) finde ich nicht als nötig. (..) Interviewerin: Wieso? Ina: Ja, das ist einfach so. Es war nie so. Das ist erst jetzt so in letzter Zeit populär geworden, dass der Mann in Karenz geht. Find ich nicht als nötig.

Also, vielleicht denk ich da noch nach dem alten Schlag, aber der Mann ist dann da zum Geld verdienen und nicht für den Haushalt.“ So scheint die Wahl des neuen Freundes, der erfolgreicher Jungunternehmer ist, nicht ganz zufällig zu sein. Denn Ina erwartet sich, so gewinnt man den Eindruck, von ihrem zukünftigen Ehemann mehr als nur die Sicherstellung einer finanziellen Basis. Stattdessen soll die Familie einen gewissen finanziellen Wohlstand inklusive eigenem Haus am Land genießen können; gut situierte Familienverhältnisse, wie sie es von ihrer Familie gewöhnt ist, die es durchaus ermöglichen, beispielsweise eigene Pferde zu halten. Inas Berufstä-tigkeit hingegen dient „nur“ ihrer Selbstverwirklichung und ist deshalb auch immer den familiä-ren Pflichten unterzuordnen genauso wie es an ihr liegt, diese Bereiche miteinander zu vereinen.

Denn trotz Inas traditionell-konservativer Haltung hinsichtlich der Geschlechterrollen im Familienverband gehört Berufstätigkeit für sie einfach zu ihrem Lebensentwurf dazu. „Ich mein, ich hab schon vor, dass ich eine Familie gründe. Von dem her Karenz oder so, ist gar kein Thema, aber gar nicht arbeiten? Ich glaube, das könnte ich mir nicht vorstellen.“

Die Ehe steht dabei prinzipiell außer Frage. „Ja, das gehört dazu. Nein, also das bekomme ich auch so von zu Hause so vorgelebt, also, ja. Das ist einfach, ja doch.“ Außerdem möchte sie zwei Kinder. „Eines ist zu wenig und drei sind zu viel“. Wie so viele Gesprächspartnerinnen, die dazu eine Vorstellung haben, betont auch Ina, dass die Familiengründung unbedingt vor dem 30. Lebensjahr abgeschlossen sein muss, „weil mit 30 oder mit 35 möchte ich kein Kind mehr bekommen“. All diese Wertehaltungen im Kontext Familie bedürfen dabei keiner weiteren Erläuterung, denn „das ist einfach so“ und werden dementsprechend bestimmend formuliert. Ina steht voll und ganz hinter diesem Konzept und erweckt zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, hier irgendein Ungleichgewicht zu erkennen und/oder ihren eigenen Verwirklichungsanspruch in Gefahr zu sehen. Gleichzeitig ist es ihr aber auch in diesem Punkt möglich, flexibel zu bleiben und so hat sie schon einen Plan B: „Aber wenn ich irgendwann bis 30 noch Single sein sollte, dann habe ich immer gesagt, dann möchte ich einmal auf Saison gehen und einmal nach London, weil da eben auch mein Cousin ist und ich die Möglichkeit habe, dass ich da wohne. Und für einen Monat wäre das ganz interessant einmal.“

Auffallend bei Ina ist die scheinbar strenge normative Unterscheidung zwischen privater und öffentlicher bzw. beruflicher Sphäre, vor allem, wenn es um die Geschlechterrollen geht.

Diese Unterscheidung trifft zwar auch der Großteil der anderen Gesprächspartnerinnen, doch keine so klar und dezidiert wie Ina. Während sie im Berufsleben dafür eintritt, dass „jeder das Recht hat, das zu machen, was er will“ und auch insgesamt eine sehr emanzipierte und selbstbe-wusste Haltung verkörpert, ist das im privaten Kontext anders. Dort gibt es klar definierte geschlechtsspezifische Aufgabenbereiche, die zur Folge haben, dass sich die Frau (mit ihren

beruflichen Ambitionen) unterordnet und sich ökonomisch von ihrem Mann abhängig macht.

Zwar möchte sie auch als Mutter noch berufstätig sein, doch erweist sich die Versorgung der Kinder und des Haushaltes als oberste Pflicht, genauso wie es ihr obliegt, eine Vereinbarung zu bewerkstelligen. Der Mann hingegen muss primär einen entsprechenden Lebensstandard gewährleisten. Auch die Vision von der Selbständigkeit ändert an diesem Lebensentwurf nichts.

Für Ina ist die traditionell-konservative Arbeitsteilung der einzige vorstellbare Weg, während andere Konzepte bewusst als Modeerscheinungen abgelehnt werden. Daher beginnt bereits jetzt ein individuell ausgetragener Verhandlungsprozess. „Ich bin da gerade in einem Zwiespalt. Ja, ich möcht‘ genauso gerne eine Familie wie ich mich selbständig machen möchte. Also wirklich, ich bin da gerade irgendwo in der Mitte, wo ich sage, ja, es ist nichts ausgeschlossen. Also es ist leicht möglich, dass ich mich in irgendwelchen Jahren einmal selbständig mache. Und ich habe da mit Freundinnen Pläne. Und die Eine hat jetzt gerade ihren Unternehmer und die Andere hat den Meister. Das sind Kosmetikerinnen und Masseurinnen und so, wo man wirklich etwas aufziehen kann. (..) Also ich kann jetzt nicht sagen, wo ich in zehn Jahren stehe, weil ich habe gerade null Plan.“ Wie viele Frauen in diesem Alter („weil jetzt fängt dann die Familienplanung an und genauso die berufliche Karriere“) scheint sie hin- und hergerissen zwischen beruflichen Ambitionen und den eigenen Erwartungen hinsichtlich „geordneter“ Familienverhältnisse. Die doppelte Vergesellschaftung (Becker-Schmidt 1989; 2010), gepaart mit ihrem Ehrgeiz wird so bereits vor einer eigenen (realen) Familie zu einer Art Belastung durch das Auftreten von scheinbar unvereinbaren Gleichzeitigkeiten. Den (zukünftigen) Partner diesbezüglich irgendwie einzubinden bzw. gemeinsam nach einem gangbaren Weg zu suchen, wird dabei nicht einmal ansatzweise angedacht. Von ihm wird, weder von Ina noch dem Großteil der anderen Gesprächs-partnerinnen, ein diesbezüglicher Beitrag erwartet. Das erscheint auch insofern stimmig, da die (alleinige) Ernährerpflicht des Mannes vorausgesetzt wird. Insofern trägt Ina im Großen und Ganzen die Wertevorstellungen ihrer Eltern und vor allem ihres Vaters weiter, wenngleich auch eine gewisse Weiterentwicklung bzw. Adaptierung beobachtbar ist. Denn aus Inas momentaner Perspektive erscheint ein völliger Rückzug aus dem Erwerbsleben bzw. ein Leben ohne bezahlte Arbeit, wie ihn ihre Mutter über viele Jahre vollzogen hat und vollzieht, völlig unvorstellbar. So sucht sie schon heute nach Konzepten, diesem Wunsch nachzukommen ohne ihre Pflichten zu vernachlässigen (z.B. mobile selbständige Stylistin).

5.3.6 „ZUFÄLLIGKEITEN“ ERMÖGLICHEN DIE VERWIRKLICHUNG DES EIGENEN LEBENSENTWURFES

Ina ist eine sehr leistungsorientierte, selbstbewusste Frau, die sich, wie die meisten Befrag-ten, durch einen hohen Grad an Flexibilität, gerade in beruflicher Hinsicht, auszeichnet. Nach einem langen Prozess der beruflichen Chancenverweigerung seitens der Betriebe, Unzufrieden-heit und Umorientierung findet sie den für sie optimalen Beruf. Ein Beruf, der ihr alles bietet, wonach sie sucht: Selbstverwirklichung, Möglichkeit des Auslebens der eigenen Interessen und Talente, direkte Leistungsanerkennung, Karriere- und Entwicklungschancen, flexible Anwen-dungsmöglichkeiten der erworbenen Kompetenzen sowie gute Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit bzw. Familie. Dieser Prozess des „Ankommens“ ist von vielen strukturellen Zufälligkei-ten geprägt bzw. jeweils als Reaktion auf sich herauskristallisierende, ungewollte BegebenheiZufälligkei-ten (Umstrukturierung, falsche Position, schlechte Arbeitszeiten) zu interpretieren. Der Aspekt der

„strukturellen Zufälligkeiten“ ergibt sich durch den Umstand, dass diese zu großen Teilen auf

„weibliche Schwierigkeiten“ im Erwerbsleben zurückzuführen sind: das Nicht-Anerkennen bzw.

das Zu-Wenig-Anerkennen von beruflichen Ambitionen und Kompetenzen oder Frauen als

„Arbeitsreserven“ im Feld der Gastronomie mit hoher Personalfluktuation, schlechten Arbeitszei-ten und geringer Bezahlung.

Eine tiefgreifende Berufsorientierung im Sinne von pädagogischen Ansätzen findet nie statt, fußt doch die Umschulung zur Stylistin auf hoher Unzufriedenheit mit der beruflichen Situation und auf Empfehlung einer Verwandten. Auch die Entscheidung für die Großhandelskauffrau-Lehre basiert auf einer immanenten Logik und aus Inas Sicht auf einen sich bereits in der Kindheit abzeichnenden Interesses. Doch ein Abwägen auf Basis ihrer faktischen Interessen und Talenten erfolgt nicht. Im gesamten Prozess ist auch immer wieder beobachtbar, dass Ina eine Reihe von Informationslücken aufweist, die für ihren Bildungs- und Berufsverlauf entscheidend sind. Weder ist sie ausreichend informiert über die Vielfalt der Möglichkeiten im Sekundar-II-Bereich, noch interpretiert sie das AMS als Servicestelle für Berufstätige, auch wenn es um berufliche Umorientierung geht. So veranschaulicht gerade der Fall von Ina deutlich, dass eine der Grundvoraussetzungen (vollständige Informationen) für Entscheidungen im Sinne eines Rational-Choice-Ansatzes nicht gegeben ist (vgl. Bourdieu 2014, 118f; Bourdieu 1981).

Stattdessen werden ihre Entscheidungen von einem ihr verborgenen praktischen Sinn geleitet.

Dieser hat auch zur Folge, dass die mögliche (Lehr)Berufspalette, wie bei allen Gesprächspartne-rinnen mit Ausnahme von Anita,252 von vornherein auf bekannte und weiblich konnotierte Berufe eingeschränkt ist und erst innerhalb dieser gewählt wird.

In Inas Lebenskonstruktion ist Berufstätigkeit ein ebenso essentieller Teil wie die Gründung einer Familie. Dabei weist Ina ein sehr breites Verständnis von Erwerbstätigkeit auf. Erwerbstätig zu sein erfordert nicht zwingend ein fixes Angestelltenverhältnis, sondern geht von hin und wieder mal kellnern über Schwarzarbeit und/oder einer Anstellung bis hin zur Selbständigkeit.

All diese Formen spielen in ihrem Leben eine Rolle. Trotz dieser starken Berufs- und auch Karriereorientierung, und das erweist sich als überaus spannend, trägt Ina, wenn es um die Familie geht, eine stark traditionell-konservative Wertehaltung in sich. Dadurch entsteht für sie aber kein Widerspruch, auch wenn dadurch bestimmte Grundsatzentscheidungen notwendig werden (eigenes Geschäft mit Partnerinnen vs. Familie). Für sie ist es vollkommen klar, dass der Mann die alleinige Versorgerrolle einnimmt, während die Frau für Haushalt und Kinder zuständig ist und daher eigene berufliche Ambitionen hintanstellt. Zwar weist sie im Gespräch darauf hin, dass sie sich aktuell in einem Zwiespalt befindet zwischen dem Bedürfnis, „Karriere zu machen“

(eigenes Geschäft) und dem Wunsch eine Familie zu gründen, allerdings führt ihr starker Drang nach beruflicher Selbstverwirklichung nicht zu einer in Fragestellung der tradierten Rollenvertei-lungen. Daran ändert auch nichts, dass sie in einer Zeit lebt, in der verschiedenste Familienmodel-le bereits Realität sind. Sie betont im Gegenteil, dass sie solche Konzepte für Modeerscheinungen hält und sie nicht ihrem Wertemuster entsprechen. Ein Wertemuster, das sie durch ihre Familie vorgelebt bekommt und ganz bewusst, trotz einer mitunter an der Kippe stehenden Ehe der Eltern, nachempfinden möchte.

252siehe Kapitel 5.1.2

Hier wird ein gewisser Hysteresis-Effekt, wie ihn Bourdieu beschreibt (vgl. Bourdieu/ Wac-quant 1996, 164ff), sichtbar. Allerdings führt diese „Trägheit des Habitus“ zu keinem wirklichen inneren Konflikt, keiner inneren Zerrissenheit. Und doch liegt die kühne Vermutung nahe, dass dies, sollte Ina tatsächlich eine Familie gründen, nur eine Frage der Zeit ist. Ihre durch und durch selbstbewusste und unabhängige Art sowie die Weise, wie sie es gewöhnt ist, am gesellschaftli-chen Leben, an der Berufswelt zu antizipieren, magesellschaftli-chen es schwer vorstellbar, dass sie sich ohne Weiteres auf die private Sphäre, selbst wenn ihr soziales Umfeld dies stark unterstützt, in erster Instanz fokussieren kann und will. Klar ist, dass sie versucht, ihren inneren Zwiespalt zwischen zwei für sie konträren Lebensentwürfen, alleine zu klären und eine Strategie zu entwickeln, um all ihren Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Dabei spielen der zukünftige Partner und ein möglicher unterstützender Beitrag von diesem aus Überzeugung keine Rolle. Angesichts ihrer hohen Erwartungen an ihren zukünftigen Ehemann, eine gute finanzielle Versorgung der Familie zu garantieren, scheint dies gut nachvollziehbar und stimmig. Warum Ina jedoch keine geteilte finanzielle Versorgungsverantwortlichkeit angesichts ihrer hohen beruflichen Motivation ins Auge fasst, scheint ausschließlich auf die von ihrer Familie geprägten habituellen Strukturen zurückzuführen zu sein. Die vorgelebten Geschlechterrollen im familiären Kontext sind in diesem Zusammenhang nicht nur eine mögliche Form der Arbeitsteilung, sondern die „natürliche Form“

des Zusammenlebens. Diese Verdinglichung der Geschlechterrollen wird nicht nur nicht hinterfragt, sondern ganz bewusst zu konkurrierenden Konzepten verteidigt. Dabei wird nicht versucht, einen „künstlichen Rechtfertigungsdiskurs“ zu konstruieren, um den vermeintlich vorherrschenden normativen Emanzipationsdiskurs zu entkräften. Stattdessen wird dieser als unnötige Modeerscheinung abgetan. Ihre beiden gewählten Berufe – bei jenem der Stylistin sogar noch deutlicher ausgeprägt – eignen sich dabei sehr gut, diese grundsätzliche Wertehaltung auszuleben und dennoch in irgendeiner Form wieder Fuß am Arbeitsmarkt zu fassen.

Alles in allem ergibt sich somit ein sehr stimmiges Bild hinsichtlich der subjektiven Logik und der Wirkung des praktischen Sinns. Dabei führt eine Reihe von „Zufällen“ dazu, dass Ina in dem für sie subjektiv perfekten Job landet. Inwieweit die Realitäten des ihr angestrebten

Familienmodells dieser subjektiven Logik und den entsprechenden Einschätzungen Stand halten wird können, steht dabei auf einem anderen Blatt geschrieben.