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Die telefonische Umfrage wurde computergestützt als CATI (Computer Assisted Telephone Interviewing) durchgeführt. Diese Methode bietet gegenüber der Umfrage mit Papier und Bleistift einige Vorteile (vgl. Hüfken 2000, Reuband/Blasius 1996, Frey/Kunz/Lüschen 1990, Fuchs 1995). So erfolgen, wenn der Fragebogen einmal programmiert ist, die komplizierten Filtersprünge automatisch und schnell, ohne dass der Interviewer es bemerkt. Fehlerquellen durch die Interviewer werden wesentlich dadurch reduziert, dass die Antwort durch spezielle Maskenvorgaben nur in einem bestimmten Bereich eintragen werden können. Alle Eingaben, die außerhalb dieses Bereiches liegen, werden durch das Programm nicht akzeptiert. Weiter steigt sich die Messgenauigkeit der Telefonbefragung dadurch, dass der Datensatz automatisch erstellt wird, d.h. bei computergestützten Telefonumfragen werden die eben erhobenen Daten sofort vercodet. Die Möglichkeit, dass sich Fehler beim Abschreiben einschleichen, ist ausgeschlossen. Dieser Arbeitsschritt wird eingespart und senkt somit die Kosten. Mit Hilfe einer Pretest-Phase konnten Fehler, Probleme und Schwierigkeiten erkannt und durch eine veränderte Programmierung schnell gelöst werden.

3.2.1 Samplingstrategie für die Telefonnummern Stichprobe

Um eine Telefonumfrage durchführen zu können, benötigt man Telefonnummern zum Erreichen der Teilnehmer. Als Grundlage dazu dienen die amtlichen Telefonbücher. Die einfachste Methode, an einen Telefonnummerndatensatz zu gelangen, ist eine Extraktion sämtlicher Telefonnummern von einer Telefon-CD und eine anschließende Zufallsauswahl.

Das Problem dieser Methode liegt darin, dass viele Personen ihre Telefonnummer nicht ins Telefonbuch eintragen lassen. Daher würde man bei dieser Methode keine Abbildung der Grundgesamtheit aller Anschlussinhaber erhalten, sondern eine Grundgesamtheit aller eingetragenen Anschlussinhaber. In Deutschland hat sich das RLD (Random Last Digit) Verfahren behaupten können, welches zwei Varianten umfasst. Zum einem wird der letzten Stelle von in einem Zufallsverfahren gezogenen Telefonnummern die Zahl 1 aufaddiert. Bei der anderen Variante wird die letzte Ziffer der Telefonnummer gelöscht und durch eine zufällige Zahl ersetzt. Das RLD Verfahren hat gegenüber der reinen Telefonbuchauswahl nur den Vorteil, dass nicht eingetragene Teilnehmer mit in das Sample aufgenommen werden können, was bei

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der reinen Telefonbuchauswahl ausgeschlossen ist. Die Auswahlchance der nicht eingetragenen Nummern ist jedoch unbekannt (vgl. Häder/Gabler 2002).

Die Generierung der Telefonnummern war in der vorliegenden Untersuchung mit methodischen Schwierigkeiten verbunden. Durch die vorgegebene Abgrenzung der Untersuchungsgebiete waren bestimmte Straßenzüge vorgegeben. Durch diese Vorgaben was es unmöglich, mit Verfahren wie dem RLD zu operieren. Würden sich solche Zufallszahlen in dem Nummernkomplex befinden, müsste am Anfang eines jeden Interviews nachgefragt werden, ob der Teilnehmer auch wirklich in dem Untersuchungsgebiet wohnt. Dabei ist nicht davon auszugehen, dass jeder Befragte weiß, dass er in einem Untersuchungsgebiet lebt, bzw. dass ihm dessen Name geläufig ist.

Es wurden daher im ersten Schritt Nummern über die Klicktel-CD Juli 2003 entlang der Straßennamen gezogen, sämtliche eingetragene Teilnehmer extrahiert und anschließend in eine Excel-Datei importiert. In einem zweiten Schritt wurden die Datensätze in einer Excel-Datei aufgearbeitet, d.h. zunächst wurden überflüssige Informationen entfernt. Die Klicktel-CD verfügt über ein Feld, in dem die Anrede angegeben ist (Frau, Mann, Firma). Nach einer Sortierung nach der Anrede wurden alle Einträge, die einer Firma zugeordnet waren, gelöscht.

Nach dieser Phase wurde der Datensatz erneut sortiert, diesmal nach der Telefonnummer. Durch eine Berechnungs- und Formatierungsanweisung im Excelarbeitsblatt konnten doppelte Einträge schnell erkannt und aus dem Datensatz entfernt werden. Als nächster Schritt wurde allen Telefonnummern eine Zufallszahl zugeordnet, wonach der Datensatz sortiert wurde.

Dieser Datensatz wurde durch ein Importmodul in den Fragebogen importiert.

3.2.2 Untersuchungsschritte

Die Programmierung der computergestützten Telefonumfrage erfolgte unter Mithilfe der Mitarbeiter des Zentrums für empirische Sozialforschung (ZeS) der Humboldt-Universität mit dem Programm „Interviewer“ (Firma Voxco 2002). Bis zur endgültigen Programmierung des standardisierten Instruments wurden mehrere Pretestphasen durchgeführt.

Nachdem der Fragebogen inhaltlich und methodisch konzipiert war, wurde er in der ersten Pretest-Phase einer Gruppe von erfahrenen Interviewern vorgestellt. Bei der Vorstellung wurde mit einer ausgedruckten Form des Fragebogens gearbeitet. Während dieser Runde kam es zu einer Reihe von Verbesserungsvorschlägen. Als zweite Phase, nach der Überarbeitung der

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Fragebögen, befasste sich dieselbe Gruppe am Computer mit den Fragebögen. Diese Phase war vor allem zum Aufspüren von orthographischen und einfachen Programmierfehlern und zur Kontrolle von Sprunganweisungen gedacht. In der dritten Phase wurden Interviews simuliert. Es sollten ausschließlich noch einmal alle Sprung- und Filteranweisungen kontrolliert werden. Es wurde auch untersucht, ob Interviewernamen, Telefonnummern und Steuerungsvariablen5 korrekt eingelesen wurden und ob das Callback-Modul in der vorgesehenen Weise funktionierte.

Im vierten Teil des Pretests wurden zum ersten Mal reale Telefonnummern aus dem Untersuchgebiet importiert und nach der Durchführung des Interviews aus dem Nummernpool entfernt. In dieser Phase musste geklärt werden, ob der Ablauf wie geplant funktioniert, ob die Fragen von den Teilnehmern angenommen werden oder ob es bei einzelnen Fragen Unklarheiten und Proteste gibt. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch einige offene Fragen im Fragebogen. Durch die häufigsten Antworten zu diesen Fragen wurden Antwortkategorien gebildet. Die Überprüfung der durchschnittlichen Interviewdauer war ein weiteres Anliegen. Sie betrug 20 Minuten.

Die Rekrutierung der Interviewer erfolgte aus dem Pool der Studierenden der Sozialwissenschaften. Den Studierenden sollte somit die Möglichkeit gegeben werden, die theoretischen Inhalte aus dem Bereich der Methodenausbildung, der Stadtsoziologie und Politikwissenschaft in praktischer Form umzusetzen.

Es fand eine Interviewerschulung statt, die auf folgende Stichpunkte näher einging (vgl. Lippl 2001): die Gesprächssituation am Telefon, den Gesprächsablauf am Telefon, den Sprechausdruck, die mittlere Sprechstimmlage (Indifferenzlage), allgemeine Hinweise zum Telefonieren, aktives Zuhören sowie den Umgang mit Ärger, Argumenten und Einwänden der Befragten.

Während der gesamten Feldphase wurde ein Monitoring durchgeführt. Dabei wurde besonders am Anfang der Untersuchung darauf geachtet, dass jeder Interviewer mindestens einmal beobachtet wurde und die Beobachtungen in einem kurzen Gespräch ausgewertet wurden. Es fielen kleine Mängel auf, von denen hier einige aufgeführt werden: Es wurden nicht immer alle

5 Unterschiedliche Bezeichnungen der lokalpolitischen Institutionen, unterschiedliche Quartiers- und Städtenamen wurden mittels sogenannter „Steuerungsvariablen“ an den jeweiligen Telefonnummern in den Untersuchungs-gebieten angepasst.

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Kategorien vorgelesen. Es wurde teilweise zu laut gesprochen. Die Fragen wurden teilweise zu monoton vorgelesen.

Zur Überprüfung der Glaubwürdigkeit der Befragten bekam der Interviewer nach der Beendigung des Interviews die folgende Frage gestellt: „Wie glaubwürdig erschien Ihnen der/die Interviewpartner/in? Sehr glaubwürdig, glaubwürdig, weniger glaubwürdig, überhaupt nicht glaubwürdig?“ Interviews, die von den Interviewern als „überhaupt nicht glaubwürdig“

eingeschätzt wurden, wurden aus dem Datensatz entfernt.

Die Umfrage fand im November und Dezember 2003 statt. Es wurde von Montag bis Freitag zwischen 17 und 21 Uhr telefoniert.