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3. Tiere, Material und Methode

4.3. Ethogramm und Verhaltensontogenese

Unter einem Ethogramm versteht man das Verhaltensinventar, eine möglichst umfangreiche und genaue Bestandsaufnahme aller bei der Tierart vorkommenden Verhaltensweisen (IMMELMANN 1982). Die Aufstellung eines derartigen Verhaltenskataloges erfolgt in tabellarischer Form nach folgenden Funktionskreisen geordnet (siehe Kapitel 2.1.3., Seite 6):

- Lokomotion und Position - Orientierungsverhalten - Komfortverhalten

- stoffwechselbedingtes Verhalten - Sozialverhalten zwischen Welpen - Lautäußerungen

- Sozialverhalten zwischen Welpen und Mutterhündin - Verhalten der Welpen gegenüber der Mutterhündin - Verhalten der Mutterhündin gegenüber den Welpen - Verhalten der Welpen gegenüber der unbelebten Umwelt

Insgesamt werden ca. 100 verschiedene, typische Verhaltensweisen aufgezählt, wobei ihre Definition den nachfolgend angegebenen Literaturstellen zu entnehmen ist. Diese sind durch die Anfangsbuchstaben ihrer Autoren gekennzeichnet (siehe Tab. 3).

In den Anmerkungen unter den Tabellen werden, wo nötig, detaillierte Erläuterungen zu den Verhaltensweisen gegeben, zum Beispiel erfolgt dort eine eigene Beschreibung, wenn keine genau zutreffende Definition in der Literatur gefunden wurde.

Die Verhaltensontogenese ist die zeitliche Entwicklung der Verhaltensweisen (IMMELMANN 1982). Von besonderem Interesse ist dabei der Lebenstag des erstmaligen Auftretens (ALTHAUS 1973). Um die Bandbreite des Auftretens bei den verschiedenen Welpen darzustellen, wird auch der Zeitpunkt angegeben, zu dem bei mindestens 50 % der Welpen diese Verhaltensweise gezeigt wird. In Fällen, bei denen das Verhalten nicht bei allen Welpen oder nur sehr selten auftritt, wird dies mit der Abkürzung n.a. = nicht anwendbar gekennzeichnet.

Die Unterschiede zwischen den drei Würfen sind kleiner als innerhalb eines Wurfes, daher werden alle Würfe zusammen dargestellt. Unter den Tabellen sind zu einigen Verhaltensweisen Erläuterungen angefügt, wenn Zusätzliches zur Entwicklung des Auftretens zu sagen ist. Bei den infantilen Verhaltensweisen ist dort das letztmalige

Auftreten einer Verhaltensweise angegeben.

Ein Vergleich des ersten Auftretens dieser Beobachtung mit Literaturwerten anderer Rassen findet sich in der Diskussion im Rassevergleich (Kapitel 5.2., Seite 115).

Abkürzung A u t o r

A Althaus 1982

B Baege 1933

BK Bekoff 1972

DA Darling 1937

D Dürre 1994

E Eisfeld 1966

F

Feddersen-Petersen &

Hoffmeister 1990 FR Frommolt et al. 1988

G Golani 1966

GE George 1995

L Ludwig 1965

O Ohl 1993

RH Rheingold 1963

SH Schenkel 1948 / 67

SL Schleger 1983

T Tembrock 1958 / 62

V Venzl 1990

Z Zimen 1971

Tab. 3: Abkürzungen der Autoren, wie sie im Ethogramm verwendet werden

Position und Lokomotion

Solitäres Bewegungsspiel E 1 8 n.a.

Tab. 4: Erstes Auftreten von Verhaltensweisen der Position und Lokomotion

-Sitzen: Das Sitzen tritt wie vermerkt am 4. Lebenstag das erste Mal auf. Dabei sind die Vordergliedmaßen noch nicht völlig gestreckt. Die Hintergliedmaßen sind unter dem Körper angewinkelt. Sitzen mit gestreckten Vordergliedmaßen erfolgt ab dem 7.

Lebenstag. Sekunden lang stehen. Stehen mit gestreckten Gliedmaßen wird ab dem 11. Lebenstag beobachtet.

-Kriechen: Das Kriechen wird bis zum 5. Tag bei der Fortbewegung benutzt. Im Halbschlaf beim Kontakt- und Knäuelliegen wird es bis zum 15. Tag gezeigt.

-Kriechlaufen: Das Kriechlaufen als Übergangsstadium vom Kriechen zum Gehen wird bis zum 15. Tag bei der Fortbewegung beobachtet. Dabei wird der Bauch beim

Vorwärtsschub kurzzeitig von dem Boden abgehoben. Bei der Wahl der Welpen bezüglich der Fortbewegungsart scheint die Motivation, zu einem Punkt zu gelangen, eine große Rolle zu spielen: Wenn die Mutterhündin nach längerer Abwesenheit zurück-kehrt, gehen die Welpen schnell, sicher und zielstrebig schon am Anfang der 2. Lebens-woche auf die Mutterhündin zu. Die Orientierung erfolgt dabei primär olfaktorisch. Die Suche nach einem besseren Schlafplatz oder ungezieltes Umherwandern erfolgt zum Teil noch am Ende der 2. Lebenswoche durch das Kriechlaufen.

-Gehen: Die ersten 1 - 2 Schritte werden am 4. Lebenstag beobachtet. Die Welpen ver-lieren das Gleichgewicht und landen auf dem Bauch oder fallen um. Erstmals 4 Schritte werden am 7. Tag beobachtet und als erfolgreiches Gehen bezeichnet. Die meisten Welpen gehen am 9. Tag mindestens 5 Schritte.

-Galopp: Eine Art „Hasenhoppeln“ wird am 10. Tag bei einem Welpen beobachtet.

Galoppieren wird erst am 18. Tag beobachtet und so bewertet.

-Sich Aufrichten: Die Welpen richten sich vor allem an der Mutterhündin auf, um an die Zitzen zu gelangen, oder auch an der Wurfkistenabsperrung. Das erste Sich Aufrichten ist am 6. Tag zu beobachten. Ein erfolgreiches Erreichen der Zitzen an der sitzenden Hündin erfolgt erstmals am 7. Tag, an der stehenden Hündin am 18. Tag. Zunächst sind die Hintergliedmaßen eingeknickt, ab Ende der 2. Lebenswoche gestreckt.

-Klettern: Ab dem 1. Lebenstag klettern die meisten Welpen über die Mutterhündin und ihre Wurfgeschwister. Ein Welpe des 3. Wurfes überwindet am 7. Lebenstag die von innen gemessen 7,5 cm hohe Wurfkistenabsperrung. Dieser Wert ist in der Tabelle in Klammern hinzugefügt. Am 14. Tag wird eine 20 cm hohe Absperrung von einem Welpen des 1. Wurfes überwunden. Am 19. Tag wird von Welpen des 3. Wurfes eine 27,5 cm hohe Absperrung bewältigt.

-Solitäres Bewegungsspiel: Das Solitäre Bewegungsspiel wird am 18. Tag das erste Mal beobachtet. Dabei zeigen die Welpen folgende Verhaltensweisen (in Klammern der Tag des ersten Beobachtens):

Über den Rücken wälzen (18. Tag) Hüpfen, Springen (23. Tag)

Um sich schnappen (18. Tag) Sich in die Gliedmaßen beißen (18. Tag) Schwanzjagen (33. Tag) Maulaufreißen (18. Tag)

Ungerichtete Vorderkörpertiefstellung (25. Tag)

Solitäre Bewegungsspiele werden ingesamt nur 31 Mal beobachtet.

Orientierungsverhalten

Tab. 5: Erstes Auftreten von Verhaltensweisen des Orientierungsverhaltens

-Suchpendeln: Das Suchpendeln wird bis zum 7. Tag gezeigt. Das Suchpendeln hört auf, sobald der Welpe mit dem Kopf Kontakt zur Mutterhündin und den Wurfgeschwistern hergestellt hat (Auriculonasocephalic (ANC)-Reflex (FOX 1964, 1971, 1975)). Vereinzelt kann es noch bis zum 10. Tag beobachtet werden.

-Fellbohren (rooting reflex (FOX 1964)): Das Fellbohren wird bis zum 15. Tag beim

Tab. 6: Erstes Auftreten von Verhaltensweisen des Komfortverhaltens

-Zucken im Schlaf: Das Zucken im Schlaf kann ab dem 1. Lebenstag beobachtet werden. Ein letztes Beobachten findet am 13. Tag statt. Bewegungen im Schlaf, die dem Träumen (REM-Phase) zuzuordnen sind, beginnen am Ende der 1. Lebenswoche.

-Sich Strecken: Dieses Verhalten wird zunächst in Seitenlage ausgeführt, wobei der Rücken gekrümmt wird und die Gliedmaßen unter dem Bauch zusammengeführt werden oder ein Hohlkreuz gebildet wird und zunächst die Vordergliedmaßen, dann auch die Hintergliedmaßen gestreckt werden. Häufig wird das Strecken mit dem Gähnen kombiniert nach einer Schlafperiode gezeigt. Ab dem 20. Tag strecken sich die Welpen wie adulte Hunde im Stehen (in der Tabelle durch die Zahl in Klammern festgehalten).

-Sich Kratzen: Ineffektives Kratzen wird am 2. Lebenstag das erste Mal beobachtet.

Effektives Kratzen (entspricht der eingeklammerten Altersangabe in der Tabelle) der Körperseite ist am 3. Tag, des Ohres am 4. Tag zu beobachten. Im Sitzen ist effektives Sich Kratzen am 22. Tag das erste Mal zu beobachten. Von 50 % der Welpen wird es am 25. Tag gezeigt.

-Sich Schütteln: Zunächst sind die Welpen in der Lage, nur ihren Kopf zu schütteln. Dies erfolgt im Liegen (Sphinx-Stellung) wie notiert ab dem 4. Tag oder im Sitzen ab dem 12.

Tag. Später ist auch ein Kopfschütteln im Stehen möglich (ab dem 14. Tag). Ab dem 16.

Tag ist das Ganzkörperschütteln zu beobachten (in der Tabelle eingeklammert).

-Sich Lecken: Zunächst werden die Vorderpfoten geleckt, später auch die Hintergliedmaßen. Das Belecken der Anogenitalregion wird nur sehr selten beobachtet.

-Pfotenwischen: Das Pfotenwischen wird meistens nur mit einer Vorderpfote durchgeführt.

-Sich Beknabbern: Dies tritt zunächst zusammen mit dem Sich Belutschen vor allem an den Vordergliedmaßen auf. Das Beknabbern mit den Incisivi, auch „Sich Flöhen“

genannt, findet ab dem 15. Tag statt (in der Tabelle eingeklammert). Allerdings sind zu diesem Zeitpunkt noch keine Zähne durchgebrochen.

-Schnauzelecken: Das Schnauzelecken wird ab dem 2. Tag beobachtet. Es tritt später auch im sozialen Kontext bei der passiven Unterwerfung auf.

-Ekelbewegung: Ekelbewegungen finden ab dem 2. Tag statt, wenn anstatt der Zitze das mütterliche Fell in die Schnauze genommen wird. Ekelbewegungen mit Kopfschleudern können ab dem 6. Tag beobachtet werden.

-Hecheln: Dieses Verhalten ist abhängig von der Umgebungstemperatur. Die Raumtemperatur beträgt in der Regel 20° C (18 - 23° C).

Stoffwechselbedingtes Verhalten

Nagen / Knochenbenagen E 2 2 2 3

Futterverstecken E 2 2 n.a.

Selbstständiges Harnen A 5 6

Lokalisiertes Harnen A 1 6 1 9

Urinieren bei der Bauchmassage E 1 1

Kotabsatz durch mütterliche Massage D 1 1

Selbstständiger Kotabsatz D 1 3

Lokalisierter Kotabsatz A 7 1 1

Scharren nach Harnen A 2 2 n.a.

Scharren nach Koten A 4 4 n.a.

Tab. 7: Erstes Auftreten von Verhaltensweisen des stoffwechselbedingten Verhaltens

-Saugen: Der Saugvorgang besteht, wie bei den anderen Rassen beschrieben, aus der aktiven (Stemmsaug-) Phase und der starren Phase (ALTHAUS 1982; DÜRRE 1994).

Während der Stemmsaugphase wird mit stoßenden und ziehenden Kopfbewegungen sowie dem Milchtritt der Milchfluß angeregt. Dabei erfolgt schon ab dem 1. Tag das Nachstemmen (EISFELD 1966). Die Welpen stemmen sich mit den Hintergliedmaßen derart ab, daß das caudale Abdomen nicht mehr den Boden berührt. Dabei führt der Schwanz sehr schnelle Wedelbewegungen mit geringer Amplitude aus. Nachdem ein Welpe mehrere Minuten an einer Zitze gesaugt hat, läßt er diese los und sucht sich eine neue. Dabei werden andere Welpen von deren Zitze weggedrängt bzw. geweckt, so daß diese Welpen ebenfalls nach einer neuen Zitze suchen. Es kommt zu der sogenannten hektischen Phase (ALTHAUS 1982). Sie endet, wenn die Welpen wieder eine Zitze gefunden haben und mit dem Saugen beginnen. Dabei kann es durchaus passieren, daß ein Welpe an der gleichen Zitze saugt, wie zuvor.

Trotz Zufütterung versuchen die Welpen noch in der 8. Lebenswoche an das Gesäuge zu gelangen und etwas Milch zu saugen. Ein Welpe aus dem 1. Wurf wird bis zum Ende der Beobachtungen des 2. Wurfes, das heißt bis zum 68. Lebenstag, beim Saugen beobachtet.

-Schlappern: Den Welpen wird erst Anfang der 4. Lebenswoche Wasser angeboten.

Zunächst scheinen sie die Höhe des Wasserspiegels nicht richtig einschätzen zu können und weichen erschreckt zurück, wenn die Nase ins Wasser eintaucht, fangen danach jedoch zu schlappern an.

-Breifressen: Ab dem 19. Tag wird bei allen drei Würfen 4 mal täglich Babybrei zugefüttert. Der Brei wird von allen Welpen gut angenommen und gerne gefressen. Dies gilt auch für das später angebotene Welpenfutter.

-Nagen: Es werden keine Knochen angeboten, sondern Kaustangen aus Büffellederhaut und ähnlichem. Diese werden ab dem 22. Tag benagt (siehe auch Benagen von Objekten, Seite 53).

-Scharren nach Harnen / Koten: Diese Verhaltensweisen werden nur bei einigen Welpen und relativ selten (Scharren nach Harnen 20 mal, nach Koten 3 mal) beobachtet. Im 1. Wurf wird das Scharren nach dem Harnen von zwei Rüden und einer Hündin gezeigt, im 2. Wurf von einem Rüden und im 3. Wurf von zwei Rüden. Das Scharren nach dem Koten tritt vereinzelt nur bei diesen Welpen auf.

-Selbstständiges Harnen: Beim selbstständigen Harnen wird zunächst von allen Welpen die Hockstellung eingenommen. Mit Beginn der 4. Lebenswoche nehmen die männlichen Welpen immer häufiger eine stehende Haltung ein, bei der die Hinterbeine nur noch leicht eingeknickt sind. Diese Haltung wird auch von Hündinnen eingenommen, jedoch wesentlich seltener. Ab der 7. Lebenswoche benutzen die Rüden fast nur noch die stehende Haltung zum Urinieren. Im 1. Wurf urinieren zwei Rüden am 45. bzw. 54. Lebenstag mit erhobenem Bein. Es fällt auf, daß die Rüden meistens wieder in Hockstellung urinieren, sobald sie sich auf dem Hof in unmittelbarer Nähe der adulten Hunde befinden.

-Futterverstecken: Einzelne Welpen werden dabei beobachtet, wie sie Kaustangen in einen Korb voller Spielsachen oder unter einer Decke vergraben. Das Verstecken in Erdlöchern wird nicht beobachtet.

Sozialverhalten zw. Welpen

Knäuelbildung und Kontaktliegen A / E 1 1

Belutschen der Wurfgeschwister 1 1

Belecken der Wurfgeschwister A 5 1 0

Schnauzenkontakt / Schnauzestoßen Z / SH 1 9 2 3

Beschnuppern von Kot Z 2 8 3 1

Spielerisches Vorstoßen Z 2 1 2 4

In Richtung Interaktionspartner Springen 1 8 3 6

Anspringen A 1 8 2 0

Überfall A 2 9 3 4

Niederdrücken / Umklammern L / A 1 6 1 9

Beißen / Fellbeißen E / Z 1 3 1 4

Beißschütteln E 1 5 1 7

Vorderpfote Auflegen A 1 4 1 6

Kopf Auflegen Z 1 4 1 7

Nebeneinanderherrennen / Drängeln Z 3 0 3 8

Spielerisches Schieben Z 1 4 1 9

Umrennen des Gegners E 1 6 2 4

Objekt Wegnehmen 2 4 2 9

Tauziehen L 3 1 3 7

Sich Verstecken 5 0 n.a.

Sich Schütteln nach Spiel A 3 1 3 7

Tab. 8a): Erstes Auftreten von Verhaltensweisen des Sozialverhaltens zwischen Welpen

A g o n i s t i k

Tab. 8b): Erstes Auftreten von Verhaltensweisen des Sozialverhaltens zwischen Welpen

-Knäuelbildung und Kontaktliegen: Je nach Umgebungstemperatur liegen die Welpen mehr oder weniger dicht beieinander. Bei der Knäuelbildung zeigen die Welpen den rooting reflex (FOX 1964, 1971) und versuchen, sich mit dem Kopf unter die Wurfgeschwister in das Knäuel zu bohren. Die Knäuelbildung geht zunehmend in reines Kontaktliegen über, bei dem die Welpen nebeneinander liegen. Dieses wird bis zum

-Belutschen der Wurfgeschwister: Bei dem Belutschen nehmen die Welpen vornehmlich die Gliedmaße eines Wurfgeschwisters ins Maul und belutschen diese. Dieses Belutschen zeigt zunächst Übergänge zu Saugbewegungen sowie später zum Bekauen. Es wird in der 5. Lebenswoche nur noch vereinzelt und ab dem 35. Tag nicht mehr beobachtet.

-Belecken der Wurfgeschwister: Das gegenseitige Belecken wird ab dem 5. Lebenstag beobachtet und zunächst zusammen mit dem Belutschen gezeigt. Dabei kommen auch häufig Saugbewegungen vor. Am 14. Tag wird der Welpe, der nach der Hackfleisch-fütterung wieder zu den anderen Welpen in die Wurfkiste gesetzt wird, von den Wurf-geschwistern ausgiebig am Maul beleckt. Auch nach der ab dem 19. Tag 4 mal täglich stattfindenden Breifütterung lecken sich die Welpen gegenseitig sauber, da in den ersten Tagen das Fell der Welpen vor allem am Kopf und an den Gliedmaßen nach dem

Füttern mit Brei verklebt ist. Zum Teil übernimmt das Säubern auch die Mutterhündin.

Das Belecken wird ab dem 15. Tag auch in eindeutig spielerischem Kontext gezeigt, vor allem bei den Beißspielen. Je älter die Welpen werden, desto seltener wird das Belecken während eines Spieles gezeigt.

-Hüten / „eye“: Das Hüten weist Elemente des Anschleichens an die Beute (EISFELD 1966), des Vorstehens (DÜRRE 1994) sowie der Überfalldrohung (ZIMEN 1971) auf.

Das Besondere an diesem schon von den Border Collie Welpen gezeigten Hüten ist jedoch das starke Fixieren des Gegenübers, auch „Auge“ bzw. „eye“ genannt. Dieses Fixieren unterscheidet sich vom normalen Fixieren durch seine enorme Intensität. Die Körperhaltung wechselt zwischen Liegen, geducktem Stehen sowie einem sehr geduckten Gehen.

-Schwanzwedeln: Dem Wedeln ähnliche Schwanzbewegungen sind ab dem 1.

Lebenstag beim Saugen zu beobachten (siehe auch Stoffwechselbedingtes Verhalten, Seite 41). Im sozialen Kontext wird das Wedeln erst ab dem 15. Tag beobachtet.

-Spielart: Die Spielart beschreibt den Charakter einer Interaktion als Oberbegriff zu den im Spiel gezeigten Verhaltensweisen.

-Kampfspiel: Die Kampfspiele werden nach ihrer Intensität in KS.0 bis KS.3 eingeteilt (siehe Kapitel 4.5.3.1., Seite 64).

-objektbezogenes Sozialspiel: Hierbei spielen die Welpen im Rahmen eines Sozialspieles gemeinsam mit einem Objekt (siehe auch Objektsozialspiel (GEORGE 1995)).

-In Richtung Interaktionspartner Springen: Eine weitere Spielaufforderung ist der Sprung in Richtung eines Interaktionspartners. Dabei wird dieser jedoch nicht angesprungen und es erfolgt auch nicht ein Vor- und Zurückspringen wie beim spielerischen Vorstoßen.

-Niederdrücken / Umklammern: Das Umklammern und Niederdrücken von der Seite wird oft im direkten Anschluß an das Anspringen gezeigt. Häufig wird dabei in den Nacken des Interaktionspartners gebissen.

-Hochkampfstellung: Die Hochkampfstellung wird nicht bei allen Welpen und nur sehr selten beobachtet.

-Befreien aus der unteren Position: Dies geschieht während eines Kampfspiels, wenn ein Welpe unter dem Interaktionspartner liegt, sich aus seiner Position befreit und zum Stehen kommt. Im weiteren Verlauf kann er wiederum der unten liegende Welpe sein, es kann aber auch zu einem Rollentausch kommen. Dieses Befreien erfolgt ohne Ausfallangriff.

-Objekt Wegnehmen: Wenn ein Welpe sich mit einem Objekt beschäftigt, kommt es häufig vor, daß ein anderer Welpe darauf aufmerksam wird und versucht, dem Welpen das Objekt wegzunehmen. Dabei versucht er, in das Objekt zu beißen und es fortzutragen. Häufig erfolgt daraus ein objektbezogenes Sozialspiel oder ein Kampfspiel.

-Sich Verstecken: Dabei legt sich ein Welpe hinter einen Gegenstand (z. B. Korb) und schaut von dort hervor. Häufig führt dieser daraufhin einen Überfall auf einen von ihm fixierten Welpen aus.

-Sich Schütteln nach Spiel: Nach einem Kampfspiel, vor allem nach einem etwas heftigeren, schütteln sich häufig einer oder beide Welpen direkt im Anschluß an das Auseinandergehen.

-Schnappen: Schnappen im Sinne der Agonistik sind schnelle Bisse, die während eines Ausfallangriffes als Abwehrschnappen (ZIMEN 1971) gezeigt werden. In der Regel ist das Schnappen in die Luft gegen den Interaktionspartner gerichtet. Häufig ist dies mit Nasenrückenrunzeln kombiniert. Schnappen und Nasenrückenrunzeln wird aber auch im Spiel oder als Spielaufforderung gezeigt und in diesem Kontext vom Interaktionspartner spielerisch verstanden.

-Nasenrückenrunzeln: Das Nasenrückenrunzeln wird am 9. Lebenstag bei einem schlafenden Welpen beobachtet. Im sozialen Kontext tritt es erst ab dem 15. Tag auf.

-Haarsträuben: Haarsträuben kann bei den Welpen in keiner Situation beobachtet werden. Bei den adulten Hunden kommt es jedoch vor.

-Ausfallangriff: Ausfallangriffe werden von einem während eines Kampfspiels unten liegenden Welpen gezeigt, wenn dieser sich unwohl fühlt (winseln, extreme Abwehr mit den Gliedmaßen) und möglichst schnell aufstehen möchte. Er schnappt unter lautem Geknurre und mit Nasenrückenrunzeln nach dem über ihm stehenden Interaktionspartner. Dabei werden keine Spielsignale (wie z. B. Maulaufreißen, Spiel-gesicht (FEDDERSEN-PETERSEN 1989) oder Pföteln) vom unten liegenden Welpen gezeigt. Der Interaktionspartner kann entweder zurückweichen oder zurückschnappen.

Nach einer kurzen Pause wird entweder weitergespielt oder die Welpen trennen sich voneinander.

-Imponieren: Beim Imponieren stolzieren die Welpen mit sehr steifen Schritten und großer Anspannung (siehe auch LAMP 1993). Dabei wird der Kopf und der Schwanz hoch getragen (Imponierverhalten (ZIMEN 1971)). Zum Teil folgt eine Spielaufforderung, zum Beispiel mit spielerischem Schieben und Maulaufreißen.

Das Droh-Imponieren (ALTHAUS 1973) wird nicht beobachtet.

-Abwehr auf dem Rücken liegend: Dieses Verhalten wird auch spielerisch mit entsprechender Mimik während der Kampfspiele gezeigt.

Lautäußerungen

-Mucken, Murren, Quärren und Prusten sind infantile Lautäußerungen, die ab den folgenden Tagen nicht mehr emittiert werden:

Murren 25. Tag Mucken 19. Tag

Quärren 22. Tag Prusten 26. Tag

-Maunzen: Das Maunzen wird vor allem beim Maulringen geäußert.

-Winseln: Die Lautformen, die in der Literatur als Winseln bezeichnet werden, stellen sich immer wieder als inhomogene Gruppe dar. Einige Autoren wiederum bezeichnen den hier als Winseln verstandenen Lauttyp als Fiepen (FEDDERSEN 1978, siehe auch DÜRRE 1994).

-Heulen: Das Heulen wird nur vereinzelt registriert und nur als Trennungsheulen bzw. in mißlichen Situationen. Ein Welpe des 1. Wurfes heult, als er versucht, aus der Wurfkiste zu klettern.

-Bellen: Die Welpen bellen relativ selten. Meistens wird es zusammen mit dem Knurren, seltener auch ab dem 23. Tag während einer Spielaufforderung vokalisiert.

-Knurren: Das Knurren wird im Spiel häufig geäußert, zum Teil auch zusammen mit dem Maunzen und bei geöffnetem Maul. Im Kampfspiel knurrt sowohl der unten liegende als auch der über dem Partner stehende Welpe. Das Knurren während des Ausfallangriffs ist lauter und höher als das „Spielknurren“ und wird häufig mit Bellen kombiniert.

Verhalten der Welpen gegenüber

Versuch an das Gesäuge zu kommen 2 4 2 6

Belecken A 6 1 0

Schnauzenkontakt / Schnauzestoßen Z / SH 2 3 3 0

Spielverhalten der Welpen

- Vorderkörpertiefstellung A 3 0 n.a.

- Anspringen A 2 5 n.a.

- Überfall A 3 5 n.a.

- Aufstellen E 2 1 n.a.

- objektbezogenes Sozialspiel 3 0 n.a.

Futterbetteln A 2 2 2 6

Aktive Unterwerfung SH 1 8 2 5

Passive Unterwerfung SH 2 3 2 4

Flucht E 2 2 2 6

Tab. 10: Erstes Auftreten von Verhaltensweisen der Welpen gegenüber der Mutterhündin

Das Spielverhalten der Welpen gegenüber der Mutterhündin wird im allgemeinen nicht sehr häufig gezeigt. Außerdem war die Mutterhündin B ab der 4. Woche nur noch selten während der Beobachtungszeit bei den Welpen.

-Versuch an das Gesäuge zu kommen: Ab der 4. Woche wehrt die Mutterhündin die Welpen zeitweise am Gesäuge ab. Ist die Mutterhündin anwesend und legt sich nicht zum Säugen hin, sondern sitzt oder bleibt stehen, versuchen die Welpen trotzdem an das Gesäuge zu kommen. Dabei wird die weggehende bzw. zurückweichende Mutter-hündin verfolgt. Die Welpen sind sehr aufdringlich und hartnäckig. Die MutterMutter-hündin beißt daraufhin den Welpen meistens über die Schnauze. Versuchen die Welpen weiterhin, an das Gesäuge zu kommen, reagiert die Mutterhündin mit Zähneblecken und Knurren sowie bei weiterer Nichtbeachtung mit Schnappen nach den Welpen.

-objektbezogenes Sozialspiel: Dabei versuchen die Welpen, der Mutterhündin ein Objekt wegzunehmen. Ab dem 46. Tag ist auch das Zerren an einem Objekt zusammen mit der Mutterhündin zu beobachten (Tauziehen).

Pflegeverhalten der

M. Nasenrücken Zurechtschieben E 3

M. Nasenrücken Umrollen SL 5

M. Pfote in Rückenlage Festhalten GE 1 4

Tragen / Transport von Welpen E n.b.

Zutragen von Futter E n.b.

Erbrechen von Nahrung E 5. Woche

Wedeln E 2 3

Auflecken der Exkremente E 1

Belecken A 1

Schnauzenkontakt / Schnauzestoßen Z / SH 1 4

Tab. 11: Erstes Auftreten von Verhaltensweisen des Pflegeverhaltens der Mutterhündin gegenüber den Welpen

-Säugen: Das Säugen findet zunächst im Liegen statt. Ab dem 4. Tag bleiben die Hündinnen noch eine Weile sitzen, bevor sie aufstehen und die Wurfkiste verlassen, so daß die Welpen schon ab diesem Tag auch an der sitzenden Hündin weitersaugen. Die Welpen werden erstmals am 7. Tag beobachtet, wie sie die Zitzen der sitzenden

-Säugen: Das Säugen findet zunächst im Liegen statt. Ab dem 4. Tag bleiben die Hündinnen noch eine Weile sitzen, bevor sie aufstehen und die Wurfkiste verlassen, so daß die Welpen schon ab diesem Tag auch an der sitzenden Hündin weitersaugen. Die Welpen werden erstmals am 7. Tag beobachtet, wie sie die Zitzen der sitzenden