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5 Das Projekt „Problemlagen beruflicher Schulen in München“ 77

5.2 Die Erhebungsinstrumente

Zunächst werden die Themenbereiche, die von den Erhebungsinstrumenten abgedeckt wur-den, erläutert. Danach gehe ich auf einige Stärken und Schwächen der eingesetzten Instru-mente ein.

5.2.1 Themenbereiche der Schülerbefragungen

Die Erhebungsinstrumente der Befragungen finden sich im Anhang, weshalb es an dieser Stel-le genügt, einen knappen Überblick über die behandelten Themenbereiche zu geben. Dabei wird insbesondere auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Fragebögen der verschiedenen Erhebungswellen eingegangen, da diese die Auswertungsmöglichkeiten teilweise beeinflussen.

Der Fragebogen der ersten Erhebungswelle begann mit einem Block aus Fragen zur all-gemeinen Ausbildungssituation. Neben Motiven für die Berufswahl und dabei auftretenden Problemen wurde hier erhoben, ob vor der aktuellen Ausbildung bereits einen andere Ausbil-dung abgebrochen oder abgeschlossen wurde. Es schlossen sich Fragen zur Zufriedenheit mit verschiedenen Aspekten des Ausbildungsbetriebs und solche nach der Häufigkeit des Auftre-tens verschiedener Vorkommnisse wie etwa Ärger mit Kollegen oder Vorgesetzen an. Eine Frage behandelte die Einschätzung der Zukunftsaussichten der Auszubildenden.

Der nächste Block beschäftigte sich mit der Situation in der Berufsschulklasse, begin-nend mit Fragen zur allgemeinen Zufriedenheit mit verschiedenen Aspekten (z.B. den berufs-fachlichen oder allgemeinen Inhalten) und zwei Fragen zur Selbsteinschätzung der Schulleis-tungen. Ein weiterer Fragenblock beschäftigte sich damit, was wichtig sei, um in der Schul-klasse anerkannt zu werden. Daran schlossen sich drei Frageblöcke an, die zentral sind für die vorliegende Untersuchung: Ein Block fragte danach, wie oft bestimmte Formen abweichenden Verhaltens in der Klasse vorkämen, ein folgender ging auf die eigene Betroffenheit von solchen Verhaltensweisen ein, der dritte Block schließlich fragte nach der eigenen Beteiligung an

20 Erwähnt werden soll an dieser Stelle, dass die quantitativen Erhebungen im Interesse des Evaluationsprojekts durch Leitfadeninterviews der Schulsozialarbeiter und der Schulleitungen ergänzt wurden. Da die Ergebnisse aber nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind, soll auf ihren Ablauf nicht weiter eingegangen werden.

antem Verhalten. Schließlich wurde erhoben, wie leicht sich der Zugang zu verschiedenen Drogen nach Ansicht der Befragten in der Schule gestaltet. Dem Evaluationsauftrag entspre-chend schloss sich ein Frageblock zu Nutzung verschiedener sozialer Angebote (Berufsbera-tung, Drogenberatung etc.) an. Daran anschließend wurde erhoben, mit wem die Befragten Probleme besprechen, in welcher Wohnsituation sie leben und wie sich das Verhältnis zum Elternhaus gestaltet. Eine Frage zur Häufigkeit des Konsums verschiedener legaler und illega-ler Drogen steht vor dem abschließenden soziodemographischen Teil, der unter anderem An-gaben zu Nationalität, schulischer Vorbildung, regionaler Herkunft und beruflicher Stellung der Eltern enthielt.

Der Fragebogen der zweiten Erhebungswelle im Jahr 2003 folgte dem Aufbau des ersten Fragebogens, war aber an manchen Stellen ausführlicher und enthielt bei manchen Fragen an-dere Antwortkategorien, um aufgetretenen Problemen im ersten Bogen zu begegnen. Diese Veränderungen verringern jedoch die Vergleichbarkeit stellenweise. Der einleitende Teil zur Ausbildungssituation wurde gegenüber dem Erhebungsinstrument der ersten Welle insbeson-dere um die Frage ergänzt, ob die Auszubildenden bereits darüber nachgedacht hätten, die Ausbildung abzubrechen und was gegebenenfalls die Gründe hierfür waren. Zur Situation in der Berufsschulklasse wurden ebenfalls verschiedene Frageblöcke ergänzt, so eine Itembatterie zur Integration in die Klasse und zur Konfliktbelastung der Klasse. Außerdem wurde ein kur-zer Block zur Gewaltakzeptanz eingeführt und die Itembatterien zum abweichenden Verhalten um einige Verhaltensweisen ergänzt. Ausführlicher als in der ersten Welle wurde auch nach der Beurteilung des Lehrerverhaltens gefragt. Die Fragen nach der Nutzung von Beratungsan-geboten wurden um einen Block zur Beurteilung der Schulsozialarbeit ergänzt. Fragen zum Lebensstandard ergänzten den Teil zur Familiensituation. Ein Block beschäftigte sich mit Fra-gen zur wahrFra-genommenen Kontrollierbarkeit von Zukunft und Ausbildungserfolg, ein weite-rer ging auf die Kindheit der Befragten ein, etwa auf Gewalterfahrungen oder Belastungen in der Familie. Es wurden verschiedene Fragen zur Mitgliedschaft in Cliquen und deren Aktivitä-ten eingefügt, außerdem ein Block zu politischen Einstellungen bevor sich eine erweiterte Itembatterie zum Drogenkonsum fand. Eine knappe Frage nach dem Konsum von Computer-spielen ging dem ebenfalls in Details abgewandelten soziodemographischen Block am Ende des Instruments voraus. Der Fragebogen enthält damit eine Reihe für die vorliegende Untersu-chung wichtiger Fragen.

Auch der Fragebogen der dritten Befragungswelle folgte im Aufbau den vorhergehenden Erhebungsinstrumenten, enthielt jedoch wiederum eine Reihe neuer Fragen. Die Abschnitte

zur Ausbildung und zur Situation in der Schule blieben gegenüber 2003 weitgehend unverän-dert. Dagegen wurde im Interesse der Auftraggeber der Teil zur Beurteilung der Schulsozialar-beit noch einmal deutlich erweitert. Die Fragen zur Clique entfielen zu Gunsten von Fragen, die sich allgemein um den Freundeskreis drehten. Die Fragen zur Familie wurden ergänzt um eine Reihe von Angaben zum Vorhandensein kultureller Güter zu Hause und zu kulturellen Aktivitäten. So wurde beispielweise nach der Zahl der Bücher gefragt oder danach, ob ein Mu-sikinstrument gespielt wird. Außerdem wurde die finanzielle Situation der Befragten detail-lierter erhoben. Der Block zum Drogenkonsum war wiederum deutlich kürzer als in der zwei-ten Erhebungswelle. Der Fragebogen schloss wieder mit den soziodemographischen Angaben, wobei auch hier Erweiterungen vorgenommen wurden. Im Rahmen der Frage nach der Vor-bildung wurde etwa nach Schulleistungen gefragt, die vor dem Besuch der Berufsschule er-bracht wurden. Außerdem fand sich eine Frage nach Weiterbildungsmaßnahmen, an denen teilgenommen wurde.

5.2.2 Die Lehrerbefragungen

Deutlich knapper waren die Erhebungsinstrumente für die Lehrer gehalten, sie müssen als Er-gänzung betrachtet werden. Im Jahr 2002 begann der Fragebogen mit Fragen zur Zufrieden-heit mit verschiedenen Aspekten der Berufsschule, gefolgt von einer Itembatterie mit Proble-men (zum Beispiel Überforderung in Schule und Betrieb, familiäre Probleme der Schüler), de-ren Bedeutung in der Schule die Befragten einzuschätzen gebeten wurden, und einer Frage nach dem geschätzten Anteil von Schülern, welche die Ausbildung abbrechen würden. Auch die Lehrer wurden gefragt, was ihrer Meinung nach wichtig sei, um als Schüler in der Klasse Anerkennung zu finden. Eine Frage beschäftigte sich dann mit der Einschätzung der Gewalt-entwicklung an Schulen, die folgende fragte nach dem Auftreten verschiedener abweichender Verhaltensweisen in der Klasse. Daran schloss sich ein Itemblock an, in dem erhoben wurde, ob die Befragten oder ihre Kollegen von bestimmten Vergehen selbst betroffen waren. Es folg-ten Fragen nach disziplinarischen und pädagogischen Maßnahmen bei Problemen und der Nutzung verschiedener Beratungsangebote. Nur wenige Fragen konnten aus Gründen der Anonymitätszusicherung zur Soziodemographie gestellt werden: Geschlecht, Dauer der Lehr-tätigkeit und Dauer der Tätigkeit an der aktuellen Schule.

Die Fragebögen der zweiten und dritten Erhebungswelle, die zueinander identisch wa-ren, begannen ebenfalls mit Fragen zur Zufriedenheit mit der Schule und dem Auftreten von Problemen. Es folgte die Frage nach der erwarteten Abbrecherquote, dann der Block zum

Auf-treten abweichenden Verhaltens und zur eigenen Betroffenheit und jener der Kollegen. Nach den dann folgenden Blöcken zu disziplinarischen und pädagogischen Maßnahmen nahmen Fragen zur Beurteilung der Schulsozialarbeit dem Evaluationsauftrag entsprechend breiten Raum ein. Es folgte ein in der ersten Welle nicht enthaltener Block zum Schulklima. Die Bö-gen endeten mit den FraBö-gen zur Soziodemographie.

5.2.3 Kritische Würdigung der Erhebungsinstrumente

Es sollte deutlich geworden sein, dass die für die folgenden Auswertungen zentralen Schü-lerfragebögen einigen Änderungen im Verlauf des Projekts unterworfen waren. Dies bietet den Vorteil, dass trotz gewisser Restriktionen hinsichtlich des Umfangs der Bögen zahlreiche ver-schiedene Aspekte erhoben werden konnten. Etwas erschwert wird jedoch die Vergleichbarkeit der gewonnenen Daten. Es ist somit nur eingeschränkt möglich, bestimmte Fragestellungen anhand mehrerer Datensätze zu untersuchen. Vielmehr können manche Fragestellungen nur mit je einem der drei erhobenen Schülerdatensätze untersucht werden. Insbesondere ist, nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Stichproben, keine wesentliche Analyse im Zeitverlauf möglich. Im Folgenden werden einige zentrale Merkmale der Stichproben dargestellt. Weil für die Prüfung der Thesen alle Erhebungswellen herangezogen werden, werden dabei auch alle drei Datensätze vorgestellt.