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4.1 Zielsetzung und Vorgehen der empirischen Untersuchung

4.2.3 Stildefinition der Experten

4.2.3.4 Ergebnisse der Expertenverkostung

stellten, wie spezielle Gerüche oder Ähnliches, festgehalten werden. Das DLG-Qualitätsurteil erfolgte in 0,5 Punkte-Schritten (ZÜRN 1986, S. 160 f.).

Im letzten Teil des Verkostungsschemas war der Wein nun einem der vorher abgelei-ten Stile zuzuordnen. Zu diesem Zweck wurde jedem Verkoster zu Beginn der Probe eine Stilübersicht96 ausgehändigt. Handelte es sich aus Sicht des Verkosters zusätzlich um einen stiltypischen Wein, war dieser gesondert zu markieren.

Im zweiten Teil der Verkostung galt es nun, diese als typisch deklarierten Vertreter im Vergleich zu probieren, um den idealtypischen bzw. besten Stilrepräsentanten, der im Rahmen der Konsumentenverkostung zum Einsatz kommen sollte, zu ermitteln.

Als Bezugsgröße der Charakterisierung dienen die Mittelwerte der Experten. Der Ver-gleich der Weinaromen basiert auf den absoluten Häufigkeiten.

Tabelle 9: Charakterisierung und Weinaromenzuordnung der Stilvertreter

Farbe Aroma Süße Säure lle Tannin Harmonie Alterung krautig/vegetativ würzig fruchtig rote Frucht blaue Frucht blumig rauchig/karamellisiert mikrobiologisch

ja nein

2 Trollinger 2,0 3,4 4,2 3,0 3,1 1,6 3,5 2,1 7 5 4 7 0 4 2 1 1 12 1,94 1

5 Dornfelder lieblich 5,2 4,0 5,5 2,8 4,1 2,7 3,0 2,1 4 6 4 5 3 1 6 1 2 12 2,21 2

8klassischer

Spätburgunder 2,6 3,5 2,4 2,9 3,2 3,2 3,2 2,2 5 7 4 8 2 3 2 0 13 2,34 3

11moderner

Spätburgunder 4,2 3,8 1,9 3,0 3,9 3,9 3,5 1,9 5 6 4 5 3 0 4 0 13 2,59 4

27 Dornfelder Classic 6,2 4,7 2,3 2,7 4,5 3,8 4,4 2,2 3 3 7 8 5 4 3 3 1 12 2,92 5

45 kalifornischer Zinfandel 6,0 4,6 1,6 2,3 4,6 4,3 4,5 1,9 2 8 4 7 8 0 2 0 11 3,31 6

53 Crianza 6,1 4,8 2,1 2,1 5,3 4,4 4,9 2,3 2 8 2 4 6 2 6 1 12 3,46 7

Weinaromen

0 - 7 je nach Intensität Einstufung

Pr.-Nr.

a)

Rebsorte/

AOC/

DOC/

DOCG

Charakterisierung

Profil-nummer fehlerhaft

(wenn ja, Begründung)

Zutreffendes ankreuzen

Qualitäts-urteil nach

DLG-5 Punkte-Schema

a) Die Probennummern 2 und 5 bilden die lieblichen Stile ab. Die übrigen 5 Proben sind die Stellvertreter der trockenen Stile.

Quelle: Eigene Berechnungen.

Wie der Vergleich der lieblich-halbtrockenen Stile 1 und 2 zeigt, weisen beide deutliche Unterschiede in ihren Eigenschaftsausprägungen auf. In diesem Zusammenhang un-terscheiden sich die Mittelwerte der Attribute Farbe, Süße und Fülle signifikant vonein-ander. Während Stil 1 in der Farbausprägung deutlich geringere Werte erzielt als Stil 2, sind auch die Süße und die Fülle deutlich geringer vorhanden. Dieses Ergebnis belegt, dass die tatsächlichen Eigenschaftsausprägungen beider Weine den Attributen der Stilbeschreibung – Stil 1 eher farbschwach und halbtrocken, Stil 2 eher farbintensiv und lieblich – entsprechen und somit im Rahmen der späteren Konsumentenbefragung eingesetzt werden können. Die Gegenüberstellung der Aromawelten zeigt zudem, dass Stil 1 auf Grund der blumigen Noten und der deutlichen roten Frucht der – gemäß der Stildefinition – betont fruchtigere Wein ist.

Auch die Stilvertreter der trockenen, noch relativ leichten Rotweinstile 3, 4 und 5 wei-sen eindeutige Unterschiede auf. Für die Weine 3 und 4 sind die Mittelwertunterschie-de Mittelwertunterschie-der Eigenschaften Farbe, Aroma und Fülle signifikant. Bei Mittelwertunterschie-den Weinen 3 und 5 bzw.

4 und 5 liegen signifikante Unterschiede bei den Kriterien Farbe, Aroma, Fülle und Harmonie vor. Mit zunehmender Stilnummer ist eine deutlich stärkere Farbausprägung, Aromazunahme, ausgeprägtere Fülle und somit Harmonie festzustellen. Der Vergleich

der vorgegebenen stilprägenden Attribute (vgl. Tabelle 8) mit den Charakteristika der Weine zeigt, dass auch diese drei Weine den Vorgaben der Experten entsprechen und somit in die Verbraucherverkostung aufgenommen werden können. Stilvertreter 3 rep-räsentiert in diesem Zusammenhang den eher leichten, hellen Rotweintyp, wohingegen die Weine 4 und 5 mit steigender Stilnummer als zunehmend farbiger und fülliger cha-rakterisiert werden können.

Die Analyse der Aromawelt zeigt darüber hinaus – beginnend bei Stil 3 –, dass es sich um einen stilgemäß fruchtigen Wein handelt, der vor allem im Rahmen der roten Frucht eine starke Ausprägung aufweist, wobei er zusätzlich als würzig und krautig / vegetativ eingestuft wird. Stil 4 wird zwar noch als fruchtbetont eingeschätzt, erhält jedoch gleich viele Nennungen für krautig / vegetativ und annähernd gleich viele für würzig. Die Aro-menwelt von Stilvertreter 5 besteht schließlich – wie gefordert – aus fruchtig-blumigen Aromen und weniger aus einem würzigen und krautig / vegetativen Geschmack.

Wie der Vergleich der komplex-trockenen Stile 5 bis 7 zeigt, kann die Stilabgrenzung nicht alleinig mithilfe der Charakterisierungen durchgeführt werden. Jedoch lässt die Übersicht der Aromawelten die Differenziertheit der Weine erkennen. Stil 5, der stilge-mäß fruchtiger ausgeprägt sein soll und auch tatsächlich deutlich mehr Nennungen der Attribute fruchtig und blumig aufweist, unterscheidet sich deutlich vom Stilvertreter 6, der als sehr würziger Wein mit entsprechend blauer Frucht charakterisiert worden ist.

Die Stile 5 und 6 sind somit deutlich voneinander abgrenzbar.

Wein 7 erfährt seine Charakterisierung hauptsächlich durch die Aromen blaue Frucht, rauchig / karamellisiert und würzig. Die starke Ausprägung von rauchig / karamellisiert signalisiert, dass der Wein über die geforderte Barriquenote verfügt und somit klar von Wein 5 und 6 unterschieden werden kann.

Wie bereits erwähnt, sollte anhand der Expertenverkostung auch der Versuch unter-nommen werden, den jeweiligen Aromawelten einen Rotweinstil zuzuordnen. In die-sem Zusammenhang zeigte sich jedoch, dass dies bei Rotwein im Vergleich zu Weiß-wein nicht möglich ist. Vielmehr kann ein Weinstil eine Vielzahl von Aromen aufweisen;

analog kann ein Aroma einer Vielzahl von Stilen zugeordnet werden (vgl. Abbildung 20).

Abbildung 20: Vergleich der Aromawelten der Stilvertreter

0 1 2 3 4 5 6 7 8 krautig / vegetativ

würzig

fruchtig

rote Frucht

blaue Frucht blumig

rauchig / karamellisiert mikrobiologisch

Aroma-Profil 1 Aroma-Profil 2 Aroma-Profil 3 Aroma-Profil 4 Aroma-Profil 5 Aroma-Profil 7 Aroma-Profil 6

A

Quelle: Eigene Darstellung.

Abschließend musste die Probenreihenfolge der Weine für die Konsumentenverkos-tung festgelegt werden. In diesem Zusammenhang waren sich alle Experten darüber einig, dass die Beurteilung von mehr als vier Weinen in einem Zeitraum von 15 bis 20 Minuten für einen „ungeübten“ Konsumenten97 eine Überforderung darstellen würde und die Repräsentativität der Erkenntnisse somit nicht gewährleistet werden könne.

Daher wurden die Weine in zwei Testsets aufgeteilt, wobei jedes einzelne einen der beiden lieblich-halbtrockenen Stile beinhalten musste. Stil 5 sollte in beiden Sets ge-führt werden, da davon auszugehen war, dass dieser Wein weniger stark polarisiert und somit als Vergleichswein bzw. Bindeglied zwischen beiden Gruppen am besten geeignet schien. In jedem Testset wurde zusätzlich ein leichter trockener Rotwein so-wie ein Stilvertreter, der über eine ausgeprägte Tanninstruktur verfügte, zugeordnet.

Auf Grund dieser Anforderungen sowie der Prämisse, dass die Weinstile innerhalb der Testsets möglichst unterschiedlich sein sollten, konnte die folgende Verteilung der Stil-vertreter für die anstehende Konsumentenverkostung ermittelt werden:

97 Die Konsumenten werden als ungeübt betrachtet, da sie eine derartige Verkostung im Regelfall nicht gewohnt sind. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass sie den Wein auf Grund des Geschmacks und des damit verbundenen Genusses trinken und sich der Wahrnehmung der in der Verkostung geforder-ten Attribute nicht bewusst sind.

• Testset A: Stile 1, 3, 5 und 7;

• Testset B: Stile 2, 4, 5 und 6.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die klare Zuordnung der Rotweinstile zu den Aromawelten nicht möglich war. Jedoch gelang es, sieben eindeutig unterscheid-bare Rotweinstile herauszuarbeiten und jeweils einen Stilvertreter, der in der folgenden Konsumentenverkostung zum Einsatz kommen sollte, abzuleiten.