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Entwicklung von Indikatoren

Im Dokument Nachhaltige Landwirtschaft (Seite 25-28)

4. MESSUNG DER NACHHALTIGKEIT

4.1. Entwicklung von Indikatoren

Die klassischen Indikatoren der wirtschaftlichen Entwicklung wie das Bruttosozialprodukt sind zur Beurteilung der Reserven an bestimmten Ressourcen und der differenzierten Mes-sung von Stoffströmen nicht geeignet. Bereits in der Agenda 21 wurde daher auf die Notwen-digkeit der Entwicklung geeigneter Indikatoren für die Quantifizierung der Nachhaltigkeit verwiesen (Kapitel 40 der Agenda). Diese sollen eine solide Grundlage für Entscheidungen auf allen Ebenen schaffen und somit zu einer selbstregulierenden Nachhaltigkeit integrierter Umwelt- und Entwicklungssysteme beitragen. Es handelt sich damit um Parameter, die auf der Basis von statistischen Daten Auskunft über den Zustand menschlicher Produktions- so-wie Konsumaktivitäten dokumentieren. Die Indikatoren sollen damit Daten aus den genannten Bereichen in politikrelevante Informationen transformieren (V.MÜNCHHAUSEN und NIEBERG

1997). Die Entwicklung der Indikatoren obliegt inzwischen offiziell bei der Commission for Sustainable Development (CSD). Daneben befassen sich aber auch eine große Anzahl anderer nationaler und internationaler Initiativen mit der Erstellung von Indikatorsystemen für die Beurteilung einer nachhaltigen Entwicklung. Das International Institute for Sustainable De-velopment (IISD) in Kanada verweist auf seiner Homepage auf mehr als 170 aktuelle Pro-jekte.

Zur Systematisierung aller weiteren Ausführungen über Indikatoren ist es sinnvoll, die Viel-zahl möglicher Zustandsgrößen und Parameter nach dem Konzept der OECD einzuordnen.

Danach lassen sich die Indikatoren in drei Kategorien einteilen:

• Unter "Pressure" oder "Driving force"-Indikatoren sind danach alle Produktions- oder Konsumaktivitäten zu nennen, die über die Nutzung natürlicher Ressourcen einen Einfluß auf die Umwelt ausüben können.

• "State"-Indikatoren geben dagegen Auskunft über den Zustand der beeinflußten natürli-chen Ressourcen

• "Response"-Indikatoren sind die Reaktionen im politischen und/oder gesellschaftlichen Bereich, die sich aus den Veränderungen bei den ersten beiden Kategorien ergeben. Es handelt sich also um Maßnahmen mit denen direkt oder indirekt versucht wird, Hand-lungsweisen zu beeinflussen, um gewünschte Veränderungen zu erzielen.

Für die Beurteilung der Eignung der unterschiedlichen Indikatoren ist insbesondere die Unter-scheidung von "Driving force-" zu "State"-Indikatoren von großer Bedeutung. In erster Kate-gorie sind danach Parameter zusammengefaßt, die Aussagen über eine potentielle Gefährdung beinhalten. Beispiele hierfür wären Art und Menge der Düngung, quantifiziert durch Bilanz-rechnungen, sowie Mittelaufwand und Toxizität von Pflanzenschutzmitteln.

Im Unterschied dazu gegeben "State"-Indikatoren Auskunft über den tatsächlich vor-kommenden Zustand einer Ressource. Bei den beiden genannten Beispielen wäre dies der Gehalt von Nährstoffen oder Pflanzenschutzmitteln in Gewässern oder anderen Ökosystemen.

Die beiden Kategorien haben wichtige Implikationen für die Praktikabilität und Effizienz der ausgewählten Parameter. Darüber hinaus sind diese Überlegungen auch im Hinblick auf die Umsetzung von Maßnahmen zur Erreichung bestimmter umweltpolitischer Ziele von großer Bedeutung (vgl. das Kapitel 7).

Die entscheidenden Zustandsgrößen unter umweltpolitischen Gesichtspunkten sind die soge-nannten "State"-Indikatoren, da nur so direkt Aussagen über den Zustand von Ressourcen gemacht werden können. Hierbei gibt es jedoch einige Einschränkungen bei der Bewertung.

Eine eventuell wünschenswerte flächendeckende Erfassung von Zustandsgrößen aus der Ka-tegorie der "State"-Indikatoren ist aus rein finanziellen Gründen nicht möglich. In einigen Bereichen, wie beispielsweise Nitratgehalt im Trinkwasser, liegt zwar in der Bundesrepublik ein recht enges System von Meßpunkten vor. Die Belastung von Böden mit den unter-schiedlichen organischen oder anorganischen Immissionen aus Verkehr und Industrie ist

da-gilt für eine Vielzahl von biologischen Indikatoren. Zusätzlich gibt es bei den "State"-Indika-toren häufig noch das Problem der exakten Zuordnung. Veränderungen in der Qualität eines Fließgewässers in positiver wie auch in negativer Hinsicht lassen sich nicht auf eine einzelne anbautechnische Maßnahme auf einer spezifischen Fläche zurückführen. Die Veränderung ist vielmehr die Summe einer Vielzahl von Nutzungsrichtungen und Bewirtschaftungsmaß-nahmen in einem gesamten Einzugsgebiet. Zusätzlich ist eine zeitliche Eingrenzung der mög-lichen Einflußgrößen meist unmöglich, da es zwischen Veränderungen auf der "Preasure-"

Seite und dem "State"-Indikatoren in der Regel zeitliche Differenzen gibt.

Indikatoren aus der Gruppe der "Driving-force-" Parameter sind dagegen immer nur als Po-tentiale einer negativen oder auch positiven Umweltveränderung anzusehen. Bilanzrechungen bei einzelnen Nährstoffen können zwar gewissen Hinweise auf eine effiziente Nutzung der eingesetzten Betriebsmittel geben. Je nach Boden- und Klimaverhältnissen sind die Aussagen von Bilanzrechnungen allerdings von unterschiedlicher Qualität. Insgesamt sind im Falle des besonders schwierig zu beurteilenden Stickstoffs Bilanzrechungen besser zur Abschätzung geeignet als der häufig herangezogene Nmin-Wert (GÄTH 1997).

Um die Eignung unterschiedlicher Indikatoren für die Beurteilung von Agrar-Ökosystemen zu beurteilen, schlägt BECKER (1998) eine Einordnung in eine zweidimensionale Raum-Zeit-Ko-ordination vor. Danach sind Indikatoren besonders gut zur Beschreibung von Systemzu-ständen zu verwenden, wenn diese Aussagen über lange Zeiträume und für große Areale er-lauben. Beispiele wären Veränderungen der atmosphärischen Zusammensetzung oder langfri-stige Veränderungen der Landnutzung. Ertragsdaten und Veränderungen von Bodeneigen-schaften sind dagegen von nur kurz- bis mittelfristigem Charakter und weniger sinnvoll. An-dere Autoren versuchen die geeigneten Indikatoren über kritische Belastungswerte auf der Basis von Veränderungen im Agrarökosystem zu definieren und daran anschließend Hand-lungsempfehlungen für die Produzenten abzuleiten (ALTIERI 1988, HÄRTDLEIN et al. 1997).

Eine wesentlich pragmatischeren Ansatz verfolgen dagegen HARGER und MEYER (1996) so-wie v. MÜNCHHAUSEN und NIEBERG (1997). Umweltinformationen sollten danach folgenden Anforderungen genügen, um als Indikatoren geeignet zu sein:

• Indikatoren sollte auf hochwertigen statistischen Daten beruhen. Dies beinhaltet eine große zeitliche und räumliche Differenzierung sowie ein vernünftiges Kosten-Nutzen-Verhältnis bei gleichzeitig hoher Qualität und langer und regelmäßiger Erhebungsdauer

• Indikatoren sollten methodisch abgesichert sein und dem aktuellen Stand der wissen-schaftlichen Erkenntnis entsprechen. Voraussetzung ist die Validität in Akzeptanz von internationalen Standards. Gleichzeitig sollte die Möglichkeit bestehen, die Indikatoren in entsprechenden Simulationsmodellen oder Prognosesystemen zu verwenden.

• Eine weitere Anforderung liegt in der Politikrelevanz und Benutzerfreundlichkeit der ge-wählten Indikatoren. Nur wenn bestimmte Parameter auch nachvollziehbar und logisch interpretierbar sind, wird ein Indikator erfolgreich eingesetzt werden können. Gleichzeitig sollten die Indikatoren die Basis für internationale Vergleiche bieten und exakte Schwel-lenwerte aufweisen, um die Bedeutung der ermittelten Werte auch einordnen zu können.

Bei allen folgenden Überlegungen sollten die o.g. Anforderungen immer berücksichtigt wer-den, da nur so eine gleichermaßen praktikable wie auch finanziell tragbare Erstellung von statistischen Maßzahlen möglich ist.

Im Dokument Nachhaltige Landwirtschaft (Seite 25-28)