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Einleitung

Im Dokument CrossFit im Schulsport (Seite 11-15)

Der Lebensalltag von Kindern und Jugendlichen hat sich in den letzten Jahren stark verändert.

Mangelnde Bewegung, vermehrte Bildschirmzeit und ungesunde Ernährung zählen zu den Hauptmerkmalen dieses Wandels (Korsten-Reck, 2007; Mayer, Felder-Puig, Gollner & Dorner, 2020; Griebler, Winkler & Bengough, 2016).

Laut österreichischen Bewegungsempfehlungen sollten Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren mindestens 60 Minuten sportliche Betätigung am Tag erreichen (Bauer et al., 2020). Gemäß Kinder- und Jugendgesundheitsbericht können diese 60 Minuten Bewegung pro Tag zu einem großen Teil nicht umgesetzt werden. 73 % der Buben und 85 % der Mädchen in Österreich erreichen die empfohlenen 60 Minuten Bewegung pro Tag nicht (Griebler et al., 2016).

Darüber hinaus führt auch die zunehmende Nutzung moderner Medien nachweislich zu Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen (Griebler et al., 2016). In Amerika verbringen Kinder und Jugendliche im Durchschnitt über sieben Stunden täglich vor dem Bildschirm (Sauseng et al., 2017). Auch in Österreich lässt sich ein ähnlicher Trend beobachten. Ein Viertel aller Mädchen und ein Fünftel aller Buben verbringen mehr als fünf Stunden pro Tag vor dem Handy (Felder-Puig, Teiutsch, Ramelow & Maier, 2018; Kaiser-Jovy, Scheu & Greier, 2017), die meiste Zeit davon auf Plattformen wie YouTube oder Instagram (Döring, 2018). Der verstärkte Konsum von sozialen Medien kann nicht nur zu verringerter Bewegung, sondern auch zu einem negativen Selbstbild von Kindern und Jugendlichen führen. In einer Studie mit 1479 Jugendlichen geben neun von zehn Mädchen an, nicht zufrieden mit ihrem Körper zu sein. Durch den ständigen Vergleich mit „Idealkörpern“ auf Onlineplattformen ist es für Kinder und Jugendliche schwer ein positives Selbstkonzept und Selbstvertrauen aufzubauen (Pirker, 2018).

Neben Bewegungsmangel wird auch der Ernährung eine maßgebliche Rolle im veränderten Lebensalltag von Kindern und Jugendlichen zugeschrieben. Eine ausgewogene Ernährung versorgt den Körper nicht nur mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen (Wittowske, Polster &

Klatte, 2017), sondern wirkt sich auch in vielen Aspekten positiv auf die Lebensqualität aus (von Philipsborn & Geffert, 2020). Die Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) empfiehlt für Kinder und Jugendliche drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst pro Tag (2020). Laut Ergebnissen der HBSC- Studie (Health Behaviour in School-aged Children) nimmt weniger als die Hälfte der österreichischen Schüler und Schülerinnen täglich Obst und nur ein Drittel täglich Gemüse zu sich. Besonders im Alter von 11-15 Jahren gehen der Obst- sowie Gemüsekonsum deutlich nach unten (Rust, Hasenegger & König, 2017).

Ein vorwiegend sitzender Lebensstil mit wenig Bewegung, viel Zeit vor Bildschirmen und ungesunder Ernährung kann für Kinder und Jugendliche schwerwiegende Folgen haben. Die größten Probleme in diesem Zusammenhang sind Übergewicht und Adipositas (World Health Organization [WHO], 2000). Kinder und Jugendliche auf der ganzen Welt leiden unter diesen Erkrankungen und deren Folgen (Baumgartner-Parzer, 2018). Auch in österreichischen Daten spiegelt sich dieses Problem wider. Dem Ernährungsbericht (Elmadfa et al., 2012) zufolge sind ein Fünftel der Mädchen und ein Viertel der Buben im Alter von sieben bis 14 Jahren übergewichtig und 6 % bzw. 9 % sogar adipös. Besonders in der Zeit der Covid-19-Lockdowns haben Kinder und Jugendliche in Österreich deutlich an Gewicht zugenommen (Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit, 2020). Neben Einschränkungen im täglichen Leben kann es durch Übergewicht und Adipositas zu zahlreichen Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus, kardiovaskulären, orthopädischen und anderen Erkrankungen kommen (Wabitsch, 2004).

All die genannten Beispiele zur veränderten Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen und den daraus entstehenden Folgen, führen zur Frage wie man diesen Trend stoppen und Kinder zu einem gesünderen Lebensstil und zu mehr Sport motivieren kann. Bauer et al. (2020) fanden heraus, dass der Lebensbereich Schule als einflussreichster Faktor bei der Veränderung des Bewegungsverhaltens von Kindern und Jugendlichen gilt. Aus diesem Grund entstand die Idee die Schüler mit einem, zum klassischen Sportunterricht konträren Trainingskonzept bekannt zu machen, um so ihre Motivation zum Sport zu steigern und ein größeres Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil zu schaffen. Bei diesem

Trainingskonzept handelt sich um die aus Amerika stammende Trainingsmethode CrossFit, welche die unterschiedlichsten Disziplinen wie Gewichtheben, Turnen und Leichtathletik miteinander kombiniert und somit zu einer ganzheitlichen Fitness führt (Pauls, 2014).

Zahlreiche Studien können die Wirksamkeit von CrossFit bestätigen. Neben besserer aerober Kapazität und Leistungsfähigkeit (Eun-Ju, Wi-Young & Jeong, 2017; Paine, Uptgraft & Wylie, 2010; Smith, Sommer, Starkoff & Devor, 2013; Bellar, Hatchett, Judge, Breaux & Marcus, 2015) hat CrossFit Training ebenso positive Auswirkungen auf die Körperkomposition. Es konnte herausgefunden werden, dass sich die Muskelmasse nach einem zwei- bis dreiwöchigen CrossFit Training um 0,5 bis 1% erhöht (Butt et al., 2018). Auch Gewichtsreduktion, ein verminderter BMI und weniger Körperfett zählen zu den Auswirkungen eines CrossFit Trainingsprogramms (Suraki, Mohsenzade, Tibana & Ahmadizad, 2021; Smith et al., 2013). Neben den gesundheitlichen Faktoren hat CrossFit Training auch psychologische Auswirkungen auf die Trainierenden. Die Community und der soziale Zusammenhalt erhöhen nachweislich die Motivation und den Spaß beim Trainieren (Whiteman-Sandland, Hawkins &

Clayton, 2018; Glassman, 2007).

Während es im Erwachsenenbereich schon mehrere Untersuchungen zur Wirksamkeit von CrossFit gibt, sind Veröffentlichungen zum Thema CrossFit mit Kindern und Jugendlichen, speziell in Verbindung mit Schule, eher vereinzelt zu finden. Vor allem im deutschsprachigen Raum sind zur Materie CrossFit im Schulsport noch keine Studien veröffentlicht worden. Daher soll die vorliegende, qualitative Untersuchung als erster Schritt in diese Thematik dienen und einen Einblick in Meinungen und Erfahrungen von Experten auf diesem Gebiet bieten.

Ziel dieser Arbeit ist es, den aktuellen Einsatz von CrossFit in österreichischen Schulen zu untersuchen, welche Rahmenbedingungen für die Umsetzung notwendig sind und welche Schwierigkeiten sich dabei ergeben. In einem weiteren Schritt soll herausgefunden werden, ob CrossFit auf Schüler ähnliche physische, psychische, sowie soziale Auswirkungen hat, wie es die Literatur schon bei Erwachsenen nachgewiesen hat. Die vorliegende Untersuchung bezieht sich auf Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren. Zur Beantwortung der schulischen Fragen werden sechs Experteninterviews mit CrossFit betreibenden

Sportlehrpersonen aus Mittel-, sowie allgemeinbildenden, höheren Schulen geführt. Die gesundheitsbezogenen Auswirkungen werden durch drei Experteninterviews mit CrossFit betreibenden Physiotherapeuten und einem Experteninterview mit einem Sportmediziner, welcher ebenfalls aktiv CrossFit betreibt, näher beleuchtet.

Diese Diplomarbeit soll Aspekte beleuchten, welche bis jetzt noch nicht wissenschaftlich untersucht wurden und kann in Folge als Anstoß für weitere Untersuchung zu diesem Thema dienen oder als Anreiz für schulwirksame Personen gesehen werden, sich in diese Materie einzulesen und erste Berührungspunkte für Kinder mit CrossFit zu schaffen.

Im Dokument CrossFit im Schulsport (Seite 11-15)