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qualikationsheterogenen Lehrpersonengruppen

7.3 Ergebnisse der Betrachtung von individuellen Lernprozessenindividuellen Lernprozessen

7.3.4 Dirk - Fachmann, Multiplikator, Schulleiter

Ausbildung

Dirk hat 1972 sein Lehramtsstudium an der Humboldt-Universität zu Berlin begonnen und 1976 als Diplomlehrer Mathematik/Physik abgeschlossen.

Berufstätigkeit mit Bezug zu Mathematik

Bis 1990 war er an einer Polytechnischen Oberschule tätig und hat kontinuier-lich Mathematik und Physik bis zur Jahrgangsstufe 10 unterrichtet. Nach der Wiedervereinigung und Umstellung des Schulsystems in Berlin verblieb Dirk an einer Grundschule. Seit dieser Zeit ist er vorrangig in Mathematik eingesetzt und hat bis auf Sport und Englisch alle anderen Fächer an der Grundschule zeitweise fachfremd unterrichtet. Seit Beginn des Schuljahres 2005/2006 ist er regionaler Multiplikator Mathematik Grundschule und hat auch Erfahrungen als Fortbildner. Seit 2008 leitet er zudem eine Grundschule.

Wege in eine Stochastik-Fortbildung

Als Multiplikator im Fach Mathematik hat er die Ausschreibung für den Sto-chastik-Kurs erhalten. Er war der Ansicht, dass durch die Verankerung des In-haltsbereiches in den KMK-Bildungsstandards Mathematik Grundschule und den Rahmenlehrplänen des Landes ein Fortbildungsbedarf in Stochastik Grund-schule besteht. Nach seiner Ansicht ist der über das Fortbildungsnetz ausge-schriebene Stochastik-Kurs des DZLM erstmalig ein Angebot für Grundschul-lehrkräfte, sich in einem mathematischen Inhaltsbereich fortzubilden. Zudem unterscheidet sich seine Anlage als Fortbildung für ein Schulhalbjahr mit meh-reren Präsenztagen vom üblichen Angebot im Fortbildungsnetz. Dirk ist aus drei Gründen in diesen Kurs eingestiegen. Als Multiplikator wollte er sehen, was diese Fortbildung Lehrpersonen bieten kann und ob sie empfehlenswert ist. Gleichzeitig erhote er sich als Fachmann herauszunden, worauf in der Stochastik in der Primarstufe fachlich und fachdidaktisch fokussiert werden sollte. Um den Austausch in der Fachkonferenz an seiner Schule anzuregen, nahm er als Schulleiter eine aus seiner Sicht geeignete Kollegin mit.

Erleben der Fortbildung Verschiedene Rollen

Dirks Aussagen zeigen, dass er die Fortbildungen in seinen unterschiedlichen Rollen erlebte. Als Lehrkraft sah er diesen Kurs als eine fachliche Wiederholung an.

Dieser Kurs war Wiederholung. Wobei also in den siebziger Jahren ehrlich gesagt mit Daten und Wahrscheinlichkeit und Häugkeit, da haben wir nicht so viel am Hut gehabt. Wir hatten da zwar Stochastik-Vorlesungen, aber die haben wir nicht so ernst genom-men. [...] Und dennoch, so nach 20 Jahren, nach 30 Jahren, hat sich vieles eingeschlien, manches sieht man neu, manches kann man aus der Erfahrung neu bewerten.

Damit spricht Dirk den Wandel in der curricularen Verankerung des Themen-feldes in der Schul- und Lehramtsausbildung an. Als Fachmann hielt er sich nach eigener Aussage gezielt zurück, wenn die anderen Lehrkräfte an seinem Tisch oder auch im Plenum um das Verständnis eines stochastischen Problems rangen.

Man muss fachlich dranbleiben. [...] Die Kurse sind speziell [...]

durch den Aufbau, durch die Struktur und dadurch, dass da Zeiten dazwischen liegen. Die haben einen Wiederholungseekt. Das soll-ten die Lehrer ja eigentlich wissen, (lacht) dass das didaktisch klug ist. Mit der Zeit [...] weiÿ man auch, [...] was einem noch fehlt. Und das kann man dann oft aus dem Erfahrungsaustausch mitnehmen.

Dirk nutzte die Zeit, aus der Perspektive Schulleiter bzw. Multiplikator das Lernen der anderen Teilnehmenden und das Agieren der Referentinnen zu be-obachten.

Lernen in einer qualikationsheterogenen Lerngruppe

Dirk ging bei der Anmeldung zur Fortbildung bereits davon aus, dass die Lerngruppe heterogen bezüglich des mathematischen Fachwissens sein wird.

Als hilfreich für das Lernen aller Teilnehmenden sieht Dirk die Modulstruk-tur der Fortbildung an. Die Konzentration auf einen inhaltlichen Schwerpunkt,

diesen mit den Lehrpersonen fachlich zu durchdringen und fachdidaktisch auf-zubereiten und anschlieÿend eine Erprobung einzufordern, betrachtet er als Erfolgsrezept für das Arbeiten in dieser heterogenen Kursgruppe.

Jeder war gefordert, sicher in unterschiedlichen Bereichen. Der eine mehr in der Mathematik, der andere mehr im Überlegen: Wie wür-de ich das mit einer 1. Klasse machen. Und durch die Unterschied-lichkeit konnte man sich ergänzen und austauschen, bereichern. Da kamen gute Beispiele, selbst für jemand der ausgebildet war, gute Beispiele.

Dirk ist aus der Sicht des Multiplikators bzw. Schulleiters der Meinung, dass die Kurszusammensetzung schon ein Spiegelbild der Heterogenität von Schul-kollegien ist. Er sieht in der Heterogenität eine Herausforderung für sich als Schulleiter. Unterrichtsqualität und - entwicklung ist nicht nur in Mathematik zu sichern, denn an der Grundschule werden auch andere Fächer fachfremd unterrichtet.

Beschriebene Veränderungen

Dirk sieht sich als Fachmann an und betonte, dass diese Fortbildung bezo-gen auf die Fachinhalte der Grundschulmathematik für ihn eine grundlebezo-gende Wiederholung war. Trotzdem war er darüber erstaunt, was man als Grund-schullehrkraft fachlich verstanden haben muss, um ab Jahrgangsstufe 1 sach-gerecht zu unterrichten. Es hat ihn schon beeindruckt, dass für alle Teilgebiete der Stochastik ein inhaltliches Verständnis von grundlegenden Begrien und Arbeitsweisen in der Grundschule auf den Weg gebracht werden kann. Das Nachdenken über und die Entwicklung von Aufgaben für die Jahrgangsstufen 1 bis 6 sah er dann auch als Herausforderung für sich an.

Aber für einen gestanden Lehrer ist es ganz gut, noch mal zurück zu den Ursprüngen der Didaktik zu kommen und noch mal darüber nachzudenken, wie setze ich denn jetzt neue Sachen um.

Im Weiteren beschrieb er aus der Sicht des Schulleiters die von ihm beobach-teten Veränderungen seiner Kollegin.

Als Schulleiter zieht er folgendes Resümee:

Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass wir die Kollegen mal aus dem Alltagstrott rausholen und ihnen zeigen, was sie alles schon leisten und schon können. Ich nde, dass die Anregungen und die Selbstbestätigung [für Lehrkräfte] ganz wichtig sind.

Er war der Meinung, dass die Mehrzahl der Lehrkräfte erkannt hat, dass in Vielem, was sie eigentlich schon in Mathematik lehren, stochastische Inhalte und Arbeitsweisen enthalten sind. Zudem erinnerte er sich an Teilnehmende, die fachübergreifende Bezüge herstellten, wie z. B. von der Kombinatorik zu den Farbkombinationen in Kunst.

Erfahrungsberichte - Dokumentation der Unterrichtserprobungen Aufgrund seiner Verpichtungen als Schulleiter nahm Dirk gern das Angebot seiner Tandempartnerin an, die Erprobungen im Erfahrungsbericht zu doku-mentieren. Er hat die dort angegebenen Aufgaben ausprobiert und auch Do-kumente der Schülerinnen und Schüler bereitgestellt. Dirk habe sich bewusst den Erfahrungsbericht nicht vorlegen lassen, um nicht den Eindruck einer Kon-trolle durch den Schulleiter zu erwecken. Ihm war es wichtiger, sich mit seiner Kollegin in der Reexionsphase zu Beginn des folgenden Fortbildungstages zur Erprobung und mit anderen auszutauschen.

Impulse für die Arbeit in der Fachkonferenz

Als Schulleiter hat Dirk seine Mathematiklehrkräfte ermuntert, die angebote-nen DZLM-Fortbildungen zu den verschiedeangebote-nen Inhaltsbereichen zu besuchen und deren Teilnahme auch gesichert. Vor diesem Hintergrund traf Dirk Aus-sagen zur Zusammenarbeit der Mathematiklehrkräfte.

Das hat schon was gebracht, auch [...] in der Zusammenarbeit und in der Entwicklung der Kollegen. Nicht nur fachlich ist was pas-siert. Der Kurs war ja so angelegt, dass man miteinander redet, in den Erfahrungsaustausch tritt und dass man was vorlegen musste.

[...] Man hat natürlich Kontakte zu anderen Schulen, aber bei 28 Stunden in der Woche ist ein kontinuierlicher Austausch illusorisch.

Dirk wurde gebeten, die Zusammenarbeit seiner Mathematiklehrkräfte detail-lierter darzustellen.

Wir haben nun zum Beispiel die Klassenarbeiten ausgetauscht und auch noch weiter überarbeitet. So hat man [...] jetzt natürlich so einen gewissen Standard, den man in der Schule erreichen will. Mit der Zeit hat sich auch entwickelt, dass nicht nur Aufgaben und Arbeitsblätter ausgetauscht werden, sondern sich auch zu verschie-denen Herangehensweisen im Unterricht verständigt wird. Das ist neu.

Darüber hinaus gab Dirk an, dass sich eine Kollegin im Ergebnis mehrerer DZLM-Fortbildungen inzwischen zutraut, in der Region selbst Fortbildungen durchzuführen.

Fazit

Im folgenden Kapitel werden zunächst im Abschnitt 8.1 zentrale Ergebnisse der Arbeit unter Bezug auf relvante Literatur reektiert und die Forschungsfragen beantwortet. Im Anschluss (Abschnitt 8.2) werden die Untersuchungsmetho-den diskutiert. Abschlieÿend (Abschnitt 8.3) werUntersuchungsmetho-den Empfehlungen für die Ge-staltung und Durchführung von Fortbildungs- und Unterstütungsmaÿnahmen für unterschiedlich qualizierte Lehrpersonen, die im Mathematikunterricht einer sechsjährigen Grundschule tätig sind, abgeleitet und weitere Forschungs-felder aufgezeigt.

8.1 Zusammenfassung und Diskussion der