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In diesem Kapitel möchte die Autorin die gefundenen Studien anhand des EMED-Formats ausführlich beschreiben. Das bedeutet, dass die Studien nach dem Schema Einleitung, Methode, Ergebnisse und Diskussion dargestellt werden.

4.2.1!Critical Incident Reporting System (CIRS)

Gerald Sendlhofer, Karina Leitgeb, Brigitte Kober, Gernot Brunner und Lars-Peter Kamolz (2016) haben eine Studie zur Entwicklung des Critical Incident Reporting Systems in einem österreichischen Universitätsspital durchgeführt. Obwohl CIRS-Meldungen einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Patientinnen- und Patientensicherheit liefern können, ist die Abgabe einer Meldung durchaus eine Frage der Kultur. In der Vergangenheit war es in der Praxis so, dass Beinaheschäden innerhalb einer Organisationseinheit blieben und nicht mit einem breitem Publikum besprochen wurden. Durch die Einführung von CIRS kommt es daher zu einem Paradigmenwechsel, was einerseits eine gelebte Sicherheitskultur bedarf und andererseits das Prinzip verfolgt, keine Schuldige oder keinen Schuldigen mehr zu suchen. Darüber hinaus bedarf es einer klaren Regelung, wie mit CIRS-Meldungen umgegangen wird, damit mit den in den CIRS-Meldungen enthaltenen Informationen sachlich umgegangen wird.

Daher verfolgten Sendlhofer et al. (2016) mit ihrer Studie das Ziel, die CIRS-Entwicklung am LKH-Univ. Klinikum Graz anhand von Daten seit der flächendeckenden Einführung im Jahr 2013 zu betrachten, um kritische Erfolgsfaktoren definieren zu können. Anfänglich wurde das CIRS im Jahr 2012 auf einer Intensivstation als Pilotprojekt eingeführt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden vor Ort in das CIRS eingeführt, indem der Prozess der Meldung mit dem Reviewteam als auch der Stabstelle Qualitätsmanagement und Risikomanagement besprochen und geübt wurde. Das Pilotprojekt war für sechs Monate vorgesehen, um mit den Erkenntnissen daraus die flächendeckende Umsetzung vorbereiten zu können.

Nach der Pilotphase und Anpassung der CIRS-Prozesse wurden vor der flächendeckenden Implementierung Schulungen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeboten.

Nach Angaben von Sendlhofer et al. (2016) wird im LKH-Univ. Klinikum Graz ein CIRS

Die Organisationseinheit, die die CIRS-Meldung abgibt, ist bekannt, weil dies die meldende Person bei Abgabe einer Meldung angeben muss. Diese Nennung ist notwendig, damit die Organisationseinheit auch ein Feedback bekommen kann. Ist eine CIRS-Meldung eingegangen, wird diese von einer ‚Anonymisierin‘ oder einem

‚Anonymisierer‘ bearbeitet, damit eine Zuordnung zur meldenden Person, involvierter Personen oder Patientinnen und Patienten nicht ermöglicht wird. Die Aufgabe der Stabstelle Qualitätsmanagement und Risikomanagement ist genau diese Anonymisierung. Sie sind zur Verschwiegenheit verpflichtet, und der Krankenhausträger muss Anonymität und Sanktionsfreiheit für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die CIRS-Meldungen abgeben, gewährleisten. Die anonymisierte Meldung wird an ein sogenanntes Reviewteam weitergeleitet. Dieses Team besteht aus Expertinnen und Experten aus dem Gesundheitswesen wie Ärztinnen und Ärzte, Pflegepersonen, Juristinnen und Juristen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stabstelle Qualitätsmanagement und Risikomanagement und einer Expertin oder einem Experten für Medizinprodukte. Jeden Monat findet eine Sitzung der Reviewteams statt, um alle eingegangenen Meldungen zu bearbeiten.

Anschließend erhalten die betroffenen Organisationseinheiten die bearbeiteten Meldungen inklusive empfohlener Umsetzungsmaßnahmen. Bei vermuteten Patientinnen- und Patientenschäden ist es die Aufgabe der Stabstelle Qualitätsmanagement und Risikomanagement, die Organisationseinheit und die Rechtsabteilung zu kontaktieren, damit die weitere Vorgehensweise besprochen werden kann. Die zu informierenden Personen in der Organisationseinheit sind sowohl die ärztliche und pflegerische Leitung als auch die Risikomanagerin oder der Risikomanager der betroffenen Organisationseinheit. Die ärztliche und pflegerische Leitung überprüft gemeinsam mit der/dem zuständigen Risikomanagerin/Risikomanager die vorgeschlagenen Maßnahmen auf ihre Umsetzbarkeit und erarbeitet bei Bedarf weitere Maßnahmen. Im Anschluss darauf erfolgt eine Diskussion mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über die eingegangen Meldung und die geplanten Umsetzungsmaßnahmen. Abschließend muss die Organisationseinheit der Stabstelle Qualitätsmanagement und Risikomanagement mitteilen, welche der vorgeschlagenen Maßnahmen oder auch selbst definierten Maßnahmen umgesetzt werden bzw. warum empfohlenen Maßnahmen nicht umgesetzt werden können. Handelt es sich bei den CIRS-Meldungen um Meldungen, die nicht nur eine Organisationseinheit betreffen, sondern auch eine krankenhausweite Relevanz haben, dann werden diese in der Qualitätsmanagementkommission besprochen.

Anschließend werden die Lösungsvorschläge sowohl der Organisationseinheit als auch über den E-newsletter der Stabstelle Qualitätsmanagement und Risikomanagement oder in Form eines Safety-Pins publiziert. Überregional relevante CIRS-Meldungen können von der Stabstelle Qualitätsmanagement und Risikomanagement seit dem Jahre 2010 zusätzlich auf die Internetseite cirsmedical.at gestellt werden. Auf Grund dessen, dass das Pilotprojekt anstandslos funktionierte, wurde das CIRS für das gesamte Krankenhaus übernommen. Seit der flächendeckenden Einführung von CIRS ergibt die durchschnittliche Melderate 1,6 Meldungen pro Woche. Im Vergleich dazu liegt das Universitätsspital Zürich mit einer durchschnittlichen Melderate von 27 Meldungen pro Woche deutlich höher. 89% aller CIRS-Meldungen des LKH-Univ.

Klinikum Graz wurden von Pflegepersonen oder Ärztinnen und Ärzten abgegeben. Eine mögliche Ursache für die niedrige Melderate könnte das Vorhandensein von mehreren Meldesystemen im LKH-Univ. Klinikum Graz sein. Die Anzahl der CIRS-Meldungen ist allerdings kein aussagekräftiger Indikator, um Rückschlüsse auf die Versorgungsqualität zu ziehen. Ausschlaggebend hierfür ist der Grad der Implementierung von Verbesserungsmaßnahmen aufgrund von eingelangten CIRS-Meldungen. Deshalb wird nämlich die Glaubwürdigkeit eines durchgängig durchdachten Systems im Sinne eines Plan-Do-Check-Act-Zyklus gesteigert und kann die Akzeptanz innerhalb einer Organisation erhöhen. Die Implementierung von CIRS wird als einfach erachtet, allerdings benötigt die Erreichung von Akzeptanz und somit die kontinuierliche Meldung von kritischen Vorfällen in diesem System Zeit und Vertrauen.

Laut den Angaben von Sendlhofer et al. (2016) liefert CIRS einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Patientinnen- und Patientensicherheit. Dieses System unterstützt das hausinterne Risikomanagement und stellt die Möglichkeit der Abgabe einer Beschwerde, das Aufarbeiten von Schadensfällen sowie die Aufarbeitung der Ergebnisse aus Peer-Review-Verfahren durch das Screening von Krankengeschichten dar, um potenzielle Verbesserungspotentiale zu identifizieren. Die Abgabe einer CIRS-Meldung unterstützt sicherlich die Gewährleistung der Anonymität, Sanktionsfreiheit und transparente Prozesse innerhalb einer Organisationseinheit. In der Vergangenheit wurde immer nach einer Schuldigen oder einem Schuldigen gesucht. CIRS verfolgt allerdings einen anderen Zugang zu Fehlern und stellt Organisationen, Führungskräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor eine neue Situation, deren Nutzung erst erlernt werden muss. Damit es allerdings zu einer vermehrten Nutzung von CIRS kommt, werden wohl zusätzliche Maßnahmen notwendig sein, wie z.B.

wichtiger Schritt in die Richtung, Fehler zu zulassen, zu registrieren, zu analysieren und Verbesserungen einzuleiten.

Letztendlich sollte das Ziel verfolgt werden, dass CIRS ein integraler und nachhaltiger Bestandteil des Risikomanagements von österreichischen Krankenhäusern wird.

Ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden darf, eine national abgestimmte Leitlinie, um die CIRS-Vorgehensweise auf eine vergleichbare Basis stellen zu können.

4.2.2!Der Umgang mit Fehlern in der Praxis

Sommerfeld (2014) führte eine Querschnittstudie in einem schweizerischem Akutspital durch, wo 187 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit direktem Patientinnen- und Patientenkontakt, davon 174 Gesundheits- und Krankenpflegepersonen und 13 Hebammen, befragt wurden. Das Ziel der Studie war es, herauszufinden, wie das Gesundheits- und Krankenpflegepersonal das Sicherheitsverhalten in einem Akutkrankenhaus beurteilten und wie es in der Praxis mit Fehlern umgeht. Des Weiteren sollten Maßnahmen zur Förderung eines konstruktiven Umgangs mit Fehlern erörtert werden. Tatsächlich wurde die schriftliche Befragung von 96 Personen beantwortet. Vorwiegend handelte es sich bei den Befragten um Gesundheits- und Krankenpflegepersonen mit mehr als fünf Jahren Berufserfahrung. 77 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Personen ohne Führungsfunktion. Bei den Ergebnissen zeigte sich, dass 75,3% der Befragten nie einen CIRS-Bericht ausgefüllt haben, und lediglich der Rest der Befragten gibt an, einen bis zwei ausgefüllt zu haben. Durch dieses Ergebnis wird ein erhebliches Steigerungspotenzial in der Meldung von Fehlern erkennbar. In den Ergebnissen zeigt sich auch, dass Personen mit einer Personalverantwortung häufiger eine Fehlermeldung abgeben. Gesundheits- und Krankenpflegepersonen äußerten mehrfach die Vorbehalte zur vermehrten Dokumentation von Ereignissen im CIRS, weil die Empfehlungen des CIRS-Reviewteams seitens der Pflege in Frage gestellt werden. Die Erfahrung mit einem Fehler mit Kolleginnen und Kollegen zu besprechen, wird allerdings als hilfreich erachtet, um den mit dem Fehler einhergegangenen Stress zu bewältigen. Die schlechtesten Ergebnisse dieser Studie ergeben sich aus der Unterstützung der Krankenhausleitung hinsichtlich der Patientinnen- und Patientensicherheit, hingegen wird die Unterstützung der Bereichsleitung sehr viel besser beurteilt. Antworten zur Frage bezüglich des Umgangs mit Fehlern zeigen die Kommunikation und Analyse von Fehlern. Es wird Verantwortung für das Ereignis übernommen.

Hinsichtlich der Frage, warum sie so auf das Auftreten des Fehlers reagiert haben, begründeten die Befragten ihr Verhalten aufgrund von Ehrlichkeit, Transparenz, der Sorge um das Patientinnen- und Patientenwohl und dem Lernen aus Fehlern.

Ergänzend dazu ergaben sich nach Angaben von Sommerfeld (2014) folgende Maßnahmen zur Förderung eines konstruktiven Umgangs mit Fehlern. Eine grundlegende Aufgabe der Krankenhausleitung ist es, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Patientinnen- und Patientenkontakt zum Thema Risikomanagement praxisnah vorzubereiten. Ein Teil der Führungsstrategie sollte ein Commitment für das Risikomanagement sein. Ähnlich wie die Themen Leitbilder und Führungsgrundsätze bedarf auch das Risikomanagement einer permanenten Auseinandersetzung, damit alle Personen ihre handlungsleitenden Theorien vom Risikomanagement kritisch reflektieren können. Vor allem Führungspersonen können den kulturellen Wandel beim Umgang mit Fehlern vorbildlich unterstützen. Gemäß dem Risikomanagementprozess bedürfen die erarbeiteten Maßnahmen nicht nur der Definition und Kommunikation, sondern auch der Evaluation. Eine mögliche Intervention wäre die Erstellung eines berufsgruppenübergreifenden Konzepts der Patientinnen- und Patientensicherheit. Im Gegensatz dazu sollte die interdisziplinäre Zusammenarbeit oder Bettenbelegung überdacht werden. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit verursacht durch das größere Behandlungsteam vermehrt Schnittstellen. Des Weiteren könnte eine interdisziplinäre Zusammenarbeit den Aufbau eines gut funktionierenden interprofessionellen Teams erschweren, was allerdings aufgrund eines konstruktiven Umgangs mit Fehlern von hoher Relevanz wäre. Da eine Gefährdung der Patientinnen– und Patientensicherheit vermehrt durch mangelnde Teamleistung entsteht, ist eine gegenseitige Unterstützung im Sinne einer reflektierten und optimierten Arbeitsumgebungsqualität zur Gewährleistung einer sicheren Pflege essentiell. Darüber hinaus kommt es durch die zunehmende Kürzung von finanziellen und personellen Ressourcen und Schwächen in der Teamarbeit zu einer erschwerten Durchführung einer professionellen Pflege.

4.2.3!Prozessoptimierung ZNA

Ristau und Pfeuffer (2017) führten eine empirische Untersuchung mittels validiertem Fragebogen durch, wo sie untersuchten, wie zufrieden die Patientinnen und Patienten in der Notaufnahme eines Untersuchungskrankenhauses sind und welche Dimensionen der Patientinnen- und Patientenzufriedenheit dabei eine besondere Bedeutung zukommt. Sie wollten vor allem die Dimensionen der Patientinnen- und Patientenzufriedenheit beschreiben, denen Patientinnen und Patienten einer Notaufnahme besondere Bedeutung zukommen lassen. Bisher wurden die relevanten Dimensionen der Patientinnen- und Patientenzufriedenheit lediglich für stationäre Patientinnen und Patienten identifiziert. Deshalb werden bei der Beschreibung der Patientinnen- und Patientenzufriedenheit häufig Modelle angewendet, welche die allgemeine Patientinnen- und Patientenzufriedenheit beschreiben und werden anschließend auf die speziellen Gegebenheiten einer Notaufnahme umgeändert. Auch im Rahmen dieser Studie wurde so ein Modell verwendet. Darüber hinaus wollten sie herausfinden, wie zufrieden die Patientinnen und Patienten mit der ZNA sind und wie sie ihren Aufenthalt erleben.

Die Studie wurde in einem Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung in Hessen, Deutschland, durchgeführt, welches knapp über 400 Betten verfügt. Bei der Befragung wurden alle Patientinnen und Patienten im Untersuchungskrankenhaus am Tag nach ihrer stationären Aufnahme bzw. direkt im Anschluss an ihre ambulante Behandlung befragt. In dem genannten Krankenhaus steht den Patientinnen und Patienten seit 2006 eine ZNA für 365 Tage rund um die Uhr zur Verfügung. Hierorts werden alle Notfallpatientinnen und -patienten administriert, untersucht und erstversorgt, oder es erfolgt eine stationäre Aufnahme, Transferierung in ein anderes Krankenhaus oder eine Entlassung. In der ZNA befinden sich Internistinnen/Internisten und Chirurginnen/Chirurgen, tagsüber im Früh- und Spätdienst drei Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, davon eine speziell für die Ersteinschätzung, sowie zwei Gesundheits- und Krankenpflegepersonen für die Nacht.

Am Tag wird die Administration von administrativem Personal durchgeführt und in der Nacht erfolgt dies durch das Gesundheits- und Krankenpflegepersonal. In der unmittelbaren Nähe der ZNA befindet sich auch das Röntgeninstitut und das Labor sowie die Intensivstation und der OP-Bereich. Für Reinigungsarbeiten wird ein externer Dienstanbieter herangezogen. Der Ablauf in der ZNA des Untersuchungskrankenhauses lautet wie folgt: Kommt eine Patientin oder ein Patient in die ZNA, wird sie oder er dort administriert und anschließend von einer speziell geschulten Pflegefachperson im Manchester-Triage-System (MTS)-Raum gemäß den

Patientinnen und Patienten einer Behandlungspriorität und einem Behandlungszimmer zugewiesen bzw. zurück in das Wartezimmer geschickt. Es wird weder eine Blutabnahme durchgeführt noch ein EKG geschrieben. Eine erneute Ersteinschätzung, wie vom MTS gefordert, wird in diesem Untersuchungskrankenhaus nicht durchgeführt. Wenn die Patientin oder der Patient in den Untersuchungsraum kommt, wird sie oder er zuerst von der Ärztin oder dem Arzt untersucht, anschließend werden weitere Untersuchungen oder wenn notwendig Konsile anderer Fachabteilungen angefordert. Obwohl die Blutentnahme und das Schreiben eines EKGs regelhaft von Pflegefachpersonen durchgeführt werden, fallen diese Tätigkeiten eigentlich nicht in den Verantwortungsbereich der Pflege.

In der nachfolgenden Abbildung wird der Ist-Prozess vor der Befragung in der ZNA dargestellt.

Figure 7: Der IST-Prozess der ZNA vor der Patientinnen- und Patientenbefragung

In der Studie von Ristau und Pfeuffer (2017) wurden insgesamt 184 Fragebögen an infrage kommende Patientinnen und Patienten ausgeteilt, und 111 wurden auch tatsächlich ausgefüllt und zurückgegeben. Die Mehrheit der befragten Personen war weiblich, im Durchschnitt 58,6 Jahre alt und wurde überwiegend auf einer internistischen Station aufgenommen. 38,9% der Patientinnen und Patienten wurde mit der/dem Notärztin/Notarzt bzw. dem Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht, 37% wiesen sich selbst ein und lediglich 18% wurden von der/dem Hausärztin/Hausarzt überwiesen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der ZNA betrug 4:14 Stunden. Besondere Bedeutung bei der Patientinnen- und Patientenzufriedenheit spielen die Dimensionen Schmerzmanagement, ärztliche Versorgung, hygienische Verhältnisse, pflegerische Versorgung sowie die reibungslose Aufnahme. Die Patientinnen und Patienten wurden auch bezüglich der Wartezeiten in der ZNA befragt, mit dem Ergebnis, dass 48,5% die allgemeine Wartezeit als gut oder sehr gut beurteilten, wobei sich 58% auf die Wartezeiten auf einen Arzt und 80% auf die einer Gesundheits- und Krankenpflegeperson zufrieden zeigten. Dieses Ergebnis zeigt, welche besondere Bedeutung dem ersteinschätzenden Gesundheits- und Krankenpflegepersonal im Untersuchungszusammenhang und der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen ärztlichem und pflegerischem Personal zukommt. Ebenso zeigte die Studie einen mittleren negativen Zusammenhang zwischen Alter der Patientinnen und Patienten und der Gesamtzufriedenheit, was sich damit begründen lässt, dass ältere Teilnehmerinnen und Teilnehmer häufig Zeiten der Not und des Krieges und damit auch der fehlenden medizinischen Versorgung erlebt haben. Die Nicht-Durchführung einer erneuten Einschätzung von Patientinnen und Patienten stellt einen unnötigen Risikofaktor in der Versorgung dar. Die Ersteinschätzung sollte ein dynamischer Prozess sein, weil sich der Gesundheitszustand von Patientinnen und Patienten ständig ändern kann. Eine regelhafte Durchführung von Maßnahmen, wie die Blutentnahme oder das Ableiten eines EKGs bei der Ersteinschätzung hat den Vorteil, dass dem ärztlichen Personal schneller die Untersuchungsergebnisse vorliegen. Allerdings könnte dies auch zu einer Verzögerung der Ersteinschätzung führen, was durch eine zusätzliche Gesundheits- und Krankenpflegeperson wiederum ausgeglichen werden könnte. Alle nicht-ärztlichen und nicht-pflegerischen Tätigkeiten, wie das Anfordern von externen Transportdiensten oder Reinigungsarbeiten, sollte so weit als möglich vom administrativen Personal und weiteren speziellen Personal übernommen werden. Dadurch wird den eingesetzten Professionen ermöglicht sich auf die Kernbereiche ihre Tätigkeit zu konzentrieren, was wiederum die Motivation des Personals steigert, Fehlzeiten reduziert und letztendlich auch die Ergebnisqualität verbessern könnte.

Bei der Neuorganisation der ZNA lassen sich folgende Forderungen ableiten: Eine wiederholte Ersteinschätzung ist in angemessenen Zeitabständen bis zum Ärztinnen- und Arztkontakt durchzuführen. Um die Wartezeiten so kurz wie möglich zu halten, sollen regelmäßig und standardisiert eine Blutentnahme durchgeführt, ein EKG geschrieben und der Säure-Basen-Haushalt bestimmt werden. Eine Reinigung der Patientinnen- und Patientenzimmer hat standardmäßig und bei Bedarf durch Reinigungskräfte zu erfolgen.

In der nachfolgenden Abbildung wird das überarbeitete Ablaufschema in der ZNA dargestellt.

Figure 8: Überarbeitetes Ablaufschema in der ZNA

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die stetige Messung von Qualität und der kontinuierliche Prozess der Verbesserung von Strukturen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Des Weiteren wäre es auch wünschenswert, dass die fünf Dimensionen der Patientinnen- und Patientenzufriedenheit bei der Planung von neuen ZNAs berücksichtig werden. Um eine zufriedenstellende Versorgung zu erreichen, ist ein gut strukturiertes, interprofessionelles und interdisziplinäres Handeln unabdingbar.

4.2.4!Das Auftreten von Fehlern in der ZNA

Källberg et al. (2015) beschreiben in ihrer Studie mögliche Faktoren, die zum Auftreten von Fehlern in schwedischen Notaufnahmen führen. Es handelt sich dabei um eine deskriptive Studie, einschließlich einer Analyse der Registerdaten des Gesundheitsamtes. Die Stichprobe umfasst alle Fälle, die während des Jahres 2009 an die nationale Gesundheits- und Sozialbehörde in Schweden gemeldet wurden.

Insgesamt wurden 1346 Fälle von Fehlern im Gesundheitswesen gemeldet, wobei 524 Fälle die Notaufnahme betrafen. Der erste Schritt im Screening-Prozess bestand darin, Fälle zu finden, die die Pflege in der Notaufnahme betrafen. In der Screening-Phase, die von einer erfahrenen Gesundheits- und Krankenpflegerin aus der Notfallversorgung durchgeführt wurde, wurden 96 Fälle als Duplikate identifiziert, was zu einer Endprobe von 428 Fällen führte. In der zweiten Phase wurde das Volltextdokument jedes Falles durchgelesen und die Fälle, in denen keine Pflege in der Notaufnahme erfolgte, wurden ausgeschlossen. Das führte letztendlich zu einer Endstichprobe von 64 Fällen. Die Daten wurden anschließend mittels deduktiver Inhaltsanalyse unter Verwendung des Cosby-Frameworks mit vordefinierten Kategorien von Faktoren, die zu Fehlern in der Notaufnahme beitragen, analysiert.

Um ein Gefühl für das Ganze zu bekommen, wurde in der Analyse zunächst jeder Fall in seiner Gesamtheit durchgelesen. Jeder Fall wurde anschließend ein zweites Mal durchgelesen, wobei hierbei versucht wurde, sich auf zwei bestimmte Abschnitte zu konzentrieren. Die zwei Abschnitte beschäftigen sich mit den von den Leistungserbringern festgestellten Ursachen des Ereignisses, der Bewertung und der Handlungsaufforderung der Behörde mit dem Ziel, die Faktoren zu ermitteln, die zu dem aufgetretenen Fehler beigetragen haben.

Laut Angaben von Källberg et al. (2015) gab es 157 beitragende Faktoren, wobei in jedem Fall mindestens ein Faktor identifiziert wurde. In 50 Fällen wurden mehr als ein beitragender Faktor festgestellt. Der häufigste Faktor, der zum Auftreten von Fehlern in der Notaufnahme führt, ist der menschliche Fehler, welcher in 44 Fällen festgestellt

wurde. Menschliche Fehler traten in 23 Fällen in Kombination mit Faktoren der lokalen Umgebung auf, die meistens auf Fehler in der Routine, gefolgt von fehlender Unterstützung, Überwachung junger Ärztinnen und Ärzte und auf hohe Arbeitsbelastung zurückzuführen sind. Die fehlende Routine stand im Zusammenhang mit der Triage, die aufgrund fehlender Entscheidungsunterstützung und in einer mangelhaften Routine auftrat. Am häufigsten traten kognitive Fehler in der Planungsphase auf. Es wurden unter anderem unzureichende Untersuchungen durchgeführt, die entweder zum Auftreten einer versäumten oder verspäteten Diagnose führten. Weiteres traten in 27 Fällen Fehler in der Kommunikation auf, wo die Weitergabe von schriftlicher Information nicht funktionierte und ein Versagen der Zusammenarbeit festgestellt wurde. Der vierthäufigste Faktor, der zu Fehlern in der Notaufnahme beiträgt, ist der Patientinnen- und Patientenfaktor. Ein Drittel der

wurde. Menschliche Fehler traten in 23 Fällen in Kombination mit Faktoren der lokalen Umgebung auf, die meistens auf Fehler in der Routine, gefolgt von fehlender Unterstützung, Überwachung junger Ärztinnen und Ärzte und auf hohe Arbeitsbelastung zurückzuführen sind. Die fehlende Routine stand im Zusammenhang mit der Triage, die aufgrund fehlender Entscheidungsunterstützung und in einer mangelhaften Routine auftrat. Am häufigsten traten kognitive Fehler in der Planungsphase auf. Es wurden unter anderem unzureichende Untersuchungen durchgeführt, die entweder zum Auftreten einer versäumten oder verspäteten Diagnose führten. Weiteres traten in 27 Fällen Fehler in der Kommunikation auf, wo die Weitergabe von schriftlicher Information nicht funktionierte und ein Versagen der Zusammenarbeit festgestellt wurde. Der vierthäufigste Faktor, der zu Fehlern in der Notaufnahme beiträgt, ist der Patientinnen- und Patientenfaktor. Ein Drittel der