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Der Mvnirenr lheilt nachstehende Depesche»

Im Dokument ö r p l s c he Z e i t u n g. ^ ZK (Seite 57-61)

der drey verbündeten Cabinette an ihre in Mas drid befindlichen Geschäftsträger m i t :

Depesche des Herrn Fürsten Metternich an den Otsterreichischen Geschäftsträger in Madrid,

Verona, den 14. Dec. datirr.

Die Lage, in der sich die Spanische Mo?

narchie, in Folge der Ereignisse, welche seit zwei I a h r e n dorr vorfielen, befand, war ein zu wichtiger Gegenstand, als daß ste nicht die in Verona vereinigten Kabinette hätte beschäftigen sollen. Der Kaiser, mein erlauchter H e r r , woll-t e , daß Sie von der Arwoll-t und Weise, wie er diese wichtige Angelegenheit ansieht, unterrichtet werden sollten, und ich übersende I h n e n zu dcm Ende gegenwärtige Depesche.

Schon vom ersten Ursprünge der Spanischen Revolution an, war unser Urrheil darüber ent-schieden. Nach den ewigen Beschlüssen der Vor»

sehung kann weder für Staaten noch für Einzels ne aus dem Vergessen ver ersten Pflichten, wel»

che dem Menschen und der socialen Ordnung ob»

liegen, Heil hervorgehen: nicht mit verbrechen«

schen Verblendungen, mit Verkehrung der Mei-nung, Verführung des Gewissens der Völker, muß die Verbesserung ihres Schicksals anheben und M i l i t a i r » Aufstand kann nie die Basis einer glücklichen und dauerhaften Regierung bilden.

Die Spanische Revolution wäre selbst schon bei bloßer Erwägung des verderblichen Einflusses, welchen sie auf daS Königreich, das sie erfahren, ausgeübt, ein Ereigniß, welches die ganze Auf-merksamkeit uns das ganze Interesse der auswär-tigen Souveraine verdiente; denn die Wohlfahrt oder der Sturz eines der interessantesten Länder Europas kann in ihren Augen kein gleichgülti-ger Wechselfall seyn; nur die Feinde dieses Lan-des, wenn eS deren geben könnte, wären berech»

(igt, die Zerrüttungen, welche es zerfleischen, mit kaltherzigem Blick zn betrachten» Inzwischen würde ein gerechter Widerwille, an die innern Angelegenheilen eines unabhängigen S t a s t s zu rühren, die Souveraine vielleicht zu dem Ent-schluß bewegen, sich nichk über die Lage Spaniens auszusprechen, wenn das durch die Revolution desselben bewirkte Uebel.sich im I n n e r n desselben concentrirt hätte oder concentriren könnte.

Allein das ist nicht der Fall. Diese Revo»

lution hat bereits, selbst bevor sie noch zur Ret»

fegekommen war, großes Unheil in andern Staaten veranlaßt. S i e hat durch, das mitgetheUle G i f t ihrep Grundsätze un> Beispiele «yd durch die

Intriguen ihrer vornehmsten Anstifter die Revo-lutionen von Neapel und Piemonr hervorgebracht;

sie würde ganz I r a l i e n in Flammen gesetzt, Frank»

reich bedroht, Deutichland ins Gedränge gebracht haben, wenn die Mächte nicht ins M i t t e l getre-ten wären und Europa vor diesem neuen Brande geschützt Härten. Ueberall hallen die verderblichen M i t t e l , welche man in Spanien angewandt, um die Revolution vorzubereiten und in Ausführung zu bringen, denen, welche sich schmeichelten, ihr den Weg zu neuen Eroberungen zu bahnen, zum Muster gedient. Ueberall ist die Spanische Konstitution der Vereinigungspunct und das Feld-geschrei einer Faction geworden, die gegen die Sicherheit der Throne und die Ruhe der Völker verschworen ist.

Die gefährliche Bewegung, welche die Spa-nische Revolution dem ganzen Süden von Euro-pa gegeben, hat Oesterreich in die peinliche Noth-wendigkeit versetzt, zu Maaßregeln seine Zuflucht zu nehmen, die nicht zu dem friedlichen Gange stimmten, den es gern unabänderlich verfolgt hät-te. Es sah einen Theil seiner Staaten umge-ben mit Aufstanden, umringt von heillosen Com-plotten, im Begriff, von den Verschwörern ange-griffen zu werden, deren erste Versuche gegen seine Gränzen gerichtet waren. N u r mittelst großer Anstrengungen und großer Opfer konnte Oe-sterreich die Ruhe in I t a l i e n wieder herstel-len nnd die Pläne vereiteln, deren Gelin»

gen für das Schicksal seiner eigenen Pro»

vinzen nicht? jweniger, als gleichgültig gewesen wäre. Se. K . M a j . kann übrigens nichts um-hin, sich hinsichtlich der Spanischen Revolution zu denselben Grundsätzen zu bekennen, welche S i e stets laut an den Tag gelegt haben. Selbst wenn keine directe Gefahr für die Seiner Sorgfalt an-vertrauten Völker vorhanden ist, wird der Kai»

ser nie Anstand nehmen, sich von dem, was Er im Interesse der menschlichen Gesellschaft für falsch, verderblich und verdammlich h ä l t , loszu-sagen und eS zu mißbilligen.

Treu dem Systeme der Erhaltung des Frie-dens, zu dessen Anfrechthaltung S e . M a j . mit I h r e n erlauchten Verbündeten unverletzliche Ver-pflichtungen übernommen haben, werdep Se^

M a j . nicht aufhören, Unordnung und Umwäl-zungen, welcher Theil von Europa auch daS Opfer derselben seyn mag> als einen Gegenstand der lebhaftesten Sorge für alle Regierungen anju»

-sehen, und jedesmal, daß sich der Kaiser im wühl dieser bejammtrnswevthen'Crisen wird Ge-hör verschaffen können, wird Er glauben, eine Pflicht erfüllt zu haben, von der er sich durch teiae Erwägung abbringen lassen wird. ^ch kann kamn glauben, wein H r . G r a f , daß da Unheil S r . K. M a j . über die Vorgange m

S p a n i e n , i n j e n e m Lande faUch v e r s t a n d e n vi.er

falsch auSgeleqt werden könne. Ken> ^veck des P r i v a t ^«nteress.s, kein Z u s a m m e n t r e s s e n gegen-seitiger Ansprüche, kein Gclühl des MN'-trauenS oder der Eifersucht kann un>eemKabi«et einen

Ged a n k e n e i n f l ö ß e n , Geder gegen Ged a s W o h l v o n E u r o

-ropa stritte.

Das Hans Oesterreich darf nur in seine eigne Geschäfte zurückgehen, um dort die gewich-tigsten Beweggründe zur Anhänglichkeit, zur Äch-tung und zum Wohlwollen sür eine Nation zu finden, die sich mit gerechtem Stolze jener Jahr-hunderte ruhmwürdigen Audenkes erinnern kann, wo die Sonne in ihrem Gebiet nicht untergieng;

- für eine Nation, die stark durch ihre achlungö!

werthen Institutionen, ihre ererbten Tugenden, ihre religiösen Gefühle, ihre Liebe für ihre Kö-nige sich zu jeder Zeit durch einen st^cö loyalen, stets großmüthigen nnd sehr oft heroischen Pa-triotismus ausgezeichnet hat. I n einer uns nicht fern liegenden Epoche noch hat diese Nation die Welt durch ihren M u t h , ihre treue Ergeben-heit und die Beharrlichkeit, mit der ste dem Ehrgeiz eines Usurpators Widerstand geleistet, der sie ihrer Fürsien und Gesetze beranben woll-te, in Verwunderung geseht, und Oesterreich wird nie vergessen, n^e der edle Widerstand de5 Spa-nischen Volks ihm selbst in einem Augenblicke großer Gefahr nützlich gewesen ist.

Nicht also Spanien, weder als Nation, noch als Macht, kann die strenge Sprache treffen, welche die innere Ueberzeugung und die Macht der Wahrheit S r . Majestät eingaben; sie geht bloß auf die, welche Spanien zu Grunde ge-richtet und entstellt haben und beharrlich dessen Leiden verlangern.

Als Se. Kaiserl. M a j . sich in Verona mit I h r e n erlauchten Verbündeten vereinigten, wa>

ren Sie so glücklich, in den Nachschlügen der»

selben die nämlichen wohlwollenden und uneigem tlützigen Gesinnungen zu finden, welche Sie selbst bei den Ihrigen verteitef hakten. Die Worte, welche nach Madrid gehen , 'werden diese That»

fache beweisen und jeden Zweifel an dem M i

richtigen, eifrigen Bemühen der Machte, ber Sache Spaniens durch die Darlegung der N o t -wendigkeit eines andern Verfahrens zu nützen, niederschlagen. Es ist ausgemacht., daß die Be?

drangniß, worin sich Spanien befindet, feit kur-zem in furchtbarem Maaße zugenommen hat.

Die strengsten Maaßregeln, die gerechtesten M i t -tel können die Administration nicht mehr in Gang setzen. I n mehreren Provinzen lodert t« r Bürgerkrieg; die Verhältnisse mit dem größ-ten Theilc von Europa sind gestöhrt oder unter-brochen; selbst die Verhaltnisse mil Frankreich haben einen so problematischen Charakter ange-ncmmen, daß man sich ernstlichen Besorgnissen wegen dcr Verwickelungen, , welche daraus her-vorgehen kennen, überlassen darf.

Neciitfcrcigt eine solche Lage der Dinge nicht die unglücklichsten Ahnungen?

Jeder über die wahre Lag,e seines Vaterlan-des aufgeklarte Spanier muß fühlen, daß Spa-nien, um die Kerlen zu brechen, die gegenwär-tig auf dem Volke und der Monarchie lasten,

diesem Znstande dcr Trennung von dem übrigen Europa, worein es die neusten Ereignisse versetzt haben, ein Ende machen muß. Die Verhalt!

nisse des Vertrauens und offner Aufrichtigkeit zwischen Spanien und den andern Regierungen müssen wieder hergestellt werden; Verhältnisse, die einerseits dessen feste Absicht, der gemein-schaftlichen Sache der Europäischen Monarchien beizutreten, verbürgen, und andtrerseils Spanien die M i t t e l verschaffen können, k.inen wahren Willen geltend zu machen und Alles daS zu ent-fern?», was denselben entstellen oder niederhal-ten kann. Um aber dies,n Zweck zu erreichen, muß vor Allem der König von Spanien frei seyn, nicht bloß persönlich frei, wie es Jeder da zu seyn verlangen kann, wo di« Gesetze herr-schen, sondern j o , wie es ein Souverain seyn muß, um seinen erhabenen Beruf erfüllen zu können.

Der König von Spanien lbird von dcm Au-genblick an frei leyn, wo es in seiner Hetpalt stehen wird, dem Unglück seines"Volks ein E^d.e zu machen, Ordnung und Frieden in sein Re^ch znruckzuführen und sich mit Männern zu umge-ben, die durch ihre Prinzipien und ihre Ein-sichten seines VettiauenS gleich würdig sind'; "wo er endlich an die Stelle einer Regierung., weiche s«lbst von denen, welche Egoismus .vde^ Stolz noch daran fesseln, fär unausführbar gehalten

w i r d , eine Ordnung der Dinge wird fetzen kön:

nen, in welcher die Rechte des Monarchen mir den wahren Interessen und den legitimen Wün»

schen aller Klqssen der Nation glücklich verein nigt seyn werden. Wenn dieser Augenblick ein»

t r i t t , so wird sich S p a n i e n , seiner langwierigen Stürme müde, schmeicheln dürfen, wieter zum vollen Besitz der Vorrheile zu gelangen, welche der Himmel ihm zu Theil werden lassen und der edle Charakter seiner Bewohner ihm zusichert', eS wird die Bande wieder entstehen sehen, well che es an alle Europäische Machte knüpfen und S e . K . M a j . wird sich Glück wünschen, demsel»

den dann nur noch die Wünsche für seine Wohls fahrt und die Dienstleistungen anzubieten zu ha-be», welche S i e einem alten Freunde und Verl h.ündeten, zu leisten im Stande seyn werden.

S i e werden, mein H r . Gras, von dieser Depesche j>en,. Gebrauch machen, welche den Um-ständen, unter welchen S i e sich beim Empfange derselbe»: befinden, am angemessensten ist. S i e sind ermächtigt, dieselbe dem Minister der aus;

wärtigen Angelegenheiten lesen zu lassen) ,so wie ihm auf Verlangen eine Abschrift davon milzus theilen.

Depesche des Grafen von Bernstorff an den Preußischen Geschäftsträger in M a d r i d , datirt Verona, den 22. Novbr. 1822.

M e i n H e r r ! Unter den Gegenständen, welk che die Aufmerksamkeit und Sorgfalt der zu Verona versammelten Souveraine und Kabinelte erheischten,'stand die Lage Spaniens und seiner Verhältnisse zu dem übrigen Europa mit oben an.

S i e kennen das Interesse, welches der Küi nkg, unser erlauchter H e r r , unausgesetzt an S r . Karholischen Majestät und der Spanischen Na-tion genommen hat.

Diese, durch die Loyalität und Energie ih, res Characters so ausgezeichnete, durch so viele Jahrhunderte voll Ruhm und Tugenden, die treue Ergebenheit und heldenmüthige Ausdauer, welche sie Hber.die ehrgeizigen und auf Unter»

brückung abzweckenden Anstrengungen des Usur-pators des Französischen Thrones triumphiren ließen, berühmte N a t i o n , hat zu alte und zu gegründete Ansprüche auf die Theilnahme und Achtung von ganz Europa, gl» daß die Sons veraine die Leiden, welchen sie unterliegt, und von welchen sie noch bedroht ist, mit Gleicht

Süßigkeit ansehen könnten. ,

Ein höchst beklagenSwerthes Erekgniß hat die alten Grundsaulen der Spanischen Monar«

chie über den Haufen geworfen, den Character der Nation kompromiktirt, die Wohlfahrt de»

S t a a t s (pi-ospt'ritt; p u b l i q u e ) in ihren ersten Quellen angegriffen und vergiftet.

Eine Revolution, die aus einer M i l i t a i r » Empörung hervorgegangen, hat plötzlich alle Bande der Pflicht zerrissen, all' legitime Ords nnng umgestürzt und die Elemente des socialen Gebäudes zersetzt, daS nicht zusammenstürzen konnte, ohne das ganze Land mir seinen Trüm»

mern zu bedecken.

M a n glaubte, dieses Gebäude ersehen zu können, indem man einem Souveraine, der be?

reits aller wahren Autorität und aller Willens.' freih'it beraubt w a r , die Wiederherstellung der Konstitution der Cortes vom Jahre 1812 ab»

drang, welche alle Elemente und alle Gewalt!

zweige vermischend und bloß von dem Grund«

sähe einer fortdauernden und legalen Opposition gegen die Regierung ausgehend, notwendiger Weise diese schützende Autoritär vernichten muß»

te, auf welcher das Wesen des Monarchischen 5 Systems beruht.

Das Ereigniß lehrte Spanien bald die Frücht te eines so verderblichen I r r t h n m S kennen.

Die Revolution, das heißt die Loslassung aller Leidenschaften gegen die alte Ordnung der Dinge, entwickelte sich, statt ausgehalten oder unterdrückt zu werden, eben so schnell als furchtbar.

Die Regierung, ohnmachtig und gelähmt, hatte kein M i t t e l mehr, weder das Gute zu thun, noch das Böse zu verhindern oder aufzuhalten. All«

Gewaltzweige sind in einer einzigen Versamm»

lung concentrirt, über und durch einander ge»

worfen, und diese Versammlung bot nichts dar, als ein Conflict von Meinungen und Ansichten und eine Reibung von Interessen und Leidens schasten, mitten unter denen sich beständig die entgegengesetztesten Vorschlage und Beschlüsse kreuzten, bekämpften oder neutralisirten. DaS Uebergewicht der Unheil bringenden Lehren einer zerstörenden Philosophie hat die allgemeine Ver»

irrnng nur noch vermehrt, bis nach dem natürl liehen Gange der Dinge, alle Begriffe einer gef slinden Politik für leere Theorien aufgegeben und alle Gefühle von Gerechtigkeit und Mäßigung den Träumereien einer falschen Freiheit aufgeopfert Wurden. Seitdem waren Institutionen, die u m

t , r dem Vorwande errichtet waren, Bürgschaften gegen den Mißbrauch der Autorität zu gewähren, nichts, als Werkzeuge von Ungerechtigkeit und ein M i t t e l , dieses tyrannische System mit einem Schein von Legalität zu bedecken.

M a n stand nicht mehr an, schonungslos die ältesten und heiligsten Rechte abzuschaben, das gesetzmäßigste Eigenthum zu verletzen und die Kirche ihrer Würde, ihrer Vorrechte und Best, Hungen zu berauben. M a n darf glauben, daß der, von einer Faction zum Unqluck des Landes ausgeübte Despotismus sich früher in ihren eig-nen Händen gebrochen haben würde, wenm di«

von den T r i b u t e n erschollenen trügerischen De»

klamationen, das wilde Geschrei der Clubbisten und die Zügetlostgkeit der Presse die Meinung nicht unterdrückt und die S t i m m e deS gesunden und vernmistigen TheiiS d>r Spanisch?» N a t i o n , die, wie Europa sehr wcchl weiß, b«i weitem die Mehrzahl bildet, erstickt hatt?n. Aber das Maaß der Ungerechtigkeit war voll und die Geduld der treuen Spanier schien endlich ihr Zi^l erreicht zu haben. Schon bricht a«f allen Puneteu des Königreichs die Unzufriedenheit aus und ganze Provinzen sind durch das Feuer dcs Bürgerkrie-ges i n V r a n d Bürgerkrie-gesteckt.

( D i e Fortsetzung folqt.)

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