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Datenbasis und Methodik der Arbeit

1 Einleitung

1.4 Datenbasis und Methodik der Arbeit

Diese Arbeit ist eine deskriptiv-analytische Länderstudie ohne Vergleich, die sich mit den slowakischen Spezifika auseinander setzt, sie will und kann kein allgemeines Erklä-rungsmodell für andere postkommunistische Länder vorlegen. Ob es ein solches Modell geben kann, erscheint sehr zweifelhaft. Trotzdem können die entwickelten Ansätze für Analysen anderer Länder der Region hilfreich sein.

Die Tatsache, dass die niedrige Beteiligung von Frauen an der zentralen Politik erst in der zweiten Hälfte der 90er Jahre thematisiert wurde, spiegelt sich auch markant in der Datenlage zum Thema. Die in der Arbeit verwendeten primären Daten sind vor allem quantitative Daten zur Partizipation von Frauen in den politischen Institutionen (Parla-ment, Regierung, politische Parteien) sowie zur sozialen und ökonomischen Lage der Frauen (Bildung, Erwerbstätigkeit, Familienstand) in verschiedenen Zeitperioden in der Slowakei. Daten zur kulturellen Sphäre (gesellschaftliches Ansehen der Frauen, Rollen-zuteilung, Selbstbild der Frauen) standen in geringerem Maß zur Verfügung.

Eine große Lücke an Daten und Analysen besteht bei allen historischen Phasen. Bei der Ersten Tschechoslowakischen Republik ist es schwierig, vor allem die Lage in den Par-teien zu überblicken, in der kommunistischen Periode wurde die quantitative Datenbasis besser, umso mehr fehlt es hier an ideologisch unbelasteten Analysen der vorliegenden Daten. Nur ausländische Experten haben versucht, objektive Betrachtungen der Lage in der Slowakei vorzulegen (vor allem Arbeiten von S. Wolchik). Nach der Wende 1989 wurden viele Daten nicht mehr systematisch gesammelt. Die Entstehung der Parteien, Elitenrekrutierung, die Einbindung der Frauen in die Machtstrukturen wurden als The-men lange nicht bearbeitet. Eine erste wichtige Studie brachte die feministische Organisation Aspekt heraus, als im November 1995 ein Band der gleichnamigen Zeit-schrift mit dem Schwerpunkt Frauen und Macht erschien. Das Herangehen an das Thema war vorwiegend philosophisch und nur teilweise sozio-politisch, trotzdem brachte dies einen ersten Anstoß für die Gesellschaft. Ein Jahr später erschien eine wichtige soziologische Analyse der postkommunistischen Slowakei – Ona a on na Slo-vensku (Sie und er in der Slowakei), die systematisch geschlechtsbezogen durchgeführt wurde. Im Jahr 1998 wurden zwei weitere wichtige Sammlungen vorgelegt: ein Sam-melband der Wissenschaftler der Slowakischen Akademie für Wissenschaft Žena z pohľadu etnológie (Frau aus der ethnologischen Sicht) und ein weiterer von renommierten Feministinnen aus Tschechien, Slowakei, Österreich und Polen – Frauen in Mitteleuropa heute. Im darauf folgenden Jahr wurden geschlechtbezogene Statistiken herausgebracht. Ženy v politike – Dôsledok tranzície verejnej politiky? (Frauen in der Politik – Folge der Transition der öffentlichen Politik?) erschien im Jahr 2000. Als letz-te Arbeit dieser Reihe muss Krehká sila (Zarletz-te Kraft) von Zora Bútorová erwähnt werden, ein Werk, dass zwanzig Interviews mit Frauen aus verschiedenen öffentlichen Bereichen, unter anderem auch aus der Politik bot.

Einige von den neuesten Studien beruhen auf persönlichen Erfahrungen der politischen Akteure und damit auch teilweise sehr subjektiven Bewertungen des Geschehens. Das schränkt die Verifikation und Glaubwürdigkeit der Angaben ein. Trotzdem sind diese Beiträge sehr wertvoll, da sie bis jetzt das einzige vorliegende Material sind, auf das wir zugreifen können.

Da die einheimische Literatur über die politische Partizipation von Frauen in der Slo-wakei lediglich geringe Unterstützung bietet, wurde in dieser Arbeit häufiger auf

Analysen aus anderen postkommunistischen Ländern zurückgegriffen, die bestimmte Ähnlichkeiten zum Fall der Slowakei aufweisen. Wichtige Anregungen boten Arbeiten von V. Jalušič, S. La Font, S. Kraatz (allgemein zu Osteuropa), H. Havelková, M. Musi-lová, M. Čermáková (Tschechien), E. Kreisky, C. Lemke, G. Meyer (DDR) und vielen anderen, deren Überlegungen für diese Arbeit herangezogen wurden.

Zusätzlich wurden Ergebnisse weitgreifender Analysen der soziopolitischen, wirtschaft-lichen, kulturellen Entwicklungen und Veränderungen in der Tschechoslowakei bzw.

Slowakei und Tschechien nach der politischen Wende 1989 einbezogen. Im Zentrum lagen Studien von K. Vodička, R. Kipke, G. Meyer, R. Schönfeld, S. Szomolanyi, G.

Mesežnikov, V. Krivý und vielen anderen.

Außerdem wurden, als dritte Datenquelle, die einheimischen Medien verwendet. Sie bieten zwar selten eine tiefgreifende Analyse zu Frauenthemen, allerdings entfalten sie bedeutsame Kommentare und Betrachtungen, die einerseits die in der Gesellschaft verbreitete Einstellungen zum Thema reflektieren und anderseits eine meinungsbildende Rolle nach außen spielen und daher Aufmerksamkeit verdienen.

Die vorhandenen Daten aus offiziellen und öffentlich zugänglichen Quellen wurden schließlich durch Interviews ergänzt. Für diese Arbeit wurden acht Parlamentarierinnen interviewt. Diese Interviews dokumentieren lebendige und konkrete Erfahrungen von Frauen, die in den wichtigen vier Jahren 1998-2002, die im Fokus dieser Arbeit stehen, in der zentralen Politik tätig waren. Die Auswahl der Frauen wurde nach ihrer Parteizugehörigkeit getroffen (parlamentarische Parteien aus der Periode 1998-2002).

Sie war außerdem durch die Zugänglichkeit der Parteien bedingt, nicht aus jeder Partei waren Frauen bereit, ein Interview zu geben. Die Interviews haben im November und Dezember 2001 stattgefunden. Zu diesem Zeitpunkt waren im slowakischen Parlament 6 Parteien vertreten. Interviews wurden mit je zwei Frauen aus der SMK8, der SDĽ und der HZDS, sowie je einer aus der SDKÚ und der KDH durchgeführt. Die Kontaktauf-nahme zur SNS war nicht erfolgreich. Es wurden ausschließlich Parlamentsabgeordnete mit Parteizugehörigkeit befragt, da zur Zeit der Interviews im slowakischen Parlament keine parteilose Frau tätig war. Die Interviews haben nur eine ergänzende Funktion, sie sind für die Arbeit nicht zentral und wurden eingesetzt, wo andere Datenquellen nicht

8 Erklärung der Abkürzungen siehe in Anhang.

vorhanden waren. Sie wollen kein Muster der allgemeinen Situation der politisch akti-ven Frauen bieten. Einige persönliche Daten werden hier nicht freigegeben, damit die Anonymität der Frauen gewahrt bleibt (da es im slowakischen Parlament nur wenige Politikerinnen gibt, reichen wenige Angaben um die Einzelne wieder zu erkennen), an-derseits sind die Personalien nicht von zentraler Bedeutung für die Analyse des Themas.

Die Angaben, die für entscheidend gehalten wurden, sind in der Tabelle 1-1 zusammen-gefasst.

Tabelle 1-1 Allgemeine Personalien der interviewten Frauen

Alter die Älteste wurde 1940, die Jüngste 1958 geboren Familienstand 3 ledig, 3 geschieden, 2 verheiratet

Anzahl der Kinder 5 haben je 2 Kinder, eine hat 1 Kind, 2 sind kinder-los

Berufliche Ausbildung Sozialpädagogin, Bibliothekwissenschaftlerin, Journalistin, Wirtschaftingenieurin, Dipl. Ing. der Elektrotechnik, Gymnasialpädagogin, 2 Hoch-schulpädagoginnen

Im Nationalrat tätig seit 2 seit 1990, 2 seit 1992, 2 seit 1994, 2 seit 1998