• Keine Ergebnisse gefunden

Schritt 2: Der Mittelwert der CWTs und die Varianzen werden für jede Bedingung ermittelt

3.1 Darstellung des Krankheitsverlaufs

Die in diese Studie eingeschlossenen Patienten befanden sich in den Jahren zwischen 1995 und 2005 auf der Frühreha-Station der Kliniken Schmieder Allensbach. Die telefonische Nachbefragung fand im ersten Halbjahr des Jahres 2008 statt. Die Nachuntersuchung erfolgte im Winter 2008/2009. Zum Zeitpunkt der Nachbefragung war für die Patienten also ein Zeitraum von ca. 2 bis maximal 13 Jahre vergangen.

Im Mittel lag die Zeit zwischen dem auslösenden Ereignis und der Nachbefragung für die Gesamtgruppe der Patienten bei 7,9 Jahren.

3.1.1 Gruppe der VS Patienten

Das Durchschnittsalter der apallischen Patienten (n= 53) lag zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Kliniken Schmieder bei 45,1 Jahren (SD = 2,8). Die Spannbreite ging dabei von 15 bis 73 Jahren. Die VS-Patienten wurden im Mittel 1,9 Monate nach dem auslösenden Ereignis in die Kliniken Schmieder überwiesen und auf der Frührehastation aufgenommen (SD = 1,6 Monate, Range von 0,5 Monate bis 8 Monate nach dem Unfall). Die Patienten blieben im Mittel 105,6 Tage auf der Frührehastation (SD = 82,6; Range von 14 Tagen bis zu 477 Tagen).

Wie bereits erwähnt, wurden die Patienten 2 bis 13 Jahre nach dem auslösenden Ereignis kontaktiert. Für die VS Patienten ergab sich hierbei ein mittlerer Nachuntersuchungszeitraum von 7,2 Jahren mit einer Standardabweichung von 3,2 Jahren. Die Verteilung der Patienten über den Nachuntersuchungszeitraum ist in Abbildung 3.1 dargestellt.

Abbildung 3.1: Dauer zwischen dem auslösenden Ereignis und der telefonischen Nachbefragung der VS-Patienten in Jahren

0 5 10 15

0 2 4 6 8 10

Jahre zwischen Unfall u. Anruf

Anzahl Patienten

Die KRS Werte der VS-Patienten lagen bei der Aufnahme im Mittel bei 5,5 Punkten (SD 2,9), bei der Entlassung bei 8,4 Punkten (SD 4,8) und beim Follow-up bei 10,56 Punkten (SD 7,0) (Maximaler Punktwert auf der KRS: 24). Die mittleren Punktwerte der Patienten auf der KRS unterscheiden sich mit p< 0,0001 signifikant voneinander (nicht parametrische One-way-ANOVA (Friedman Test); Friedman Statistik = 42,42). Dunn’s Multiple Comparison Test erbrachte signifikante Unterschiede zwischen Aufnahme und Entlassung (p< 0,0001;

Difference in rank sum = -47,50), sowie zwischen Aufnahme und Follow-up (p< 0,0001, Difference in rank sum = -57,50). Dagegen wurde der Unterschied zwischen Entlassung und Follow-up statistisch nicht signifikant (Difference in rank sum = -10,00). Diese Entwicklung der VS-Patienten auf der KRS ist noch einmal in Abbildung 3.2 dargestellt.

Abbildung 3.2: Entwicklung der VS-Patienten auf der KRS Abbildung 3.3: Zeit bis zur ersten sichtbaren Erholung Vertikale Balken stellen die Standardabweichung dar. der VS-Patienten in Monaten. Vertikale Balken stellen

die Standardabweichung dar.

In Abbildung 3.3 kann man sehen, dass die meisten der Patienten, welche sich erholen konnten, bereits früh nach ihrem Unfall wieder Anzeichen von Bewusstsein zeigten. Es gab aber auch etliche Patienten welche erst Monate nach ihrer Entlassung aus der Früh-Rehabilitation erste Anzeichen einer kognitiven Verbesserung aufwiesen. Aufgrund dieser breiten Streuung liegt das Mittel der Erholung bei VS Patienten bei 24,18 Monaten, Standardabweichung ist 24,29 Monate, die Spannbreite geht vom ersten Monat bis zu einer beginnenden Remission nach 60 Monaten im VS.

In Abbildung 3.4 ist die körperliche Verbesserung der VS-Patienten auf dem FRB abgebildet welche deutlich parallel zur Verbesserung auf der KRS verläuft. Im Mittel lagen die

VS-KRS Aufnahm e

KRS Entlassung

KRS Follow-up 0

10 20 30

KRS Punkte

Erholt VS -20

0 20 40 60 80

Monate

Patienten bei der Aufnahme bei -183,2 Punkten (SD 51,62), bei der Entlassung verbesserten sie sich im Mittel auf 129,1 Punkte (SD 57,83). Beim Followup lag der Mittelwert bei -103,5 Punkten (SD 71,89). Eine nicht parametrische One-way-ANOVA (Friedman Test) erbrachte mit p< 0,0001 einen hoch signifikanten Unterschied zwischen den Mittelwerten der drei Zeitpunkte (Friedman Statistik = 34,03). Der Post-hoc Test (Dunn’s Multiple Comparison Test) erbrachte signifikante Unterschiede zwischen Aufnahme und Entlassung (p< 0,05; Difference in rank sum = -40,00), sowie zwischen Aufnahme und Follow up (p<

0,05; Differences in rank sum = -45,5). Der Unterschied zwischen Entlassung und Follow-up stellt erneut keine überzufällige Verbesserung dar (Differences in rank sum = -5.5).

Abb.3.4 Entwicklung der VS Patienten auf dem Frühreha-Barthel-Index zu den drei Messzeitpunkten Aufnahme, Entlassung und Follow-up. Vertikale Balken stellen die Standardabweichung dar.

In der Gruppe der apallischen Patienten waren zum Zeitpunkt der telefonischen Nachbefragung etwa die Hälfte aller Patienten (27 Patienten, 51%) verstorben. Die Patienten verstarben im Mittel 2,0 Jahre nach ihrer Entlassung aus den Kliniken Schmieder (SD 1,9;

Range 0-6 Jahre). Etwa ein Viertel der Patienten (14 Patienten, 26%) befanden sich noch immer im apallischen Syndrom und ein weiteres Viertel (12 Patienten, 23%) befand sich in einem besseren Zustand als dem apallischen Syndrom. Aus der Gruppe der erholten VS Patienten konnte allerdings kein Patient der Glasgow Outcome Scale –Stufe 5 (nicht/leicht behindert) zugeordnet werden. 5 Patienten fielen in die GOS-Stufe 4 (mittelgradig behindert) und 7 Patienten wurden der Stufe 3 als schwer und schwerst behinderte Menschen zugeteilt.

(Siehe auch Tabelle 3.1)

Schaut man sich in der Gruppe der VS Patienten an, welchen Einfluss die Schädigungsursache auf den weiteren Krankheitsverlauf hat, so ergibt sich die Verteilung wie in Abbildung 3.5 dargestellt. Tabelle 3.1 zeigt diese Verteilung in Zahlen. Die Gruppe der

FRB Aufnahm e

FRB Entlassung

FRB Follow-up -300

-200 -100 0 100 200

FRB Punkte

hier dargestellten Patienten (n= 48) ist kleiner als die Gesamtgruppe der VS Patienten (n=53) da sich nicht alle Patienten eindeutig den Kategorien ‚hypoxisch’ oder ‚Schädel-Hirn-Tauma’

zuordnen ließen. Manche Patienten hatten beide Schädigungsformen erlitten, bei anderen war das Wachkoma aber auch durch andere Faktoren, wie z.B. ein Blitzschlagtrauma, ausgelöst worden.

Abb.3.5: Graphische Darstellung der Verteilung der VS Patienten nach Ursache und Outcome

Tabelle: 3.1: Tabelle der analysierten Daten (Fischers Exact Test)

Als ‚erholt’ galten dabei alle Patienten, die sich bei der Nachuntersuchung in einem Zustand besser als MCS befanden.

Die Verteilung innerhalb der Kontingenztafel wird mit p= 0,03 statistisch signifikant.

Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma erholen sich also überzufällig häufiger aus dem VS als Patienten mit hypoxischer Ursache. Von den 14 Patienten die sich erholt haben, war die Ursache bei 12 Patienten ein Schädel-Hirn-Trauma (Positive Predictive Value = 0,14). Von den 34 Patienten, welche sich nicht erholen konnten war dagegen bei 17 Patienten die Ursache des Wachkomas eine Hypoxie (Negative Predictive Value = 0,50). Von den 19 hypoxischen Patienten konnten sich im weiteren Verlauf nur 2 Patienten erholen (Sensitivity

= 0,11). Von den Schädel-Hirn-Trauma Patienten (29) zeigten 12 Patienten eine Verbesserung (Specificity = 0,59). Die Likelihood Ratio liegt bei 0, 25.

Schaut man sich dann noch einmal an, welchen Einfluss das Alter der Patienten auf deren weitere Erholung hatte so wird diese Verteilung mit p= 0,0694 nicht signifikant. Von den insgesamt 47 Patienten die in diese Analyse einbezogen werden konnten hatten 17 zum Zeitpunkt der Aufnahme das 40igste Lebensjahr noch nicht erreicht. Patienten die jünger waren als 40 Jahre haben demnach in dieser Stichprobe keine besseren Chancen sich zu erholen als Patienten die bei ihrer Aufnahme in die Klinik das 40igste Lebensjahr bereits

Data analyzed Hypoxisch SHT/ SAB Total

Erholt 2 12 14

Nicht Erholt 17 17 34

Total 19 29 48

überschritten hatten. Von den 11 erholten Patienten waren 7 Patienten jünger als 40 Jahre gewesen (Positive Predictive Value = 0,63). Von 36 nicht erholten Patienten waren 10 jünger als 40 Jahre (Negative Predictive Value = 0,72). Von den 17 Patienten die jünger waren als 40 Jahre konnten sich 10 im weiteren Verlauf nicht verbessern (Sensitivity = 0,41) und von den 30 Patienten über 40 Jahre konnten sich 26 nicht erholen (Specificity = 0,86). Die Likelihood Ratio liegt bei 3,08.

3.1.2 Gruppe der MCS Patienten

In der Gruppe der MCS Patienten (n= 39) lag das durchschnittliche Alter zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Kliniken Schmieder bei 45,3 Jahren (SD = 1,8). Die Spannbreite in dieser Gruppe erstreckte sich von 17 bis 72 Jahren. Die MCS Patienten wurden im Mittel nach 6,8 Monaten an die Kliniken Schmieder überwiesen (SD = 8,5; Range von 0,5 Monaten bis 43 Monate nach dem auslösenden Ereignis). Die Patienten blieben durchschnittlich 119,4 Tage auf der Frührehastation der Kliniken Schmieder (SD = 115,9; Range von 6 Tagen bis zu 699 Tagen).

Im Bezug auf den Nachuntersuchungszeitraum ergab sich natürlich der gleiche Range von 2 bis 13 Jahren wie für die VS-Patienten. Im Mittel erfolgte die telefonische Nachbefragung 8,5 Jahren nach dem auslösenden Ereignis (SD 3,4 Jahre). Die Verteilung der MCS Patienten über den Nachuntersuchungszeitraum ist in Abbildung 3.6 zusammengefasst.

Abbildung 3.6: Dauer zwischen dem auslösenden Ereignis und der telefonischen Nachbefragung der MCS-Patienten in Jahren

Die KRS Werte dieser Gruppe lagen im Mittel bei der Aufnahme bei 12,93 Punkten (maximal möglicher Wert: 24 Punkte). Die Spannbreite dieser Gruppe war dabei größer als derjenige der VS-Patienten (welcher per Einschlusskriterium von 1 bis 11 ging) und erstreckte sich von

0 5 10 15

0 2 4 6 8

Jahre zwischen Unfall u. Anruf

Anzahl Patienten

3 bis 23 Punkten auf der KRS Skala (SD 5,3). Der Mittelwert bei Entlassung lag bei 19,31 Punkten (SD 4,8) und beim Follow-up bei 20,56 Punkten (SD 5,3). Wie auch schon bei den VS-Patienten wurde hier der Unterschied der Mittelwerte mit p< 0,0001 hoch signifikant (nicht parametrische One-way-ANOVA (Friedman Test); Friedman Statistik = 44,27). Dunn’s Multiple Comparison Test erbrachte signifikante Unterschiede zwischen Aufnahme und Entlassung (p< 0,05; Differences in rank sum = -38,0), sowie zwischen Aufnahme und Follow-up (p< 0,05; Differences in rank sum = -50,5). Entlassung zu Follow-up unterscheiden sich dagegen nicht überzufällig von einander. (Differences in rank sum = -12,5). Die Entwicklung der MCS-Patienten auf der KRS ist in Abbildung 3.7 dargestellt. (Vertikale Balken stellen die Standardabweichungen dar.)

Abbildung 3.7: Entwicklung der MCS-Patienten auf der KRS Abbildung 3.8: Zeit bis zur ersten sichtbaren Erholung Vertikale Balken stellen die Standardabweichung dar. der MCS-Patienten in Monaten. Vertikale Balken stellen

die Standardabweichung dar

Abbildung 3.8 zeigt, wann die MCS Patienten begannen sich kognitiv zu verbessern. Bei vielen Patienten war eine kontinuierliche Verbesserung von komatös direkt nach dem auslösenden Ereignis, über VS dann MCS in den ‚schwerst behindert’ Bereich bereits im Laufe der ersten beiden Monate auf der Frühreha Station zu beobachten. Aber auch in dieser Gruppe gab es Patienten (n=2), welche sich viele Monate im MCS befanden bevor sich dann doch noch eine gewisse Verbesserung einstellte. Im Mittel erholten sich die Patienten nach 4,1 Monaten in einen Zustand, der als ‚besser als MCS’ klassifiziert werden konnte (SD 8,37).

Die Spannbreite ging von Erholung im ersten Monat bis zum Einsetzen der Erholung nach 36 Monaten.

In Abbildung 3.9 ist die körperliche Entwicklung der MCS Patienten auf dem Frühreha-Barthel-Index dargestellt. Parallel zur kognitiven Verbesserung verbesserte sich im Mittel auch der körperliche Zustand der Patienten. Bei der Aufnahme lagen die MCS Patienten durchschnittlich bei -144,1 Punkten (SD 67,51), bei der Entlassung bei -68,41 Punkten (SD 68,41) und beim Follow-up bei -40.49 Punkten (SD 75,83). Der Friedman Test wird auch hier mit p< 0,0001 hoch signifikant (Friedman Statistik = 33,25) Der Post-hoc Test zeigt, dass in diesem Fall die Verbesserung im Punktwert zwischen Aufnahme und Entlassung nicht signifikant wird (Differences in rank sum = -20,0). Der Unterschied zwischen Aufnahme und Follow-up wird dagegen mit p< 0,05 signifikant (Difference in rank sum = -46,0), genau so wie zwischen Entlassung und Follow-up (p<0,05; Difference in rank sum = -26,0).

Abb. 3.9: Entwicklung der MCS Patienten auf dem Frühreha-Barthel-Index zu den Zeitpunkten Aufnahme, Entlassung und Follow-up. Vertikale Balken stellen die Standardabweichung dar

In der Gruppe der MCS Patienten ergab sich eine leicht andere, erfreulichere „Zustands“-Verteilung. Hier war bei der Nachbefragung etwa ein drittel der Patienten verstorben (14 Patienten, 36%; GOS-Stufe 1). Diese Patienten waren im Mittel 3,9 Jahre nach ihrer Entlassung verstorben (SD 3,4; Range 0-11 Jahre). Ein weiteres Drittel an Patienten hatte seit der Klink keine oder nur kleinste Veränderung im Zustand gezeigt (13 Patienten, 33%; GOS-Stufe 3). Doch immerhin ein Drittel der Patienten (12 Patienten, 31%) hatten sich erholt. In dieser Gruppe konnten von den 12 erholten Patienten 4 Patienten der GOS-Stufe 5 (nicht / leicht behindert) zugeordnet werden. 8 Patienten fielen in die GOS-Stufe 4. (Siehe auch Tabelle 3.1)

Betrachtet man auch in der Gruppe der MCS Patienten den Einfluss der Schädigungsursache auf den weiteren Verlauf der Erkrankung, so ergibt sich mit p= 1,00 kein überzufälliger Zusammenhang. Aus dem MCS erholen sich Schädel-Hirn-Trauma Patienten und Patienten

FR

mit Hypoxien mit gleicher Wahrscheinlichkeit. Dies ist in Abbildung 3.10 dargestellt. Tabelle 3.2 zeigt die Verteilung der Patienten in absoluten Zahlen. Das n ist hier etwas geringer (35 der 39 MCS Patienten mit bekanntem Outcome) da sich nur 35 Patienten einer eindeutigen Ursache zuordnen ließen. 4 Patienten vielen in die Kategorie ‚andere Ursachen’ wie Gehirnentzündungen oder Viruserkrankungen (Herpes). Damit verblieben 7 hypoxische und 28 Patienten mit traumatischer Genese. Von den 7 hypoxischen Patienten konnten sich 4 Patienten erholen (Sensitivity = 0,57). Von den 28 Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma konnten sich 15 Patienten erholen (Specificity = 0,46). Insgesamt gab es 19 erholte Patienten, davon hatten 4 Patienten eine hypoxische Ursache, 15 eine traumatische (Positive Predictive Value = 0,21). Von den 16 Patienten welche sich nicht erholen konnten waren es 3 Patienten mit hypoxischer Ursache und 13 mit traumatischer (Negative Predictive Value = 0,81). Die Likelihood Ratio liegt bei 1,07

Abbildung 3.10: Graphische Darstellung der Verteilung der MCS Patienten auf Ursache und spätere Erholung

Tabelle 3.2: Tabelle der analysierten Daten (Fischers Exact Test)

Betrachtet man auch bei dieser Patientengruppe den Einfluss des Alters auf die spätere Erholung der Patienten, so wird dieser Einfluss mit p= 0,738 nicht signifikant. Auch hier (wie bei den VS Patienten) haben jüngere Patienten offenbar keinen besonderen Vorteil was die Erholungschancen betrifft. In diese Analyse eingeschlossen werden konnten insgesamt 36 MCS Patienten, davon waren 16 jünger als 40 Jahre. Von 18 erholten Patienten waren hier

älter waren als 40 Jahre erholten sich ebenfalls 9 Patienten (Specificity = 0,55). Die Likelihood Ratio liegt bei 1,25.

3.1.3 Vergleich der beiden Patientengruppen im Krankheitsverlauf

Das durchschnittliche Alter der VS-Patienten lag bei Aufnahme bei 45,1 Jahren, das der MCS-Patienten bei 45,3 Jahren. Damit unterscheiden sich beide Gruppen weder im durchschnittlichen Alter noch im Altersrange voneinander.

Ein signifikanter Unterschied ergab sich im Zeitraum zwischen dem auslösenden Ereignis und der Aufnahme in die Klinken Schmieder. VS-Patienten wurden zumeist direkt nach dem Aufenthalt und der Stabilisierung in den Akut-Kliniken an die Kliniken Schmieder überwiesen (im Mittel nach 1,9 Monaten). MCS Patienten wurden dagegen durchschnittlich erst nach 6,8 Monaten in die Kliniken Schmieder aufgenommen. Dieser Unterschied wird mit p= 0,0004 hoch signifikant (Mann-Whitney-U-Statistik = 563,00). Einmal in die Kliniken Schmieder aufgenommen ergeben sich in den weiteren Liegezeiten dagegen keine überzufälligen Unterschiede mehr zwischen den beiden Patientengruppen. VS Patienten werden im Mittel nach 105,6 (SD = 115,9) Tagen von der Frührehastation entlassen, MCS Patienten nach 119,4 Tagen (SD = 82,6).

Auch was die durchschnittliche Zeit bis zur Nachuntersuchung betraf (MCS: 8,5 Jahre, VS:

7,2 Jahre) ergaben sich kein bedeutsamer Unterschied zwischen den Gruppen. Diese Ergebnisse sind der Übersichtlichkeit halber hier noch einmal in Tabelle 3.3

Liegezeit der Patienten 119,4 Tage (82,6) 105,6 Tage (115,9) Nein Durchschnittlich

vergangene Zeit bis zur Follow-up Untersuchung

8,5 Jahre (3,4) 7,2 Jahre (3,2) Nein

Tabelle 3.3: Vergleich der Patientengruppen in verschiedenen Stichprobenparametern. Signifikanzniveau bei 0,05.

Patientengruppen unterscheiden sich einzig im Parameter ‚Vergangene Zeitz zwischen Unfall und Aufnahnahme’.

MCS= Minimally conscious state; VS= Vegetative state, M= Mittelwert, SD= Standardabweichung

Vergleicht man beide Patientengruppen in ihrer Entwicklung auf der Koma Remissions Skala (KRS) so kann man sehen, dass die Gruppe der MCS Patienten, zu jedem erhobenen Zeitpunkt, sich im Mittel in einem besseren Zustand befanden als die Gruppe der VS Patienten (nonparametric two-way-ANOVA (Friedman Two Way Analysis of Variance by Ranks) , Faktoren: Zustand und Zeitpunkt). Dies ist in Abbildung 3.11 dargestellt (Vertikale Balken stellen die Standardabweichung dar).

Abbildung 3.11: Entwicklung beider Patientengruppen auf der KRS zu den Zeitpunkten Aufnahme, Entlassung und Follow-up. Vertikale Balken stellen die Standardabweichung dar

Die nonparametric two-way-ANOVA wird dabei mit p<0,0001 hoch signifikant. Der Faktor Zustand erklärt 40,03 % der gesamt Varianz (F = 229,78; DF =1), der Faktor Zeitpunkt 10,96% (F = 31,47; DF = 1). Der Unterschied zwischen den Gruppen wird zum Aufnahmezeitpunkt mit p< 0,001 (t = 6,93); zum Entlasszeitpunkt mit p< 0,001 (t = 10,06) und zum Zeitpunkt des Follow-up mit p< 0,001 (t = 9,26) signifikant (Bonferroni Posttest).

Die Verteilung der Patienten mit Mittelwerten auf der KRS und Standardabweichungen aus Abbildung 3.11 sind in den Abbildungen 3.12, 3.13 und 3.14 für jeden Zeitpunkt noch einmal einzeln dargestellt.

Aufnahm e

Entlassung

Follow-up 0

10 20 30

MCS VS

KRS Punkte

Abb. 3.12: Mittelwerte KRS Aufnahme MCS Patienten: Mittelwert =12,73 Punkte; SD = 5,38; VS Patienten:

Mittelwert = 5,49; SD = 2,80. Man Whitney U Test: p< 0,0001; Mann-Whitney-U = 223,5

Abb.3.13: Mittelwerte KRS Entlassung MCS Patienten: Mittelwert =19,31 Punkte; SD = 4,78; VS Patienten:

Im Vergleich beider Gruppen auf dem Frühreha-Barthel-Index ergibt sich ein sehr ähnliches Bild wie im Vergleich der Patientengruppen auf der KRS. Durchgeführt wurde erneut eine nonparametric two-way-ANOVA (Friedman Two Way Analysis of Variance by Ranks) mit den Faktoren Zeitpunkt und Zustand. Dabei erklärt der Faktor Zeitpunkt 8,94% der Gesamtvarianz (F = 35,94; DF = 1). Der Faktor Zustand erklärt dagegen 22,64 % der Gesamtvarianz (F = 45,49; DF = 1) Die Two-way-ANOVA wird mit p< 0,0001 hoch signifikant. Die Gruppe der MCS Patienten befindet sich im Mittel zu jedem gemessenen Zeitpunkt in einem besseren körperlichen Zustand als die Gruppe der VS-Patienten. Dies ist in Abbildung 3.15 dargestellt (Mittelwerte und Standardabweichungen).

Abbildung 3.15: Entwicklung beider Patientengruppen auf dem FRB zu den Zeitpunkten Aufnahme, Entlassung und Follow-up. Vertikale Balken stellen die Standardabweichung dar

Der Unterschied zwischen den Gruppen wird zum Aufnahmezeitpunkt mit p= 0,005 (t = 2,86); zum Entlasszeitpunkt mit p= 0,0126 (t = 2,91) und zum Zeitpunkt des Follow-up mit p< 0,0001 (t = 4,61) signifikant (Bonferroni Posttest).

MCS Aufnahm

Die Verteilung der Patienten, die Mittelwerte auf dem FRB und die Standardabweichung sind in den Abbildungen 3.16, 3.17 und 3.18 dargestellt.

Abb.3.16: Mittelwerte des FRB bei Aufnahme MCS Patienten: Mittelwert

= -144,1 Punkte; SD = 67,51; VS Patienten: Mittelwert: -182,4 Punkte;

SD = 51,79.

Mann-Whitney-Test: p< 0,0050;

Mann-Whitney-U = 698,0

Abb.3.17: Mittelwerte des FRB bei Entlassung MCS Patienten: Mittelwert

= -96,89 Punkte; SD = 67,37; VS Patienten: Mittelwert: -133,1 Punkte;

SD = 56,53.

Whitney-Test: p< 0,0126; Mann-Whitney-U = 612,0

Abb.3.18: Mittelwerte des FRB bei Follow-up MCS Patienten: Mittelwert

= -40,89 Punkte; SD = 73,99; VS Patienten: Mittelwert = -98,49 Punkte, SD = 67,39.

Whitney-Test: p< 0,0001; Mann-Whitney-U = 652,0

Betrachtet man in beiden Patientengruppen nochmals die Untergruppe der im Verlauf verstorbenen Patienten so findet man hier keine signifikanten Unterschiede (Mann-Whitney Test: p= 0,056; Mann-Whitney-U = 112,0). Häufigste Todesursache war in beiden Gruppen die Lungenentzündung. VS-Patienten verstarben im Mittel nach 2 Jahren (SD = 1,89), MCS Patienten im Mittel nach 4 Jahren (SD 3,38). Aufgrund großer Streuungen von 0 bis 11 Jahren kann dieser Unterschied nicht als bedeutsam angesehen werden. Dies ist in Abbildung 3.19 dargestellt. (Einzelne Patienten, Mittelwert und Standardabweichung).

Abb.3.19: Darstellung des Todeszeitpunktes einzelner Patienten in Jahren, getrennt nach Gruppenzugehörigkeit (VS und MCS) des Patienten. Vertikale Balken stellen die Standardabweichung dar

Betrachtet man dagegen die Untergruppen der im Verlauf verbesserten Patienten so ergibt sich ein signifikanter Unterschied bezüglich der vergangenen Zeit bis zur beobachtbaren Verbesserung. Patienten im MCS erholten sich im Mittel nach 4,1 Monaten (SD = 8,37), die VS Patienten nach 24,18 Monaten (SD = 24,29). Der Unterschied zwischen den Mittelwerten ist mit p=0.001 hoch signifikant (Mann-Whitney-Test; Mann-Whitney-U = 27,00). Dies ist in Abbildung 3.20 dargestellt (einzelne Patienten, Mittelwerte und Standardabweichung).

Abb.3.20: Darstellung des Einsetzens der Verbesserung im Zustand des Patienten, getrennt nach Gruppenzugehörigkeit (VS oder MCS Gruppe ) Vertikale Balken stellen die Standardabweichung dar

Zur besseren Veranschaulichung sind auch die Outcome-Daten beider Patientengruppen noch einmal in Tabelle 3.4 zusammengefasst.

Tabelle 3.4 Outcome-Daten beider Patientengruppen einzeln und zusammen dargestellt.

Betrachtet man den Zusammenhang zwischen Ursache der Schädigung und dem Outcome der Patienten, so wird dieser Zusammenhang mit p= 0,0468 signifikant. Wie aber aus der Darstellung der einzelnen Patientengruppen ersichtlich, wird dieser Effekt rein von der Gruppe der VS Patienten getragen. Von den insgesamt 79 Patienten mit eindeutiger Ursachenzuordnung, konnten sich im weiteren Verlauf 33 Patienten erholen (= besser als MCS). Von diesen 33 Patienten hatten 6 Patienten eine hypoxische Genese (Positive Predictive Value = 0,18). Von 46 nicht erholten Patienten waren 27 Schädel-Hirn-Trauma Patienten (Negative Predictive Value = 0,59). Aus der Gruppe der Schädel-Hirn-Trauma Patienten (n= 54) konnte sich genau die Hälfte (27 Patienten) erholen (Specificity = 0,50).

Verbessert M CS

Verbessert VS -20

0 20 40 60 80

Monate

Aus der Gruppe der hypoxischen Patienten (25 Patienten) erholten sich dagegen nur 6 Patienten (Sensitivity = 0,24). Die Likelihood Ratio liegt bei 0,48.

Betrachtet man als letztes den Zusammenhang von Alter und Outcome in der Gesamtgruppe der Patienten so ergibt sich auch hier, wie schon zuvor für die Einzeldarstellungen der Patientengruppen mit p= 0.0589 kein signifikanter Zusammenhang. Auch in der größeren Stichprobe scheinen Patienten von einem geringeren Alter in der Regel nicht zu profitieren.

Von den 83 in diese Analyse eingeschossenen Patienten hatten insgesamt 37 das 40ste Lebensjahr bereits überschritten. Von den 29 erholten Patienten waren zum Zeitpunkt der Aufnahme 16 jünger als 40 Jahre (Positive Predictive Value = 0,55). Bei den 54 Patienten welche sich nicht erholen konnten waren 17 Patienten jünger als 40 Jahre (Negative Predictive Value = 0,68). Von den 33 Patienten unter 40 Jahren konnten sich 16 erholen (Sensitivity = 0,48) und von den 50 Patienten die älter waren als 40 Jahre konnten sich 13 Patienten erholen (Specificity = 0,74). Die Likelihood Ratio liegt bei 1,86.