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BESUCHER*INNENFORSCHUNG DIDAKTISCH

Im Dokument Lernort Museum (Seite 126-130)

Museumspädagogische Angebotsgestaltung auf der Makroebene: der Praxisdiskurs

BESUCHER*INNENFORSCHUNG DIDAKTISCH

FACHWISSENSCHAFTLICH

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Inhaltsverzeichnisse abgezeichnet hat. Hier werden sehr unterschiedliche Methodenkate-gorien vorgestellt. Insgesamt konnte ich sechs Kategorisierungsformen feststellen: nach

‚Tätigkeiten’, ‚Inhalten’, ‚Medien’, ‚Wirkungen’, ‚Vorgehen’ oder dem ‚Ergebnis’. Au-ßerdem wird bestimmten Methoden ein ganzer Beitrag gewidmet, was ihre Relevanz in der museumspädagogischen Vermittlungspraxis unterstreicht. Dazu gehören Führungs-methoden, Werkstattangebote, Aktivblätter und Praxissequenzen. Daneben werden

‚Empfehlungen’ und ‚Gefahren’ beim Einsatz von Methoden diskutiert sowie auch ‚Me-thodenziele’ benannt, die wiederum ‚museumsspezifisch’ oder ‚allgemein pädagogisch-didaktisch’ ausgerichtet sein können. Schließlich werden speziell für Schulklassen ‚Me-thodenkategorien’, ‚Ziele’ und der ‚Einsatz von Methoden’ besprochen. Damit finden wir zum Thema Methoden ein sehr breit gefächertes Wissen und Austausch vor.

Die ‚Strukturen’ von Angeboten werden hingegen nur kurz angerissen, indem von zwei bis drei inhaltlichen Phasen sowie der Begrüßung und Verabschiedung gesprochen wird.

Der zeitliche Rahmen von Angeboten wird kaum thematisiert. Hinsichtlich der ‚Räume’

kommt es in der untersuchten Literatur zur Beschreibung ‚konkreter Räume’, der ‚Arbeit in ihnen’ und deren ‚Potenziale’. Dabei habe ich festgestellt, dass Räume in ihren Eigen-schaften entweder als ‚starr’ (Ausstellung) oder ‚flexibel’ (Werkstatt) beschrieben wer-den. Die Darstellung bleibt aber konkreten Räumen verhaftet; es wird wenig abstrahiert und der Raumbegriff auch nicht zum Thema gemacht. ‚Objekte’ stellen in der Regel nicht den Fokus der untersuchten Publikationen dar. Zwar werden ihre ‚Potenziale’ in allen Werken genannt, es wird jedoch weder definiert, was ein Objekt eigentlich ist, noch wird die Nutzung unterschiedlicher Begriffe begründet und dargelegt. Darüber hinaus werden zum ‚Umgang mit Objekten’ Schlagworte wie „in Dialog treten“, „betrachten“ oder „fragen“ genannt, jedoch nicht erläutert, was damit genau gemeint ist. ‚Materialien’ be-schreiben die Autor*innen zwar hinsichtlich ihrer ‚Ziele’ differenziert, jedoch erscheinen mir die Kategorisierungen noch sehr oberflächlich und ungenau. Beispielsweise stellt sich die Frage, inwiefern Texte oder Medien nicht auch didaktisch sind. Zugleich fällt auf, dass Repliken, Kopien und Ersatzobjekte hier gar nicht angesprochen werden, obwohl sie aufgrund ihrer Nähe zu den Objekten in der praktischen Vermittlung einen besonderen Stellenwert einnehmen.

Hinsichtlich der ‚Rahmenbedingungen’ ist festzuhalten, dass das ‚Museum’ selbst als maßgeblich für die Konzeption und Durchführung museumspädagogischer Angebote ge-sehen wird. Hier bestimmen vielfältige Faktoren die Spielräume museumspädagogischen

Handelns. Darüber hinaus macht die ‚Zielgruppendifferenzierung und -beschreibung’ in den Handbüchern einen größeren Anteil an der Gesamtseitenzahl aus. Darin werden sehr viele ‚Eigenschaften’ von Zielgruppen als zu berücksichtigende Faktoren benannt. Spe-ziell zur ‚Zielgruppe Schulklassen’ sind vor allem ‚schulische Vorgaben’ erwähnt.

Darüber hinaus möchte ich auf zwei Tendenzen hinweisen, die sich in dieser Auswertung abzeichnen: Erstens lässt sich ein Bemühen feststellen, möglichst vielfältig zu arbeiten.

Dies beginnt damit, dass neben der Ausstellung auch andere Räume aufgesucht werden sollen, in denen verschiedene Aktivitäten angeboten werden. Darüber hinaus werden un-terschiedliche Inhaltsformen wie Gegenstände, Themen und Erfahrungen erwähnt und für deren Auswahl eine Bandbreite an Auswahlkriterien vorgeschlagen. Auch die Ziele, die verfolgt werden sollen, sind vielfältig – ganz abgesehen von der umfangreichen Methodik (‚Ansätze’ und ‚Methoden’) und den unterschiedlichen Formaten, die vorzufinden sind.

Die Empfehlung zur Verwendung zusätzlicher Materialien zeugt zudem von einem gro-ßen Interesse, möglichst facettenreichen Lernmöglichkeiten zu offerieren.

Zweitens sehe ich im Material einen starken Rückgriff auf die allgemeine Pädagogik und Didaktik. Diesen habe ich vor allem bei den Aspekten ‚Auswahlkriterien für Inhalte’,

‚Ansätze’, ‚Methodenziele’ und ‚Ziele des Materialeinsatzes’ festgestellt. Beispielsweise sollen Inhalte an allgemeinen pädagogisch-didaktischen Prinzipien wie dem Lebenswelt- und Gegenwartsbezug oder der Handlungsorientierung ausgerichtet werden. Es wird der Einsatz allgemeiner pädagogisch-didaktischer wie spielerischer, interaktiver oder partizi-pativer Ansätze vorgeschlagen, Methoden sollen aktivieren und Aufmerksamkeit sowie Konzentration fördern oder aber es sollen Materialien eingesetzt werden, die Kommuni-kation und Interaktion unter den Besuchenden anregen.

Auch wenn Vielfalt und die Anwendung allgemeiner pädagogisch-didaktischer Ideen eine Berechtigung haben – denn Museumspädagogik möchte einerseits das Museum zu einem attraktiven und erlebnisreichen Lernort machen; andererseits stellt sie eine päda-gogische Disziplin dar, deren Prinzipien und Ansätze sie berücksichtigt –, so können durch einen zu starken Rückgriff auf die Pädagogik die Potenziale des Museums (Ob-jekte, Methoden, Sammlung, Aufgaben und Funktionen des Museums) aus dem Fokus geraten. Zwar wird in der untersuchten Literatur immer wieder die Anbindung an diese unterstrichen und vor der Abkoppelung gewarnt, allerdings habe ich dort keine Hinweise

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entdecken können, die die Fokussierung der Potenziale sicherstellen.428 Eine Übersetzung allgemein pädagogisch-didaktischer Ansätze, Prinzipien und Ziele für den museumspä-dagogischen Kontext, konnte ich hier in dem vorliegenden Praxisdiskurs nicht feststellen und stellt damit ein Desiderat für zukünftige Handbücher und Handreichungen dar.

428 Beispielsweise wird in der untersuchten Literatur nicht deutlich genug gemacht, wie performative und aktivierende Methoden oder Ziele wie Kreativität bzw. Handlungskompetenzen mit den Objekten in Verbindung gebracht werden können, die in der Regel in Vitrinen ausgestellt und nur beschränkt zu-gänglich sind. Ein möglicher Ansatz wäre beispielsweise leibliche Reaktion von Schüler*innen auf Objekte anzuleiten und zu unterstützen (siehe dazu die empirische Untersuchung von Hannah Röttele, bislang noch unveröffentlichtes Dissertationsmanuskript).

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