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Berechnungen zur irrelevanten Plasma- und Urinkonzentrationen von Romifidin nach TOUTAIN und LASSOURD (2002)

Probe Konzentration pro ml Probe in ng/ml

3 Berechnungen zur irrelevanten Plasma- und Urinkonzentrationen von Romifidin nach TOUTAIN und LASSOURD (2002)

Die derzeit üblichen Methoden der Analyse von Wirkstoffen in Blut beziehungsweise Plasma und Urin sind sehr sensibel (TOBIN et al., 1999). Es stellt sich daher die Frage, ob Spuren von Wirkstoffen inklusive therapeutisch einzusetzender Arzneimittel als positiv im Rahmen der Dopingreglementierung zu bewerten sein sollten oder nicht. Eine mögliche Lösung wäre, dass nur die Konzentrationen von Wirkstoffen als positiv im Sinne der Dopingbestimmungen gelten, die einen für die jeweilige Substanz bestimmten Schwellenwert der Wirksamkeit überschreiten (TOBIN et al., 1999). Die Ermittlung solcher Schwellenwerte könnte auf pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Daten sowie unter Verwendung eines zu bestimmenden Sicherheitsfaktors basieren. TOUTAIN und LASSOURD (2002) schlagen in diesem Zusammenhang vor, für Wirkstoffe sogenannte irrelevante Plasma- (IPC) und Urinkonzentrationen (IUC) zu ermitteln. Diese sind nach TOUTAIN und LASSOURD (2002) definiert als die Konzentrationen des Wirkstoffs in Plasma und Urin, die die Abwesenheit eines jeglichen relevanten Effekts auf den Organismus garantieren. Sie könnten demnach als Schwellenwerte angesehen werden. Liegen Konzentrationen einer Substanz bei einer Dopingkontrolle unter der substanzspezifischen IPC oder IUC vor, wären so wegen der ausgeschlossenen beeinflussenden Wirkungen keine regulativen Maßnahmen nötig. Die zur

Berechnung nötigen pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Daten müssen der Literatur entnommen oder aber über Studien an der Zielspezies ermittelt werden. Nach TOUTAIN und LASSOURD (2002) erscheint es sinnvoller, die Auswirkungen des Wirkstoffes auf den Organismus zu prüfen als lediglich auf den Nachweis eines Wirkstoffes zu achten.

Die in Kapitel IV.4 aufgeführten Berechnungen nach TOUTAIN und LASSOURD (2002) sollen einer Ermittlung der Romifidinkonzentration in Plasma und Urin dienen, bei der die Substanz keine pharmakodynamischen Wirkung auf den Organismus mehr besitzt und damit keine relevanten pharmakologischen Wirkungen ausübt. Die Tabellen 23 bis 25 zeigen die Ergebnisse dieser Berechnungen. In dem Modell von TOUTAIN und LASSOURD (2002) ist die Verwendung eines Dosierungsintervalls nötig. Allerdings ist für Romifidin eine repetitive Applikation nicht vorgesehen. Für diesen Fall schlagen die Autoren vor, ein Dosierungsintervall in Abhängigkeit von der eingesetzten Substanz sowie nach einer Schätzung der Wirkungsdauer zu bestimmen. Nun kann die Wirkungsdauer an unterschiedlichen Parametern bestimmt werden. Richtet man sich beispielsweise nach dem Ausmaß der Sedation, so ist in der durchgeführten Studie nach den akustischen und visuellen Reizen bei allen Pferden nach 6 Stunden wieder eine volle Reaktionsfähigkeit festzustellen.

Für die analgetische Wirkung kann gesagt werden, dass bei den Pferden nach etwa 2 bis 3 Stunden wieder eine volle Reaktionsfähigkeit und damit auch Schmerzempfindlichkeit gegenüber dem Reiz „Strom“ besteht. Betrachtet man demgegenüber die Herzfrequenz, ist bei allen Pferden der Studie etwa 4 Stunden nach der Applikation von Romifidin die Frequenz wieder beim Ausgangswert beziehungsweise dem Ruhewert angekommen. Somit ließe sich hier zum Beispiel an drei verschiedenen Parametern (akustische und visuelle Reize, Analgesie, Herzfrequenz) ein Ende der Wirkungsdauer von Romifidin festlegen. Aus einer Studie von POULSEN NAUTRUP (1988) geht hervor, dass die sedierende Wirkung von Romifidin bei einer Dosierung von 0,08 mg/kg KM etwa 90 Minuten nach Verabreichung aufgehoben scheint. Hier waren als Provokationstests Ohrgriff, Anlegen einer Oberlippenbremse, Schieben einer Nasenschlundsonde sowie der Einsatz einer Zahnraspel als auch die Überprüfung der Hautsensibilität über das Kneifen mit einer Pinzette eingesetzt worden. In einer weiteren Studie (MOENS et al., 2003) wird die analgetische Wirkung von

Romifidin mittels Einwirkung eines Stromimpulses überprüft. Danach erreichen die sechs an der Studie teilnehmenden Pferde etwa eine Stunde nach der intravenösen Applikation von Romifidin wieder die volle Empfindlichkeit. Somit kann hier nach einer Stunde die analgetische Wirkung der Substanz als beendet angesehen werden. Nach KANNEGIETER (1993) können Pferde ohne Reize aus der Umgebung bis zu 4 Stunden nach der Verabreichung des Wirkstoffes ruhig gestellt bleiben. Es wird aus den angeführten Fakten deutlich, dass eine genaue Bestimmung der Wirkungsdauer, wie sie für den Einsatz des Dosierungsintervalls nötig wäre (TOUTAIN u. LASSOURD, 2002), nicht eindeutig möglich ist. Für eine Festlegung ist die interindividuelle Streuung zu umfangreich. Um näherungsweise eine Aussage über effektive und irrelevante Konzentrationen treffen zu können, werden in die eigenen Berechnungen fiktive Dosierungsintervalle von zwei, sechs und zwölf Stunden für die Ermittlung der EPC, IPC und IUC eingesetzt.

Nach dem PK/PD-Modell von TOUTAIN und LASSOURD (2002) beträgt die ermittelte effektive Plasmakonzentration (EPC) von Romifidin für ein Dosierungsintervall von 2 Stunden im Mittel etwa 24 ± 8 ng/ml und befindet sich damit noch oberhalb des LOQ (10 ng/ml). Verlängert sich das Dosierungsintervall auf 6 Stunden, sinkt die EPC auf 8 ± 3 ng/ml und bei einem Intervall von 12 Stunden liegt die EPC bei etwa 4 ± 1 ng/ml. Die effektiven Konzentrationen im Plasma für die längeren Dosierungsintervalle (6 und 12 Stunden) liegen für die HPLC-Methode bereits unterhalb der Quantifizierungsgrenze, so dass prinzipiell davon ausgegangen werden muss, dass jede Konzentration unterhalb des LOQ = 10 ng/ml von Romifidin im Plasma als effektiv und damit noch wirksam angesehen werden muss, also im Sinne der Dopingbestimmungen als ein positives Ergebnis zu bewerten ist. Für die Berechnung der irrelevanten Plasmakonzentration (IPC) wird von TOUTAIN und LASSOURD (2002) der Einsatz eines Sicherheitsfaktors (SF) vorgeschlagen, der interindividuelle Schwankungen ausgleichen und die Validität der Daten gewährleisten soll.

Der Sicherheitsfaktor wurde von TOUTAIN und LASSOURD (2002) mit einem Wert von 500 für viele Wirkstoffe festgelegt. Die IPC (Dosierungsintervall 2 Stunden) erreichte demnach einen Wert von durchschnittlich 0,05 ± 0,02 ng/ml. Für die anderen Dosierungsintervalle lag der Mittelwert der IPC bei 0,02 ± 0,005 (6 Stunden) beziehungsweise bei 0,01 ± 0,003 ng/ml (12 Stunden). Diese Werte liegen weit unter der Quantifizierungs- und Nachweisgrenze und können also nicht analysiert werden. Letztlich gilt auch hier, dass also

jeglicher Nachweis von Romifidin als positives Ergebnis angesehen werden muss, da die IPC unter der Nachweisgrenze liegt.

Die Berechnung einer irrelevanten Urinkonzentration erfolgt unter Einbeziehung eines zusätzlichen variablen Wertes, nämlich dem Verhältnis von Urin- zur Plasmakonzentration im Steady State (Rss). Dieser Wert kann nach einer einmaligen Applikation eines Wirkstoffes zwischen 0 und einem theoretisch konstanten Wert schwanken, er kann sich aber auch nach mehrmaliger Dosierung bis zum Erreichen des Steady State permanent verändern (TOUTAIN u. LASSOURD, 2002). Zusätzlich ist dieses Verhältnis nach SAMS (1992) zwischen Urin- und Plasmakonzentration beispielsweise abhängig vom pH-Wert des Urins und von einer erhöhten Harnproduktion (Diurese). Wie bereits unter V.2.2 erwähnt, sind die tatsächlichen Wirkstoffkonzentrationen im Urin durch Änderungen der Harnproduktion starken Schwankungen ausgesetzt und daher schwer für Berechnungen absoluter Werte einsetzbar (SAMS, 1992; TOBIN et al., 1999). Diese Tatsachen führen dazu, dass der Einsatz eines nicht konstanten Faktors einen hohen Unsicherheitsfaktor bei der Bestimmung der IUC darstellt, worauf auch TOUTAIN und LASSOURD (2002) hinweisen. Die Autoren kommen weiterhin zu dem Schluss, dass Urin aus den oben erwähnten Gründen eigentlich eine eher schlechte Matrix für den Nachweis einer irrelevanten Wirkstoffkonzentration darstellt.

4 Pharmakokinetische Erkenntnisse im Vergleich mit