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Auswertung der einjährigen Vorbereitungszeit auf die Zusatzprüfung zur Erlangung eines dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Bildungsstandes

5. Phase: Ausbildungsphilosophie und Leitbild

9.4.9 Auswertung der einjährigen Vorbereitungszeit auf die Zusatzprüfung zur Erlangung eines dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Bildungsstandes

Im Juli 2003 schafften 14 Teilnehmer des Förderlehrgangs Voith nach einer einjährigen Vorbereitungszeit die Zusatzprüfung (25 % der Gesamtteilnehmer). Mein besonderes Interesse galt den Fragestellungen: Unterschied sich die Form der Zusammenarbeit mit

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den Fachausbildern und Lehrkräften im Förderlehrgang Voith während der Vorbereitungszeit von Erfahrungen mit Lehrern früherer Bildungseinrichtungen? War ein Zusammenhang der Lernergebnisse und den persönlichen Entwicklungen der Jugendlichen und den Personen der Lehrkräfte erkennbar? Von September 2002 bis Juli 2003 begleitete ich die 14 Teilnehmer auf ihrem Weg bis zu den Prüfungen. Die Gruppe wurde über die Beobachtungen und Erfahrungen des gemeinsamen Lernalltags vom Mitarbeiterteam ausgewählt (Die Kriterien waren: Wahrnehmungen und Erfahrungen aus dem Lernalltag, persönliche Motivation und Lernbereitschaft des Jugendlichen, Persönliche Stabilität und Entwicklungsfähigkeit und die Einschätzung der bisherigen Lern- bzw. Verhaltensschwierigkeiten).

Von September und Dezember 2002 fanden Zielgespräche mit jedem einzelnen Jugendlichen statt. Dabei formulierten die Teilnehmer jeweils Teilziele. Während des gesamten Zeitraumes (September 2002 bis Juli 2003) fanden wöchentliche Einzelgespräche (ca. 15 Minuten) und GruppenReflexionen (60 Minuten) statt. Die Reflexionsgespräche orientierten sich an den selbst gewählten Zielen der Jugendlichen und standen im Mittelpunkt der Lernbegleitung.

9.4.9.1 Theorie 5 - Subjektwissenschaftlicher Forschungsansatz

Wie meine Arbeit offen legt orientiert sich die Arbeitswelt nicht an einem Menschenbild, das von der Idee des autonomen, freien und handlungsfähigen Individuums getragen wird. Im Gegenteil, sie lässt dem Einzelnen wenig Spielräume zur Selbstbestimmung.

Dem entgegen steht das von mir vertretene Menschenbild der humanistischen Psychologie, das Erb folgendermaßen umschreibt: „Die Humanistische Psychologie (u. a.

Fromm) hat ein Menschenbild geprägt, das von den klassischen positiven Selbstbildern des autonomen, handlungsfähigen Menschen ausgeht: der Mensch als bewusstes, intentionales, im kulturellen Kontext existierendes Wesen, das durch Wahlfreiheit, Entscheidungskraft, lebenslange Entwicklung usw. Gekennzeichnet ist“, (Erb, 1997, S.

188).

Meine Arbeit verfolgt einen subjektwissenschaftlichen Ansatz, indem sie die Fachausbilder, Auszubildenden und die Teilnehmer des Förderlehrgangs Voith an der Forschung beteiligt. Mir geht es um die Erfassung der unmittelbaren Erfahrungen der Einzelnen im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen und sozialen Bedingungen. Bei den Jugendlichen, die sich auf die Zusatzprüfung vorbereiteten, ging es um die Erweiterung der Entwicklungsmöglichkeiten jedes Einzelnen und um die Bewusstmachung und dem Ausräumen von Entwicklungsbehinderungen.

9.4.9.2 Ist-Stand (September 2002)

- Schaffung von Bedingungen für Entwicklungs- und Fördermöglichkeiten und die Überwindung von bisherigen Hemmnissen

- Subjektive Beschreibung der eigenen Alltags- und Lebenswelten (differenzierte Wahrnehmung des Alltags)

- Vertrauen zur Umwelt vor der Zeit im Förderlehrgang Voith - Soziale Interaktionen, Soziales Umfeld

- Kulturelle Rahmenbedingungen - Schichtspezifische Einflüsse - Soziale Umwelt

- Persönliche Autonomie

- Lernverhalten, Lernmethoden, Lernklima - Aktivität

- Selbstbeschreibung und Selbsteinschätzung - Persönlichkeitsmerkmale

- Lernleistungen

- Schlüsselerlebnisse und Einflussfaktoren

9.4.9.3 Ziele, Vereinbarungen und Beobachtungskriterien

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Ziele:

- Förderung der Persönlichkeiten

- Vermittlung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen zum Ereichen eines Ausbildungs- oder Arbeitsplatzes

- Vorbereitung auf die Zusatzprüfung, (die Lernenden müssen bei den Lernaktivitäten so betreut werden, dass sie die im Curriculum beschriebenen Fertigkeiten und Kenntnisse erwerben können)

Vereinbarungen mit den Jugendlichen - wöchentliche Reflexionsgespräche - Lerntagebücher

Vereinbarungen der Kollegen

- Zielgerichtete Lernsituationen schaffen

- Bedingungen anstreben, die persönliche Offenheit und Lernbereitschaft fördern - Räumliche Gegebenheiten und Arbeitshilfen an der Aufgabe orientieren - Inhaltliche Ebene erfassen

- Vermittlungsebene, d. h. den Lernstoff didaktisch-methodisch strukturieren - Persönliche und pädagogische Einflussfaktoren und Fähigkeiten einsetzen - Positive Einflüsse durch die Soziale Umwelt in die Lernprozesse einbeziehen - Motivation fördern

Beobachtungskriterien zur Entwicklungsbeschreibung des Einzelnen durch die Lernbegleiter

- Individuelle Merkmale (Persönlichkeitsmerkmale)

- Aktivität, selbstständiges und selbst organisiertes Lernen - Offenheit und Flexibilität

- Kreativität

- Kommunikation und Dialog - Lerninhalt

- Lernfähigkeiten

- Lernmethoden (Auswirkungen einzelner Maßnahmen und Methoden) - Soziale Interaktion

- Hemmnisse - Motivation

- Zusammenarbeit - Gruppe - Team (Beziehungsebene) - Einflüsse aus der Sozialen Umwelt

- Schlüsselerlebnisse (Einflussfaktoren) - Person des Lernbegleiters

9.4.9.4 Reflexionsgespräche

Bei den wöchentlichen Reflexionsgesprächen orientierte ich mich mit folgenden Fragen an den Zielen der Teilnehmer: Beschreibe deine vergangene Woche? Hast du deine Ziele erreicht? Gab es Veränderungen im persönlichen Lebensbereich? Wie siehst du dein Lernverhalten? Welche äußeren persönlichen Einflüsse gab es, z. B. durch einen Lernbegleiter, durch deine Eltern oder Freunde? Haben sich aus einzelnen Wünschen konkrete Ziele entwickelt? Wie verbringst du deine Zeit außerhalb des Lehrgangs? Was nimmst du dir für die kommende Woche vor? Welche Unterstützung wünschst du dir zum Erreichen deiner Ziele? Wie hast du den Alltag des Förderlehrgangs Voith im Vergleich zu deiner früheren Schulzeit erlebt?

9.4.9.5 Auswertung (Juli 2003) Teilnehmerzahl: 14

9.4.9.5.1 Ziele der Teilnehmer

Chancen auf Zukunft 12

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Voraussetzung für Ausbildung ist Hauptschulabschluss 4

Selbstwertgefühl 11

Freunde 8

Ausbildungsplatz bei Voith 3

Sonstige: "will es Freunden, bzw. Eltern zeigen, dass ich 4 auch etwas kann" (siehe Selbstwertgefühl)

Abschlussprüfung bestanden: 14

Männlich: 6

Weiblich: 8

Altersdurchschnitt (Jahrgänge 1986/87) 16 Vollausbildung seit September 2003

(Bäcker, Gas-Wasser-Installateur, Fachverkäuferin) 4 Ausbildung als Konstruktionsmechaniker bei Voith 3 Ausbildung als Industriemechaniker bei Voith 1

9.4.9.5.2 Strukturelle, methodische und soziale Erfolgskriterien

- Person des Lernbegleiters 14

- Projektorientierung, Mitverantwortung, offene Themen, 8 Verbindung von „arbeiten" und „lernen" (z. B. das fach-

und gruppenübergreifende Projekt Terrassenbau)

- Betreuungssituation und Reflexionsgespräche 9

- Soziale Struktur - Zusammenhalt 11

- Organisationsstruktur, "Wir wurden ernst genommen„ 9 - Fördermaßnahmen („nie allein gelassen", freiwilliger 11

Zusatzunterricht)

- Eigene Motivation 8

9.4.9.5.3 Die Person des Lernbegleiters

- Person des Lernbegleiters 14

- Offenheit und ehrliche Konsequenz („gemeinsam erarbeitete 12 und formulierte Regeln")

- Vertrauensverhältnis 14

- Partnerschaftliches Tun und gemeinschaftliches Lernen 13 („offene und praktische Aufgabenstellungen")

- Identifikation mit unseren Zielen („Lernbegleiter hatte 14 gleiche Ziele wie wir")

- Wertschätzung ("Lernbegleiter traute uns etwas zu") 12

9.4.9.5.4 Zusammenarbeit und Lernatmosphäre im Förderlehrgang Voith

Die folgenden Ausführungen fassen die Äußerungen der Teilnehmer über ihre Erfahrungen während der Vorbereitungszeit auf die Zusatzprüfung im Förderlehrgang Voith zusammen:

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