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6 E RKENNBARE K OMPETENZEN DURCH DIE W EITERENTWICKLUNG SOZIALER

6.1 Auftreten und Selbstpräsentation

Der Großteil der Studierenden sieht am Ende des Physiotherapiestudiums eine deutliche Weiterentwicklung ihrer sozialen Kompetenzen in einem veränderten Auftreten und einer besseren Selbstpräsentation.

Wie in Abbildung 8 zu sehen, geben insgesamt 79% der Studierenden im Fragebogen an, sehr stark bis stark an Selbstsicherheit im Auftreten dazugewonnen zu haben, während nur 19% wenig bzw. 2% keine Weiterentwicklung in diesem Bereich sehen:

Abb.8: Selbstsicherheit im Auftreten. Quelle: Eigene Darstellung.

In den zusätzlichen Beschreibungen der Fragebogenerhebung zu der Frage, wie sich die Weiterentwicklung für die Studierenden konkret zeigt, konnten zahlreiche Nennungen den Eigenschaften `Selbstsicherheit´ und `Selbstbewusstsein´ zugeordnet werden. Dies deckt sich mit den ausführlicher beschriebenen Erfahrungen der Studierenden der Interviewbefragung. Als Folge des gesteigerten Selbstbewusstseins, aber auch als sich parallel weiterentwickelnde soziale Eigenschaften bzw. Fähigkeiten, bemerkt der Großteil aller befragten Studierenden bei sich eine erhöhte Offenheit und Zugänglichkeit im Umgang mit anderen.

30%

49%

19%

2% 0%

Selbstsicherheit im Auftreten

sehr stark stark wenig gar nicht nicht beurteilbar

.

Abb.9: Offenheit. Quelle: Eigene Darstellung

Abb.10: Zugänglichkeit. Quelle: Eigene Darstellung.

Die Studierenden der Fragebogenerhebung erleben zu 42% eine sehr starke bzw. zu 45% eine starke Weiterentwicklung ihrer sozialen Kompetenz in einem offeneren Zugang auf und Umgang mit fremden Menschen allgemein, aber vor allem mit Patient*innen im therapeutischen Kontext. Genauso geben 87% der online befragten Studierenden an, sehr starke bis starke Veränderungen in ihrer Zugänglichkeit beim Umgang mit anderen Menschen zu bemerken.

Erklärend führten sowohl die online als auch die im Interview befragten Studierenden aus, dass sie eine Veränderung ihrer sozialen Kompetenzen in einem selbstsichereren Auftreten sehen, sodass sie mit weniger Scheu und weniger nervös auf verschiedene Menschen zu- und in Situationen hineingehen. Aufgrund der gesteigerten Selbstsicherheit, Offenheit und Kontaktbereitschaft sind sie weniger schüchtern und es fällt es ihnen leichter, mit bekannten oder fremden Menschen in Kontakt zu treten bzw.

ins Gespräch zu kommen. Infolgedessen erleben sie sich auch als kontaktfreudiger und suchen von sich aus vermehrt Kontakt zu anderen Personen, sodass sich sogar die ehemals schüchternen Studierenden als extrovertiert im Zugehen auf andere

42%

45%

13%

0% 0%

Offenheit

sehr stark stark wenig gar nicht nicht beurteilbar

35%

52%

6% 3% 4%

Zugänglichkeit

sehr stark stark wenig gar nicht nicht beurteilbar

wahrnehmen. Die angehenden Therapeut*innen treten nach eigenem Erleben nicht nur selbstsicherer und selbstbewusster auf bzw. anderen Menschen entgegen, sondern fühlen sich in sämtlichen Situationen mit zwischenmenschlichem Umgang lockerer und weniger gestresst. Der Grund dafür liegt darin, dass sie über mehr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten verfügen, mit denen sie besser auf die Erfordernisse der jeweiligen Situation eingehen können. Die Weiterentwicklung der Selbstsicherheit, Offenheit und Zugänglichkeit geht dabei über den beruflichen Kontext hinaus, sodass die Studierenden ihrer Meinung nach durch die Ausbildung generell viel offener durch die Welt gehen (IP2;

IP3; IP4; IP6).

Dies wird von den Lehrenden in den Gesprächen bestätigt, die die Studierenden am Studienende ebenso als sehr aufgeschlossen, kommunikativ und zugewandt im Kontakt mit anderen Menschen erleben (IPL1).

Diese beschriebene innere offene Haltung wird sowohl für die Lehrenden wie für die Studierenden selbst auch an der veränderten äußeren Haltung sichtbar: Die Körperhaltung, der Blickkontakt, die Mimik und Gestik der Absolvent*innen sind nun nicht mehr zurückhaltend und unsicher, sondern offensiver, offener und demnach professioneller (IPL3; IPL6, IPL7). Das zeigt sich beispielsweise darin, dass die zukünftigen Physiotherapeut*innen im Gespräch mit einer Person dieser zugewandter stehen oder sitzen und in aller Regel bereits durch ihre Haltung eine Offenheit signalisieren, die vermittelt, dass die Studierenden wach und aufmerksam bei den Gesprächen sind (IPL3).

Diese Form der Weiterentwicklung von sozialen Kompetenzen, die sich aus Sicht von Studierenden und Lehrenden in Veränderungen der Körperhaltung und -ausdruck zeigt, soll im folgenden Kapitel ausführlicher dargestellt werden.

6.1.1 Veränderungen von Körperhaltung und -ausdruck

Die Lehrenden erleben im Auftreten der Studierenden einen massiven multiplen Prozess, der von außen betrachtet wie eine physische Verwandlung des äußeren Erscheinungsbildes der Absolvent*innen erlebt wird (IPL2; IPL1). Die Veränderungen im Auftreten und der Selbstpräsentation lassen sich an der gesamten Körperhaltung der zukünftigen Therapeut*innen festmachen, sodass die Lehrpersonen den Eindruck haben, dass ihnen nun ein*e Kolleg*in gegenüber steht (IPL6, IPL7).

Für die Lehrenden wird neben der Körperhaltung eine Veränderung des Körperausdrucks sichtbar, sodass für sie erkennbar wird, dass viele Studierende nach dem Studium mehr

bei sich sein können und sich besser spüren, weil sie in ihrem Körper gelandet sind (IPL2; IPL7). Sie wirken von außen so, dass sie physisch und psychisch „mittig sind, zentriert sind, in der Realität und mit zwei Füßen am Boden stehen“ (IPL2), was die Studierenden in den Interviews bestätigen. So geben diese bezüglich der Veränderungen ihrer körperlichen Haltung an, mehr in sich zu ruhen und mehr Standfestigkeit bei sich wahrzunehmen. Dadurch können die angehenden Physiotherapeut*innen nach Meinung der Lehrenden deutlich körperliche Präsenz zeigen, mit der sie vermitteln, dass sie „zur Verfügung“ stehen (IPL2) bzw. aus eigener Sicht so etwas wie „ich bin da“ ausdrücken oder anderen selbstbewusst demonstrieren „ich mach das jetzt“, „ich behandle jetzt den*die Patient*in“ (IP2).

So können die Studierenden sowohl körperlich bei sich und gleichzeitig aufmerksam auf die andere Person sein (IPL2) und präsentieren sich in ihrem Auftreten deutlich professioneller (IP2).

Mit dem Wissen über physiologische Haltung und dem Arbeiten daran sind die Studierenden nach eigener Meinung in der Lage, den eigenen Körper bewusst einzusetzen, um beispielsweise eine möglicherweise noch vorhandene Zurückhaltung überspielen zu können (IP6) oder bei Bedarf auch körperlich gesehen Größe zu zeigen (IP3). Auch die Lehrenden in den Interviews beschreiben, dass die angehenden Therapeut*innen wirken, als hätten sie an Größe gewonnen (IPL1; IPL6), was weniger auf die physische Größe bezogen ist (IPL7), sondern vielmehr die Veränderung der Persönlichkeit betrifft (IPL1). So fühlt es sich für die befragten Lehrpersonen am Ende der Ausbildung einfach deutlich anders an, wenn ihnen die Studierenden am Ende der drei Ausbildungsjahre gegenüberstehen (IPL7).

Bezüglich der Persönlichkeitsentwicklung zeigen die Studierenden etwas, was laut den Lehrpersonen nicht so konkret festzumachen ist (IPL6) und eher mit „die sind so fertig“

(IPL1) umschrieben wird bzw. dass die Studierenden „etwas Kompaktes, in sich Abgeschlossenes ausstrahlen“ (IPL1). Erwähnt wurde im Zuge dessen auch, dass sich der Großteil der Studierenden im Lauf der drei Ausbildungsjahre menschlich sehr stark weiterentwickelt hat und authentisch in der Darstellung wurde, wer und was sie sind (IPL4). So können die Studierenden am Ende ihrer Ausbildung die verschiedenen Rollen als Kolleg*in, Studierende*r und Therapeut*in besser in sich vereinen. Dies zeigt sich dadurch, dass die Studierenden in der Art und Weise wie sie agieren nicht mehr unterscheiden, ob sie sich in einer Übungssituation befinden und nach dem Motto handeln „weiß ich eh, hier kann ich es machen, aber wenn der Patient dann da ist, mach

ich es eh nimmer“ (IPL4), oder ob sie in einer echten Therapiesituation agieren. Insofern bemühen sich die Studierenden bei sämtlichen Gelegenheiten, in ihrem Auftreten möglichst professionell zu wirken (IPL4).

Das Gesamtbild der zukünftigen Physiotherapeut*innen vermittelt den Lehrenden, dass die zukünftigen Physiotherapeut*innen über eine gewisse körperliche Präsenz verfügen, durch die sie sichtbarer sind, ohne viel zu reden (IPL2). Dabei gibt es zwar Unterschiede zwischen den extrovertierten und den stillen, weniger aktiven Studierenden, jedoch zeigen beide Persönlichkeitstypen am Ende der Ausbildung eine Weiterentwicklung ihrer sozialen Kompetenz in ihrem reiferen, selbstbewussteren, offeneren Auftreten sowie in einer professionelleren Selbstpräsentation (IPL2; IPL3; IPL7).

In den Interviews wurde von beiden Befragungsgruppen besonders die Reife und Präsenz im Auftreten betont, die sich in unterschiedlicher Wiese zeigt. Diese verschiedenen Ausdrucksformen sollen in den zwei folgenden Kapiteln konkreter beleuchtet werden.

6.1.2 Reife und Präsenz im Auftreten

Nahezu alle Lehrenden waren der Ansicht, dass die Studierenden erwachsener und reifer auftreten sowie routinierter und souveräner agieren als zu Beginn des Studiums (IPL1;

IPL2; IPL5; IPL6; IPL7). Die Absolvent*innen wirken, als ob sie sich bewusster darüber sind, wer sie sind und wo sie im Leben stehen (IPL2). Ihre Persönlichkeiten zeigen sich differenzierter (IPL5) und manche Personen haben sehr eindrücklich eine allgemeine Lebensreife entwickelt, die mit einem weit weniger naivem Weltbild oder Wertvorstellungen einhergeht (IPL7).

Entsprechend der Einschätzung von Lehrenden erleben die Studierenden am Ende ihrer Ausbildung das eigene Auftreten insgesamt reifer, erwachsener bzw. erfahrener und sie präsentieren sich laut eigenem Erleben vor anderen ungenierter (IP1; IP3; IP4; IP5; IP6).

Die Studierenden bemerken nun deutlich mehr Selbstvertrauen bei und in sich (IP6:3-3), weshalb es ihnen auch leichter fällt, sich selbstsicher vor andere Menschen zu stellen, vor ihnen zu reden und zu zeigen, wie und wer sie sind. Dabei fällt es den angehenden Therapeut*innen nun nicht nur leichter, Einzelpersonen zu betreuen und diese „zu führen“, sondern es ist für sie nach den drei Jahren Physiotherapiestudium auch problemlos möglich, verschiedenste Personengruppen zu leiten und mit diesen umzugehen (IP4; IP5).

Die eigene Persönlichkeit oder theoretische Inhalte zu präsentieren und sich bzw. die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu beweisen (IP4; IP5), ohne sich Gedanken zu machen, was andere über sie denken, stellt den befragten Studierenden nach kein Problem mehr dar (IP1; IP4; IP6).

Auch in herausfordernden Situationen, in den möglicherweise Unangenehmes angesprochen (IP4) oder Konflikte bearbeitet werden müssen (IP5), zeigen die Studierenden ihrer Meinung nach ein ruhigeres, weniger aufgeregtes und selbstsichereres Auftreten. Im Studienalltag erleichterte dieses beispielsweise das Absolvieren von diversen Prüfungen und zeigte sich nach Meinung einer Befragten auch an besseren Noten (IP3), was die Studierenden aber auch auf mehr Routine und Erfahrung im Meistern von herausfordernden Situationen zurückführten (IP1; IP3).

Neben dem Gefühl, erwachsener, reifer und erfahrener zu sein (IP1; IP3; IP4; IP5; IP6), geben die Studierenden in den Interviews auch an, eine Weiterentwicklung ihrer sozialen Kompetenzen dadurch zu sehen, dass sie mit mehr „Ernst an der Sache“ agieren (IP6), was auch die Lehrenden so empfinden: „Sie sind irgendwie eben im Ganzen, finde ich, professioneller, ernsthafter, mehr bei der Sache“ (IPL3).

Die vielen positiven Erfahrungen im Laufe der praktischen und theoretischen Ausbildung führten dazu, dass die Studierenden mehr Selbstbewusstsein entwickelt haben und sich, nach eigenen Aussagen, mehr zutrauen (IP4; IP6). Sie wissen, wie mit unterschiedlichsten Menschen umgegangen werden kann, warum sie etwas tun und haben ein gutes Gefühl in der praktischen Umsetzung ihres Wissens (IP2; IP3; IP4). Des Weiteren können die Befragten das eigene Handeln auch besser vertreten (IP3; IP4; IP5;

IP6) und treten nach eigner Erfahrung in der Kommunikation und Argumentation stärker und gefestigter auf. Dabei ist es den Studierenden durch das gesteigerte Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein selbstverständlich möglich, im Kontakt mit Lehrenden, Studienkolleg*innen und Ärzt*innen Informationen einzuholen oder etwas zu fordern (IP2). Weiters können sie in der Therapiesituation argumentieren, dass die Therapiemaßnahmen funktionieren bzw. wirkungsvoll sind und können ihrem Gegenüber vermitteln, dass sie wissen, was sie tun (IP3; IP4; IP5; IP6). Das reifere und erwachsenere Agieren zeigt sich für die Studierenden auch darin, dass sie eigene Entscheidungen selbstbewusst treffen können, um ihren eigenen Weg zu gehen, und sie hinter ihren Entscheidungen stehen können bzw. diese bei Bedarf bewusst und ohne schlechtes Gewissen verändern.

Als angehende Physiotherapeut*innen können die Studierenden im Umgang mit anderen Menschen nicht nur verschiedene Meinungen und Haltungen (IP3) akzeptieren, sie

tolerieren unterschiedliche Zugangs- und Handlungsweisen und halten einen Vergleich mit anderen gut aus, wenn der eigene Weg von dem der anderen abweicht: „(…) diese Reife, dass ich eben auch für mich einstehen kann, dass ich sag, ich kann das nicht so (…) da denk ich mir mittlerweile, schön für dich, ich mach das anders“ (IP1).

6.1.3 Präsenz und Berufsidentifikation

In ihrer veränderten Selbstpräsentation lässt sich bei den Studierenden auch eine gewisse Identifikation mit dem Berufs- und Rollenbild von Physiotherapeut*innen erkennen. Den Studierenden ist demnach aus Sicht der Lehrenden bewusst, dass die Art und Weise wie auftreten und Präsenz zeigen, anderen Menschen suggeriert, was diese von ihnen erwarten können und wissen damit auch, wie sie sich zu verhalten haben (IPL4). Die Lehrenden bemerken in diesem Verhalten der Studierenden, dass diese deutlich selbstbewusster und selbstsicherer (IPL3; IPL5; IPL6; IPL7) als zukünftige Physiotherapeut*innen auftreten: „Es passt mehr zum Beruf, wie sie sich präsentieren“

(IPL2) war eine Lehrperson im Interview der Meinung, was neben der oben beschriebenen Körperhaltung auch daran erkennbar ist, dass sich die Studierenden selbstverständlich in Arbeitskleidung präsentieren und sich dabei auch wohlfühlen (IPL6) . Dabei vermitteln die Studierenden ein gewisses Rollenverständnis als Physiotherapeut*in und demonstrieren ein Berufsverständnis (IPL7) bzw. eine sichtbare Berufsidentität (IPL6), auch indem sich die Studierenden selbst und ihren Körper als generell positiv, bewegungsfreudig, gesund und freudvoll präsentieren (IPL2).

Nach Meinung der Lehrpersonen vermitteln die Studierenden am Ausbildungsende, dass sie über eine gewisse Selbstsicherheit und ein Selbstverständnis darüber verfügen, wer sie im Berufsfeld sind, und dass sie ihren Stand innerhalb des medizinischen Systems kennen (IPL1; IPL5; IPL6).

Des Weiteren strahlen die Studierenden nach außen hin aus, dass sie nicht nur ein klareres Bild davon haben, wer sie sind, sondern dass sie auch wissen was sie können und ihnen bewusst ist, was sie tun (IPL1; IPL4; IPL5; IPL6; IPL7). Im Umgang mit Kolleg*innen, Klient*innen und Patient*innen haben die angehenden Therapeut*innen erlebt, dass sie fähig sind, andere Menschen zu behandeln und mit ihrem Wissen und Können bei ihrem Gegenüber etwas zu bewirken (IPL3) und können daher sehr selbstbewusst vertreten, was sie gelernt haben (IPL4).

Im Endeffekt und zusammenfassend dargestellt ist es den Studierenden aus Sicht der Lehrpersonen möglich, sich in der Rolle als Physiotherapeut*in mit ihrem Fachwissen, Auftreten und Kommunikationsfähigkeit zu behaupten (IPL3) . Insofern treten die

Studierenden am Ende ihrer Ausbildung durchaus als fachliche Autorität auf und zeigen Sicherheit im und mehr Selbstverständnis für das eigene Handeln (IPL6). Diese Veränderungen v.a. im Bereich der fachlichen Autorität bestätigen die Studierenden selbst mit ihren Angaben in den Interviews: Im Therapiekontext übernehmen sie selbstverständlich und selbstbewusst nach dem Studium Führungspositionen im Umgang mit Patient*innen und bestimmen in der Therapie, was zu tun ist. Vor allem älteren Menschen gegenüber können sie trotz ihres, teilweise sehr großen, Altersunterschieds selbstbewusster agieren, auch wenn sie das Gefühl haben, dass ihnen aufgrund ihrer Jugend möglicherweise gewisse Kompetenzen abgesprochen werden könnten (IP1; IP4;

IP6) und können sich auch bei jenen Personen behaupten, „die glauben alles besser zu wissen“ (IP4).

Sowohl die befragten Lehrenden als auch die Studierenden selbst gaben in den Gesprächen an, dass die zukünftigen Physiotherapeut*innen in ihrer neuen Rolle Verantwortungsgefühl spüren bzw. nach außen hin Bewusstsein zeigen, dass sie Verantwortung tragen (IP6; IPL2; IPL6) bzw. sehen sie sich verantwortlich dafür, dass mit Patient*innen „etwas Sinnvolles getan wird“ (IP6). Mit ihrem selbstbewussteren und bestimmteren Auftreten (IP3) können die Studierenden beruflich wie auch im privaten Alltag Selbstvertrauen und Selbstsicherheit ausstrahlen und sind dadurch in der Lage, anderen Menschen Sicherheit zu geben und das Gefühl zu vermitteln, sowohl Vertrauen zu ihnen als Person und Physiotherapeut*in, als auch in die Profession haben zu können (IP3; IP4; IP6; IPL5; IPL6; IPL7). Mit dem gesteigerten Verantwortungsgefühl geht einher, dass den Studierenden auch die Grenzen im physiotherapeutischen Handlungsspektrum bewusst sind und sie in der Lage sind abzugrenzen, was sie als Physiotherapeut*in leisten können und was nicht. Laut den Beobachtungen der Lehrenden können die angehenden Therapeut*innen zeigen und vermitteln, welche Pflichten und Möglichkeiten die eigene Profession mit sich bringt, und können gegebenenfalls auf eine andere Profession verweisen (IPL5). Die Studierenden selbst geben in den Interviews an, als Expert*in im physiotherapeutischen Bereich nicht nur sicherer in den erlernten fachlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu sein (IP4; IP6), sondern gerade dadurch auch die eigenen sowie die professionsbezogenen Grenzen zu kennen. Demzufolge gehen sie selbstbewusst mit Wissenslücken und Fehlern um bzw. fragen nach, wenn ihnen Wissen oder Informationen fehlen (IP2).

Im Endeffekt verfügen die Studierenden in ihrem gesamten physiotherapeutischen Handeln über eine gewisse Reife bezogen darauf, wie sie sich präsentieren und agieren (IPL6). Aufgrund ihrer erworbenen Fachkompetenz sowie durch ihre Fähigkeiten und

Fertigkeiten im praktischen Handeln wirken die Studierenden nicht nur selbstsicherer, gebildet und haben ein kompetenteres Auftreten, sondern zeigen durch ihr professionelleres Verhalten auch eine kompetentere Herangehensweise im Sinne einer professionelleren Handlungsfähigkeit (IPL1; IPL6).

Von außen betrachtet erscheint es den Lehrveranstaltungsleiter*innen bezüglich der Präsenz der Absolvent*innen des Physiotherapiestudiums, dass diese als Menschen

„einfach angekommen“ sind, vor allem jene, bei denen erkennbar ist, dass sie beruflich dort gelandet sind, wo sie hinwollten und nun „aufblühen durch das Tun als Physiotherapeutin“ (IPL7).