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Anwendung des TTMs für diese Untersuchung

2. Literaturübersicht

2.5 Transtheoretisches Modell (TTM)

2.5.6 Anwendung des TTMs für diese Untersuchung

Wie im Kapitel 2.3 beschrieben, handelt es sich bei der Mundhygiene um ein sehr komplexes Verhalten. In dieser Dissertation wird die eigene Mundpflege (oral self care) untersucht sowie die Inanspruchnahme der zahnärztlichen Zahnpflege (professional care). Für die Definition der Zahngesundheit als komplexes Verhalten ist es schwierig, modellgetreue Algorithmen zu verwenden. Der Algorithmus wird entsprechend eines Verhaltenskomplex’

für ein aufzubauendes Verhalten modifiziert. Dadurch bleibt die Definition eines sinnvollen Zielverhaltens erhalten. Somit werden nicht nur Einzelkomponenten der Mundhygiene, wie z. B. die Benutzung von Zahnseide untersucht, sondern mehrere wichtige Komponenten wie die Häufigkeit des Zähneputzens mit einer adäquaten Putztechnik und die Interdentalraumpflege.

Um die Compliance der Befragten zu erhöhen, wird sich die Untersuchung nur auf das Kernkonstrukt der Stufeneinteilung beziehen, da andernfalls der Fragebogen mit den verschiedenen Kernkonstruktskalen für jede Verhaltenskomponente zu ausführlich wird.

Für den praktizierenden Zahnarzt ist es besonders wichtig, an wenigen Fragen zu erkennen, auf welcher Stufe sich der Patient befindet, damit er ihn stufenspezifisch motivieren kann.

Hierfür sollte ein Kurzfragebogen der relevanten Fragen für die Zahnarztpraxis erstellt werden. Die Interventionen für die erfolgreiche Umsetzung einer optimalen Mundhygiene sollten in nachfolgenden Studien erforscht werden.

Um die Richtigkeit der Selbstangaben der Patienten über ihre Mundpflege einschätzen zu können, wird eine Untersuchungsgruppe gebildet. In dieser Gruppe werden die Fragebogen-Antworten mit erhobenen Indizes über die Mundhygiene verglichen.

Für die Definition der Stufeneinteilung werden Kriterien der oral self care und der professional care (s. Anh. A5 und A6) miteinbezogen. Diese Definition ist im Folgenden aufgeführt. Die Patienten mit optimalem Mundhygieneverhalten verweilen auf der Stufe der Aufrechterhaltung, da es sich um ein aktives Verhalten handelt, welches regelmäßig durchgeführt werden muss. Nur Verhaltensweisen, die aufgegeben werden, wie z. B. das Rauchen können in einer stabilen Phase (Stufe der Stabilisierung) enden. Durch das notwendige aktive Wiederholen der Mundpflege entfällt die Stufe der Stabilisierung.

Das Transtheoretische Modell beschrieben für die Verbesserung der Zahnpflege Charakteristika der einzelnen Stufen:

[vgl. Keller et al. 82, Weinstein 119]

Stufe der Absichtslosigkeit (Stufe 1)

Die auf dieser Stufe befindlichen Patienten zeichnen sich besonders durch eine unzureichende Zahnpflege aus. Sie haben noch nicht bewusst über das Zahnpflegeverhalten nachgedacht, da ihnen Informationen fehlen oder sie diese nicht wahrnehmen wollen. Diesen Patienten

scheinen ihre eigenen Zähne gleichgültig zu sein, da sie sich selbst nicht als Verantwortliche ihrer Mundgesundheit sehen. Ästhetische oder funktionelle Ansprüche liegen nicht vor. Daher fehlt die Motivation das Zahnpflegeverhalten zu verbessern. Das Problembewusstsein auf dieser Stufe kann völlig fehlen oder aber auch vorhanden sein. Bei vorhandenem Problembewusstsein ändern die Patienten ihr Verhalten jedoch nicht, da sie motivationslos sind. Sie haben nicht die Absicht, ihr Verhalten zu ändern, da sie keinen Sinn darin sehen, sich keinen Nutzen versprechen, ihre Erfolgsaussichten als zu gering einschätzen und lieber ihren Status Quo beibehalten.

Therapiemöglichkeiten: Dem Patienten soll die Bedeutung von funktionsfähigen und ästhetischen Zähnen ins Bewusstsein gerückt werden. Die Wertschätzung eines gesunden Gebisses muss verdeutlicht werden. Orale Erkrankungen sind kein unvermeidbares Schicksal, da man selbst etwas für die Erhaltung der Mundgesundheit tun kann. Karies und Gingivitis sind vermeidbar. Wenn ein Patient Munderkrankungen aufweist, sollten ihm die Problematik und die Folgen der Erkrankung bewusst gemacht werden. Der Patient muss verstehen, dass seine Zähne und sein Zahnfleisch nicht von allein gesund bleiben.

Stufe der Absichtsbildung (Stufe 2)

Auf dieser Stufe setzen sich die Patienten mit ihrem Zahnpflegeverhalten auseinander. Sie wissen, dass ihr Verhalten nicht optimal ist und sind zugänglich für Informationen. Sie sind unzufrieden mit ihrem Status Quo. Dennoch fassen sie keine konkreten Pläne, ihr Verhalten zu ändern. Die Verhaltensänderung kann sich auf ihr eigenes Zahnpflegeverhalten oder auch auf die Inanspruchnahme der professional care beziehen. Grund für die zögerliche Haltung auf dieser Stufe ist das Überwiegen von „Kontra-Argumenten“ gegenüber den „Pro-Argumenten“. Diese Patienten sind noch nicht aktiv geworden im Veränderungsprozess.

Therapiemöglichkeiten: Der Zahnarzt sollte die ätiologischen Zusammenhänge von Karies und Parodontitis verdeutlichen und den Patienten über die prophylaktischen Möglichkeiten informieren. Der Patient muss die Einsicht in die Notwendigkeit des präventiven Handelns gewinnen und somit seinen „Kontra-Argumente“ weniger Bedeutung zukommen lassen.

Stufe der Vorbereitung (Stufe 3)

Die Patienten auf dieser Stufe sind motiviert, ihr Verhalten zu ändern. Sie haben eine feste Intention oder konkrete Pläne gefasst, die sie umsetzen möchten. Oftmals liegen schon erste

Schritte vor, z. B. die Vereinbarung eines Prophylaxe-Termins bei ihrem Zahnarzt oder die erstmalige Verwendung von Interdentalraumpflegemitteln. Bei der Inanspruchnahme der professional care werden durch die professionelle Zahnreinigung die Zahnbeläge entfernt.

Eine Mundhygiene-Beratung oder ein Zahnputz-Training sollen den Patienten motivieren, auch selbst seine Zähne besser zu pflegen (oral self care). Der Patient hat sein Problem erkannt und beginnt sein Verhalten in optimale Mundhygieneverhaltensweisen umzustellen, in dem er z. B. gründlicher die Zähne putzt und auch Hilfsmittel zur Zahnzwischenraum-pflege einsetzt. In dieser Stufe des Aktivwerdens befinden sich die Patienten nur relativ kurze Zeit, daher kann man sie als Übergangsstufe betrachten.

Therapiemöglichkeiten: Der Patient benötigt weitere Informationen, warum und in welcher Weise er seine Zähne pflegen soll. Es ist wichtig, eine Pflegetechnik gemeinsam und in kleinen Schritten zu erarbeiten, die das manuelle Geschick des Patienten berücksichtigt.

Dieses Pflegeverhalten muss in den Tagesablauf eingeplant werden.

Stufe der Handlung (Stufe 4)

Diese Stufe ist gekennzeichnet durch die Umsetzung der Intentionen und Pläne der vorhergehenden Stufen. Der Patient versucht ein optimales Mundpflegeverhalten mit mindestens zweimal täglichem Zähneputzen mit einer adäquaten Putztechnik und Interdentalraumpflege auszuführen. Zur Unterstützung nimmt er die professional care in Anspruch. Diese Phase ist also als Lernphase des neu erlernten Verhaltens zu betrachten, da sich der Patient zunächst einmal Möglichkeiten suchen muss, die ihm zum Erreichen der besseren Zahnpflege angenehm erscheinen. Diese Stufe ist durch die aktive Umsetzung des neuen Verhaltens gekennzeichnet.

Therapiemöglichkeiten: Das optimale Mundhygieneverhalten muss gefestigt und der Patient weiterhin in seinem Handeln unterstützt werden. Die Vorteile der verbesserten Mundpflege müssen ihm konkret verdeutlicht werden.

Stufe der Aufrechterhaltung (Stufe 5)

Auf dieser Stufe wird das erlernte Verhalten mindestens schon ein halbes Jahr durchgeführt.

Wie bei den zwei vorangegangenen Stufen handelt es sich um eine aktive Phase. Der Patient muss sich dabei weiterhin um seine Mundhygiene bemühen und einem Rückfall in das

insuffiziente Mundpflegeverhalten entgegenwirken. Die Aufrechterhaltung kann sich sowohl auf die oral self care als auch auf die professional care beziehen.

Therapiemöglichkeiten: Weiterhin Unterstützung und eine aktive Rückfallprophylaxe sollten regelmäßig durchgeführt werden.

Die Verbesserungen der Mundpflege lassen sich mit Plaque- und Entzündungsindizes gut dem Patienten demonstrieren. Für verbesserte Indizes sollte ein Lob erfolgen, um den Patienten weiter zu motivieren.