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7.1 Auszug aus dem Gesundheitsbericht des Bundes 2008:

Direkte Krankheitskosten in Mio. € für Deutschland.

ICD 10 Geschlecht

Beide

Geschlechter

Männlich Weiblich

Alle Diagnosen 236,022 100,044 135,978

F00-F99 Psychische- und Verhaltensstörungen, darunter

26,657 9,788 16,869

F30-F39 Affektive Störungen 5,067 1,562 3,505

F32-F34 Depression 4,641 1,395 3,246

Verändert nach: Gesundheitsberichterstattung des Bundes, www.gbe-bund.de

Dokumentationsstand 02.09.2008 [Startseite – Ausgaben, Kosten, Finanzierung – Kosten – Kosten/allgemein sonstiges – Tabelle: Krankheitskosten nach Alter, Geschlecht, ICD10 (2002-2008)]

7.2 HAM-D Skala der 17-Fragen Variante Frage 1 Depressive Stimmung

(Gefühle der Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Wertlosigkeit)

Keine 0

Nur auf Befragen geäußert 1

Vom Patienten spontan geäußert 2

Aus dem Verhalten zu erkennen (z.B. Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Stimme, Neigung zum Weinen)

3 Patient drückt fast ausschließlich diese Gefühlszustände in seiner verbalen und nicht verbalen Kommunikation aus

4

Frage 2 Schuldgefühle

Keine 0

Selbstvorwürfe, glaubt Mitmenschen enttäuscht zu haben 1 Schuldgefühle oder Grübeln über frühere Fehler und „Sünden“ 2 Jetzige Krankheit wird als Strafe gewertet, Versündigungswahn 3 Anklagende oder bedrohende akustische oder optische Halluzinationen 4

82 Frage 3 Suizid

Keiner 0

Lebensüberdruss 1

Todeswunsch, denkt an den eigenen Tod 2

Suizidgedanken oder entsprechendes Verhalten 3

Suizidversuch (jeder ernste Versuch = 4) 4

Frage 4 Einschlafstörung

Keine 0

Gelegentliche Einschlafstörung (mehr als ½ Stunde) 1

Regelmäßige Einschlafstörung 2

Frage 5 Durchschlafstörung

Keine 0

Patient klagt über unruhigen oder gestörten Schlaf 1 Nächtliches Aufwachen bzw. Aufstehen (falls nicht zur Harn- oder Stuhlentleerung) 2

Frage 6 Schlafstörungen am Morgen

Keine 0

Vorzeitiges Erwachen, aber nochmaliges Einschlafen 1

Vorzeitiges Erwachen ohne nochmaliges Einschlafen 2

83 Frage 7 Arbeit und sonstige Tätigkeiten

Keine Beeinträchtigung 0

Hält sich für leistungsunfähig, erschöpft oder schlapp bei seinen Tätigkeiten (Arbeit oder Hobbys) oder fühlt sich entsprechend

1 Verlust des Interesses an seinen Tätigkeiten (Arbeit oder Hobbys), muss sich dazu zwingen. Sagt das selbst oder lässt es durch Lustlosigkeit, Entscheidungslosigkeit und sprunghafte Entschlussänderungen erkennen.

2 Wendet weniger Zeit für seine Tätigkeiten auf oder leistet weniger. Bei stationärer Behandlung ist Ziffer 3 anzukreuzen, wenn der Patient weniger als 3 Stunden an Tätigkeiten teilnimmt. Ausgenommen Hausarbeit auf der Station.

3 Hat wegen der jetzigen Krankheit mit der Arbeit aufgehört. Bei stationärer Behandlung ist Ziffer 4 anzukreuzen, falls der Patient an kleinen Tätigkeiten teilnimmt, mit der Ausnahme der Hausarbeit auf der Station, oder wenn der Patient die Hausarbeit nur unter Mithilfe leisten kann.

4

Frage 8 Depressive Hemmungen

(Verlangsamung von Denken und Sprache, Konzentrationsschwäche, reduzierte Motorik)

Sprache und Denken normal 0

Geringe Verlangsamung bei der Exploration 1

Deutliche Verlangsamung bei der Exploration 2

Exploration schwierig 3

Ausgeprägter Stupor 4

Frage 9 Erregung

Keine 0

Zappeligkeit 1

Spielen mit den Fingern, Haaren usw. 2

Hin-und-her-Laufen, nicht still sitzen können 3

Händeringen, Nägelbeißen, Haareraufen, Lippenbeißen usw. 4

84

Frage 10 Gewichtsverlust (entweder a oder b ankreuzen) a. Aus der Anamnese

Kein Gewichtsverlust 0

Gewichtsverlust wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Krankheit 1

Sicherer Gewichtsverlust laut Patient 2

Nicht erfasst 3

b. Nach wöchentlichen Wiegen in der Klinik, wenn Gewichtsverlust

weniger als 0,5 kg/Woche 0

mehr als 0,5 kg/Woche 1

mehr als 1 kg/Woche 2

Nicht erfasst 3

Frage 11 Krankheitseinsicht

Patient erkennt, dass er depressiv und krank ist 0

Räumt Krankheit ein, führt sie aber auf schlechte Ernährung, Klima, Überarbeitung, Virus, Ruhebedürfnis etc. zurück

1

Leugnet Krankheit ab 2

Frage 12 Angst – psychisch

Keine Schwierigkeiten 0

Subjektive Spannung und Reizbarkeit 1

Sorgt sich um Nichtigkeiten 2

Besorgte Grundhaltung, die sich im Gesichtsausdruck und der Sprechweise äußert 3

Ängste werden spontan vorgebracht 4

85 Frage 13 Angst – somatisch

Körperliche Begleiterscheinungen der Angst:

gastrointestinale (Mundtrockenheit, Winde, Verdauungsstörungen, Durchfälle, Krämpfe, Aufstoßen) – kardiovaskuläre (Herzklopfen, Kopfschmerzen) – respiratorische (Hyperventilation, Seufzen) – Pollakisurie – Schwitzen

Keine 0

Geringe 1

Mäßige 2

Starke 3

Extreme (Patient ist handlungsunfähig) 4

Frage 14 Körperliche Symptome – gastrointestinal

Keine 0

Appetitmangel, isst aber ohne Zuspruch, Schweregefühl im Abdomen 1 Muss zum Essen angehalten werden. Verlangt oder benötigt Abführmittel oder andere Magen-Darm-Präparate.

2

Frage 15 Körperliche Symptome – allgemein

Keine 0

Schweregefühl in Gliedern, Rücken oder Kopf. Rücken-, Kopf- oder Muskelschmerzen, Verlust der Tatkraft, Erschöpfbarkeit

1

Bei jeder deutlichen Ausprägung eines Symptoms 2 ankreuzen 2

Frage 16 Genitalsymptome

(Libidoverlust, Menstruationsstörungen etc.)

Keine 0

Geringe 1

Starke 2

86 Frage 17 Hypochondrie

Keine 0

Verstärkte Selbstbeobachtung (auf den Körper bezogen) 1 Ganz in Anspruch genommen durch Sorgen um die eigene Gesundheit 2

Zahlreiche Klagen, verlangt Hilfe etc. 3

Hypochondrische Wahnvorstellungen 4

Verändert nach:

Hamilton M. A rating scale for depression. J Neurol Neurosurg Psychiatry 1960; 23:56–62 https://dcf.psychiatry.ufl.edu/files/2011/05/HAMILTON-DEPRESSION.pdf

(Datum des letzten Zugriffs: 10.06.2018)

CIPS – Collegium Internationale Psychiatriae Scalarum (HAMD-17 Skala, deutsche Version) http://www.klenico.ch/site/assets/files/1279/hamd_korr.pdf (Datum des letzten Zugriffs: 10.06.2018)

87

7.3 Kassenärztliche Bundesvereinigung Muster 1a (Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung)

Aus: Kassenärztliche Bundesvereinigung, Mustersammlung der Formulare:

https://www.kbv.de/media/sp/02_Mustersammlung.pdf (Datum des letzten Zugriffs: 10.06.2018)

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7.4 Kassenärztliche Bundesvereinigung Muster 52

Aus: Kassenärztliche Bundesvereinigung, Mustersammlung der Formulare:

https://www.kbv.de/media/sp/02_Mustersammlung.pdf (Datum des letzten Zugriffs: 10.06.2018)

89 7.5 Anschreiben der Gutachter 7.5.1 Deckblatt

Professor Dr. med. Andreas Broocks Stud. med. Julian Dickmann Carl-Friedrich-Flemming-Klinik HELIOS Kliniken Schwerin (Adressen aus Datenschutzgründen entfernt)

Lübeck im April 2006

Liebe Studienteilnehmerin, lieber Studienteilnehmer,

Unsere Untersuchung soll der Frage nachgehen, wie reliabel und valide psychiatrische Rentengutachten sind. Ihre Teilnahme honorieren wir mit den üblichen 130 € plus MwSt. Die Studie ist Teil einer Doktorarbeit und findet unter der Leitung von Professor Broocks, Universität Lübeck, statt. Der

Rentenversicherungsträger (BfA) ist nicht beteiligt und erhält auch keine Informationen. Ziel ist es, die Ergebnisse in einem Fachjournal publizieren zu können. Einen Sponsor gibt es nicht.

Sie übermitteln Ihre Daten per Post völlig anonym getrennt von Ihrer Liquidation.

Mit freundlichen Grüßen

Stud. med. Julian Dickmann

Professor Dr. med. Andreas Broocks

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7.5.2 Studienprotokoll als Anleitung für die Gutachter

Studienprotokoll

1. Bitte lesen Sie Anamnese, Auszug aus den Vorbefunden und den körperlichen Untersuchungsbefund sowie die Eckdaten der biographischen Anamnese.

2. Schauen Sie sich den 10 min. Videoclip an, in dem ein Kollege die psychopathologischen Kernsymptome für Sie exploriert.

3. Stellen Sie Ihre Diagnosen nach ICD-10-GM 2004

4. Füllen Sie die BfA Vordrucke Deckblatt, Schlussblatt 1 und Schlussblatt 2 komplett mit den ICD Diagnosen aus. Bitte vergessen Sie kein einziges Kreuz, da wegen der anonymen Zusendung Rückfragen nicht möglich sind! Einen freien Text brauchen Sie nicht zu erstellen.

5. Bitte tragen sie die Kurzinformationen zu Ihrer Person auf Vordruck 3 ein.

6. Senden Sie die Formblätter und das Video im Freiumschlag an uns zurück.

8. Senden Sie uns im getrennten Freiumschlag Ihre Rechnung auf dem

vorbereiteten Rechnungsformular mit Rechnungsnummer, Steuernummer und Angabe der Kontodaten.

Vielen Dank.

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7.5.3 Zur Verfügung gestellte Informationen über den Fall

Dies ist eine fiktive Patientin – Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Frau Christa B., geb. 1955 Aktuelle Beschwerden

Seit zwei Jahren schlechte Stimmung, kann sich zu nichts mehr aufraffen, Konzentrationsschwäche, rasche Erschöpfbarkeit, unruhiger Nachtschlaf, Kopfschmerzen, Orthopäde behandelt auf Fibromyalgie

Vorerkrankungen

Übliche Kinderkrankheiten, Radiojod Behandlung 1999. Wegen chronischer Schmerzen im Bewegungsapparat komplette orthopädisch radiologische Abklärung im Jahr 2000 (Diagnose: V.a. Fibromyalgie). Mamma Probenentnahme im Jahr 2003, gutartiger Befund.

Hoher Alkoholkonsum während der letzten Monate (0,4 L Wein pro Abend), 20 Zigaretten pro Tag. 1977 zehn Tage stationäre Behandlung psychiatrische Klinik wegen Depression, anschließend ambulante Psychotherapie.

Keine manischen oder hypomanischen Episoden erinnerlich.

Familienanamnese

Vater alkoholkrank, mehrere Entgiftungen, ein Suizidversuch. Mutter Diabetes und Hypertonus.

Letzter Arbeitsplatz

Sachbearbeiterin der einem Telekommunikationsunternehmen, vollschichtig.

Arbeitsunfähigkeit

Seit 2 Jahren durchgehend, ausgesteuert vom Krankengeld, überstellt an das Arbeitsamt mit Bezug von Arbeitslosengeld. Arbeitsamt und Sozialfürsorgestelle des Arbeitgebers rieten zum Rentenantrag.

Bisher durchgeführte ärztliche Behandlungen

Seit 2 Jahren einmal pro Monat Vorstellung beim Nervenarzt. Im Jahr 2004 insgesamt 25 Sitzungen tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, vom 02.03 bis 04.04.2005 Aufenthalt in einer psychosomatischen Fachklinik. Im Jahr 2004 Therapie mit Trimipramin 150 mg z.N. (wegen Nebenwirkungen nach zwei Monaten abgesetzt), derzeit seit 6 Wochen 40 mg Fluoxetin morgens (ohne überzeugende Wirkung).

Vorgelegte ärztliche Berichte

Der behandelnde Nervenarzt nennt als Diagnose im Bericht vom 28.4.05 “Major Depression, Belastungsreaktion“. Der Hausarzt nennt als Diagnose am 12.2.05

„Erschöpfungssyndrom, burn out, Fibromyalgie“.

Die behandelnde Psychotherapeutin schreibt in ihrem Bericht vom 15.08.04, „die Klientin leidet unter einer depressiven Symptomatik mehrschichtiger Ätiologie bei

oral-dependenter Struktur und traumatischen Kindheitserfahrungen“. Der Entlassungsbericht über stationäre medizinische Rehabilitation vom 14.4.05 nennt als Diagnosen: 1.

rezidivierende depressive Störung, derzeit mittelgradig mit somatischen Symptomen 2.

Anpassungsstörung 3. V.a. anhaltende somatoforme Schmerzstörung. Die Entlassung erfolgt als belastbar für halbschichtige Tätigkeit als Bürokraft und Sachbearbeiterin für weitere 6 Wochen, danach sei vollschichtiges Leistungsvermögen zu erwarten.

Körperlicher Befund

168 cm, 80 kg, RR 155/95 mmHg, Puls 90 /min.

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Hirnnerven unauffällig, keine Paresen, MER +/+, Babinsky negativ, Tonus, Koordination und Sensibilität intakt. 18 sogenannte tender points negativ.

Psychiatrischer Befund

Frau B. ist einfach sportlich gekleidet, verhält sich während des Interviews kooperativ. Sie berichtet spontan über häufige Gefühle von Traurigkeit und gibt dies auch durch

Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Stimme und Neigung zum Weinen zu erkennen.

Berichtete Selbstvorwürfe, Konzentrationsschwäche. Lebensüberdruss, Todeswunsch oder Suizidgedanken werden ausdrücklich verneint. Gelegentliche Einschlafstörung, regelmäßige Durchschlafstörung und vorzeitiges Erwachen, aber nochmaliges

Einschlafen. Verlust von Interessen, wendet weniger Zeit als üblich für Tätigkeiten auf wegen rascher Erschöpfbarkeit. Geringe Verlangsamung bei der Exploration, keine Zeichen der Erregung. Ängste werden spontan vorgebracht (finanzielle Sorgen, Angst vor Wiederaufnahme der Arbeit). Gering ausgeprägte körperliche Begleiterscheinungen von Angst, Appetitmangel mit wahrscheinlichem Gewichtsverlust während der letzten zwei Monate. Stark ausgeprägte polytope körperliche Schmerzen. Starke Genitalsymptome mit Libidoverlust. Verstärkte Selbstbeobachtung. Leichtes Morgentief. Keine

Depersonalisationsphänomene, keine paranoide Symptomatik, keine Zwangssymptome.

Bewusstsein, Orientierung und Kognition sind intakt, formales Denken ungestört.

Sinnestäuschungen werden verneint.

Biographische Anamnese

Geboren in Cloppenburg, aufgewachsen in Lindern. Vater: verstorben mit 63 Jahren bei Alkoholkrankheit, selbständiger Landwirt, autoritär und gewalttätig.

Mutter: 75 Jahre, Diabetes, Hypertonus, Hüftverschleiß. Verhältnis zur Mutter mäßig gut.

Schwester (+3 J.) geschieden, 2 Kinder, arbeitslos, ambulante Psychotherapie nach Scheidung, lebt jetzt wieder im Haus der Mutter. Mäßig guter Kontakt.

Bruder (-2 J.) Sonderschüler, bewirtschaftet Resthof, Lohnarbeiter. Verhältnis zum Bruder ok.

Frühe Kindheit: Alkoholexzesse des Vaters, Gewalt in der Familie. Realschulabschluss.

Ausbildung zur Bürokraft beim Fernmeldeamt, Verbeamtung mit Dienstelle Oldenburg, Rechnungswesen bis zur Familienpause.

Erster Eheschluss 1975, Scheidung 1977 (Ehemann alkoholkrank). Ein Sohn aus dieser Ehe, der in den neuen Bundesländern lebt und als Propagandist arbeitet. Zu diesem Sohn bestünde kein Kontakt mehr. Zweite Ehe 1979, Ehemann (+6 J.) als Postbeamter seit 5 Jahren frühpensioniert. Aus dieser Ehe zwei Kinder 25 und 23 Jahre alt, beide berufstätig, seltener Kontakt.

Seit 1985 Wiederaufnahme zunächst halbschichtiger Arbeit In der alten Dienstelle, seit 1997 Verzicht auf den Beamtenstatus während Umstrukturierung des Unternehmens um Versetzung nach Bremen oder Hannover zu vermeiden. Übernahme als Angestellte betraut mit Telefonmarketing / Callcenter vollschichtig. Das Tochterunternehmen verlegte das Callcenter nach Greetsiel (1 ½ Fahrstunden von Oldenburg entfernt) und bot Frau B.

als letzten Arbeitsplatz Weiterbeschäftigung dort an.

Seither durchgehende Arbeitsunfähigkeit, mittlerweile ausgesteuert vom Krankengeld, dem Arbeitsamt überstellt. Die Sozialfürsorgestelle des Unternehmens riet Frau Breuer zur Stellung eines Rentenantrages, wobei der Betriebsarzt bereits Arbeitsunfähigkeit auf

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Dauer bescheinigte und die Alterszusatzversorgung für ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens gezahlt wird.

Die Beziehung zum Ehemann sei sehr harmonisch.

Tagesablauf: Sie stehe selten vor 11 Uhr auf, helfe ihrem Mann etwas bei der Hausarbeit, lege sich nachmittags oft hin und gucke abends mit dem Mann fern.

Hobbies: 1. Wohnmobilreisen, 2. Segeln (beides große Leidenschaften des Mannes)

Drei Wünsche: 1. Wieder Freude am Leben haben. 2. Lange mit meinem Mann zusammenleben können, 3. Nie wieder in Greetsiel arbeiten müssen.

7.5.4 Protokoll des Videos auf DVD

Arzt: „Ja, Frau Breuer, Sie hatten ja jetzt schon ausführlich über die Probleme der letzten zwei Jahre berichtet. Ich würde Sie jetzt gerne noch einmal nach Ihrem seelischen

Gesundheitszustand während der letzten zwei Wochen befragen. Wie ist es während der Zeit mit Ihrer Grundstimmung gewesen?“

Patientin Frau Breuer: (weinerlich, leise) „Ach, ich weiß,… mir ist…, ich bin immer schlecht gelaunt, bin immer niedergeschlagen.“

Der Arzt reicht ein Taschentuch und die Patientin wischt sich die Tränen aus den Augen.

Patientin: „Ich kann einfach nicht.“

Arzt: „Sodass Ihre Stimmung fast jeden Tag oder jeden Tag eher traurig ist.“

Patientin: „Ja.“

Arzt: „Machen Sie sich auch selbst Vorwürfe? Gibt es Schuldgefühle? Denken Sie, dass sie Fehler machen oder Menschen enttäuschen?“

Patientin: „Ja, ich werfe mir vor, dass ich die Arbeit nicht mehr schaffe. Sowohl bei meinem Arbeitgeber … besonders bei meiner Arbeit.“

Arzt: „Gab es auch Gedanken an den eigenen Tod, Lebensüberdruss, Selbstmordphantasien?“

Patientin: „Nein, das traue ich mich nicht.“

Arzt: „Wie ist es während der letzten zwei Wochen mit dem Schlafen gewesen wenn Sie sich abends zu Bett legen? Dauert es dann lange bis Sie einschlafen? Schlafen Sie schnell ein?“

Patientin: „Es dauert meistens länger…“

Arzt: „Eine halbe Stunde, eine Stunde?“

Patientin: „Eine Stunde so…“

Arzt: (nickend) „Und wenn Sie dann eingeschlafen sind, schlafen Sie durch?“

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Patientin: „Nee, ich wach immer schon früh auf und dann, … aber dann schlaf ich noch mal ein…“

Arzt: „Und wenn Sie aufgewacht sind, stehen Sie dann auf, laufen Sie herum oder bleiben Sie dann liegen?“

Patientin: „Ich bleibe liegen.“

Arzt: „Und morgens, stehen Sie dann auf wenn Ihr Mann aufsteht oder der Wecker klingelt?“

Patientin: (atmet tief) „Ja,… wenn der Wecker klingelt, dann muss ich ja raus, will meinen Mann ja auch nicht so enttäuschen.“

Arzt: „Jetzt sind Sie ja schon zwei Jahre nicht mehr am Arbeitsplatz gewesen. Die Tätigkeiten im Haushalt, diese Dinge, können Sie das noch bewältigen?“

Patientin: (seufzend) „Ich schaffe das nicht mehr, was ich früher geschafft habe, aber ich habe einen ganz guten netten Mann, der hilft mir immer dabei“.

Arzt: „Sodass Sie es dann zusammen machen…“

Patientin: „Ja…. Ich brauche Pausen…“

Arzt: „Jemand gleicht es aus... (Pause). Ängste… spielt das eine Rolle?“

Patientin: „Ja, ich habe ganz viele Ängste.“

Arzt: „Und was geht Ihnen da durch den Kopf? Wovor haben Sie Angst?“

Patientin: „Jedes Mal denke ich an meinen früheren Arbeitgeber, … da will ich nicht mehr hin.“

Arzt: „Sonst Ängste von anderen Menschen oder vor Verkehrsmitteln, Einkaufen, Platzangst oder solche Dinge?“

Patientin: „Nein, das nicht…“

Arzt: (zustimmend) „Das passt nicht... (Pause) So Körperliche Erscheinung, Herzklopfen, Verdauungsstörungen, starkes Schwitzen, Luftnot, häufige Toilettengänge?“

Patientin: „Schwitzen tue ich… mehr…“

Arzt: „Sehr viel stärker?“

Patientin: „Ein bisschen mehr.“

Arzt: „Appetit – hat sich der verändert?“

Patientin: „Ja, aber schon eine ganze Zeit. Also… ich habe eine Zeit lang viel gegessen, aber die letzten zwei Wochen habe ich eher etwas abgenommen.“

Arzt: „In den Jahren zuvor war ja eher Übergewicht ein Problem, und in den letzten 14 Tagen geht es eher etwas herunter.“

Patientin: „Ein bisschen, ja… es geht so hoch und runter, aber ich habe ein bisschen abgenommen, glaube ich…“

Arzt: „Und, diese Schmerzen von denen Sie mir berichtet haben, sind die jeden Tag da?“

Patientin: „Ja“

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Arzt: „Und da sind Sie auch beim Orthopäden in Behandlung…?“

Patientin: „Ich hab immer so Muskel- und Knochenschmerzen… und dafür geh ich, das hilft mir auch so ein bisschen so, ins Bewegungsbad und auch mal ein bis zweimal in der Woche habe ich Massage.“

Arzt: „Also noch ganz intensive Physiotherapie. Veränderungen der Sexualität, Interesse an Sexualität, hat sich daran in den letzten Wochen etwas geändert?“

Patientin: „Ja, das habe ich komplett verloren. Vor allen Dingen, das ist besonders schlimm, weil mein Mann noch so vital ist. Den habe ich letzte Zeit immer so zurückgewiesen, das war auch nicht besonders gut für unsere Beziehung.“

Arzt: „Angst vor Krankheiten? Denken Sie oft an Krebs?“

Patientin: „Ein bisschen ja, weil … wenn man jeden Tag diese Schmerzen hat, dann fühlt man so in sich rein, … horcht, ob es nicht noch etwas Anderes sein könnte. Also immer diese Sache, die der Orthopäde da in die Schublade Fibromyalgie packt.“

Arzt: „Denken Sie denn selber, dass das Problem Ihrer vielen …, Ihrer zahlreichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen eher eine Depression ist?“

Patientin: „Also ich glaub schon, dass ich… ein bisschen, also ich bin Niedergeschlagen.“

Arzt: „Gibt es da Tagesschwankungen? Wie fühlen Sie sich morgens im Vergleich zu abends?“

Patientin: „Etwas schlimmer ist es am Morgen. Morgens geht es mir ein bisschen besser.“

Arzt: „So Gefühle des Unwirklich seins, dass Sie denken, nicht zur Welt zu gehören, oder dass die Umwelt und Sie selbst sich ganz stark verändern?“

Patientin: „Nein, so etwas habe ich nicht.“

Arzt: „Wie ist es mit Konzentration, Gedächtnis?“

Patientin: „Immer unkonzentriert. Ich bin unkonzentrierter. Ich lese zum Beispiel nicht mehr so die Zeitung wie früher.“

Arzt: „Ganz merkwürdige Symptome, das Sie denken, andere Menschen würden Sie verfolgen, der Arbeitgeber? Das jemand Sie abhört?“

Patientin: „Nein, das habe ich nicht.“

Arzt: „Zwangssymptome, das Sie das Gefühl hätten Dinge oft kontrollieren müssen, Türen abzuschließen, zu checken das das Licht ausgeschaltet ist, das die Sicherungen herausgedreht sind…“

Patientin: (unterbricht) „Nein… .“

Arzt: „So etwas gibt es nicht. Auch Dinge, das sie immer wieder das Selbe Denken müssen, Zahlenreihen aufsagen, …“

Patientin: „Nein…“

Arzt: „Ja, Frau Breuer, ich glaube die wichtigen Informationen habe ich jetzt alle beieinander. Ich danke Ihnen.“

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7.5.5 Fragebogen zur Person des Gutachters Studienteilnehmer (bitte keine Namen nennen) Facharzt/ärztin für

( ) Psychiatrie und Psychotherapie ( ) Neurologie ( ) Nervenheilkunde

Alter ____ Jahre

Als Facharzt tätig seit ____ Jahren

Als Rentengutachter tätig seit ____ Jahren Ungefähre Anzahl der Gutachten pro Monat ____

Finden Sie die Honorierung zur die BfA angemessen?

( ) Ja ( ) Nein

Erscheint Ihnen unser präsentierter Fall realistisch?

( ) Ja ( ) Nein

Setzen Sie routinemäßig Schätzskalen (HAM-D Skala, Beck-Inventar etc.) bei Gutachten ein?

( ) Ja ( ) Nein

Anregungen ………..…

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7.6 Statistische Protokolle und Berechnungen SPSS Protokolle:

Test auf Normalverteilung Arbeitsunfähigkeitstage Allgemeinmediziner

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99

Mann-Whitney-Test Arbeitsunfähigkeitstage Allgemeinmediziner

100

Test auf Normalverteilung Arbeitsunfähigkeitstage Fachärzte

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103

Mann-Whitney-Test Arbeitsunfähigkeitstage Fachärzte

Berechnung des Korrelationskoeffizienten (nach Pearson)

Effektstärke des HAM-D Trainings (Allgemeinmediziner) 𝑟 = |𝑧

√𝑛| 𝑟 = |−5,33

√359| 𝑟 = 0,281

Effektstärke des HAM-D Trainings (Fachärzte für Psychiatrie) 𝑟 = |𝑧

√𝑛| 𝑟 = |−2,441

√40 | 𝑟 = 0,385

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