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Analyse der St¨ ochiometrie eingelagerter Komplexe

Es ist bekannt, daß sich nach der Einlagerung zweier unterschiedlicher Teilchen in Heliumtr¨opfchen daraus Komplexe innerhalb des Tr¨opfchens bilden [HMTV96, HLTV98].

In dieser Arbeit werden van-der-Waals Komplexe aus einem Phthalocyanin- oder

3-Hy-droxyflavon-Molek¨ul mitmehrerenArgonatomen, Stickstoff- oder Wassermolek¨ulen herge-stellt. Im Folgenden wird erl¨autert, wie die St¨ochiometrie dieser Komplexe ermittelt wur-de. Dabei sollen Phthalocyanin oder 3-Hydroxyflavon mit

”O“ abgek¨urzt werden, Argon, Stickstoff oder Wasser mit

”R“. O wurde in dem Ofen sublimiert, der auf der D¨ usenstrahl-achse montiert ist, um einen ausreichenden Dampfdruck zu erzeugen, die Tr¨opfchen im Durchschnitt mit einem Molek¨ul zu beladen. Dazu wurde die Temperatur des Ofens auf maximales Fluoreszenzsignal von O justiert. Zur Dotierung der Tr¨opfchen mit R wurde die jeweilige Spezies als Gas ¨uber eine Teflonleitung in die Zelle gef¨uhrt, die, von der D¨use aus gesehen, 4 cm hinter dem Ofen auf der Strahlachse angeordnet ist. Die Anzahl der Teilchen von R, die in ein Heliumtr¨opfchen eingelagert werden, h¨angt von der Teilchen-dichtenRin der Streuzelle ab. F¨ur eine Streuzelle der L¨angeLgilt nach der Gleichung 2.7 f¨ur den Anteil der Heliumtr¨opfchenPk(L), die bei Austritt aus der Gaszelle mitkTeilchen von R dotiert sind [LST95]:

Pk(L) = (σkoag,RO nR L)k

k! exp(−σkoag,RO nR L) . (3.1)

Unter der Annahme, daß sich die nacheinander eingelagerten Teilchen innerhalb des He-liumtr¨opfchens treffen und Komplexe O1Rk bilden, istPk(L) proportional zur Intensit¨at ISpek. der ¨Uberg¨ange der Komplexe O1Rk im zugeh¨origen Fluoreszenzanregungs- oder Emissionsspektrum. Werden die Intensit¨aten ISpek.der einzelnen Linien des Fluoreszenz-anregungs- oder Emissionsspektrums bei konstanter Einlagerungsdichte von O gegen die Teilchendichte an R aufgetragen, sollten sich deshalb die zu den unterschiedlichen Wer-ten von k geh¨origen Kurven nach der Gleichung 3.1 ergeben. Nach diesem Verfahren wurden bereits die Linien in den Fluoreszenzanregungsspektren von Tetracen-Ark- und Pentacen-Ark-Komplexen den Komplexen mit einer bestimmten Anzahl k von Argona-tomen zugeordnet [HLTV98]. Auch die Linien in den Entv¨olkerungsspektren von rei-nen (SF6)k-Komplexen und von Komplexen aus SF6 mitk Edelgasatomen Neon, Argon, Krypton und Xenon konnten nach der Poissonstatistik (Gleichung 3.1) entsprechend ihrer St¨ochiometrie bestimmten Komplexen zugeordnet werden [HMTV96].

F¨ur eine Auftragung von ISpek. gegen die Teilchendichte nR in der Einlagerungszelle muß logischerweise ein Wert f¨ur nR bestimmt werden. Direkt kann nR beziehungsweise der dazu proportionale Druck PR in der Gaszelle nicht gemessen werden. Allerdings ist der Partialdruck von R in der Kammer, der mit Hilfe des Massenspektrometers gemes-sen werden kann, proportional zum Druck in der Einlagerungszelle PR, wie im Folgenden nachgewiesen werden soll: Es wurden Komplexe aus einem Teilchen von O mit maximal drei Teilchen von R untersucht. Wenn die Heliumtr¨opfchen dazu mit bis zu drei Teilchen von R dotiert werden, muß in der Einlagerungszelle mit einer L¨angeLvon 1 cm nach der Gleichung 3.1 eine Teilchendichte von R von nR = 3/(σkoag,RO·L) herrschen. Die He-liumtr¨opfchen mit einer mittleren Gr¨oße von ¯N 2100 bis 20000 Atomen besitzen einen geometrischen Querschnittσgeomvon 3500 bis 10000 ˚A2[LST95]. Bei der Einlagerung von Argon ist der geometrische Querschnitt ungef¨ahr gleich dem Einfangsquerschnitt von Ar-gon durch ein Heliumtr¨opfchen [LST95]. Es wird angenommen, daß dies auch f¨ur Stickstoff und Wasser der Fall ist. F¨ur die hier angestellte Absch¨atzung wird weiterhin

angenom-men, daß der Einfangsquerschnitt von Argon, Stickstoff oder Wasser wiederum identisch ist mit dem jeweiligen Koagulationsquerschnitt σkoag,RO f¨ur die Bildung der Komplexe O1Rk. Das bedeutet, daß jedes aufgenommene Teilchen R auch eine Bindung mit bereits im Heliumtr¨opfchen vorhandenen O oder O1Rk eingeht. Diese Annahme ist nach [LST95]

deshalb gerechtfertigt, weil davon ausgegangen werden kann, daß die anziehende Wechsel-wirkung von Argon, Stickstoff oder Wasser mit Phthalocyanin oder 3-Hydroxyflavon groß ist im Vergleich zur anziehenden Wechselwirkung von Phthalocyanin oder 3-Hydroxyflavon beziehungsweise Argon, Stickstoff oder Wasser jeweils mit Helium. Mit diesen Annahmen l¨aßt sich der erforderliche DruckPR =kBTσ 3

koag,ROLin der Einlagerungszelle zu 1,2·104 bis 3,6·104 mbar bestimmen. kB ist die Boltzmann-Konstante und T die Temperatur des Gases, die 300 K betr¨agt. Bei einem Druck von 1,2·104 bis 3,6·104 mbar nimmt die mittlere freie Wegl¨angeλ= kBT

2σPR der Argonatome einen Wert von 0,65 bis 0,23 m an.

F¨ur den Stoßquerschnitt σ von Argon gilt: σ = 0,36 nm2 [KL73]. Damit ist die mittlere freie Wegl¨ange viel gr¨oßer als der Durchmesser der beiden ¨Offnungen der Gaszelle, der in beiden F¨allen einen Wert von 6 mm besitzt. Dasselbe wird auch f¨ur Stickstoff und Wasser angenommen. Die Einlagerungszelle stellt also eine Knudsenzelle dar und deshalb gilt, daß der Fluß von R aus der Einlagerungszelle gleich dem Produkt aus der Stoßzahl der Gasteilchen mit der Wand und der Fl¨ache F aller ¨Offnungen ist. F¨ur den Teilchenstrom N˙R aus der Einlagerungszelle in die Vakuumkammer gilt damit:

N˙R= PR·F

2πmRkBT . (3.2)

mR ist die Masse von R. Die Vakuumkammer wurde, als die Experimente mit den van-der-Waals Komplexen durchgef¨uhrt wurden, mit der Edwards Diffstak 700 ¨ Oldiffusions-pumpe bepumpt. Diese Pumpe besitzt ¨uber den Druckbereich von 108 bis 103mbar ein konstantes Saugverm¨ogen von ˙V = 700 l/s. F¨ur den Teilchenfluß ˙NP durch die Pumpe gilt f¨ur ein ideales Gas:

N˙P = PK

kBT ·V .˙ (3.3)

PK ist dabei der in der Vakuumkammer herrschende Druck. In der Vakuumkammer herrscht ein Gleichgewicht zwischen dem in die Kammer hineinstr¨omenden Teilchenfluß und dem durch die Pumpe abgepumpten Fluß ˙NP. Nach der Gleichung 3.3 geh¨ort zum jeweiligen Teilchenfluß ˙NP durch die Pumpe ein bestimmter Kammerdruck PK. Wird das Feindosierventil zum Einlaß des Gases von R in die Einlagerungszelle ge¨offnet, stellt sich nach gewisser Zeit in der Gaszelle ein Gleichgewicht ein zwischen dem durch die Teflonleitung in die Zelle hineinkommenden Gas und dem durch die ¨Offnungen in die Vakuumkammer ausstr¨omenden Gas. Der Teilchenfluß aus der Gaszelle in die Vakuum-kammer ist nach der Gleichung 3.2 proportional zum Druck PR in der Gaszelle. Nach der Gleichung 3.3 bewirkt jeder zus¨atzliche Teilchenfluß in die Vakuumkammer, in diesem Falle also der Fluß aus der Gaszelle, eine lineare Erh¨ohung des KammerdruckesPK. Es gilt also:

PR∼PK . (3.4)

Deshalb ist die Ver¨anderung des KammerdruckesPK ein Maß f¨ur den DruckPR von R in der Einlagerungszelle. Der StromIR, den das Massenspektrometer auf der jeweiligen Mas-se von R ausgibt, ist direkt proportional zum Partialdruck von R in der Vakuumkammer.

Dieser Partialdruck wiederum ist proportional zur Ver¨anderung des Gesamtdruckes in der Kammer, da der zus¨atzliche Druck in der Kammer durch das Einstr¨omen von gasf¨ormigem R aus der Einlagerungszelle in die Vakuumkammer zustande kommt. Es gilt also:

PR ∼IR . (3.5)

Da das MassenspektrometersignalIR viel genauer abgelesen werden konnte als die Ver¨ an-derung des KammerdruckesPK am Druckmeßkopf, sind im Folgenden immer die WerteIR in der Einheit Amp`ere als Maß f¨ur den PartialdruckPR von R in der Gaszelle angegeben.

F¨ur die Zuordnung der verschiedenen ¨Uberg¨ange in Fluoreszenzanregungs- oder Emis-sionsspektren zu Komplexen O1Rk werden folgende modifizierte Gleichungen an die In-tensit¨aten der fraglichen ¨Uberg¨ange in Abh¨angigkeit von der Einlagerungsdichte von R angepaßt:

ISpek=ISpek0k·IR)k

k! exp(−α·IR). (3.6)

ISpek0k ist der Proportionalit¨atsfaktor zwischenPk(L) undISpek, der f¨ur unterschiedliche Si-gnale verschieden ist. Das Produkt ausσkoag,ROundLsowie der Proportionalit¨atsfaktor zwischen nR und IR werden zum Parameter α zusammengefaßt. S¨amtliche Anpassungen werden nach der Methode der kleinsten Fehlerquadrate durchgef¨uhrt.

Mit dieser Methode k¨onnen also ¨Uberg¨ange in Fluoreszenzanregungs- und Emissions-spektren zu Komplexen aus einem Molek¨ul von Phthalocyanin oder 3-Hydroxyflavon mit mehreren Teilchen von Argon, Stickstoff oder Wasser zugeordnet werden.