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Der Bericht der Kommission für Altersfragen

Referat von Dr. Arnold Saxer, Präsident der Kommission für Altersfragen, anläßlich der Pressekonferenz vom 10. August 1967

Beherrschte in den Jahren des Zweiten Weltkrieges und während der ihm folgenden Jahre der Ausbau der Sozialen Sicherheit in allen Kultur-staaten der Welt das Feld, so ist in den letzten Jahren eine andere große soziale Frage in den Vordergrund getreten: die Altersfrage.

Die ständige Zunahme der Zahl der Alten im Rahmen der Gesamt-bevölkerung, die sich in den kommenden Dezenniien noch weiter ver-stärken wird, stellt die Öffentlichkeit vor ganz neue Probleme von großer Vielfalt und sozialer Bedeutung.

Dieser Umstand veranlaßte die Schweizerische Stiftung «Für das Alter», auf Anregung des Bundesrates, die Kommission für Altersfragen zu bestellen und sie mit der Aufgabe zu betrauen, alle Altersfragen einer Untersuchung zu unterziehen und Vorschläge für ihre Lösung und Weiterverfolgung zu machen

Der Bericht der Kommission liegt nunmehr, gegen 350 Seiten stark, vor. Nahstehend soll sein Inhalt zusammenfassend dargestellt werden.

Die Ausführungen können natürlich nur die allgemeine Linie andeuten,

die der Bericht verfolgt. Einzelheiten müssen

notgedrungen weitgehend weggelassen

werden;

auch auf

eine Kommentierung

der über 100 Gra- phiken

und

Tabellen,

die 'der

Bericht

enthält, muß verzichtet

werden.

Der Bericht

der

Kommission

gliedert

sich in

fünf

Teile:

-

Das

Altern der

Bevölkerung und

des Einzelnen;

- Die

wirtschaftliche

Lage und

die

Existenzsicherung im Alter;

-.

Die Wohnprobleme

der Alten;

- Die Freizeit

und die

Betreuung der Alten und die

- Schlußfolgerungen

und

Postulate.

Das Altern der Bevölkerung und des Einzelnen

Das Altern der Bevölkerung.

Das

Altern der Bevölkerung wird in

sta-tistischer Sicht untersucht. Ausgehend

von den

Ursachen der

Bevölke-rungsentwicklung, Geburten, Todesfälle

und

Wanderung, weist

der

Be-richt darauf hin, daß für die Schweiz wie für

andere Länder

die

ständige Abnahme der Sterblichkeit charakteristisch ist.

Der

Rückgang

der

Mortalität

verursacht naturgemäß

eine

entsprechende Zunahme

der mittleren Lebenserwartung. Konnte von 1881 bis 1888 eine 65jährige Frau

mit einer

Lebenserwartung von

nur

10 Jahren rechnen, so

stieg die

mitt-lere Lebenserwartung

'bis

Mitte

dieses

Jahrhunderts auf 14 Jahre und wird

ausgangs

desselben mutmaßlich 23 Jahre erreichen.

Anderseits war

auf Grund der Sterbetafel 1881/1888 einem neu geborenen Mäd-chen eine durchschnittliche Lebensdauer von 46 Jahren beschieden.

Für ein

50 Jahre später, d. Ii. 1935 geborenes Mädchen, betrug sie bereits 65 Jahre. Die

Entwicklung

im nachfolgenden

Vierteljahrhundert führte

zu einer weiteren Lebensverlängerung von genau 10 Jahren. Analoge Be-trachtungen lassen sich für das männliche Geschlecht anstellen.

Ein Vergleich auf internationaler

Basis

ergibt,

daß die

Schweiz

zusammen

mit den Niederlanden, Schweden und Norwegen zu den Ländern

mit

den höchsten

Lebenserwartungen

zählt, wogegen

auf

Österreich,

Belgien,

Finnland und Portugal

die

niedrigsten Werte ent-fallen. In den 'höheren Altersstufen sind

die Unterschiede

allerdings nicht mehr so ausgeprägt

wie

in den niedrigeren.

Der Bericht 'untersucht sodann die Altersstruktur 'der

Gesamtbevöl-kerung.

Unter der Altersstruktur der Bevölkerung

ist

deren Gliederung nach dem

Alter

zu verstehen. In dem vorliegenden Bericht stehen

die

drei

Altersklassen

0-19

(Kinder

bzw. Jugendliche), 20-64 (aktive Bevölkerung, Erwerbstätige)

sowie

65

und

mehr (Rentnergeneration) im Vordergrund.

Die

Entwicklung 'der Altersstruktur ist charakterisiert

durch die Umschichtung innerhalb der drei Altersklassen, d. h. durch die Verschiebung von einer Klasse in die andere. Besondere Bedeutung kommt in diesem Bericht der ältesten Bevölkerungsgruppe zu. Auffal-lend ist die Zunahme des relativen Anteils der 65- und Mehrjährigen an der Gesamtbevölkerung im Laufe der Zeit.

Der Bericht untersucht sodann die Entwicklungstendenzen der schweizerischen Bevölkerung in der Vergangenheit und die Umschich-tung in der Zukunft. Die gesamte Wohnbevölkerung der Schweiz hat sich in der Zeitspanne 1888 bis 1960 von 2,9 Mio auf 5,4 Mio vermehrt, also nicht ganz verdoppelt. In der gleichen Zeitperiode hat sich die 65 und mehr Jahre alte Bevölkerung hingegen mehr als verdreifacht.

Der Bericht vergleicht die Altersstruktur der schweizerischen Wohn-bevölkerung in der Gegenwart mit jener anderer Länder. Danach gehört die Schweiz zu denjenigen Ländern, in denen der Anteil der alten Leute relativ groß ist. Immerhin weisen Frankreich, Österreich, Belgien und Schweden bedeutend höhere Altersquotienten auf.

Wie die Altersstruktur der Gegenwart durch die Vorgänge der Vergangenheit geprägt wird, geben die demographischen Veränderun-gen von heute Anhaltspunkte für die Entwicklung in der Zukunft, die in verschiedener Hinsicht von größter Bedeutung ist. Es stellen sich namentlich die Fragen, wie sich der Bestand der alten Leute entwickeln und wie groß der Anteil der Gebrechlichen und der Pflege-bedürftigen ausfallen wird. Die möglichst genaue Beantwortung dieser Fragen erleichtert z. B. die Planung auf dem Gebiete 'der Alters- und Pflegeheime. Mit der Umschichtung ist das Problem der Bevölkerungs-vorausbereehnung verknüpft. Für die AHV stellte das Bundesamt für Sozialversicherung Vorausberechnungen an, die die Gliederung nach Alter und Geschlecht berücksichtigen und somit Rückschlüsse auf die künftige Altersstruktur erlauben. Die Entwicklung würde demnach wie folgt verlaufen.

Ausgehend von rund 5,3 Mio Personen zu Beginn des Jahres 1966 wird diese Stan-unbevölkerung bis in 20 Jahren die 6-Millionengrenze überschritten haben. Die 8-Millionengrenze dürfte hingegen erst Mitte des nächsten Jahrhunderts erreicht werden. Die Entwicklung der Alters-struktur wäre die folgende: Der Anteil der Jugendlichen geht bis zum Jahre 2050 ständig zurück. Die Quote der Erwachsenen im Alter von 20 bis 64 sinkt bis zum Jahre 1985 auf 548 Promille, erhöht sich wieder bis zum Jahre 2010 auf 568 Promille und ist ab diesem Zeitpunkt keinen großen Änderungen mehr unterworfen. Dagegen steigt vorübergehend der Anteil der mehr als 65 Jahre alten Personen auf 144 Promille und

bleibt dann während 25 Jahren, also bis 2010, annähernd konstant, um