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Ableitung psychologischer Vorhersagen und statistischer Hypothesen;

4. Methode

4.4 Ableitung psychologischer Vorhersagen und statistischer Hypothesen;

Berücksichtigung der Versuchspläne zu jeder erhobenen abhängigen Variablen eine psychologische Vorhersage abgeleitet und in testbare statistische Hypothesen umgesetzt. Dies wird wie im Abschnitt 3.4 für die jeweiligen Studien separat aufgelistet. Die Tabelle 11 und die entsprechenden Tabellen im Anhang C.2, C.3 und C.4 enthalten eine Übersicht über die den jeweiligen psychologischen Hypothesen der verschiedenen Studien zugeordneten Operationalisierungen.

Das Vorgehen wird an dieser Stelle exemplarisch wegen der besseren Lesbarkeit nur für Studie 1 dargestellt. Für die anderen Studien wird dieser Punkt im Anhang C beschrieben.

4.4.1 Psychologische Vorhersagen (PVn), Statistische Hypothesen (SHn) und Testplanung zu Studie 1: Wirksamkeit des Basistrainings nach Lauth und Schlottke

In Tabelle 11 werden die Psychologischen Hypothesen und die zugehörigen Operationalisierungen dargestellt.

Tabelle 11

Operationalisierungen der psychologischen Hypothesen

PH 1.1: Das Basistraining nach Lauth und Schlottke führt unter den praktischen Rahmenbedingungen einer kinder- und jugendpsychiatrischen Ambulanz zu Verbesserungen der Aufmerksamkeitsleistung sowie zu einer Verminderung hyperkinetischer Verhaltenssymptome.

Untersuchungsverfahren Kriteriumsmaße (AV) TAP

Geteilte Aufmerksamkeit

Standardabweichung

Anzahl Fehler

Anzahl Auslassungen Visuelles Scanning

Standardabweichung kritische Trials

Standardabweichung nicht-kritische Trials

Anzahl Fehler

Anzahl Auslassungen

Test d2 Konzentrationsleistungswert

Anzahl der Fehler FBB-HKS: Elternurteil

FBB-HKS: Lehrerurteil

Jeweils für die Bereiche Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität:

Anzahl erfüllter Kriterien

Kennwert CBCL

TRF Jeweils T-Wert der Skala Aufmerksamkeitsstörungen

PH 1.2: Das Basistraining nach Lauth und Schlottke führt zu positiven Veränderungen auf der Ebene der kognitiven Verhaltenshemmung. Den Kindern gelingt es durch das Training besser vorherrschende Handlungsimpulse zu unterdrücken und Interferenzen besser zu kontrollieren.

Untersuchungsverfahren Kriteriumsmaße (AV) Go/ Nogo

Standardabweichung

Anzahl Fehler

Anzahl Auslassungen

Inkompatibilität Standardabweichung

Anzahl Fehler

PH 1.3a: Das Basistraining nach Lauth und Schlottke führt zu einer Steigerung der funktionellen Nutzung des phonologischen Arbeitsgedächtnisses.

Untersuchungsverfahren Kriteriumsmaße (AV)

Mottier-Test Gesamtnachsprechleistung

PH 1.3b: Das Basistraining nach Lauth und Schlottke führt zu einer Verbesserung der psychosoziale Anpassung der Kinder.

Untersuchungsverfahren Kriteriumsmaße (AV) CBCL

TRF

Jeweils T-Wert der Skala Externalisierende Störungen

Jeweils T-Wert der Gesamtskala

Anmerkungen. PH: psychologische Hypothese, AV: abhängige Variable, FBB-HKS: Fremdbeurteilungsbogen Hyperkinetische Störungen, CBCL: Child Behavior Checklist, TRF: Teacher’s Report Form, TAP: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung.

Gemäß den Ansprüchen des Trainings nach Lauth und Schlottke und bisheriger Evaluationsuntersuchungen werden in der Trainingsgruppe in allen AVn Verbesserungen vom Vor- zum Nachtest erwartet. In der Wartegruppe sollten sich hingegen keine (bzw.

wegen z.B. Spontanremission, möglicher Reifungs- oder Retesteffekten lediglich geringfügige) Verbesserungen zeigen (vgl. Hager, 2000). Je nach Definition der AV äußern sich positive Veränderungen vom Vor- zum Nachtest in einem Absinken oder einem Ansteigen der entsprechenden Kennwerte.

Zur Überprüfung der PH 1 wurden mehrere abhängige Maße (AVn) herangezogen (s.o.). Zu erwarten ist für jede dieser AVn, mit Ausnahme des Konzentrationsleistungswertes im d2-Test, ein Absinken der Kennwerte vom Vor- zum Nachtest. Daraus ergibt sich folgende empirische Vorhersage, die exemplarisch für die AV Auslassungen im TAP-Untertest

„Geteilte Aufmerksamkeit“ dargestellt wird.

PV 1.1a: In der Trainingsgruppe (TG) nimmt die Anzahl der Auslassungen im TAP-Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ vom Vor- zum Nachtest deutlicher ab als in der Wartegruppe (WG), d.h. die Differenz der Auslassungen vom Vor- vs.

Nachtest ist in der TG größer als in der WG.

Die PVn werden in statistische Hypothesen (SHn) überführt, die sich auf die Mittelwerte der AVn beziehen. Die SHn werden nur dann geprüft, wenn im Falle eines erwarteten Absinkens der Kennwerte numerisch geringere Nachtest- im Vergleich zu Vortestwerten in der TG bzw. im Falle erwarteter Leistungszuwächse numerisch höhere Nachtest- im Vergleich zu Vortestwerten feststellbar sind. Exemplarisch für die AV Auslassungen im TAP-Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ lautet die statistische Interaktionshypothese (SH):

SH 1.1a: TG, V (A-GA) - µTG, N (A-GA)] - [µWG, V (A-GA) - µWG, N (A-GA)] > 0

Anmerkung: A-GA steht für die AV: Anzahl der Auslassungen im TAP-Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“, µTG bzw. µWG zeigt an, dass der Mittelwert für die Trainingsgruppe bzw. die Wartegruppe betrachtet wird, V steht für Vortest und N für Nachtest

Die Beträge in der Gleichung müssen einen positiven Wert annehmen, da davon ausgegangen wird, dass sich weder die Trainingskinder noch die Kontrollkinder von der Vor- zur Nachtestung verschlechtern.

Für die anderen abhängigen Maße sind die empirische Vorhersage und die statistische Hypothese (SH) analog aufzustellen.

Eine Ausnahme bildet, wie bereits erwähnt, der Konzentrationsleistungswert (KL) des d2-Tests. Hier wird vom Vor- zum Nachtest ein Leistungszuwachs, also ein Ansteigen des KL-Wertes erwartet. Als psychologische Vorhersage ergibt sich deshalb:

PV 1.1b: In der Trainingsgruppe steigt der KL-Wert vom Vor- zum Nachtest deutlicher an als in der Wartegruppe, d.h. die Differenz der KL-Werte von Vor- vs.

Nachtest ist in der TG größer als in der WG.

Als statistische Interaktionshypothese ergibt sich dann:

SH 1.1b: [µTG, N (KL) - µTG, V (KL)] - [µWG, N (KL) - µWG, V (KL)] > 0

Anmerkung: KL steht für den Konzentrationsleistungswert des d2-Test, µTG bzw. µWG zeigt an, dass der Mittelwert für die Trainingsgruppe bzw. die Wartegruppe betrachtet wird, V (Vortest) und N (Nachtest) beziehen sich auf den Erhebungszeitpunkt.

Zur Überprüfung der PH 1.2 werden ebenfalls verschiedene abhängige Maße (s.o.) eingesetzt, für die wieder jeweils eine PV formuliert wird. Wenn das Basistraining die theoretisch angenommenen Wirkungen zeigt, wird für jede dieser AVn ein Absinken der Kennwerte vom Vor- zum Nachtest erwartet. Die psychologische Vorhersage und statistische Hypothese sind daher analog zu der PV 1.1a und SH 1.1a zu formulieren, weswegen von einer nochmaligen Darstellung abgesehen wird.

Als Prüfinstanz der PH 1.3a wird die AV „Nachsprechleistung“ im Mottier-Test eingesetzt. Wenn das Training Transfer auf die funktionelle Nutzung des Arbeitsgedächtnisses zeigt, erwarten wir einen Leistungszuwachs, d.h. ein Ansteigen der Nachsprechleistung vom Vor- zum Nachtest. Die psychologische Vorhersage und die statistische Hypothese entsprechen dann formal der PV 1.1b und SH 1.1b.

Zur Überprüfung der PH 1.3b werden der T-Wert Gesamtskala und der T-Wert der Skala Externalisierende Störungen der CBCL und der TRF als AVn herangezogen. Wenn die Trainingsmaßnahme Transfer auf die psychosoziale Anpassung zeigt, erwarten wir bei diesen AVn ein Absinken der entsprechenden Kennwerte vom Vor- zum Nachtest. Für jede abhängige Variable werden die psychologischen Vorhersagen und die statistische Hypothese dann wieder analog zu der PV 1.1a und SH 1.1a abgeleitet.

Für die Prüfung der psychologischen Hypothesen 1.1 bis 1.3b findet in Anlehnung an die Überlegungen von Hager (1992) eine separate Prüfung für alle Operationalisierungen

statt. Mit diesem univariaten Vorgehen kann das Problem einer Kumulation der Fehlerwahrscheinlichkeiten bei mehreren abhängigen Variablen umgangen werden.

Bei der Ableitung (und Testung) von Vorhersagen wird auf Überlegungen von Hager (1995) zurückgegriffen. Hiernach kann der Nachweis eines erwartungskonformen Ausgangs der Intragruppenvergleiche als Voraussetzung für eine sinnvolle Prüfung des Vergleiches zwischen den Versuchsgruppen angesehen werden, und die Tests innerhalb der Versuchsgruppen werden von denjenigen zwischen den Versuchsgruppen getrennt bzw.

gehen diesen voraus. Gelangt man aufgrund der durchgeführten Tests über die Intragruppenvergleiche zu der Entscheidung, dass keine erwartungskonformen Veränderungen stattgefunden haben, wird auf den Test über den Intergruppenvergleich verzichtet.

Testplanung zu Studie 1

Ein Aspekt von größerer Bedeutung im Rahmen der Versuchsplanung betrifft die Kontrolle der Determinanten von Signifikanztests. Bei gegebener Stichprobengröße und geschätzter Effektgröße ist es möglich, sowohl das Signifikanzniveau α als auch die Wahrscheinlichkeit β für falsche Entscheidungen simultan zu kontrollieren (vgl. Hager, 1987). Die Testplanung wird im Folgenden für Studie 1 für den jeweils interessierenden Interaktionskontrast der isolierten Evaluation anhand der Hagerschen Testplanungsstrategie 2 vorgenommen. Für die Studien 2 – 4 und die vergleichenden Evaluationen werden die entsprechenden Werte jeweils nach Darstellung der Psychologischen Vorhersagen und Statistischen Hypothesen kurz beschrieben.

Da in den durchgeführten Studien die Stichprobengröße n festgelegt ist, wird mit Hilfe einer Schätzung für die Effektgröße δ und die mittlere Korrelation ρ über alle Paare von Wertereihen sowie der Setzung des Signifikanzniveaus α auf den allgemein akzeptierten Wert von 0.05 der Wert für die Irrtumswahrscheinlich β berechnet. Die Formel für den Fall einer intraindividuellen Bedingungsvariation mit zwei Versuchsbedingungen wurde Hager (1999) entnommen und entsprechend umgeformt. Als Schätzung für die Effektgröße d wird der Wert 0.5 eingesetzt, der sich an den Ergebnissen vergleichbarer Trainingsstudien orientiert. Als akzeptabler Schätzwert für die mittlere Korrelation über alle Paare von Wertereihen kann nach Hasselhorn und Hager (1996) ein Wert von .6 angenommen werden. Bei einer Stichprobengröße von maximal 15 (für Studie 1) errechnet sich für den Interaktionskontrast (unter Verwendung der Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung in Bortz, 1993) in der isolierten Evaluation für die Fehlerwahrscheinlichkeit β ein Wert von .55. Über den

Ausdruck 1- β kann damit auch die Teststärke eines Signifikanztests bestimmt werden. Für den Interaktionskontrast liegt sie bei einem Wert von 0.45. (Durch drop-out aus unterschiedlichen Gründen wurden die Zellen zum Teil kleiner; der Minimalwert liegt bei 9 bei den Fremdbeurteilungsbögen. Die Fehlerwahrscheinlichkeit β erhöht sich hier auf den Wert von .68).

4.4.2 Psychologischen Vorhersagen (PVn), Statistische Hypothesen (SHn) und Testplanung zu Studie 2: Wirksamkeit der Kombination von Basistraining und Strategietraining nach Lauth und Schlottke

Der Leser vergleiche hierzu bitte Anhang C.1.

4.4.3 Psychologischen Vorhersagen (PVn), Statistische Hypothesen (SHn) und Testplanung zu Studie 3: Wirksamkeit des THOP

Der Leser vergleiche hierzu bitte Anhang C.2.

4.4.4 Psychologische Vorhersagen (PVn), Statistische Hypothesen (SHn) und Testplanung zu Studie 4: Wirksamkeit des Marburger Konzentrationstrainings

Der Leser vergleiche hierzu bitte Anhang C.3.

4.4.5 Psychologischen Vorhersagen (PVn), Statistische Hypothesen (SHn) und Testplanung zur vergleichenden Evaluation der Trainings aus den Studien 1 – 4

Der Leser vergleiche hierzu bitte Anhang C.4.